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Archiv "Herzchirurgie: Erhebliches Versorgungsgefälle West-Ost" (29.01.1993)

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Erhebliches Versorgungsgefälle West-Ost Herzchirurgie

Der Apotheker darf Btm-Re- zepte, die unleserlich, unvollständig oder fehlerhaft ausgefüllt sind, nach Rücksprache mit dem verschreiben- den Arzt ändern. Fehlende Angaben zur Person können ebenfalls vom Apotheker ergänzt werden, wenn der Überbringer diese Angaben nachweist oder glaubhaft versichert.

Für die Verordnung von Betäu- bungsmitteln im stationären Bereich wird ein sogenannter Betäubungs- mittelanforderungsschein einge- führt, der nach einer Übergangszeit von zwei Jahren die Btm-Rezepte in der Klinik ersetzen soll. Erstmals be- steht aufgrund der neuen Verord- nung auch die Möglichkeit, Notarzt- und Rettungswagen mit Betäubungs- mitteln auszustatten.

I

n der herzchirurgischen Versor- gung besteht nicht erst seit der deutsch-deutschen Vereinigung ein spürbares Gefälle der neuen Bundesländer im Vergleich zur Ver- sorgungsdichte in den alten Bundes- ländern. Dies betrifft sowohl die Zahl der betriebenen und geplanten herzchirurgischen Zentren als auch deren Qualitätsstandard in den neu- en Ländern. Der geplante oder kurz vor der Vollendung stehende Aus- bau von Herzchirurgie-Zentren in den alten Bundesländern wird das Versorgungsgefälle zu den neuen Ländern noch weiter verschlechtern und/oder zumindest vorübergehend eine zusätzliche Nachfrage nach Herzoperationen mit der Herz-Lun- gen-Maschine (HLM) in den alten Ländern auslösen.

Legt man die Anhaltszahlen und Empfehlungen der Konferenz der für das Gesundheitswesen zuständi- gen Minister und Senatoren der Län- der vom November 1988 zugrunde, die eine Operationskapazität von 500 bis höchstens 700 Herzoperatio- nen mit HLM auf eine Million Ein- wohner postulierten, so müßten in den neuen Ländern kurzfristig zu den dort bestehenden sechs Zentren wei- tere 18 zusätzlich mit 700 bis 1000 Herzoperationen pro Jahr eingerich-

Es wird jetzt nicht mehr jede fahrlässige Ordnungswidrigkeit im Zusammenhang mit der Verordnung von Betäubungsmitteln geahndet, sondern nur noch eine „leichtfertig begangene". Der Ausdruck „leicht- fertig" wird in der Kommentierung zur Btm-VV näher umrissen: Es muß ein besonders hoher Grad von Fahr- lässigkeit vorliegen.

Sorge begrüßte die jetzt in Kraft getretene Betäubungsmittel-Ver- schreibungsverordnung als wichtigen ersten Schritt dazu, daß auch in Deutschland eine adäquate Schmerz- therapie mit Opioid-Analgetika aus- schließlich nach medizinischen Be- langen ermöglicht wird, ohne daß der Arzt durch rechtliche Bestimmungen zu sehr eingeengt wird. Kli

tet werden, um in etwa mit der Ver- sorgung in den alten Bundesländern gleichziehen zu können. Dies ist das Fazit einer Situationsanalyse der Herzchirurgie, die der Krankenhaus- referent im Niedersächsischen Sozi- alministerium, Dr. jur. Ernst Bruk- kenberger, Hannover, im Auftrag des Krankenhausausschusses der Ar- beitsgemeinschaft der Leitenden Medizinalbeamten der Länder fer- tiggestellt hat.

Anfang 1992 waren in Deutsch- land insgesamt 53 Herzchirurgie- Zentren in Betrieb, 47 davon in den alten und sechs in den neuen Bundes- ländern. In den alten Ländern ka- men seit 1990 sechs neue Zentren hinzu, und zwar die Universitätskli- niken in Lübeck, die Segeberger Kli- niken, das Albertinen-Krankenhaus in Hamburg, die Cardio-Clinik in Hamburg, das Städtische Klinikum in Oldenburg, das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier und das Kreiskrankenhaus in Völklingen/

Saar. Von den Anfang 1992 instal- lierten 246 Linksherzkatheter-Meß- plätzen werden 102 (41 Prozent) in Verbindung mit den vorhandenen 53 Herzchirurgie-Zentren vorgehalten.

