• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Harmonie in Zahlen" (20.04.1978)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Harmonie in Zahlen" (20.04.1978)"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

GESCHICHTE DER MEDIZIN

Die wichtigste Quelle der antiken Medizin ist das „Corpus Hippocra- ticum", eine umfangreiche medizi- nische Schriftensammlung, die auf das Wirken des berühmtesten grie- chischen Arztes, Hippokrates, zu- rückgeführt wird. Über den im 5.

Jahrhundert v. Chr. in der Ärzte- schule von Kos tätigen Hippokrates (Abbildung 5) und das Ausmaß sei- nes persönlichen Beitrages zu den Schriften des „Corpus Hippocrati- cum" weiß man wenig. Keineswegs umfaßt diese Quellensammlung nur Schriften der Ärzteschule von Kos, vielmehr handelt es sich um eine Sammlung heterogenster Schriften, in der auch Elemente der anders ausgerichteten Ärzteschule zu Kni- dos sowie Schriften aus folgenden Jahrhunderten, von denen die jüng- sten wohl aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammen, zu finden sind. So umfaßt die Entstehungsgeschichte des „Corpus Hippocratium" nahe- zu einen Zeitraum von 500 Jahren, die mit der Annahme, daß es sich um die Schulbibliothek der Ärzte- schule von Kos, die dann nach Überführung in die alexandrinische Bibliothek (um 300 v. Chr.) um wei- tere andersartige Schriften ver- mehrt worden ist, recht gut erklär- bar scheint.

Mögen auch im einzelnen zahlrei- che Widersprüche zwischen den verschiedenen Schriften bestehen

— das ist wohl in Anbetracht der 500jährigen Entstehungsgeschichte und der Zugehörigkeit zu mehreren Schulrichtungen nicht verwunder- lich —, so zeigt das gesamte Cor- pus doch in vielen Grundzügen eine große Übereinstimmung. Die- se übereinstimmenden Grundzüge

sind somit ein Beweis für die einheitliche Grundkonzeption der griechischen Medizin in den fünf vorchristlichen Jahrhunderten.

Auch die für das Mittelalter so bedeutende spätantike Lehre Ga- lens bleibt im wesentlichen dieser Tradition treu.

Die Hippokratiker wenden ihre Auf- merksamkeit den Einzelerschei- nungen zu, versuchen aber Zusam- menhänge zwischen den Einzeler- scheinungen zu entdecken und zu erklären. Im Kosmos wie im Men- schen sehen sie dieselben Urele- mente mit ihren Kräften und Quali- täten, ihr Sichvermischen und Sich- trennen unter einer ordnenden Kraft. Besonders deutlich werden im Corpus Hippocraticum pythago- reische Züge, wie die Lehre vom rechten Maß und der rechten Mi- schung der Bestandteile des Kör- pers sowie ihrer Erhaltung durch eine gesundheitsfördernde Umwelt und eine entsprechende Lebens- weise. Das Phänomen der sinnvol- len Ordnung im Organismus wird einer Naturkraft, der „Physis", zu- geschrieben; diese trägt zur Erhal- tung der Harmonie im Zusammen- spiel der Säfte und Qualitäten bei.

Der Mensch gilt als ein Mikrokos- mos im Makrokosmos, das heißt, alles im Körper ist der Welt nach- gebildet und wird durch ähnliche Prinzipien regiert. Mit der Ein- schränkung, daß die einzelnen Schriften des Corpus Hippocrati- cum die Zusammensetzung des menschlichen Körpers unter- schiedlich angeben, kann man etwa folgende verallgemeinernde Gesamttendenz angeben: der Kör-

per besteht aus verschiedenen

„Elementen" — Feuer, Wasser, Luft, Erde —, die bestimmte Quali- täten besitzen. Das Warme ent- spricht dem Feuer, das Kalte der

Luft, das Feuchte dem Wasser, das Trockene der Erde. Analog den Elementen werden verschiedene den Körper konstituierende „Säfte"

unterschieden — Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle — denen wiederum bestimmte Kombinatio- nen der Qualitäten entsprechen, so ist z. B. das Blut feucht und warm, der Schleim feucht und kalt, die schwarze Galle trocken und kalt, die gelbe Galle trocken und warm (Abbildung 6). Die Säfte entstehen durch die Zerlegung der aufgenom- menen Nahrung, die die Hippokra- tiker ebenfalls nach deren Qualitä- ten beurteilen. Die Gesundheit be- wirkende richtige Mischung der Säfte, „Eukrasie", wird aufrechter- halten durch ein „inneres Feuer", das sich im linken Herzen befindet und das zu seiner Existenz der Zu- fuhr von „Pneuma" (Luft) und Nah- rung bedarf. Die individuellen Kon- stitutionen und Temperamente der Menschen beruhen auf der jeweils unterschiedlichen spezifischen Mi- schung der Bestandteile.

