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Archiv "Herzchirurgische Versorgung: Kaum noch Kapazitätsengpässe" (13.09.1996)

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Academic year: 2022

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ei der herzchirurgischen Ver- sorgung, den Operationen mit der Herz-Lungen-Maschine (HLM), bei der es in Deutsch- land vor Jahren noch Versorgungs- lücken und Engpässe gab, hält die Ex- pansion ungebrochen an. Im Jahr 1995 wurden in West- und Ost- deutschland 76 herzchirurgische Zen- tren betrieben, davon 66 in den alten und zehn weitere in den neuen Bun- desländern. Sowohl in West- als auch in Ostdeutschland wurden im vergan- genen Jahr jeweils vier neue Herzchir- urgie-Zentren in Betrieb genommen.

Ein weiteres Zentrum startete An- fang 1996 in Bayreuth. In den neuen Ländern sind in Coswig und in Jena weitere Herzchirurgie-Zentren ge- plant oder im Bau. Zwar gibt es so- wohl in West- als auch in Ostdeutsch- land noch eine Warteliste auf eine planbare herzchirurgische Operation, doch besteht die Gefahr, so die Ex- perten, daß die früher bestehende latente Unterversorgung schon bald in eine kostentreibende Überver- sorgung umschlagen könnte. Dies ist die Quintessenz einer Analyse zur

„Situation der Herzchirurgie 1995 in Deutschland“, durchgeführt vom Lei- tenden Ministerialrat Dr. jur. Ernst Bruckenberger, Niedersächsisches So- zialministerium, Hannover, im Auf- trag des Krankenhausausschusses der Arbeitsgemeinschaft der Leitenden Medizinalbeamtinnen und -beamten der Länder (AGLMB).

Unter den betriebenen Herzchir- urgie-Zentren waren im Jahr 1995 die

Havelklinik in Berlin sowie die drei CardioClinicen in Hamburg, Frank- furt und in Köln weder mit den Auf- sichtsbehörden der Länder abge- stimmt, noch verfügten sie über einen Versorgungsvertrag mit den Kosten- trägern. Die Verbände der Kranken- kassen in Hamburg übernehmen die Kosten in der (privaten) CardioClinic nur noch in einem Notfall und wenn eine Aufnahme in einer der drei im Krankenhausplan enthaltenen kar- diochirurgischen Einrichtungen nicht möglich war.

Neu hinzugekommen sind Herz- chirurgie-Zentren an folgenden Standorten: Karlsruhe: Klinik für Herzchirurgie; Köln: CardioClinic;

Krefeld: Städtische Krankenanstal- ten; und Koblenz: Zentralkranken- haus der Bundeswehr. Die Standorte in den neuen Ländern, die in 1995 neu hinzukamen: Cottbus: Karl-Thiem- Klinikum; Dresden: Universitäts-Kli- nik; Karlsburg/Greifswald: Zentrum für Thorax-, Herz- und Gefäßchir- urgie; Magdeburg: Universitäts-Klini- kum.

Neue Methoden vielfach additiv

Zugleich mit der Vermehrung der Zahl der Standorte und Zentren ha- ben sowohl die Untersuchungs- als auch die Operationsfrequenzen in der Herzchirurgie zugenommen. Dies gilt insbesondere für neue Verfahren und Technologien. Autor Bruckenberger:

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P O L I T I K AKTUELL

Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 37, 13. September 1996 (19) setzgeber jedoch nicht an einer „Be-

reinigung“ des GKV-Leistungskata- logs vorbeikommen – beispielsweise um die Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung. Auch müsse die Präven- tion gründlich überdacht werden.

Während diese Ansätze in die nähere Zukunft weisen, gewinnt ein leidiges Problem unvermittelt wieder an Aktualität: die Arzneimittelversor- gung. Die Ausgaben für Medikamen- te sind im ersten Halbjahr 1996 in Westdeutschland um 7 Prozent und in Ostdeutschland um 8,5 Prozent ge- stiegen. Damit liegt die Zuwachsrate (bis auf die GSG-bedingten Ein- brüche) wieder auf dem Niveau der vergangenen 15 Jahre.

