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Archiv "Mammakarzinom und BRCA-Gene: Korrelation ist nicht zwingend" (25.05.2001)

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uch wenn in einer Familie zwei Fäl- le von Brustkrebs aufgetreten sind, sind die bislang entdeckten „Brust- krebs“-Gene nur selten die Ursache der Häufung. Diese beruhigende Folge- rung ist eines der wichtigsten Ergebnisse eines Projektes, in dem zwölf deutsche Unikliniken untersucht haben, welche Rolle genetische Ursa-

chen bei Brustkrebs spielen. Das von der Deutschen Krebshilfe e.V. (Bonn) geförderte Projekt war die Reakti- on auf die Entdeckung der ersten beiden Brust- krebsgene „BRCA1“

und „BRCA2“ Mitte der 90er-Jahre. Auslän- dische Studien deute- ten darauf hin, dass von zehn Frauen, die Ver- änderungen in einem der beiden Gene tra- gen, fünf bis acht Frau- en an Brustkrebs er-

kranken, viele davon schon vor dem 50. Lebensjahr. Das liegt weit über dem Bevölkerungsdurchschnitt: Derzeit entwickelt eine von zehn Frauen ein Mammakarzinom, die meisten aller- dings erst mit über 60 Jahren.

Seit 1996 haben die Kliniken Frauen, die ein familiäres Risiko für Mamma- oder Ovarialkarzinom befürchten, eine Beratung angeboten. Bei fünf bis zehn Prozent der jährlich 47 000 Brustkrebs- diagnosen spielt eine erbliche Mutation eine Rolle, vermuten Forscher. „Wir haben etwa 3 000 Familien beraten“, berichtete Prof. Marion Kiechle (Frau- enklinik TU München) bei einer Pres- sekonferenz in Bonn. Bei zwei Dritteln war allerdings schon aufgrund der Ver- wandtschaftsverhältnisse eine geneti- sche Beteiligung unwahrscheinlich. „In

den meisten Familien ist es Zufall, wenn zwei Frauen erkranken“, sagte der Humangenetiker Prof. Alfons Meindl von der Universität München.

Kein Zufall ist es aber in der Regel, wenn in einer Familie beispielsweise drei oder mehr Tumoren auftreten und gleichzeitig zwei der betroffenen Frau-

en jünger als 50 Jahre sind. Vor allem Frauen aus solchen „Hochrisikofamili- en“ haben die Ärzte eine ausführliche Beratung und schließlich einen Gentest angeboten, um nach Mutationen im BRCA1- oder BRCA2-Gen zu suchen.

Doch selbst in dieser Hochrisikogruppe sind Trägerinnen von Mutationen in der Minderheit. Von 1 000 Familien, die ei- nem Gentest zugestimmt hatten, haben die Forscher bei 210 tatsächlich eine Mutation im BRCA1-Gen und bei 90 eine im BRCA2-Gen gefunden.

Allerdings können die Ärzte nicht ausschließen, dass bei weiteren Famili- en bislang unbekannte Gene eine Rolle spielen. „Wir schätzen, dass BRCA1 und BRCA2 nur für die Hälfte der erb- lich bedingten Fälle von Brustkrebs verantwortlich sind“, sagte Meindl.

Die deutsche Studie bestätigt auch internationale Erfahrungen, dass die Analyse der beiden BRCA-Gene nicht einfach ist. Anfangs habe der Gentest bis zu eineinhalb Jahren gedauert, nun schaffe man ihn in einem halben Jahr, berichtete Meindl. Die beiden Gene sind sehr groß und können an einer Vielzahl von Stellen mutieren. „In den 300 Familien haben wir 75 verschiedene BRCA1- und 64 verschiedene BRCA2- Mutationen gefunden“, sagte Meindl.

Die Frauen, die die Ärzte als Träge- rinnen eines Risiko-Gens für Brust- und Eierstockkrebs identifiziert haben, bil- den die Basis für die zweite Phase des Projektes, die bis 2003 laufen soll. In dieser Zeit wollen die Ärzte das Schick- sal der Frauen verfolgen. Bemerkens- werterweise hat eine von 50 Frauen das Angebot angenommen, durch eine pro- phylaktische Amputation der Brüste oder eine Entfernung der Eierstöcke ihr Risiko zu verringern. Die große Mehr- zahl hat sich für die Teilnahme an regel- mäßigen Früherkennungsuntersuchun- gen entschieden, deren Wirksamkeit nun überprüft werden soll.

Aufschlussreich wird auch sein, wie die Frauen und ihre Angehörigen lang- fristig mit dem Wissen über das erhöh- te Krebsrisiko zurechtkommen. Die Frauen, die es wünschten, konnten eine psychologische Betreuung in Anspruch nehmen. Die Ärzte haben bislang 305 Frauen zwei Wochen nachdem sie das Ergebnis des Gentests erfahren hatten, befragt, wie sie sich fühlen. Selbst die Frauen fühlten sich „entlastet“, sagte Kiechle, bei denen der Test eine Muta- tion gefunden hatte. Offenbar haben diese Frauen sogar die schlechte Nach- richt der Ungewissheit vorgezogen. Die zweite Phase wird auch zeigen, wie sie die Last des Wissens mit der Zeit emp-

finden. Klaus Koch

P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 21½½25. Mai 2001 AA1365

Mammakarzinom und BRCA-Gene

Korrelation ist nicht zwingend

Nach ersten Erfahrungen im Verbundprojekt „Familiärer Brust- und Eierstock- krebs“ der Deutschen Krebshilfe ist das BRCA1- und BRCA2-Gen nur für etwa die Hälfte der erblich bedingten Mammakarzinom-Fälle verantwortlich.

Medizinreport

Beratung für eine Patientin, die ein familiäres Risiko für Mamma- karzinom befürchtet, anhand von tomographischen Aufnahmen der

Brust Foto: Deutsche Krebshilfe

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