In der hippokratischen Krankheits- theorie spielen Hypothesen über die gestörte Ordnung der Säftemi- schung, die größte Rolle. Diese

„Dyskrasie" läßt die „Krankheits- materie" entstehen, deren „Roheit"

unschädlich gemacht werden muß durch „Kochung", erst dann kann der Organismus sie ausscheiden.

In günstigen Fällen vermag der Arzt die Ausscheidung durch pur- gierende Maßnahmen zu fördern und somit die „Physis" in ihrem heilenden Streben zu unterstützen.

Krankheit gilt als Störung der Har- monie der Säfte und Qualitäten.

Deren Gegensätze sind zwar not- wendig — sie ermöglichen ja erst die Harmonie, die „Zusammenfü- gung" im ursprünglichen Sinne dieses Wortes — aber sie müssen ein maßvolles Verhältnis zueinan- der einnehmen und bewahren.Auch äußere Einwirkungen auf den Kör- per müssen sich in harmonischen

Harmonie in Zahlen

Die Bedeutung der Prinzipien „Zahl" und „Harmonie" für das medizinische Denken der griechischen Antike

Hans-Jürgen Möller

Fortsetzung und Schluß

972 Heft 16 vom 20. April 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(2)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Zahlen-Philosophie

Übergängen vollziehen; alle plötzli- chen und maßlosen Einwirkungen schaden der bionomen Proportio- niertheit. Krankheit entsteht sowohl durch das „Allzuviel" wie durch das „Zuwenig". Aufbauend auf die- sen Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit, bedeutet Heilung die Wiederherstellung der Harmo- nie der Körperbestandteile durch Wiederherstellung des rechten Ver- hältnisses zwischen Nahrungsauf- nahme, Lebensweise und Umwelt- einflüssen. Die Therapie muß den ätiologischen Faktoren der Krank- heit qualitativ und quantitativ ent- gegenwirken; bald muß wegge- nommen, bald muß zugesetzt wer- den. Sooft Überfülle eines Stoffes die Krankheit erzeugt, heilt Entlee- rung; alle Krankheiten aber, die durch Leere, durch Mangel, entste- hen, heilt Anfüllung. Krankheiten, die durch übermäßige Anstrengung verursacht werden, heilt Erholung;

solche, die aus Untätigkeit erwach- sen, heilt Anstrengung.

Aus dieser Skizzierung wird schon klar, daß die „Diätetik" in der um- fassenden Bedeutung der Lebens- gestaltung die bedeutendste Thera- pieform und Prophylaxe darstellt.

Die „diätetischen" Verordnungen gestalten die individuelle Lebens- weise so, daß die Harmonie der in- neren und äußeren Verhältnisse aufrechterhalten oder wiederherge- stellt wird, sie muß die pathogene- tisch wirkende „Maßlosigkeit" ab- stellen. Als weitere Möglichkeit der Therapie bleiben dem Arzt purgie- rende Maßnahmen, die ebenfalls die angemessene Proportion der Säfte wiederherstellen können.

Das hier allgemein Dargestellte wollen wir nun durch einige Zitate aus dem „Corpus Hippocraticum"

belegen. Besonders in der Schrift

„Über die Diät", die zwar von der Forschung nicht der ursprüngli- chen hippokratischen Schule zuge- wiesen wird, immerhin aber aus der frühen Periode der Entstehung des Corpus Hippocraticum zu sein scheint, und die wegen ihres ge- schlossenen systematischen Auf- baues auffällt, findet sich eine Fülle von Äußerungen zu den oben skiz-

Abbildung 5: Antike Statue des Hippo- krates

zierten Hypothesen. Aber auch in den anderen Schriften läßt sich dieses Gedankengut nachweisen.

