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Archiv "Bessere Versorgung von Schmerzpatienten ist möglich" (29.01.1993)

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DEUTSCHES

ARZTEBLATT

KURZBERICHTE

Bessere Versorgung von

Schmerzpatienten ist mögtich

erläutert wurde, gestattet erstmals die Verschreibung einer Tageshöchst- menge von 2000 mg Morphin pro Pa- tient und Tag bzw. ein.e Höchstmenge von 20 000 mg Morphin für den Be- darf von bis zu 30 Tagen.

4. Novelle der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordmmg In begründeten Einzelfällen ist die Verschreibung von zwei Betäu- bun_gsmitteln an einem Tag sowie ei- ne Uberschreitung festgesetzter Ver- schreibungsmengen und der Zeiträu- me erlaubt. Diese Ausnahmen müs- sen innerhalb von drei Tagen der zu- ständigen Landesbehörde mitgeteilt werden.

Nach Schätzungen in verschie- denen epidemiologischen Studien leiden in Deutschland fünf Millionen Menschen unter Dauerschmerzen, durch die die Lebensqualität der Be- troffenen und ihrer Angehörigen stark eingeschränkt ist. Das sagte der Präsident der Gesellschaft zum Stu- dium des Schmerzes, Prof. Dr. med.

Manfred Zimmermann, Heidelberg, auf einer von der Firma Mundiphar- ma veranstalteten Pressekonferenz in Bonn.

Die Verbrauchszahlen, die von einer Behörde der Vereinten Natio- nen in Wien jährlich ermittelt wer- den, weisen Deutschland und Öster- reich beim Einsatz von Morphin zur Schmerzbehandlung als Schlußlich- ter aus: Pro eine Million Einwohner werden 1,5 Kilogramm Morphin pro Jahr verschrieben - gegenüber etwa 15 Kilogramm in Großbritannien und 30 Kilogramm in Dänemark.

Prof. Zimmermann bedauert diese Scheu vor dem Einsatz von Opioiden. "Bei Ärzten, Schwestern und Patienten geht das Schreckge- spenst von Sucht, Krankheit und Le- bensverkürzung durch Opioide um

- völlig zu unrecht, wie wir heute wissen! So ist nachgewiesen, daß vor

allem die orale Dauertherapie mit Opioiden praktisch kein Suchtrisiko beinhaltet."

Einen Grund dafür, daß nur we- nige niedergelassene Ärzte stark wirksame Analgetika verschreiben, sieht Dr. Dr. Alexander P.F. Ehlers, Rechtsanwalt und Arzt aus Mün- chen, in dem restriktiven Betäu- bungsmittelgesetz und den drei No- vellen der Betäubungsmittel-Ver- schreibungsverordnung (Btm-VV),

die "bei den Ärzten zu einer psychi-

schen Sperre bei der Rezeptur" ge- führt hätten.

Diesen Problemen wolle die vierte Novelle zur Btm-VV gerecht werden, die jetzt in Kraft getreten ist. Ziel der Veränderungen sei vor allem die bessere Versorgung von Schmerzpatienten, zum Beispiel in der ambulanten Praxis oder auch beim akuten Notfall im Rettungswe- sen. Zu diesem Zweck seien zum ei- nen die verschreibbaren Mengen von Betäubungsmitteln deutlich erhöht worden, zum anderen seien die Ver- sorgungszeiträumefür den Patienten verlängert worden.

Die neue Betäubungsmittel- Verschreibungsverordnung, die von Dr. med. Jürgen Sorge (Hannover)

Das Gesetz sieht außerdem zahlreiche Erleichterungen hinsicht- lich der Erstellung des handschriftli- chen Rezeptteils vor:

~ Das Ausstellungsdatum des Btm-Rezeptes muß nicht mehr hand- schriftlich angegeben werden.

~ Die Zusätze "Menge ärztlich begründet" und "Bedarf für .. . Ta- ge" auf dem Btm-Rezept entfallen.

~ Anstelle einer Gebrauchsan- weisung mit Angabe der Einzel- und Tagesdosen des verordneten Betäu- bungsmittels kann auf dem Btm-Re- zept der Vermerk "Gemäß schriftli- cher Anweisung" oder abgekürzt

"Gern. schriftl. Anw." geschrieben werden, wenn dem Patienten eine schriftliche Einnahmeanweisung ausgehändigt wurde.

