Dr. Rolf Thier Foto: KV No
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Sozialwahlen 1986 KURZBERICHT
Nicht nur für Frauen
Für Ärzte sind die Sozialwahlen nicht nur wegen der Berufsgenos- senschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege von Interes- se. Angestellte Arztinnen und Ärzte sowie die Beschäftigten in Arztpra- xen und anderen ärztlich geleiteten Einrichtungen werden vielmehr von den Trägern der gesetzlichen Kran- ken- und Rentenversicherung zur Wahl gerufen. Allerdings wird nur bei 35 Versicherungsträgern direkt gewählt, während bei den übrigen die Besetzung der Selbstverwal- tungsgremien aufgrund von Ab- sprachen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Organisationen erfolgt — ein nicht unbedingt demo- kratischer Zug.Immerhin, bei der Bundesversiche- rungsanstalt für Angestellte zum Beispiel wird direkt gewählt und auch bei vielen Krankenkassen. Der Wähler ist gut beraten, sich die zur Wahl stehenden Organisationen und deren Vertreter genau anzuse- hen. Denn neben bekannten Namen treten bei den Sozialwahlen auch häufig spezielle, nur für diese Wah- len und nur für einzelne Versiche- rungsträger gebildete Wählerge- meinschaften auf. Diese können durchaus seriös sein. Es empfiehlt sich jedoch, sich über den Hinter- grund unbekannter Wählergemein- schaften zuvor zu informieren.
Im Zeichen der Emanzipation sei es erlaubt, auf eine Besonderheit hin- zuweisen — eine Vertretung speziell für Frauen: Der Verband der weib- lichen Angestellten wirbt unter den weiblichen Wählern mit dem Slogan
„Wir Frauen entscheiden die So- zialwahlen". Der VWA, der in frü- heren Jahren mit dem Namen der CDU-Sozialpolitikerin Margot Kalin- ke verbunden war, gleichwohl aber parteipolitisch neutral ist, mahnt die Frauen: „Bei den Sozialwahlen geht es um unsere soziale Sicherung, damit wir für unsere hohen Beiträge gerechte Leistungen erhalten und an unseren Rechtsansprüchen nicht gerüttelt wird". Das gilt schließlich nicht nur für Frauen. NJ
In drei KVen:
Modellversuch zur Reform des EBM
Die Delegierten der Vertreterver- sammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein diskutier- ten am 12. April 1986 im Kölner Ärztehaus sehr eingehend die Be- mühungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung um eine Re- form des Einheitlichen Bewer- tungsmaßstabes (EBM) für ambu- lante ärztliche Leistungen. Sie würdigten dabei insbesondere auch die Verdienste, die sich der nordrheinische KV-Vorsitzende und Zweite Vorsitzende der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung, Dr. med. Rolf Thier (Düsseldorf), im Vorfeld der außerordentlichen Vertreterversammlung der KBV am 5. April in München um das Zu- standekommen eines Konsenses über die weitere Reformarbeit er- worben hat. (Die in München fast einstimmig gefaßte Entschließung der KBV-Vertreterversammlung ist in Heft 16 des Deutschen Ärzte- blattes vom 18. April zusammen mit einer ausführlichen Darstel- lung der von dieser VV erörterten Problematik der kassenärztlichen Gebührenordnungsreform veröf- fentlicht worden).
Dr. Thier unterstrich in seinem Re- ferat vor den Delegierten der Kas- senärztlichen Vereinigung Nord- rhein die Bedeutung des einmütig beschlossenen Modellversuches, nämlich einer Erprobung der um- strukturierten EBM-Teile „Grund- leistungen" und „Labor" durch ei- nige hundert Kassenärzte in Zu- sammenarbeit mit dem Zentralin- stitut für die kassenärztliche Ver- sorgung.
Bei diesem Modellversuch im drit- ten Quartal 1986 wird es sich, so Dr. Thier, um Simultan-Abrech- nungen in den Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein, Westfa- len-Lippe und Nord-Württemberg handeln. Die teilnehmenden Kolle- gen werden — selbstverständlich auf der Basis der Freiwilligkeit —
repräsentativ für die gesamte Ärz- teschaft ausgewählt.
Nachdem auch Dr. Norbert Tautz, der Zweite Vorsitzende der KV Nordrhein, die Bedeutung des Mo- dellversuches für die Evaluierung der Qualität und eines soliden Fi- nanzbodens der Umstrukturierung unterstrichen hatte, beauftragten die Vertreter der 11 000 rheinlän- dischen Kassenärzte unter der Zu- stimmung so erfahrener kassen- ärztlicher Berufspolitiker wie Pro- fessor Bourmer, Dr. Muschallik und Dr. Roos ihren KV-Vorsitzen- den Dr. Rolf Thier, die Reform ei- nes neuen EBM als „Gesamtpa- ket" tatkräftig voranzutreiben und
durch die Beteiligung von Arbeits- gruppen aus der nordrheinischen Kassenärzteschaft zu fördern.
Für seine KBV-Aktivitäten gaben sie ihm folgende von Dr. Gernot Blum eingebrachte Entschließung mit auf den Weg: „Die Vertreter- versammlung der KV Nordrhein fordert den KBV-Vorstand auf, ei- ne außerordentliche Sitzung der KBV-Deleg ierten-Versammlung vor Verabschiedung der komplet- ten Neufassung des EBM durch den Bewertungsausschuß Ärzte/
Krankenkassen einzuberufen, mit dem Ziel der Diskussion der vorge- sehenen Regelungen." DP/EB 1190 (28) Heft 17 vom 23. April 1986 83. Jahrgang Ausgabe A