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Archiv "Gesundheitspolitik: Gegen EBM-Reform" (03.08.1998)

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A-1878 (6) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 31–32, 3. August 1998

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Gesundheitspolitik

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Wahlhil- fe“ von Norbert Jachertz in Heft 22/1998:

Gegen EBM-Reform

. . . Ich verfechte ohne Wenn und Aber die Einzel- leistungsvergütung, ich sehe nicht das Hamsterrad, son- dern eine de facto längst er- folgte Leistungsverlagerung von stationär nach ambulant, die nicht honoriert wird, und ich erachte das „Wildern“ in

„fremden“ Fachbereichen als eine Willensentscheidung der Patienten und halte das für et- was wie den Ausdruck freier Marktwirtschaft. Meines Er- achtens ist die KBV gar nicht befugt, so weitreichende EBM-Veränderungen vorzu- nehmen wie in den letzten mittelbare Arbeitskraft) Hil-

fe. Das AiP dient anderthalb Jahre als Schutzschild vor dem Status eines Sozialhilfe- empfängers . . .

Dr. med. Astrid Gätsch, Cla- mersdorfer Straße 45, 28757 Bremen

Unverständlich

In Ihrem Leitartikel ha- ben Sie die Vorsitzende des Deutschen Ärztinnenbundes, Frau Dr. Astrid Bühren, mit einer Aussage zitiert, die so- gar für mich als Mann unver- ständlich ist.

Die Aussage, Berufsan- fängerinnen sollten sich doch auf ihre typisch weiblichen Eigenschaften besinnen und in die Präventivmedizin ge- hen, widerspricht meinem Verständnis von den „Aufga- ben“ des Ärztinnenbundes.

Solch eine Aussage kann leicht als Kapitulation vor den Problemen einer berufs- tätigen Frau in unserem Be- ruf mißverstanden werden.

Sie schadet nicht nur weibli- chen Neubewerbern, die ge- nauso ein Recht auf freie Be- rufsentfaltung haben wie ihre männlichen Kollegen. Sie ist auch Wasser auf die Mühlen der Verfechter des „Heim, Herd, Kinder“-Prinzips.

Rolf Grube, Düsseldorfer Straße 37, 40667 Meerbusch

Sehr betroffen

Via medici. Ein Kongreß für Ärzte zur Information über Zukunftschancen. Die Medizin ist nicht nur einer der teuersten Studiengänge, sondern wird von den Stu- denten mit großen morali- schen und ethischen An- sprüchen begonnen. Die Uni- versitäten sind überfüllt, die Lehre ist praxisfern. Effekti- ver Unterricht ist kaum mög- lich. Schon seit Jahren. Was hat sich geändert? Das Studi- um wurde durch das AiP um eineinhalb Jahre verlängert.

Ein AiP ist Berufsanfänger.

Man muß eine Menge Ver- antwortung übernehmen. Die erfahreneren Kollegen haben

keine überschüssige Energie, die insuffiziente Ausbildung durch Lehren auszugleichen, da nach immensen Stel- lenkürzungen das Maß an un- bezahlten Überstunden voll ist. Ein AiP erhält ein gerin- ges Gehalt, muß davon leben.

Ein AiP als Glücklicher, Geschätzter von den ehemali- gen PJlern des Hauses ausge- wählt, erhängte sich kurz nach Beginn des AiP. Einer, der Verantwortung ernst nahm, nicht leichtfertig mit der neuen Aufgabe umging.

Sind die Sensiblen nicht viel- leicht die besseren Ärzte?

Unfaßbar. Täglich wird im Team zusammengearbeitet.

Anklagen möchte ich die be- ruflichen Rahmenbedingun- gen, nicht die Kollegen.

Wie krank sind eigentlich die Ärzte? Familien gehen an der Arbeitsbelastung zugrun- de. Auf der anderen Seite lei- den wir an der ungewollten Arbeitslosigkeit. Wenn Politi- ker nicht die Rahmenbedin- gungen ändern, sieht es mit der Gesundheit der Bevölke- rung schlecht aus. Dazu gehört auch die Gesundheit von uns. Ich bin sehr betrof- fen, fassungslos.