So lesen wir in „Die Natur des Menschen", einer Schrift, die von der antiken Tradition dem Schwie- gersohn des Hippokrates, Polybos, zugeschrieben wird und wohl zum Kern des Corpus Hippocraticum gehört, über die Ursache von Ge- sundheit und Krankheit folgende Äußerungen (ed. Litträ, VI, 40):

Der Körper des Menschen hat in sich Blut und Schleim und gelbe und schwarze Galle, und das ist die Natur seines Körpers, und dadurch hat er Schmerzen und ist gesund.

Am gesundesten ist er, wenn diese Säfte im richtigen Verhältnis ihrer Kraft und ihrer Quantität zueinan- der stehen und am besten ge- mischt sind. Schmerzen hat er, wenn etwas von ihnen zuviel oder zuwenig vorhanden ist oder sich im Körper absondert und nicht mit dem Ganzen vermischt ist. Denn notwendig wird, wenn etwas von diesen Säften sich absondert und für sich bleibt, nicht nur der Kör- perteil, von dem es sich absondert, krank, sondern es macht auch die Stellung, wo es sich sammelt und wohin es sich ergießt, durch Über-

füllung Schmerz und Beschwerden.

Und auch wenn aus dem Körper von diesen Bestandteilen mehr her- ausfließt, als er im Übermaß hat, macht die Entleerung Schmerz.

Deutlich weisen hier Worte wie

„richtiges Verhältnis", „am besten gemischt", „zuviel oder zuwenig",

„Übermaß", „mehr als" u. a. auf die pythagoreische Tradition hin. In der Schrift „de locis in homine"

wird dieses Element ebenfalls deut- lich, wenn der Verfasser den Schmerz auf das „Allzuviel" oder

„Zuwenig" zurückführt (Littrö VI, 40):

Schmerz entsteht sowohl durch das Kalte als auch durch das War- me, und zwar sowohl durch das Allzuviel als auch durch das Zuwe- nig.

Auch in der Schrift „Die Winde"

klingt dieser Gedanke an: ein Zu- viel oder Zuwenig von Luft verur- sacht Krankheit (Litträ, VI, 96):

Daß alle Lebewesen mit der Luft in einer gewichtigen Verbindung ste- hen, ist erklärt; die wichtigste Fol- gerung daraus ist mittelbar keine andere als die, daß die Krankheiten in der Hauptsache von dorther kommen: wenn die Luft in zu gro- ßer oder geringer Menge oder zu stark verdichtet in den Körper hin- einkommt.

Die Schrift „Über die Diät" führt in analoger Weise allgemeine Grund- sätze über die richtige Ernährung, körperliche Betätigung und Umwelt an (Littrö, VI, 470/472):

Man muß (...) die Wirkung der na- türlichen und der willkürlichen kör- perlichen Übungen genau kennen und wissen, welche von ihnen das Fleisch zur Zunahme und welche es zur Abnahme bringen, und nicht nur das, sondern auch das richtige Verhältnis der körperlichen Betäti- gung zur Menge der Nahrung, zur Konstitution des Menschen zu sei- nem Alter, zu den Jahreszeiten, zum Umschlag der Winde, zur Lage des Landes, in dem er lebt, und zur klimatischen Beschaffenheit des

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 16 vom 20. April 1978 973

(3)

5-C I ER, tuclisch.e Ton,

"JUPUTZ, (Apostel Markus, 5Ablatil Ni

er) civarz-echarf(-5t,

(eN aChrnittgh ,..kn) trotzig,unversci .- 41EIAINKA-101.ig0—

(Apostel gollannes) ,,SArUR ."'olydischeronArt,

SKORpiON

Abbildung 6: Schema der Humoralpathologie (nach R. Herrlinger) mim = rot: Corpus Hippocraticum, • = grün: Galen und Pseudogalen,

= schwarz: Spätere Ergänzungen, insbesondere spezielle Analogien zwi- schen Mensch, Musik und Planeten

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Zahlen-Plilosophie

Jahres. Ferner muß man den Auf- und Untergang der Gestirne ken- nen, damit man sich darauf ver- steht, Änderung und Übermaß bei Speisen und Getränken, bei Win- den und im ganzen Kosmos zu be- achten, weil daraus den Menschen die Krankheiten entstehen (...) Denn wenn man nach diesen Grundsätzen für jede einzelne Kon- stitution das richtige Maß der Er- nährung und die angemessene Zahl von körperlichen Anstrengun- gen finden könnte, so hätte man die Regeln der Gesundheitsfüh- rung für die Menschen in exakter Weise gefunden (..., 3 Sätze aus- gelassen). Aber wenn das richtige Verhältnis zwischen Nahrung und Übung sich nur ein kleines bißchen

verschiebt, so muß der Körper im Lauf der Zeit vom Übermaß des ei- nen überwältigt werden und in Krankheit verfallen.

