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Archiv "Kassenarztpraxis auf neuen Wegen: Modellversuch Gesundheitsberatung" (22.01.1982)

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DEUTSCHES

• ZTEBLATT

Ärztliche Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Kassenarztpraxis auf neuen Wegen:

Modellversuch

Gesundheitsberatung

An einem „Modellversuch Ge- sundheitsberatung" werden in den nächsten zwei Jahren 200 Kassenärzte in Hamburg und in der Pfalz teilnehmen. Zielgruppe des Versuches sind 30- bis 50jährige Ersatzkassenversi- cherte, die durch ausführliche individuelle Beratung, beson- ders über die Risikofaktoren Rauchen, Übergewicht, Bewe- gungsmangel und Streß, zu ge- sundheitsgerechterem Verhalten motiviert werden sollen. — Ein ähnlicher Versuch für AOK-Ver- sicherte läuft bereits seit einem Jahr im Bereich der AOK Mett- mann (KV Nordrhein).

Daß die kassenärztliche Tätigkeit und überhaupt der ganze

„Gesundheitsbetrieb" sich nicht auf die kurative Behandlung Kran- ker beschränken, sondern sich über die Früherkennungsuntersu- chungen hinaus mehr auch der „Prävention" — dem Gesundheits- schutz der Bevölkerung und der Gesundheitsvorsorge des einzelnen

— zuwenden sollte, dies wird nun schon seit langer Zeit von vielen Verantwortlichen und Beteiligten im Gesundheitswesen gefordert.

Allerdings weiß auch so gut wie jeder Beteiligte, daß die bisher schon vielfältigen Aktivitäten der Gesundheitsaufklärung und Gesundheitserziehung kaum so recht greifbare Erfolge gezeitigt haben.

Über die Möglichkeiten des einzelnen Kassenarztes gegenüber dem einzelnen Versicherten auf diesem Gebiet soll in den kommenden zwei oder drei Jahren ein weiterer Modellversuch Aufschluß geben, den die Kassenärztliche Bundesvereinigung mit den Verbänden der Angestellten-Krankenkassen und der Arbeiter-Ersatzkassen verein-

bart hat. Zielgruppe dieses neuen Modellversuchs sind 30- bis 50jäh- rige Versicherte der Ersatzkassen, die freiwillig bei den beteiligten Ärzten im Laufe von zwei Jahren dreimal eingehende, zu einer gesunderhaltenden Lebensführung motivierende Beratungen in Anspruch nehmen können. Dabei geht es vor allem um die Risikofak- toren Rauchen, Übergewicht, falsch verarbeiteter Streß, Bewe- gungsmangel und Bluthochdruck. Als flankierende Maßnahmen werden den teilnehmenden Versicherten Kurse zur Aufklärung über diese Risikofaktoren angeboten.

Wesentlicher Bestandteil des Modellversuches ist eine eingehende Dokumentation, die der jeweilige Arzt erarbeitet; sie soll hinterher bei dem von den Kassenärztlichen Vereinigungen und der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung getragenen „Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland"

wissenschaftlich ausgewertet werden. Dabei wird es darum gehen, ob eine verbesserte, langfristige Motivation der Versicherten mög- lich ist, das heißt, ob die Beratung letztlich zu einem anderen Gesundheitsverhalten führt.

Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 3 vom 22. Januar 1982 19

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Die Information:

Bericht und Meinung

Modellversuch Gesundheitsberatung

Modell gestanden hat für diesen neuen Modellversuch ein ähnli- ches Experiment, das bereits seit etwas über einem Jahr auf Grund einer Vereinbarung mit der Kas- senärztlichen Vereinigung Nord- rhein im Bezirk der Allgemeinen Ortskrankenkasse Mettmann läuft.

Hier erhalten die Versicherten, die sich an der Aktion beteiligen wol- len, einen „Gesundheitspaß", der umfangreiche Anamnese-Frage- bögen enthält, wobei das Abfra- gen sowohl dem Arzt wie auch dem Versicherten selbst bereits falsches Gesundheitsverhalten und damit Risikofaktoren vor Au- gen führen kann.

Der Modellversuch in Mettmann wird ferner ebenfalls begleitet von Kursen zu bestimmten Riskofakto- ren, welche die AOK in hierfür eingerichteten „Gesundheitszen- tren" anbietet, außerdem von ver- schiedenartigen Werbeaktionen und auch von Bemühungen, die Versicherten direkt individuell an- zusprechen. An dieser Aufgabe beteiligen sich unter anderem die Versichertenältesten der AOK Mettmann sowie auch niederge- lassene Ärzte und Werksärzte.