Stefanie Rolland, Weyertal 51, 50937 Köln

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Jahren. Aufgabe der KBV wä- re es vielmehr, die bestehen- den Seehofer-Gesetze darauf- hin zu prüfen, ob sie über- haupt noch mit deutschem Recht vereinbar sind . . .

Dr. Karlheinz Bayer, Forst- hausstraße 22, 77740 Bad Pe- terstal

Sozialpolitik

Zu dem Referat des Präsidenten der Bundesärztekammer und des Deut- schen Ärztetages, Dr. Karsten Vilmar, anläßlich der Eröffnung des 101.

Deutschen Ärztetages in Köln, wieder- gegeben in Heft 23/1998:

Fragwürdige These

. . . Was die vorgetra- genen Vorstellungen der SPD-Bundestagsfraktion zur Gesundheitspolitik anbe- langt, so scheint mir die The- se der Anbieterdominanz fragwürdig, da die Gesund- heitsnachfrage der Patienten ausgeklammert wird. Die Be- fürchtung überproportiona- ler Ausgabensteigerung ist aufgrund des medizinischen Fortschritts und des zuneh- menden Anteils der älteren Bevölkerung nicht ganz un- begründet. Darauf von seiten der Politik mit Budgetierung zu antworten ist zwar eine kurzfristig wirksame Maß- nahme, löst aber mittel- bis langfristig die Probleme nicht. Die Vorstellung vom Überfluß im Arzneimittelbe- reich erscheint mir ziemlich naiv: Substantiell können vie- le Krankheiten heute noch nicht ausreichend behandelt werden. Ist die Aussage nur finanziell gemeint, scheinen die SPD-Autoren die Preis- gestaltung neuerer Präparate nicht zu kennen . . .

Was hingegen die von der SPD vermuteten Defizite bei der Betreuung chronisch Kranker betrifft, so ließe sich das mit den Vorstellungen des Ärztetages zur Qualitäts- sicherung ärztlicher Berufs- ausübung verbinden. Bei zwei in der Praxis häufigen Erkrankungen, arterielle Hy- pertonie und Diabetes melli- tus, ließen sich ohne größere

Probleme Zielvorgaben fest- legen, zum Beispiel anhand des ABDM (jährlich) bezie- hungsweise HBA1c (viertel- jährlich), ergänzt um Ge- legenheitsblutdruck bezie- hungsweise Blutzuckermes- sung in der Praxis. Entspre- chende Bandbreiten wären zu definieren, mit Noten zu versehen, und nach einem entsprechenden Update der Praxiscomputer-Programme könnte der jeweilige Arzt von seinem Computer eine Benotung seiner Arbeit bei bestimmten Krankheiten er- halten und einen Ausdruck der Patienten, bei denen noch Therapiebedarf bezie- hungsweise Überzeugungsar- beit erforderlich ist (Compli- ance-Probleme). Der Arzt könnte so die Erfolge seiner Arbeit (intraindividueller Vergleich) im Zeitablauf und, sofern gewünscht, im in- terindividuellen Vergleich mit anderen Kollegen ermit- teln. Als eine mögliche Sam- melstelle solcher interindivi- duellen Vergleiche böten sich natürlich die KVen an, die ja die Abrechnungsdaten oh- nehin erhalten . . .

Dr. med. Manfred Kersch- reiter, Kirchstraße 25, 89150 Laichingen

Transplantationen

Gedanken zu Transplantationen:

Besser vorbeugen

Transplantationen schei- nen zur Zeit ein Hauptanlie- gen der Medizin zu sein. Was nützen jedoch Nierentrans- plantationen, wenn Nieren- versagen immer häufiger wird? Darüber, wie Trans- plantationen verhindert wer- den könnten, liest man jedoch praktisch nichts. Ein Drittel der Nierenschäden sollen durch Schmerzmittel verur- sacht sein. Die meisten rheu- matischen, neurologischen und angeblich psychosomati- schen Schmerzen (die es natürlich nicht gibt) ließen sich durch richtige Kleidung, Betten, Schlafzimmer, Woh- nungen, Ausschalten von Zug