Wiederum tritt uns also die Lehre von dem richtigen Maß der Propor- tionen und der Störung dieser har- monischen Verhältnisse in Worten wie „richtiges Verhältnis", „Über- maß", „angemessene Zahl", „rich- tiges Maß" usw. entgegen. Das

„richtige Maß" entscheidet in allen Bereichen des Lebens über Krank- heit oder Gesundheit. Insbesonde- re Arbeit, Nahrung und Umwelt müssen unter diesem Gesichts- punkt des „Maßes" betrachtet wer- den; alle Einflüsse auf den Men- schen sollen „maßvoll" sein, und er

selbst soll „maßvoll" leben. Da- nach orientiert sich auch die The- rapie z. B. in „Die Winde" (Littrö, VI, 92):

Denn die Heilkunst besteht im Weg- nehmen und Zusetzen, im Weg- nehmen des Überschüssigen und im Zusetzen des Fehlenden. Wer das am besten macht, ist der beste Arzt, und wer es am meisten daran fehlen läßt, ist am weitesten in der Kunst zurückgeblieben.

Dem Gedanken von der richtigen

„Harmonie" des Körpers gibt die Schrift „Über die Diät" expressis verbis Ausdruck (Littrö, VI, 482):

Denn ein jedes wird zuerst abge- sondert, zugleich aber auch ver- mischt. Wenn es den Platz wech- selt und die richtige Harmonie ge- funden hat, die drei Akkorde hat, die Quarte, die Quinte und die Ok- tave, lebt es und wächst es durch dasselbe wie vorher. Wenn es aber nicht die Harmonie findet und die tiefen Töne nicht zu den hohen stimmen, sei es in der Quarte, der Quinte oder der Oktave, so ist, wenn nur ein einziger Ton ausfällt, die ganze Stimmung verkehrt; denn dann gibt es keinen Zusammen- klang (...)

Wir wollen diese Zitatserie be- schließen, mit dem Hinweis, daß bei der Berechnung der „kritischen Tage" eine mystifizierte Zahlenleh-

re von Bedeutung ist, in der die Zahlen Sieben (vgl. die Schrift von der „Siebenzahnund Vier dominie- ren. Gerade an die „Vier" knüpfen die Pythagoreer zahlreiche Speku- lationen („Tetraktys"-Lehre: die Pythagoreer verherrlichten die Zahl 4, weil sich mit der Zahlenreihe 1 bis 4 die vier konsonanten Interval- le, das heißt Grundton, Oktav, Quarte und Quinte, beschreiben ließ, man in ihr also das Wesen der Harmonie verkörpert fand. Interes- sant ist in diesem Zusammenhang, daß Plato sich bei seinem Mythos von der Schöpfung der Weltseele dieser Tetraktys bediente).

Wir haben versucht darzustellen, wie die pythagoreische Lehre von den Prinzipien „Zahl" und „Harmo-

974 Heft 16 vom 20. April 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(4)

Abbildung 7:

Illustration aus einer Florenti- ner Handschrift um 1300 (Bibl.

Laurentiana, Laur. plut. 29, cod. 1.). Alle- gorische Dar- stellung der

„musica mundana",

„musica humana" und

„musica instrumentalis"

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Zahlen

-

Philosophie

nie" das medizinische Denken der Antike beeinflußte. Mit diesen Prin- zipien ließ sich die von den antiken Ärzten staunend erkannte Ordnung des menschlichen Organismus gut beschreiben und interpretieren. Da diese Prinzipien in der Auffassung der Pythagoreer allgemeine Prinzi- pien des Seins darstellten, wurde so der Mikrokosmos Mensch in den Zusammenhang des Makrokosmos einbezogen. Dieser Gedanke wurde von der spätantiken Philosophie (z.

