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Archiv "Studien zum Arzneimittelbudget: Ärzte reagieren auf die Mengenbegrenzung" (27.12.1993)

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POLITIK KURZBERICHTE

Opfer von Ausländerfeindlichkeit

Medizinisch versorgt was dann?

Die Erfahrungen der Vorsitzenden des Vereins „Aktion Cura — blatt, Heft 41/1993) bestätigt. Der Beitrag motivierte die Mitglieder Hilfe für Opfer von Ausländerfeindlichkeit e.V.", Ursula Kinkel, wur- des Vereins zu verstärktem Engagement im Bereich der Hilfe und den durch den Aufsatz „Schweigen macht Täter" (Deutsches Ärzte- Unterstützung für die Opfer von Ausländerfeindlichkeit.

Zunächst einige Informationen zur „Aktion Cura": Gegründet wurde der Verein im Februar 1993 mit dem Ziel, Opfern von Ausländerfeindlich- keit nicht nur finanzielle Hilfe anzu- bieten, sondern sie auch zu betreuen, Fremdenhaß zu bekämpfen, für ein harmonisches, von Toleranz gepräg- tes Miteinander von Deutschen und Ausländern ohne Angst voreinander zu werben.

Unsere substantielle Hilfe be- steht zum Beispiel aus einem Erho- lungsurlaub für die betroffenen Fa- milien, Unterstützung bei der Suche nach zumutbarem Wohnraum, Besu- chen, Zuwendungen für zerstörte Einrichtungen, Finanzierung von Psychotherapien, Nachhilfeunter- richt für Kinder. Durch Geld können natürlich Verletzungen nicht geheilt und der Verlust von Angehörigen nie wieder gutgemacht werden; materiel- le Hilfe ermöglicht jedoch in vielen Fällen wieder ein Leben unter men- schenwürdigen Bedingungen.

Die Mauer des Schweigens und der Inakzeptanz ist für uns freilich überall zu spüren: Nach dem Besuch bei dem überlebenden Teil einer Ausländerfamilie geraume Zeit nach einem Anschlag stand die Frage ei- nes Ortsansässigen im Raum: „War- um machen Sie denn bei denen einen Besuch? Davon redet doch in . . . kein Mensch mehr!"

Wen wundert es, daß sich Opfer von Ausländerfeindlichkeit aus Furcht vor neuen Gewalttaten scheu verkriechen? Möglichen Hilfsange- boten, vor allem privaten Organisa- tionen gegenüber, begegnen sie meist mit Mißtrauen, falls sie überhaupt von ihnen Kenntnis erhalten. Wir versuchen, unsere Hilfe behutsam zu leisten, vor allem bei den Opfern, die aufgrund eines aufsehenerregenden Anschlags bereits einmal im Ram- penlicht der Öffentlichkeit standen.

Die Kontaktaufnahme zwischen Opfern und Helfern ist ein kompli- zierter Vorgang, der geprägt ist durch Angst, Scham und Verständi- gungsschwierigkeiten. Oft haben wir Mühe, die Opfer überhaupt aufzu- spüren, wobei der unvermeidliche Datenschutz eine erschwerende Rol- le spielt.

Die behandelnden Ärzte sind für die Opfer die ersten Kontakt- und Vertrauenspersonen. Sie wissen auch, daß nach der medizinischen Behandlung beziehungsweise Entlas- sung aus dem Krankenhaus oft die Probleme erst richtig beginnen. Wie verarbeitet ein Gewaltopfer das Ver-

Seit die Ärzte mit einem Arznei- mittelbudget auskommen müssen, wird immer wieder behauptet: Pa- tienten, die regelmäßig teure Arznei- mittel brauchen, würden vermehrt von Primärärzten an Fachärzte abge- schoben, und sie würden häufiger in Krankenhäuser eingewiesen.

Um dies wissenschaftlich zu überprüfen, beauftragten 40 weltweit tätige, forschende Pharmaunterneh- men, darunter auch die Medizinisch- Pharmazeutische Studiengesellschaft

brechen, und wie bewältigt es die ver- änderte Lebenssituation? Ich möchte an die Ärzte appellieren, die betrof- fenen Patienten rechtzeitig mit den sich anbietenden Einrichtungen ver- traut zu machen. Neben Sozialäm- tern und kirchlichen Organisationen ist „Aktion Cura" hier sicher nicht die einzige, aber eine gute Adresse:

Ursula Kinkel

Vorsitzende von „Aktion Cura — Hilfe für Opfer von Ausländerfeind- lichkeit e.V."