An mehr als der Hälfte der Herzzen- tren in den alten Ländern wird mehr als ein Linksherz-Katheter-Meßplatz

betrieben, an sechs Herzzentren sind es drei, an vier Zentren sogar vier Meßplätze. In den neuen Ländern verfügt nur ein Zentrum über drei Meßplätze.

An den Herzchirurgischen Zen- tren wurden im Jahr 199142 291 (1990

= 38 712) Herzoperationen durchge- führt. Davon entfielen 38 741 Opera- tionen auf Zentren in den neuen Län- dern und weitere 3 550 auf die Neu- Länder. Auf eine Million Einwohner bezogen, ergibt dies in den alten Län- dern 608 und in den neuen Ländern 221 Operationen.

Im Durchschnitt entfielen in den alten Bundesländern auf ein Zen- trum 824 Operationen mit HLM.

Die Bandbreite reichte dabei von 32 (Neuinbetriebnahme) bis maximal 2818 Operationen je Zentrum. Die durchschnittliche Auslastung der Zentren in den neuen Ländern lag bei 522 Operationen.

In den alten Ländern entfielen 1991 86,5 Prozent aller Herzopera- tionen auf Koronar-Operationen;

der Anteil in den neuen Ländern lag bei 56 Prozent. Die Operationsantei- le für Herzklappenfehler und ange- borene Herzfehler liegen in den neu- en Ländern entsprechend höher.

In 22 von 53 herzchirurgischen Zentren wurden 1991 auch Trans- plantationen durchgeführt. Von den 575 Transplantationen entfielen 549 auf Herz-Transplantationen, davon 531 in den alten und 18 in den neuen Bundesländern. Dazu kamen noch neun Herz-Lungen- und 17 Lungen- Transplantationen.

Höhere

Operationsfrequenz

In den alten Ländern hat sich die Zahl der Herzoperationen im Zeit- raum von 1978 bis Ende 1991 von 8 365 auf 38 741 erhöht. Dies ent- spricht einer Zunahme um 136 auf 608 je eine Million Einwohner. In den neuen Bundesländern stieg in der Zeit von 1982 bis Ende 1991 die Zahl der Herzoperationen von 1 083 auf jetzt 3 550. Je eine Million Ein- wohner entspricht dies einer Steige- rung von 65 auf 221 Herzoperatio- nen mit HLM.

Anfang 1991 waren 12 232 Pa- tienten für eine Operation auf der Dt. Ärztebl. 90, Heft 4, 29. Januar 1993 (27) A1-171

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Warteliste vorgemerkt. In den alten Ländern waren dies 10 849 (rund 28 Prozent der Operationskapazitäten), in den neuen Ländern standen 1 383 (39 Prozent der Kapazität) auf der Warteliste.

In den alten Bundesländern kön- nen unter Einsatz der vorhandenen 40 Zentren und der vollen Inbetrieb- nahme von sechs neu errichteten herzchirurgischen Zentren künftig rund 42 000 Herzoperationen vorge-

„Bademeister ist kein Bewegungstherapeut”

Bewegungsmangel ist eine der häufigsten Krankheits-Ursachen.

Das erklärte Dr. Dieter Lagerström von der Deutschen Sporthochschule Köln anläßlich der Auftaktpresse- konferenz zur 9. Kölner Tagung für Gesundheitssport und Sportthera- pie. Etwa 80 Prozent der Bevölke- rung, so der Sportwissenschaftler, plage sich mit Rückenschmerzen, rund 40 Prozent aller Kuranträge be- zögen sich auf Probleme des Stütz- und Bewegungsapparates. Das effek- tive Berentungsalter liegt nach La- gerströms Angaben um etwa zehn Jahre unter dem nominellen Renten- alter, die Fehltage am Arbeitsplatz sind mit durchschnittlich 20 Tagen pro Person und Jahr doppelt so hoch wie in den USA und dreimal höher als in Japan. Es sei deshalb vonnö- ten, Strategien zu entwickeln, die dem Bürger den Weg zu einem ge- sundheitskonformen Lebensstil auf- zeigten. Dies könne zudem helfen, Kosten zu sparen, so der Sportexper- te weiter. Schon in den 70er Jahren hätten Sportmediziner errechnet, daß bis zu einem Drittel der Gesamt- ausgaben im Gesundheitswesen mit Bewegungsmängeln zusammenhin- gen.

Kritik übte Lagerström darüber hinaus an der Bewegungstherapie.

Es sei unverantwortlich, wenn — wie Untersuchungen zeigten — heute bis zu 75 Prozent der Bewegungsthera- pie im stationären Bereich von nicht hierfür ausgebildet Berufsgruppen oder Laien durchgeführt würden.

