KONGRESS-NACHRICHTEN
Therapiekontrolle bei Bauchtumoren
Es ist im allgemeinen nicht leicht, die Veränderungen abdomineller maligner Tumoren während einer Therapie zu kontrollieren. Mit Ul- traschalldiagnostik werden allfäl- lige Größenveränderungen je- doch erkennbar (Dr. R. H. Hecke- mann, Radiologisches Zentrum der Universitätskliniken Essen).
Sonographische Verlaufskontrol- len erlauben durchaus vergleich- bare planimetrische Messungen der Geschwülste, die Rück- schlüsse auf Größenveränderun- gen unter radiologischer bezie- hungsweise zytostatischer Thera- pie zulassen.
(Kongreß der Deutschen Arbeitsgemein- schaft für Ultraschalldiagnostik, September 1976, Heidelberg)
Irreversible respiratorische Insuffizienz
Wenn man bei Schwerverletzten im Schock nicht beständig die Blutgaswerte und den pulmona- len Kapillardruck mißt, kann das oft fatale Ende einige Tage nach dem Trauma als „protrahierter ir- reversibler Schock" abgetan werden. In Wirklichkeit handelt es sich um die sogenannte Schocklunge, der im Rahmen der Schockbehandlung zumindest unspezifisch vorgebeugt werden sollte. „Schocklunge" ist das morphologische Korrelat der ir- reversiblen respiratorischen In- suffizienz im späteren Schock- verlauf (Professor Dr. W. Zimmer- mann, Chirurgische Universitäts- klinik Freiburg): Nach massivem Leukozytenzerfall und Freiset- zung von lysosomalen Enzymen, Lungenödem und massiver Fett- embolie (infolge der Lipolyse während des Katecholaminex- zesses beim Schock) beginnt das mesenchymale Gewebe der Lun- gen plötzlich zu proliferieren.
Diese Proliferation — offenbar
ausgelöst durch lokalen Kinin- stau — erdrückt die durch Ödem ohnehin schon stark lädierten Gasaustauschwege: Wenn die mesenchymalen Zellen in den Lungen proliferieren, ist mit dem Gasaustausch irreversibel Schluß. Dann hilft auch Sauer- stoffbeatmung nicht mehr.
(VII. Wuppertaler Notfallsymposium, No- vember 1976)
Zehn Prozent
Dauer-Rehabilitanden
Man kann über den prognosti- schen Wert eines ärztlich geleite- ten körperlichen Trainings nach Herzinfarkt noch immer unter- schiedlicher Meinung sein. In- dessen Infarktpatienten, die man dazu motivieren kann und die lange Zeit dabei bleiben, sind in jeder Hinsicht am besten dran.
Daß ihre Zahl noch immer sehr klein ist, liegt freilich weniger an der Methode als vielmehr an den Voraussetzungen: Wenn die dazu geeigneten Infarktkranken nicht nahtlos vom Akutkrankenhaus über die kardiologisch tipptopp eingerichtete Rehabilitationskli- nik in eine nachgehende, ambu- lante sportlich ausgerichtete Gruppenbetreuung entlassen werden, machen die Lücken und Wartezeiten den möglichen Ef- fekt wieder wett. In Hamburg läuft seit fünf Jahren ein solches nahtloses Rehabilitationsmodell (Professor Dr. K. Donat, Allge- meines Krankenhaus Hamburg- Harburg): Von den rund 2000 bis 2200 Patienten, die in der Hanse- stadt im Kalenderjahr einen In- farkt überleben, sind ohnehin nur etwa 30 bis 40 Prozent dafür ge- eignet. Und davon macht etwa ein Drittel in den ad hoc gegrün- deten, ärztlich geleiteten Sport- gruppen und Gruppengesprä- chen mit, das sind zehn Prozent aller Infarkt-Rekonvaleszenten.
Wie dürftig muß es damit erst überall dort aussehen, wo es die organisatorischen Voraussetzun- gen gar nicht oder nur spora-
disch gibt. Kein Wunder, daß man da prognostisch nichts davon hält!
(6. Norddeutsche Therapiegespräche, No- vember 1976, Schneverdingen)
Lipoprotein X bei Cholestase
Es ist bekanntlich nicht immer leicht, zwischen cholestatischer und nichtcholestatischer Leber- erkrankung zu unterscheiden.
Der relativ einfache Nachweis von Lipoprotein X (LP-X) mittels Agarelektrophorese erleichtert diese Differentialdiagnose außer- ordentlich. Unter allen blutche- mischen Parametern ist der LP- X-Test der sensitivste und spezi- fischste zugleich (Professor Dr.
D. Seidel, Medizinische Universi- tätsklinik Heidelberg). LP-X wird nämlich nur dann gebildet, wenn Gallenlipoprotein bei Cholestase durch Rückstau ins Blutplasma gelangt.
(IV. internationales Lebersymposium „Le- ber und Galle", Falck-Symposium Nr. 23, Oktober 1976, Basel)
Schwerstverbrannte:
Nicht durch Transport gefährden
Der Transport Schwerverletzter mit ausgedehnten tiefen Ver- brennungen, der über längere Strecken führt, besiegelt mei- stens das Schicksal der Betroffe- nen (Dr. K. Seidat, BG-Unfallkli- nik, Anästhesieabteilung, Duis- burg). Das gilt vor allem für den primären Schockzustand, der besser im nächstgelegenen Un- fallkrankenhaus abklingt und dessen Folgen dort erst einmal abgefangen werden müssen.
Wenn Schwerstverbrannte trans- portiert werden müssen, vorher Kavakatheter anlegen; Lufttrans- port — auch im Hubschrauber — nur mit nasotrachealer Intuba- tion! Im Schock nie verlegen! WP
(Wehrmedizinische Tagung der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehr- pharmazie, Oktober 1976, Würzburg- Klingholz)
Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
164 Heft 3 vom 20. Januar 1977 DEUTSCHES ARZTEBLATT