Ein wesentlicher Gesichtspunkt bei einem derartigen Vorhaben wurde bereits in Mettmann von Anfang an klar erkannt: es ist un- möglich, ein solches gesundheits- beratendes, motivierendes Ge- spräch mit dem dafür nötigen Zeit- aufwand im Rahmen der beste- henden Gebührenordnungsposi- tionen durchzuführen (dies abge- sehen von der Schwierigkeit, daß nach dem geltenden Kassenarzt- recht eine solche Gesundheitsbe- ratung nur mit einem Kranken oder jedenfalls mit einem Versi- cherten möglich wäre, der subjek- tiv bereits Beschwerden hat). Des- halb wurde für den Modellversuch in Mettmann ausnahmsweise eine eigene Gebühr für diese Gesprä- che vereinbart, die 55 DM beträgt und neben der Beratung die ein- gehende Erhebung der Ana- mnese, körperliche Untersuchung sowie die Dokumentation der Er- gebnisse einschließt.

Bei einem Vorversuch für das neue Modell der Ersatzkassen stellte sich heraus, daß in vielen Fällen die urs; rünglich einmal ins Auge gefaßte erste „halbstündige Beratung" tatsächlich oft länger dauerte. Nach eingehenden Ver- handlungen wurden daher für die- sen neuen Modellversuch Honora- re in Höhe von 60 DM für die erste, 45 DM für die zweite und 20 DM für die dritte Beratung vereinbart.

Auch hierbei ist die vom Arzt er- wartete ausführliche Dokumenta- tion mit eingeschlossen.

Auf der Grundlage dieser Honorar- vereinbarung stellen die Ersatz- kassen Mittel bereit für 150 teil- nehmende Kassenärzte im Be- reich der Kassenärztlichen Ver- einigung Hamburg und für wei- tere 50 Kassenärzte im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Pfalz (in den Städten Neustadt und Landau sowie in den Landkreisen Bad Dürkheim und Südliche Wein- straße).

Ärzte sind interessiert

An dem AOK-Modellversuch in Mettmann beteiligen sich etwa 130 Kassenärzte, die freiwillig bereit waren, die zusätzliche Belastung, nicht zuletzt auch die Teilnahme an zwei vorbereitenden Einfüh- rungsseminaren, auf sich zu neh- men. Bei der KV Hamburg sind jetzt für den Ersatzkassenversuch sogar drei ganztägige Einfüh- rungsseminare für die beteiligten 150 Kassenärzte vorgesehen. Den- noch meldeten sich bis zur Jahres- wende freiwillig bereits 450 Kas- senärzte allein in Hamburg.

An solchem Interesse an der Über- nahme und Erprobung neuer ärzt- licher Verantwortungen wird sich gewiß bald die Frage von weniger wohlwollenden Kreisen der Öf- fentlichkeit entzünden, ob die Kas- senärzte etwa in diesen Modellver- suchen eine Möglichkeit sehen, ihren Aufgabenbereich auch in ei- ner ferneren Zukunft zu stabilisie- ren. Auch hierüber wird man dis- kutieren können (und auf der

Grundlage der nunmehr im Gange befindlichen Modellversuche hof- fentlich sachlicher als früher).

Denn zu oft ist früher den Ärzten, insbesondere den niedergelasse- nen Ärzten, vorgeworfen worden, sie hätten gerade auch aus wirt- schaftlichen Gründen hauptsäch- lich Interesse an der kurativen und nicht an der präventiven Medizin.

Die Krankenkassen nehmen dage- gen für sich in Anspruch, schon seit langer Zeit und mit vielfälti- gen Aktivitäten Gesundheitsauf- klärung betrieben zu haben — wo- bei es allerdings schwierig ist, et- waige Erfolge oder gar finanzielle Auswirkungen auf die Ausga- bensituation nachzuweisen. Dies hat manchmal zu merkwürdigen Argumentationen geführt, in de- nen sich Krankenkassen gegen den — gar nicht erhobenen — Vor- wurf wehrten, sie wollten das Ge- sundheitsverhalten ihrer Versi- cherten „kontrollieren" oder ihre Mitglieder bevormunden.

Hinzu kommen ideologische Ver- renkungen, für die hier beispiel- haft zwei Sätze aus der Zeitschrift

„Sozialer Fortschritt" zitiert seien:

„Das Gesundheitsverhalten sei- nerseits ist . . . oft auch nur ein Reflex auf schlechte und als schlecht erlebte Arbeitsbedingun- gen. Durch Rauchen oder Alkohol- konsum kompensiert der Arbeit- nehmer zum großen Teil die Bela- stungen, Überforderungen oder Unterbeanspruchungen der Ar- beitswelt, flüchtet er in gefährden- des Gesundheitsverhalten bezie- hungsweise auch in Krankheit."

Ob nun der einzelne oder die Um- welt mehr oder weniger schuld hat am gesundheitlichen Fehlverhal- ten großer Teile unserer Bevölke- rung, das wird man sicher in Jahr- zehnten noch diskutieren. Ob es aber möglich ist, solches Fehlver- halten des einzelnen zu ändern, wird man in einigen Jahren nach Abschluß der Modellversuche si- cherlich besser beurteilen kön- nen, an denen nun glücklicherwei- se Krankenkassen und Ärzte ge- meinsam arbeiten. gb 20 Heft 3 vom 22. Januar 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B

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