Postfach 12 03 49 53045 Bonn

(Bankverbindung: Sparkasse Bonn, Konto 8 555 666, BLZ 380 500 00)

(MPS), Prof. Dr. J.-Matthias von der Schulenburg mit einer entsprechen- den Studie. Er ist am Institut für Versicherungsbetriebslehre an der Universität Hannover tätig.

Ergebnis der Arbeit des Profes- sors und seines Mitarbeiters Oliver Schöffski: Es gibt Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Arz- neimittelbudget und der Ein- bezie- hungsweise Überweisungshäufigkeit von Patienten. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres sei die relati-

Studien zum Arzneimittelbudget

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Arzte reagieren auf die Mengenbegrenzung

Haben die Ärzte ihr Verordnungsverhalten geändert, seit es ein Arzneimittelbudget gibt?

Diese Frage wird seit dem Inkrafttreten des Gesundheitsstrukturgesetzes diskutiert. Nun wurden jedoch Studien zum Thema „Wirkungen des Arzneimittelbudgets" vorgelegt, die ei- ne im Auftrag der Medizinisch-Pharmazeutischen Studiengesellschaft, die andere von der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. Hauptthese beider Arbeiten: Das Verhalten der Ärzte hat sich verändert.

Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 51/52, 27. Dezember 1993 (13) A1-3417

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POLITIK

ve Häufigkeit der Krankenhausein- weisungen um zehn Prozent, die der Überweisungen um neun Prozent ge- stiegen (Vergleich mit dem Vorjahr).

Noch auffälliger seien die Ergebnisse bei Patienten mit bestimmten Indika- tionen wie Parkinson, Hypertonie und Ulkus. Eine ökonomische Folge des veränderten Verhaltens der Ärz- te ist nach Auffassung von von Schu- lenburg und Schöffski, daß die Ein- sparungen durch das Arzneimittel- budget durch Mehrausgaben, eben zum Beispiel im Krankenhaussektor, kompensiert werden.

Das alles ergab zumindest die Auswertung entsprechender Daten der Datenbank Medibase des Insti- tuts für Medizinische Statistik in Frankfurt/Main. Dabei handelt es sich um Informationen aus 409 Pra- xen von Praktikern und Internisten.

Ist nun wissenschaftlich nachge- wiesen, daß Allgemeinärzte und In- ternisten aufgrund des Arzneimittel- budgets häufiger als früher zu Fach- ärzten überweisen und in Kliniken einweisen? Wenn man die Studie von Anfang bis Ende liest, muß man sa- gen: Nein. Am überzeugendsten sind noch die statistischen Vergleiche zwi- schen dem ärztlichen Verhalten in 1992 und 1993. Doch schon die The- se, das Überweisungsverhalten habe sich vor allem bei Patienten mit spe- ziellen Erkrankungen auffällig geän- dert, kann nicht eindeutig belegt wer- den. Ausgewählt wurden für diese Teilbetrachtung die Erkrankungen Parkinson, Hypertonie, Asthma, Ul- kus und Krebs. Wer kann bei der Auswertung von gut 400 Praxen in solchen Fällen noch von statistisch signifikanten Daten und bundeswei- ter Aussagekraft sprechen?

Den Autoren mag man zugute halten, daß sie diese Probleme selbst ansprechen. So wird darauf hinge- wiesen, daß bei den Einweisungszah- len „wegen der kleinen Stichprobe nur noch die Ergebnisse für Hyperto- nie hochsignifikant" sind. Auf einen anderen kritischen Punkt gehen die beiden Wissenschaftler ebenfalls ein:

Bei den Hochrechnungen über verla- gerte Kosten infolge des Arzneimit- telbudgets sei zu bedenken, daß so- wohl im ambulanten als auch im sta- tionären Bereich des Gesundheits- wesens Budgets existieren. Im Klar-

KURZBERICHTE

text: Theoretisch können durch ver- mehrte Über- und Einweisungen zwar der Arbeitsdruck auf die Be- schäftigten im Gesundheitswesen steigen und der Aufwand für einen Patienten. Es können auch indirekte Mehrkosten entstehen durch erhöhte Arbeitsausfallzeiten bei Patienten, die mehr Zeit bei Ärzten oder gar in der Klinik verbringen. Unter dem Strich können die direkten Gesamt- kosten theoretisch jedoch nicht stei- gen, da sie schließlich gedeckelt sind.

