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Archiv "Reform des EBM: Krankenkassen verlangen Abstriche" (07.09.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 36⏐⏐7. September 2007 A2377

P O L I T I K

F

acharzt.de, 8. August 2007: „Ei- ne Vergütungsvereinbarung für die Jahre 2005 und 2006 haben die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Brandenburg und der Landesverband der Betriebskrankenkassen Ost ge- troffen. Nach KV-Angaben erhöht sich die Gesamtvergütung um die ma- ximal ansatzfähige Veränderungsrate der beitragspflichtigen Einnahmen sowie um weitere 1,15 Prozentpunkte für die West-Ost-Angleichung.“

Eine Meldung wie viele der letz- ten Jahre: zu zähen, rückwirkenden Einigungen über Gesamtvergütun- gen, zu umstrittenen Schiedsamts- sprüchen, zu stets engen Spielräu- men für die vertragsärztliche Vergü- tung. Dass alles besser wird, kann die Kassenärztliche Bundesvereini- gung (KBV) den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten trotz ihrer forcierten Arbeit am neuen Einheit- lichen Bewertungsmaßstab (EBM) immer noch nicht versprechen.

Niedrigere Pauschalen

Vielmehr werden die Differenzen in den Verhandlungen immer größer.

Nach Darstellung des KBV-Vor- standsvorsitzenden, Dr. med. An- dreas Köhler, wollen die Kassen am 10. September in den Bewertungs- ausschuss einen eigenen Entwurf zu einem Einheitlichen Bewer- tungsmaßstab einbringen. Sie set- zen offenbar alles daran, für die vertragsärztliche Honorierung nicht mehr Geld als bisher ausgeben zu müssen.

So schlagen die Krankenkassen vor, die von der KBV angesetzten Pauschalen um 15 bis 20 Prozent zu kürzen. Begründet werde dies da- mit, dass die Menge der erbrachten Leistungen zurückgehe, wenn diese im Rahmen einer Pauschale vergü- tet würden, so Köhler. Angesichts der politischen Forderungen nach

einer verbesserten hausärztlichen Versorgung sei dies „ein Signal, das man nicht verstehen kann“.

Mehrbedarf: nicht akzeptiert

Die Krankenkassen akzeptieren zu- dem die Begründungen nicht, mit de- nen die KBV seit Wochen eine insge- samt höhere Bewertung der Leistun- gen und Kostenpauschalen im neuen EBM fordert. Relevante Parameter sind für Köhler die Erhöhung der Mehrwertsteuer, die Tariferhöhun- gen für die Ärzte an Krankenhäusern und der Mehrbedarf an Praxismitar- beiterinnen infolge der gestiegenen Anforderungen in der ambulanten Versorgung.

Auch in einzelnen strukturellen Fragen besteht immer noch Dissens.

So sollen sich die Hausärzte statt auf vier auf drei altersabhängige Ver- sichertenpauschalen beschränken.

Einen Zuschlag für die Versorgung von multimorbiden/chronisch kran- ken Patienten lehnen die Kassen ab. Pauschalen Qualitätszuschlägen wollen sie ebenfalls nicht zustim- men, sondern lieber Einzelleistun- gen oder Leistungskomplexe vergü- ten. Für die Fachärzte wollen sie ein Konzept vorlegen, nach dem weite- re Einzelleistungen in Grundpau- schalen eingefügt werden sollen.

Dazu fordern sie Begrenzungen der Gesprächsleistungsanteile.

Unterschiedliche Vorstellungen dominieren zudem die Vorarbeiten an einer stärkeren Morbiditätsorientie- rung der Vergütung. So verlangen die Krankenkassen, dass die Morbidität auf der Basis gesicherter Diagno- sen gemessen wird. „Ein Hausarzt kommt aber nicht immer zu einer ge- sicherten Diagnose“, gab Köhler zu bedenken. Verdachtsdiagnosen seien doch Realität in Hausarztpraxen.

Dass der neue EBM den Hausärz- ten die Abrechnung erleichtern wird,

weil er eine starke Pauschalierung vorsieht, ist ebenfalls noch nicht si- cher. Nach Köhlers Darstellung be- stehen die Krankenkassen auf einer transparenten Leistungserbringung.

Im Extremfall dürften Hausärzte dann zwar Pauschalen abrechnen, müssten die dafür erbrachten Leis- tungen aber aufwendig einzeln doku- mentieren. Die KBV arbeitet derzeit

an einem Kompromissvorschlag. Im Kern ist geplant, dass einzelne Leis- tungsinhalte pro Gebührennummer in maschinell zu verarbeitender Form vorliegen. Sie könnten angeklickt und ihre Erbringung in einer elektro- nischen Patientenakte dokumentiert werden.

Nach Köhlers Worten lehnt die KBV zwar eine weitere Überbürokra- tisierung ab, will aber andererseits wissen, welche Leistungen erbracht werden: „Ich glaube schon, dass wir als Ärzte dokumentieren müssen, was wir tun.“ Anderenfalls könnten die Ärzte ins Hintertreffen gelangen, wenn es um Entscheidungen über ei- ne stärker morbiditätsorientierte Ver- gütung oder aber den Nachweis von Leistungsverlagerungen aus dem sta- tionären in den ambulanten Bereich

gehe. I

Sabine Rieser

REFORM DES EBM

Krankenkassen verlangen Abstriche

Kassenärztliche Bundesvereinigung und Kassen sind mit den Vorarbeiten zum neuen EBM noch im Zeitplan. Doch inhaltlich liegen sie so weit auseinander, dass nicht nur über mehr Geld, sondern auch über strukturelle Fragen gestritten wird.

Foto:Jürgen Gebhardt

„2008 wird das Tal der Tränen der Vertragsärzte“, sagt Dr. med. An- dreas Köhler. Denn die Gesamtvergü- tung bleibt budge- tiert. Derzeit ringen Kassen und KBV um die Weichen- stellungen für die Zeit nach 2008.

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