A 734 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 14|
8. April 2011 Die ungleiche Verteilung von Arzt-praxen und der geringe Umfang der Sprechzeiten der niedergelasse- nen Ärzte sind nach Ansicht der Krankenkassen mitverantwortlich für die „gefühlte Unterversorgung“.
„Es gibt zu viele Ärzte mit eigener Praxis“, hatte die Vorstandsvorsit- zende des GKV-Spitzen verbandes, Doris Pfeiffer, vor kurzem in der Zeitung „Die Welt“ erklärt. Die Zahl der niedergelassenen Ärzte sei in den vergangenen 20 Jahren um 45 000 gestiegen. Die Praxen seien jedoch bundesweit ungleich verteilt.
Dem widersprach das Bundesge- sundheitsministerium. Es gebe nicht zu viele, sondern zu wenige Ärzte.
Denn durch die Alterung der Bevöl- kerung steige der Bedarf an medizi- nischer Versorgung. Die Kassenärzt- liche Bundesvereinigung (KBV) rechnete vor, bis 2020 müssten im ambulanten Bereich circa 52 000 Ärzte ersetzt werden.
Für Protest sorgte auch Pfeiffers Kritik an den Sprechzeiten der Ver- tragsärzte. Diese stehen ihren Pa- tienten einer Forsa-Umfrage zufol- ge im Schnitt 28,5 Stunden pro Wo- che zur Verfügung. Mit Terminen nach Vereinbarung und Hausbesu- chen kämen die Ärzte auf durch- AMBULANTE VERSORGUNG
Zu viele Arztpraxen, zu wenig Zeit für Patienten
PFLEGEVERSICHERUNG
Künftige Beitragshöhe unklar
Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer hat steigende Beiträge zur Pflegeversi- cherung ausgeschlossen. „Es wird keine Erhöhung der Beiträge zur Pflegeversicherung geben“, erklärte
Zitat der Woche
„ Wir sollten das Gesundheitswesen nicht ständig schlechtreden, denn wir
müssen ja Leute dafür rekrutieren. “
Thomas Ballast, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Ersatzkassen schnittlich 36 Stunden. „Da braucht sich niemand mehr zu wundern, warum viele kranke Menschen so lange auf einen Termin warten müs- sen, obwohl wir immer mehr Ärzte in Deutschland haben“, meinte Pfeif- fer. Dazu erklärte die KBV, der Er- weiterte Bewertungsausschuss von Ärzten und Krankenkassen habe das Zeitbudget für die vertrags- ärztliche Tätigkeit mit 51 Wochen- stunden kalkuliert. 44,6 Stunden umfassten patientenunmittelbare Tä- tigkeiten, zu denen neben der Sprechstunde auch Leistungen wie Befundungen zählten, die in Ab- wesenheit des Patienten erbracht würden. Der Deutsche Hausärzte- verband warf Pfeiffer eine peinli- che Unkenntnis der Versorgungs- wirklichkeit und der Arbeitszeiten von Hausärzten vor. dapd/mis/HK
er und verwies auf das Versprechen der Regierungskoalition aus Union und FDP, wonach die Bürger „mehr Netto vom Brutto“ in der Tasche haben sollten. Das stehe im Koaliti- onsvertrag, sagte Seehofer.
Seehofer widersprach damit seinem Parteikolle- gen Johannes Singhammer.
Der stellvertretende Vorsit- zende der Unionsfraktion hatte eine Beitragserhö- hung um bis zu 0,5 Bei- tragspunkte angekündigt.
Auch Bundeskanzlerin An- gela Merkel (CDU) und Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hat-
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Mehr Pflegebe- dürftige, höhere
Beiträge? In der Koalition gibt es da- zu unterschiedliche Meinungen.
ten dies dementiert. Finanzfragen stünden nicht zur Entscheidung an, deshalb gebe es keinerlei Planungen.
Singhammer hatte zuvor erklärt, CDU und CSU seien sich einig dar - in, dass es bessere Leistungen der Versicherung und vor allem „eine bessere Entlohnung der Pflegekräf- te für ihren aufopferungsvollen Dienst“ nicht zum Nulltarif gebe.
Singhammer stellte eine Beitrags- senkung in der gesetzlichen Kran- kenversicherung in Aussicht, womit die Belastung bei der Pflege zum Teil kompensiert werden könnte.
Möglich sei dies durch „die überra- schend guten Einnahmen des Ge- sundheitsfonds“, sagte er. afp/dapd