In Wirklichkeit mag es zu Defizi- ten bei Krankenhausträgern kommen oder dazu, daß man Patienten ab- weist und auf diese Art kompensiert.

Dann müßte man aber in Hochrech- nungen tatsächliche Defizite einbe- ziehen und gegebenenfalls verringer- te Patientenzahlen, um Kostenverla- gerungen schlüssig zu begründen. th

Folgen für die Qualität

der Versorgung

Unterdessen meldete sich die Kassenärztliche Vereinigung Nieder- sachsen zu einem anderen Aspekt der Arzneiverordnung unter den neuen Rahmenbedingungen des GSG zu Wort. Während Bundesge- sundheitsminister Horst Seehofer wiederholt erklärt hat, daß mit dem Arzneimittelbudget keinerlei Quali- tätseinbußen in der medikamentösen Therapie verbunden seien, verweist der niedersächsische KV-Vorsitzen- de, Dr. med. Bodo Strahl, auf anders- lautende Ergebnisse einer Studie mit bis zu 100 Arztpraxen. Danach pro- gnostizieren die Ärzte in neun Pro- zent aller durch das Gesetz veranlaß- ten Therapiewechsel eine Ver- schlechterung des therapeutischen Nutzens für die Patienten.

Die Erhebung ist Teil eines seit 1992 laufenden Projekts mit der Be- zeichnung „Ärztliche Standort- und Faktorbeurteilung der ambulanten Patientenversorgung", kurz ÄSAM genannt. Dabei geht es um die Ana- lyse der Qualität und Struktur der kassenärztlichen Versorgung, um die Einstellung der Ärzte zu jeweils aktu- ellen gesundheitspolitischen Fragen und um die Auswirkungen der Ge- setzgebung auf die Arbeit der Kas-

senärzte. Befragt werden repräsenta- tiv ausgewählte Ärzte für Allgemein- medizin, Praktische Ärzte und haus- ärztlich tätige Internisten in Weser- Ems — einer Region, deren Versor- gungsstruktur auch unter soziode- mographischen Gesichtspunkten die wesentlichen Merkmale des gesam- ten Bundeslandes widerspiegelt.

Von insgesamt vier Untersu- chungen in diesem Jahr zur Arznei- verordnung hat das von der KV Nie- dersachsen beauftragte Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG) inzwischen zwei ausgewertet. Die er- ste galt der Arzneitherapie für Pa- tienten mit Schwindel, Hypotonie, Müdigkeit, Koordinationsstörungen, Schlafstörungen, innerer Unruhe, Angstzuständen und Gedächtnis- schwäche. Hier sehen 24 Prozent der befragten Ärzte ihre Verordnungs- möglichkeiten durch das GSG „et- was" und 56 Prozent sogar „stark ein- geschränkt". Von den daraus folgen- den Therapiewechseln waren Patien- ten mit der Diagnose Hypotonie und Schwindel-Syndrome mit jeweils 59 Prozent am stärksten betroffen, ge- folgt von neurologischen Diagnosen mit einem Anteil von 57 Prozent.

Als geringer empfanden die Ärz- te die Einschränkung ihrer Verord- nungsmöglichkeiten beim zweiten Meldethema, den trophischen und funktionellen Störungen der Beine:

32 Prozent fühlten sich „etwas", 44 Prozent „stark betroffen".

Die Studie zeigt aber auch, daß sowohl die Bereitschaft zu einem Therapiewechsel als auch die Inkauf- nahme einer therapeutischen Ver- schlechterung für den Patienten zu Jahresbeginn stärker ausgeprägt wa- ren als im weiteren Jahresverlauf.

Dennoch: Bei ausschließlich medizi- nisch bedingten Therapiewechseln wurde in keinem Fall eine Ver- schlechterung des therapeutischen Nutzens prognostiziert, bei GSG-be- dingten Umstellungen aber selbst zum Ende des Erhebungszeitraumes immerhin noch in neun Prozent aller Fälle. „Nach diesen Ergebnissen", heißt es dazu in der Zusammenfas- sung der Studie, „sind Arzneimittel- einsparungen also keineswegs folgen- los für die Qualität der Patientenver- sorgung." JM A1-3418 (14) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 51/52, 27. Dezember 1993

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