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ie Personalsituation im ambulan- ten Bereich scheint sich zuzuspit- zen: Jeder fünfte Mitarbeiter in Arztpraxen wurde entlassen. Waren vor vier Jahren noch durchschnittlich fünf Angestellte pro Praxis in Rheinland- Pfalz in Voll- oder Teilzeit beschäftigt, reduzierte sich der Personalbestand in diesem Jahr auf vier Mitarbeiter. Zu die- sem Ergebnis kommt eine Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI), Köln, unter rheinland- pfälzischen Arztpraxen und Praxen Psy- chologischer Psychotherapeuten.Von 1998 bis zum Zeitpunkt der jet- zigen Befragung im Mai ist der Perso- nalstand in Rheinland-Pfalz um 32 Mit- arbeiter auf 100 Praxen (um etwa sie- ben Prozent) zurückgegangen. Bereits vor zwei Jahren hatte das ZI vor einer solchen Entwicklung gewarnt. Falls das derzeitige Vergütungssystem fortbe- steht, gehen die Vertragsärzte davon aus, in den nächsten zwei Jahren nochmals 39 Mitarbeiter auf 100 Praxen (nochmals etwa zehn Prozent) entlas- sen zu müssen. Rechnet man die Ergeb- nisse der Umfrage auf das gesamte Bundesgebiet hoch, so sind von den rund 500 000 Beschäftigten in den rund 100 000 Praxen von Anfang 1999 bis zum Mai 2000 etwa 32 000 Angestellte entlassen worden. Dieser Entwicklung folgend, prognostiziert das ZI bis Ende 2001 bundesweit einen Abbau von 39 000 Stellen.
Die Umfrage belege, so die Vertreter der vier Kassenärztlichen Vereinigun- gen (KV) in Rheinland-Pfalz (Koblenz, Pfalz, Rheinhessen, Trier), dass die
„Gesundheitsreform 2000“ Arbeits- plätze vernichte. Dies habe die Regie- rung bisher immer bestritten. Stattdes-
sen sei von der vorrangigen Aufgabe, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaf- fen, die Rede.
Die gedeckelten Honorare führen je- doch offensichtlich dazu, dass die Ärzte ihre Ausgaben für das Personal begren- zen. Vielfach wandeln sie Vollzeitstel- len in den Praxen in Teilzeitstellen um.
Dies ist ein Versuch, ihr Personal bei ge- minderter Stundenzahl und geringeren Kosten zu halten, ohne Entlassungen vornehmen zu müssen, so die Umfrage.
Ein solcher Trend ist im gesamten Bun- desgebiet feststellbar. Die Berufsgenos- senschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Hamburg, errechne- te für die Zeit von 1996 bis 1999 einen Rückgang des Arbeitsplatzangebotes in Arztpraxen von 16,7 Prozent in den alten und 12,8 Prozent in den neuen Bundesländern.
Konsequenz: Weniger Fürsorge für die Patienten
Auch die Patienten werden von dem Personalabbau im ambulanten Bereich berührt. Vielfach müssten sie aufgrund der Mehrbelastung der verbliebenen Mitarbeiter längere Wartezeiten, man- gelnden Service, eingeschränkte Dia- gnostik und weniger Zeit und Fürsorge in Kauf nehmen, verdeutlichten Vertre- ter der Ärzteschaft die Situation. Sie warnten auch davor, dass es schon bald an qualifizierten Mitarbeitern mangele, wenn auch der Abbau von Stellen für Auszubildende fortgesetzt wird. Die befragten Praxen in Rheinland-Pfalz beispielsweise planen, die Stellen für Auszubildende um ein Drittel gegen- über 1998 zu reduzieren. ER
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A2078 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 31–32½½½½7. August 2000
Personalsituation in Praxen
Vertragsärzte entlassen zunehmend Angestellte
Einer Umfrage in Rheinland-Pfalz zufolge reduzieren die Ärzte drastisch Mitarbeiterstellen. Diese Tendenz wird sich voraussichtlich fortsetzen.
P O L I T I K