~ Der Zusatz des Vermerkes

"A" in einem Kreis kennzeichnet die Verordnung außerhalb des gesetzli- chen Rahmens und bei Benachrichti- gung der Landesbehörde.

Bei der Ausfertigung eines Betäubungsmittel-Rezeptes in der Praxis sind anzugeben:

CD Name, Vorname, Geburtstag und vollständige Anschrift des Patienten sowie der Sitz der jeweiligen Krankenkasse. Die Krankenkasse und der Versicherungsstatus des Patienten sind anzukreuzen. Vom Arzt oder Personal handschriftlich oder maschinell auszufüllen.

@ Das Ausstellungsdatum, vom Arzt oder Personal handschriftlich oder maschinell einzu- tragen.

®

Arzneirnittelbezeichnung, die Stückzahl in Ziffern und in Worten wiederholt, Darrei- chungsform und Gewichtsmenge des enthaltenen Betäubungsmittels, vom Arzt handschrift- lich einzutragen. In begründeten Einzelfällen ein "A" in einem Kreis.

®Gebrauchsanweisung mit Einzel-und Tagesangabe.

®

Name, Berufsbezeichnung, vollständige Anschrift und Telefonnummer des Arztes, vom Arzt oder Personal handschriftlich, maschinell oder per Stempel anzugeben.

®Unterschrift des Arztes (handschriftlich).

Namen, Anschriften und Telefonnwnmem in dem Formularbeispiel sind frei erfunden. Übereinstimmungen mit leben-

den Personen wären rein zufcillig. Foto: Mundipharma

A1-168 (24) Dt. Ärztebl. 90, Heft 4, 29. Januar 1993

(2)

Erhebliches Versorgungsgefälle West-Ost Herzchirurgie

Der Apotheker darf Btm-Re- zepte, die unleserlich, unvollständig oder fehlerhaft ausgefüllt sind, nach Rücksprache mit dem verschreiben- den Arzt ändern. Fehlende Angaben zur Person können ebenfalls vom Apotheker ergänzt werden, wenn der Überbringer diese Angaben nachweist oder glaubhaft versichert.

Für die Verordnung von Betäu- bungsmitteln im stationären Bereich wird ein sogenannter Betäubungs- mittelanforderungsschein einge- führt, der nach einer Übergangszeit von zwei Jahren die Btm-Rezepte in der Klinik ersetzen soll. Erstmals be- steht aufgrund der neuen Verord- nung auch die Möglichkeit, Notarzt- und Rettungswagen mit Betäubungs- mitteln auszustatten.

I

n der herzchirurgischen Versor- gung besteht nicht erst seit der deutsch-deutschen Vereinigung ein spürbares Gefälle der neuen Bundesländer im Vergleich zur Ver- sorgungsdichte in den alten Bundes- ländern. Dies betrifft sowohl die Zahl der betriebenen und geplanten herzchirurgischen Zentren als auch deren Qualitätsstandard in den neu- en Ländern. Der geplante oder kurz vor der Vollendung stehende Aus- bau von Herzchirurgie-Zentren in den alten Bundesländern wird das Versorgungsgefälle zu den neuen Ländern noch weiter verschlechtern und/oder zumindest vorübergehend eine zusätzliche Nachfrage nach Herzoperationen mit der Herz-Lun- gen-Maschine (HLM) in den alten Ländern auslösen.

Legt man die Anhaltszahlen und Empfehlungen der Konferenz der für das Gesundheitswesen zuständi- gen Minister und Senatoren der Län- der vom November 1988 zugrunde, die eine Operationskapazität von 500 bis höchstens 700 Herzoperatio- nen mit HLM auf eine Million Ein- wohner postulierten, so müßten in den neuen Ländern kurzfristig zu den dort bestehenden sechs Zentren wei- tere 18 zusätzlich mit 700 bis 1000 Herzoperationen pro Jahr eingerich-

Es wird jetzt nicht mehr jede fahrlässige Ordnungswidrigkeit im Zusammenhang mit der Verordnung von Betäubungsmitteln geahndet, sondern nur noch eine „leichtfertig begangene". Der Ausdruck „leicht- fertig" wird in der Kommentierung zur Btm-VV näher umrissen: Es muß ein besonders hoher Grad von Fahr- lässigkeit vorliegen.