B. Boethius) übernommen, die die Weltharmonie („musica munda- na"), die Harmonie des Menschen („musica humana") und die vom Menschen erzeugte Musik („musi- ca instrumentalis") miteinander verglich, wobei Boethius an der

„musica instrumentalis" nicht so sehr das akustische Phänomen und dessen sensuelles Erleben, son- dern die Kontemplation über die durch die Zahl beschreibbaren Proportionen der Musik interessier- te. Diese Analogie zwischen „mu- sica mundana", „musica humana"

und „musica instrumentalis" blieb eine im Mittelalter akzeptierte (vgl.

Abbildung 7) und von der Renais- sance noch weiter ausgebaute (Zar- lino u. a.) Theorie, die zu zahlrei- chen Spekulationen über das Ein- wirken des Makrokosmos auf den Mikrokosmos, insbesondere über den magischen Einfluß der Gestir- ne, verführte (Agrippa v. Nettesheim u. a.).

Im medizinischen Bereich wurde die Lehre von der Harmonie der Säfte durch Galen dem Mittelalter weitergegeben und besaß bis zum 17. Jahrhundert unbeschränkte Gültigkeit. Die Lehre von der har- monischen Lebensführung, der

„Diätetik", ist durch die Einführung wirksamer Medikamente, beson- ders in der Neuzeit, immer mehr in den Hintergrund gedrängt worden, kann sich in einer stark verengten Weise — als Lehre von der gesun- den Ernährung im Krankheitsfall — aber bis auf den heutigen Tag be- haupten und hat eine neue Da- seinsberechtigung durch die Ent- deckung hormonal bzw. enzyma- tisch bedingter Stoffwechselstörun- gen bekommen.

Die von der Antike beobachtete bionome Ordnung des Organismus hat die Forscher aller Zeiten immer wieder in Erstaunen versetzt. Da man sie nicht erklären konnte, nahm man teleologische Theorien zu Hilfe und deutete das harmoni- sche Geschehen als Auswirkung

der „Physis" (Antike), als gottge- wollte Ordnung (Mittelalter) oder als Einfluß der „anima" oder der

„Lebenskraft" (Animismus Stahls, Vitalismus des 18. und frühen 19.

Jahrhunderts, Neovitalismus der Jahrhundertwende). Erst die Lehre von der Kybernetik konnte in jüng- ster Zeit mit der Annahme von Re- gelkreisen im Organismus diese te- leologischen Spekulationen ver-

drängen und durch eine validere Theorie von den Selbstregulations- vorgängen des Organismus er- setzen.

Die „Zahl" konnte zwar nicht den ihr von den Pythagoreern zugewie- senen metaphysischen Stellenwert behalten, bildet aber, aller Mystik entkleidet, bis heute die Basis aller Naturwissenschaften.

Literatur beim Verfasser

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Hans-Jürgen Möller Schillerstraße 37

8000 München 2

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 16 vom 20. April 1978 975

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

So gibt es für wetterfühlige Menschen ei- gentlich nur eine Therapie – nämlich die, dass sie sich so häufig wie möglich dem Wetter aussetzen, damit ihr Körper wieder lernt,

Schorre hatte daraufhin in einem Brief an die Bundesgesundheitsmini- sterin klargestellt, daß es sich hierbei um eine Forderung der KBV handele, nicht jedoch um eine Zusage der

Das Bündnis Gesund- heit 2000 startet seine Informationskampagne zur Gesundheitsreform.. Im Bündnis sind 36 Or- ganisationen der Gesundheitsberufe sowie die Deutsche

Chirurgen, Radiologen und Augenärzte hingegen müssen meist Spezialpro- gramme einsetzen, die auf die besonderen Bedürfnisse die- ser Fachgruppen zugeschnit- ten sind.. Bei

Wichtig ist auch die Frage, ob eine offene oder ge- schlossene Wunde vorliegt: Bei offenen Wunden dürfen auf- grund der drohenden Okklu- sion keineswegs fetthaltige Sal- ben

Bei der Dia- gnose Weizensensitivität handelt es sich immer um eine Ausschluss- diagnose nachdem weder die für eine Zöliakie typischen Antikörper noch die bei einer Weizenallergie

schmerzen treten seltener auf als unter einem Schorf und ein Verkleben mit einer zusätzlich angewendeten mechanischen Schutzbarriere, also einem Pflaster oder einem Verband, ist

(Sprung ins kalte Wasser oder Schwellungen im Halsbereich durch den Genuss von kalten Speisen) möglich sind.. Generell ist es ratsam, ein Notfallset mit Medikamenten mit sich