S P E K T R U M LESERBRIEFE

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A-1881 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 31–32, 3. August 1998 (9)

und Schadstoffen und eini- germaßen richtige Ernährung verhindern und heilen. Den Nieren bekäme richtige Klei- dung auch direkt gut. Arthro- sen wären weitgehend ver- meidbar . . . Wir Ärzte befas- sen uns nicht mit echten me- dizinischen Problemen, son- dern betreiben Technik um der Technik wegen . . . Es scheint, als ob die Ärzte, was Forschung und Diskussion betrifft, wenig Interesse an Methoden zeigen, mit deren praktischer Anwendung sie nichts zu tun haben . . .

Dr. med. Elisabeth Innemee, Ludwigslust 102, 27308 Kirchherten

Krankenkassen

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Spiel mit dem Feuer“ von Josef Maus in Heft 21/1998:

Verharmlosung

. . . Es wäre aus meiner Sicht fatal zu glauben, alle Vorwürfe wären aus der Luft gegriffen. So hat beispielswei- se eine kardiologische Ge- meinschaftspraxis den Kas- sen Millionen DM zurück- erstattet, die ungerechtfertigt abgerechnet wurden. Bei der Behandlung von Blutern mit Blutgerinnungsfaktoren gab es in der Vergangenheit ebenfalls aktenbelegtes Fehl- verhalten. Überall dort, wo die Gewinnspannen der Her- steller groß sind (Gerin- nungsfaktoren für Bluter, Herzklappen etc.), ist die Versuchung groß, sich auf Kosten der Krankenkassen und damit der Beitragszahler zu bereichern. Es wäre im Sinne der deutschen Ärzte- schaft viel besser, wenn die Vertreter der Ärzteschaft in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen die Schuldi- gen ausmachen würden und das tatsächliche Vorkommen solcher Manipulationen auch offen eingestanden würde.

Dies stünde der Ärzteschaft gut an und würde das Bild der Ärzte in der Öffentlichkeit, insbesondere der vielen Kol- legen, die seriös sind und

keinen Zugang zu „dicken Brocken“ haben, sicherlich weniger beschädigen als eine Verharmlosung solcher Vor- fälle.

Prof. Dr. med. A. M. Ehrly, Theodor-Stern-Kai 7, 60596 Frankfurt/Main

Lehrgang

Zu dem Leserbrief „Unsinn“ von Dr.

med. Jürgen Brandis in Heft 23/1998, der sich auf eine Meldung über einen „Lehrgang für Ärzte aus Osteuropa“ in Heft 16/1998 bezog:

Blick für Menschlich- keit verloren

Es erschreckt mich zu- tiefst, daß manche Personen bei dem Wort „Kosten“ den Blick und das Empfinden für Menschlichkeit verlieren, vor allem aber auch die Grund- prinzipien der deutschen De- mokratie vergessen.

Ich selbst bin ausgesiedel- ter Arzt aus der ehemaligen GUS, und mir liegt nichts mehr am Herzen, als die Chance zu bekommen, zum Steuerzahler zu werden.

Meiner Meinung nach sollte die Integration auslän- discher Ärzte, denen es er- laubt worden ist, hier zu le- ben, nicht dadurch gefährdet werden, daß man ihnen ver- weigert, ihre Arbeit auszu- üben. Es ist sicherlich nicht der richtige Weg, Arbeitslo- sigkeit damit zu bekämpfen, daß man diesen Menschen das Recht auf Fort- und Wei- terbildung, was für einen deutschen Staatsbürger eine Selbstverständlichkeit ist, ab- erkennt. Die Ausübung des Arztberufes sollte nicht von der Herkunft, sondern von der Qualifikation des jeweili- gen Arztes abhängen. Ich hal- te Äußerungen wie die des Herrn Dr. Brandis für auslän- derfeindlich und, da viele Ärzte aus der ehemaligen GUS deutsche Staatsbürger sind, auch für inländerfeind- lich.

