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Archiv "Von schräg unten: Flucht" (20.11.2009)

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S C H L U S S P U N K T

VON SCHRÄG UNTEN

Flucht

Dr. med. Thomas Böhmeke

bar, die Stellenschlüssel würden in der Schweiz dem Arbeitsaufwand entsprechen, sodass auch Zeit bleibe, sich um die Familie zu kümmern. Ja, so weiß er auf die nächste Frage zu berichten, die Honorierung der Arbeit sei im Ausland viel üppiger, was auch die Unterstüt- zung der täglichen Arbeit durch die Geschäftsführung seiner Klinik anbelange. Nein, so entkräftet er meine Bedenken, man habe ihm keinerlei Steine in den Weg ins Ausland gelegt. Er habe sogar die Umzugskosten von der Steuer absetzen können. Natürlich würde er es auch nicht verstehen, warum in Deutschland eine vor- zügliche Ausbildung medizinischer Fachkräfte finan- ziert werde, damit andere Staaten in den investitions- freien Genuss von qualifizierten Medizinern kämen.

Ich stelle keine weiteren Fragen mehr. Es ist deprimie- rend, wenn alle Vorurteile bestätigt werden, weil damit die Hoffnung auf einen Irrtum mit glücklichem Aus- gang erlischt. Ich suche nach einer tröstlichen Erklä- rung für die Missstände. Welches staatslenkende Organ ist hierfür verantwortlich? Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist zwar zuständig dafür, knappe Ressourcen zu verteilen, aber die Schweiz ist wohl kaum unter den hilfebedürfti- gen Drittländern einzureihen. Das Innenministerium ist uns Medizinern mit Sicherheit wohl gewogen, da wir die Streiktage der letzten Jahre dergestalt organisiert haben, dass die Versorgung der Patienten gesichert war;

sozusagen die Organisation der Streikbrecher durch die Streikleitung. Das Bundesministerium der Finan-

zen kann ich auch nicht zur Rechenschaft zie- hen, da es im geschilderten Fall die Deutsch- landflucht steuertechnisch unterstützt. Bleibt also nur das Ministerium für Gesundheit übrig.

Ja, die müssen dafür verantwortlich sein. Denn hervorragend ausgebildete Ärzte sind nicht nur teuer in der Ausbildung, sondern führen auch eine aufwendi- ge Diagnostik und Therapie durch. Und das ist genau

das Gegenteil von der Schnäppchenmedi- zin, die von uns gefordert wird. Aber das

haben die anderen Staaten uns voraus:

Sie haben erkannt, dass Gesundheit kein Schnäppchen ist.

Dr. med. Thomas Böhmeke ist niedergelassener Kardiologe in Gladbeck.

A

m Wochenende bin ich auf einer Party eingela- den, und wie es der Zufall so will, komme ich ins Gespräch mit einem Chefarzt, der erfolgreich im Aus- land, sprich in der schönen Schweiz, tätig ist. Ich nutze natürlich die Gelegenheit, lieb gewonnene Vorurteile zu überprüfen. Ja, so meint er, deutsche Ärzte seien im Ausland tatsächlich hochwillkommen, da sie über eine exzellente Ausbildung verfügten und überdurchschnitt-

lich belastbar seien. Nein, so fährt er fort, die Situation sei mit deut-

schen Kliniken nicht vergleich-

[104] Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 47

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20. November 2009

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