„Es kann nicht sein", so Lagerström,

„daß Bademeister Bewegungsthera-

nommen werden. Mit einer zusätzli- chen Operationskapazität von rund 12 000 Operationen durch die ge- planten und bereits im Bau befindli- chen Zentren steht in den nächsten Jahren in den alten Ländern eine Ka- pazität von 45 000 Herzoperationen zur Verfügung. Damit könnte die Warteliste von 11 000 Patienten in den alten Ländern „problemlos abge- baut werden".

Dr. Harald Clade

pie leisten." Der Schwimmeister sei hochqualifiziert, aber eben kein The- rapeut.

Auf unterschiedliche Möglich- keiten der Rehabilitation wies Prof.

Dr. med. Klaus Völker vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Dortmund hin. Zwar habe die statio- näre Rehabilitation ohne Zweifel ei- nen hohen Stellenwert. Vor allem unter dem Aspekt der steigenden Ausgaben im Gesundheitswesen sei- en jedoch auch andere Formen denkbar. In vielen Fällen könne eine wohnortnahe Therapie — etwa in Sportgruppen oder -vereinen — min- destens ebenso effizient sein. Völker verwies auf Beispiele aus den USA:

Im Vergleich zu Deutschland ver- brächten „leichte" Herzinfarktpa- tienten dort nur ein Drittel der Zeit im Krankenhaus oder in einer Reha- Klinik.

Klare Richtlinien und Regle- mentierungen für die rund 4500 kommerziellen Fitneß-Studios in der Bundesrepublik forderte Dr. Ingo Froböse vom Institut für Rehabilita- tion und Behindertensport der Deut- schen Sporthochschule Köln. Es ge- he nicht an, daß der Erwerb eines Gewerbescheins die einzige Voraus- setzung zur Eröffnung eines Fitneß- betriebes sei. Das gelte um so mehr, als den Studios beim Kampf gegen Zivilisationskrankheiten an und für sich ein großer Stellenwert zukom- me. In Zusammenarbeit mit der Bar- mer Ersatzkasse habe der Deutsche Verband für Gesundheit und Sport- therapie (DVGS) Mindestanforde- rungen enwickelt, die ein Fitneßbe- trieb erfüllen sollte. Besonders vor- bildliche Studios will der DVGS künftig mit einer Art „TÜV-Siegel"

auszeichnen. ch

Mehr Gemeindenähe für ältere psychisch Kranke

Das Gerontopsychiatrische Zen- trum Gütersloh hat den ersten Tätig- keitsbericht seit seiner Inbetriebnah- me im März 1991 vorgelegt. Diese Einrichtung, bestehend aus einer In- stitutsambulanz und einer Tageskli- nik, verwirklichte erstmalig in Deutschland die Empfehlungen der Expertenkommission der Bundesre- gierung zur Psychiatriereform von 1988. Sie verstand sich von Anfang an als ein Modell der Basisversor- gung und als Alternative zur statio- nären Aufnahme für ältere psychisch Kranke. Jährlich werden etwa 400 Patienten ambulant betreut. Die Ta- gesklinik ist im Jahr 1992 mit durch- schnittlich 18 Patienten voll belegt.

Nach den ersten Ergebnissen der Begleitforschung durch das Zen- trum für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld wurden in den ersten zwölf Monaten der Auf- bauphase der Tagesklinik 75 Patien- ten behandelt. 33,3 Prozent litten an organischen Psychosen (Demenzen), 31,3 Prozent an nichtorganischen Psychosen und die übrigen an Per- sönlichkeitsstörungen, psychoreakti- ven Störungen und Suchtkrankhei- ten. Die durchschnittliche Verweil- dauer belief sich auf 77 Tage.

Durchgängige Versorgung Die Arbeitsweise des Geronto- psychiatrischen Zentrums vermeidet unnötige und nachteilige Hospitali- sierungen und sucht die Patienten zu Hause in ihrer eigenen Umgebung auf bzw. integriert die Behandlungs- angebote in das Lebensumfeld der Patienten und schafft im Bedarfsfall kontinuierliche Übergänge von der ambulanten zur tagesklinischen und vollstationären Betreuung.

In der Tagesklinik wird in Grup- pen- und Einzelbehandlung ein auf die jeweilige Problemstellung abge- stimmtes Therapieprogramm mit psychotherapeutischen, milieuthera- peutischen und allgemeinmedizini- sche Elementen angeboten. Die Pro- bleme und Sorgen der Angehörigen der Patienten werden in Familienge- A1-112 (28) Dt. Ärztebl. 90, Heft 4, 29. Januar 1993

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