Dr. med./RUS Gleb Tarusi- nov, Obotritenring 418, 19053 Schwerin

S P E K T R U M LESERBRIEFE/BÜCHER

Das ZDF bringt am 11. August, ab 22.15 Uhr,in der Sen- dereihe „37°“einen Beitrag mit dem Titel „Ich bin nicht Jack the Ripper! Sexualstraftäter im therapeutischen Vollzug“.

Der Filmbericht von Erwin Michelberger porträtiert vier Patienten, die in der forensischen Psychiatrie der Rhei- nischen Landesklinik Bedburg-Hau therapiert werden. Es sind ausnahmslos solche „Fälle“, die zum Teil wiederholt straffällig geworden sind.

Die Gerichte haben festgestellt, daß die Täter psychisch kranke, persönlichkeitsgestörte Menschen sind. Der Film- bericht gibt Einblick in das Leben der Menschen, die krimi- nell geworden sind, ihren Alltag in einer geschlossenen Kli- nik verbringen müssen und zum Teil nur schwer zu therapie- ren sind. In der Vorankündigung zur Sendung heißt es:

„Dieser Film will einen Einblick in den Kreislauf der Ängste geben, in den Kreislauf der Gewalt. Nur wenn er verstanden wird, gibt es die Chance, ihn zu durchbrechen.“ EB

TV-Tip

Kardiologie

Ein Klassiker

Berndt Lüderitz: Herzrhyth- musstörungen. Diagnostik und Therapie, 5., völlig neu bearbeite- te und erweiterte Auflage, Sprin- ger-Verlag, Berlin, Heidelberg, u. a., 1998, XVII, 504 Seiten, 185 Abbildungen, 66 Tabellen, ge- bunden, 128 DM

Unter den umfangreichen medizinischen Fachbüchern gibt es solche, die man durch- blättert, sie sind schön und nett und füllen das Bücher- regal. Andere sind umfang- reich, und man benutzt sie, um gelegentlich etwas nach- zuschlagen. Und es gibt sol- che, die man für die täg- liche Arbeit einfach braucht.

Zu den letzteren gehört das Buch von Lüderitz über Herz- rhythmusstörungen, oder bes- ser gesagt: „der Lüderitz“.

Mit der völlig neu bearbei- teten und erweiterten Auf- lage ist dieses hervorragende Buch wohl endgültig zum deutschsprachigen Klassiker geworden.

Es enthält neben den elek- trophysiologischen Grundla- gen die medikamentösen und elektrischen Prinzipien der Rhythmustherapie, eine de- taillierte Darstellung der ver- schiedenen Syndrome und speziellen rhythmologischen Krankheitsbilder. Die Dar- stellung ist umfangreich und

erschöpfend, aber nie ermü- dend.

Die stichprobenartige Su- che zeigt eine hohe Aktua- lität von MADIT bis MAZE, die Literaturangaben reichen bis 1997 und sind somit eben- falls auf dem aktuellen Stand.

Der Mehrfarbendruck er- leichtert das Lesen und die Orientierung, die zahlreichen Tabellen und Abbildungen sind didaktisch gelungen.

Auch das Sizilianische Gam- bit, die aktuelle Einteilung der Antiarrhythmika ist – mit der notwendigen Kritik – ausführlich erläutert. Die Elektrotherapie mit antibra- dykarden und antitachykar- den Schrittmachern ist aktu- ell, detailliert und übersicht- lich dargestellt. Besonders beeindruckend ist das Kapi- tel über das Vorhofflimmern.

Hervorzuheben sind auch die vielen Hinweise und prakti- schen Tips für Diagnostik und Therapie der Rhythmus- störungen.

Schließlich enthält das Buch ein umfangreiches Glossar, das eine wohltuende Hilfe ist – auch für den erfah- renen Leser. Ein Buch dem- nach, das in die Hand eines je- des Arztes gehört, der sich mit Rhythmusstörungen und antiarrhythmischer Therapie beschäftigt. Für den Kardio- logen ist dieses Buch wohl ein Muß.

Herbert Löllgen, Remscheid

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