Sorge begrüßte die jetzt in Kraft getretene Betäubungsmittel-Ver- schreibungsverordnung als wichtigen ersten Schritt dazu, daß auch in Deutschland eine adäquate Schmerz- therapie mit Opioid-Analgetika aus- schließlich nach medizinischen Be- langen ermöglicht wird, ohne daß der Arzt durch rechtliche Bestimmungen zu sehr eingeengt wird. Kli

tet werden, um in etwa mit der Ver- sorgung in den alten Bundesländern gleichziehen zu können. Dies ist das Fazit einer Situationsanalyse der Herzchirurgie, die der Krankenhaus- referent im Niedersächsischen Sozi- alministerium, Dr. jur. Ernst Bruk- kenberger, Hannover, im Auftrag des Krankenhausausschusses der Ar- beitsgemeinschaft der Leitenden Medizinalbeamten der Länder fer- tiggestellt hat.

Anfang 1992 waren in Deutsch- land insgesamt 53 Herzchirurgie- Zentren in Betrieb, 47 davon in den alten und sechs in den neuen Bundes- ländern. In den alten Ländern ka- men seit 1990 sechs neue Zentren hinzu, und zwar die Universitätskli- niken in Lübeck, die Segeberger Kli- niken, das Albertinen-Krankenhaus in Hamburg, die Cardio-Clinik in Hamburg, das Städtische Klinikum in Oldenburg, das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier und das Kreiskrankenhaus in Völklingen/

Saar. Von den Anfang 1992 instal- lierten 246 Linksherzkatheter-Meß- plätzen werden 102 (41 Prozent) in Verbindung mit den vorhandenen 53 Herzchirurgie-Zentren vorgehalten.

An mehr als der Hälfte der Herzzen- tren in den alten Ländern wird mehr als ein Linksherz-Katheter-Meßplatz

betrieben, an sechs Herzzentren sind es drei, an vier Zentren sogar vier Meßplätze. In den neuen Ländern verfügt nur ein Zentrum über drei Meßplätze.

An den Herzchirurgischen Zen- tren wurden im Jahr 199142 291 (1990

= 38 712) Herzoperationen durchge- führt. Davon entfielen 38 741 Opera- tionen auf Zentren in den neuen Län- dern und weitere 3 550 auf die Neu- Länder. Auf eine Million Einwohner bezogen, ergibt dies in den alten Län- dern 608 und in den neuen Ländern 221 Operationen.

Im Durchschnitt entfielen in den alten Bundesländern auf ein Zen- trum 824 Operationen mit HLM.

Die Bandbreite reichte dabei von 32 (Neuinbetriebnahme) bis maximal 2818 Operationen je Zentrum. Die durchschnittliche Auslastung der Zentren in den neuen Ländern lag bei 522 Operationen.

In den alten Ländern entfielen 1991 86,5 Prozent aller Herzopera- tionen auf Koronar-Operationen;

der Anteil in den neuen Ländern lag bei 56 Prozent. Die Operationsantei- le für Herzklappenfehler und ange- borene Herzfehler liegen in den neu- en Ländern entsprechend höher.

In 22 von 53 herzchirurgischen Zentren wurden 1991 auch Trans- plantationen durchgeführt. Von den 575 Transplantationen entfielen 549 auf Herz-Transplantationen, davon 531 in den alten und 18 in den neuen Bundesländern. Dazu kamen noch neun Herz-Lungen- und 17 Lungen- Transplantationen.

Höhere

Operationsfrequenz

In den alten Ländern hat sich die Zahl der Herzoperationen im Zeit- raum von 1978 bis Ende 1991 von 8 365 auf 38 741 erhöht. Dies ent- spricht einer Zunahme um 136 auf 608 je eine Million Einwohner. In den neuen Bundesländern stieg in der Zeit von 1982 bis Ende 1991 die Zahl der Herzoperationen von 1 083 auf jetzt 3 550. Je eine Million Ein- wohner entspricht dies einer Steige- rung von 65 auf 221 Herzoperatio- nen mit HLM.

Anfang 1991 waren 12 232 Pa- tienten für eine Operation auf der Dt. Ärztebl. 90, Heft 4, 29. Januar 1993 (27) A1-171

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