Besonders hoch sind hingegen die Zuwächse im Juli: 16 Prozent in den alten und 19 Prozent in den neuen Bundesländern. Die Arzneimittelaus- gaben in diesem Monat lägen dem- nach sogar noch um 70 Millionen DM über den Januar-Ausgaben, als eine Grippewelle die Verordnungszahlen hochschnellen ließ.

Mehr hochpreisige Arzneimittel

Dr. Peter Schwoerer, der stellver- tretende Vorsitzende der KBV, beklagt in diesem Zusammenhang den durch wissenschaftliche Publikationen geför- derten Trend zu neuen Standards, de- nen sich die Ärzte nicht entziehen könnten. Als Beispiel nannte er den Einsatz von Lipidsenkern. Auch die Kassen trügen mit ihrem ausgepräg- ten Wettbewerbsverhalten (großzügi- ge Erstattungspraxis) zu der vermehr- ten Verordnung von hochpreisigen Arzneimitteln bei. Schließlich mache sich die Übernahme von Aufgaben aus dem stationären Bereich auch bei den Verordnungen bemerkbar: Ein Plus von 30 Prozent bei den Zytostatika spreche für den erhöhten Aufwand bei der ambulanten Krebsbehandlung.

Anhand der aktuellen Verord- nungsdaten machte Schwoerer nach- drücklich auf ein immer noch ungelö- stes Problem aufmerksam: Die jüng- sten Zahlen stammen von den Apo- thekerverbänden, nicht etwa von den Krankenkassen. Die seien nach wie vor nicht in der Lage, Verordnungsda- ten zeitnah zu liefern. Josef Maus

Herzchirurgische Versorgung

Kaum noch

Kapazitätsengpässe

Bei der herzchirurgischen und kardiologischen Versorgung in Deutschland gibt es kaum noch

Versorgungslücken; die Kapazitätsengpässe werden allmählich abgebaut. Auch werden die

regionalen Versorgungsungleichgewichte und -unterschiede zwischen West- und Ostdeutsch-

land seit der Wiedervereinigung Zug um Zug beseitigt. Deutschland liegt, was die Frequen-

zen der Herzoperationen betrifft, im europäischen Vergleich in der Spitzengruppe. Mit mehr

als 800 Herzoperationen je eine Million Einwohner liegt Deutschland mit den Niederlanden,

Norwegen und der Schweiz gleich. Nur Schweden, Belgien, Finnland und Island erreichen

mehr als 1 000 Herzoperationen je eine Million Einwohner. Ein aktueller Überblick.

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„Es zeigt sich, daß neue Methoden vielfach additiv zu den bereits vor- handenen hinzukommen, sie also nicht ersetzen, mithin kostentreibend wirken.“

Von den zu Beginn des Jahres 1996 betriebenen 338 Linksherz- katheter-Meßplätzen für Erwachsene wurden 130 (38 Prozent) in direkter

Verbindung zu einem der 76 Herz- chirurgie-Zentren vorgehalten. An 50 Zentren in den alten Bundesländern wird mehr als ein Meßplatz betrieben, an 13 Zentren sind es drei. Von den Herzchirurgie-Zentren in den neuen Ländern verfügen vier über mehr als einen Linksherzkatheter-Meßplatz.

Die Operationsfrequenz von Herzoperationen mit der Herz-Lun- gen-Maschine hat sich 1995 gegen- über dem Vorjahr weiter erhöht – von 65 347 (1994) auf 78 184. Davon ent- fielen 69 398 (60 491) Operationen auf die 66 Zentren in den alten Län- dern und weitere 8 786 (4 856) auf die zehn Herzchirurgie-Zentren in den neuen Ländern.

Bezogen auf eine Million Ein- wohner, ergibt dies in den alten Län- dern 1 051 (1994: 920) und in den neuen Ländern 566 (311) Herzopera- tionen mit der HLM. Damit liegt die Operationsfrequenz zumindest in den alten Ländern über dem ursprüng- lichen Richtwert, den die Minister und Senatoren für Gesundheitswesen im November 1988 formuliert haben (500 bis höchstens 700 Operationen je eine Million Einwohner).

In den alten Ländern entfielen im Durchschnitt 1 029 (961) Herzopera- tionen auf ein Zentrum. Die Band- breite reichte dabei von 177 (34) bei einem neu betriebenen Zentrum bis zu 3 713 (3 545) Operationen bei bereits etablierten Zentren. Die durchschnittliche Frequenz eines Zentrums in den neuen Ländern lag

bei 878 (809) Herzoperationen. Auch hier variieren die Frequenzen zwi- schen 155 (412) bei einer Neuinbe- triebnahme und 2 116 (1 435) Ope- rationen je Herzzentrum.

521 Transplantationen In den neuen Bundesländern wurden 50 Prozent aller Operationen mit einer jährlichen Auslastung von mehr als 700 Herzoperationen er- bracht. In den alten Ländern entfallen rund 75 Prozent aller Operationen auf Koronaroperationen, in den neuen Ländern beträgt der Anteil 71,6 Pro- zent. Die Anteile der Operationen bei einem Herzklappenfehler und ange- borenen Herzfehlern liegen in den neuen Ländern entsprechend höher.

Die Zahl der Herztransplantationen nahm im vergangenen Jahr von 509 auf 521 zu. Von den Transplantatio- nen (Erwachsene und Kinder) entfie- len 469 auf eine Herztransplantation, davon 454 in den alten und 15 in den neuen Ländern. Hinzu kamen in den alten Ländern 24 Herz-Lungen- und 28 Lungen-Transplantationen. Trans-

plantationen wurden an 29 Zentren vorgenommen. In 22 Zentren wurden weniger als 20 und nur in einem Zen- trum mehr als 100 Transplantationen durchgeführt.

Im Jahr 1995 waren 12 669 Patien- ten für eine planbare Herzoperation vorgemerkt. Die früher bestehende überlange Warteliste konnte damit um rund 2 500 Patienten verringert wer- den. Heute stehen auf den Wartelisten in den alten Ländern noch 10 549, in den neuen Ländern 2 120 Patienten (Erwachsene allein: 9 549 beziehungs- weise 2 059 Patienten). Dies sind rund 15 beziehungsweise 25 Prozent der Operationskapazität des Jahres 1995.

Gerätedichte

Die früher noch häufig registrier- te grenzüberschreitende herzchirurgi- sche Versorgung und die Durch- führung von Herzoperationen im Ausland sind weiter zurückgegangen.

Allerdings gibt es bei der kinderherz- chirurgischen Versorgung noch Eng- pässe und einen zusätzlichen Kapa- zitätsbedarf.

Nimmt man die vorhandene Gerätedichte an Linksherzkatheter- Meßplätzen in den alten Ländern als Orientierungsgröße für die Versor- gung in den neuen Ländern, müßten zu den vorhandenen 39 weitere 42 Meßplätze betrieben werden. Um etwa 1 000 Herzoperationen je eine Million Einwohner durchzuführen, müßten in einigen Zentren die Operationsfrequenzen auf deutlich mehr als 1 000 Operationen gestei- gert werden. Allerdings, so folgert der Herzchirurgie-Report, müßten Vorkehrungen für eine engere ko- operative Auslastung von medizini- schen Großgeräten (Computer- oder Kernspintomographen, Linksherz- katheter-Meßplätzen usw.) getroffen werden, damit eine kostentreibende, medizinisch nicht indizierte Aus- lastung und Amortisation installier- ter Geräte und Kapazitäten unter- bleiben. Dr. Harald Clade Situation der Herzchirurgie 1995 in Deutsch- land. 8. Bericht des Krankenhausausschusses der Arbeitsgemeinschaft der Leitenden Medi- zinalbeamtinnen und Medizinalbeamten (AGLMB). Verfasser: Ltd. Ministerialrat Dr.

jur. Ernst Bruckenberger, Niedersächsisches Sozialministerium, Hannover, Juli 1996

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P O L I T I K AKTUELL

(20) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 37, 13. September 1996 Grafik

Zahl der Herzoperationen mit Herz-Lungen-Maschine 1995 nach Ländern Quelle: E. Bruckenberger Thüringen

Sachsen-Anhalt Brandenburg

Sachsen Berlin

Baden-Württ.

Bayern Bremen

Meckl.-V orp.

Niedersachsen Rheinland-Pfalz Nordrhein-W

estf.

Saarland Hamburg Hessen

Schleswig-Holst.

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