Tu morzellen-in-vitro-Test
Wirksamkeit in vitro verspricht zu- nächst ein Ansprechen auf die Therapie, besagt aber nichts Si- cheres zur Überlebenszeit
Diese war für einige Autoren in Zürich sogar negativ korreliert zum Testergebnis: Möglicherwei- se werden im Test besonders wachstumsaktive Zellklone erfaßt, während das Schicksal des Kran- ken von langsamer wachsenden Zellen, Reserven ruhender, aber noch vitaler Zellen (sogenannte G0-Phase-Zellen) und anderen Pa- rametern bestimmt wird.
~ "Für kurzfristige Antworten in vivo sind ln vitro-Tests sehr aussa- gefähig; sie sind keine zuverlässi- gen Indikatoren der Langzeitthe- rapie" (Silvestrini).
Immerhin sollten vergleichende Untersuchungen, die insgesamt noch spärlich sind, in den Labora- torien der Tumorzentren fortge- führt werden.
ln Zürich wurden mehrfach Anga- ben über höhere Zweieinhalb-Jah- re-Überlebensraten Test-positiver Patienten gemacht.
Es ist wahrscheinlich, daß die ge- schilderten oder andere Verfahren - derzeit noch der experimentel-
len Medizin zugehörig - in 5 oder 10 Jahren ihren festen Platz in der Entscheidung einer Chemothera- pie oder in der Wahl der Zytostati- ka bekommen werden.
Den Herren Professoren G. P.
Wüst, Münster, M. Volm und M. Kaufmann, Heidelberg, danke ich dafür, daß sie mir in Zürich Fah- nen eines in Druck befindlichen Beitrags aus "Ciinical Chemothe- rapy 111", Verlag G. Thieme, Stutt- gart, zur Einsichtnahme über- ließen.
Professor Dr. med.
Rudolf Grass Haedenkampstraße 5 5000 Köln 41
Orale Kontrazeptiva reduzieren
Ovarialkarzinom-Risiko
Verschiedene Untersuchungen der vergangenen Jahre haben auf den Zusammenhang zwischen der Einnahme oraler Kontrazeptiva und der lnzidenz des Ovarialkarzi- noms aufmerksam gemacht. Dem- nach sollen Frauen, die orale Kon- trazeptiva einnehmen, seltener an einem Ovarialkarzinom erkranken.
Es gibt Hinweise, daß Frauen zwi- schen dem 35. und 55. Lebensjahr von der Wirkung der oralen Kon- trazeptiva auf die Häufigkeit des Ovarialkarzinoms profitieren.
Das Risiko wird dabei um so gerin- ger eingeschätzt, je länger die Pil- le eingenommen wurde. Dieses re- duzierte Karzinomrisiko besteht nach heutigen Erkenntnissen auch noch annähernd zehn Jahre nach Absetzen der oralen Kontra- zeptiva.
Bislang ungeklärt sind die Zusam- menhänge zwischen Ovarialkarzi- nominzidenz und der Einnahme oraler Kontrazeptiva sowie dessen biologisch-physiologischer Me- chanismus. Detailierte Erkenntnis- se zu diesem Problem wurden jetzt von Cramer und Mitarbeiter aus einer Case-control-study vor- gelegt, die in verschiedenen Bo- stoner Krankenhäusern an Patien- tinnen mit gesichertem Ovarialkar- zinom durchgeführt wurde.
Untersucht wurden 144 Frauen mit und 139 Frauen ohne Ovarialkarzi- nom, die jünger als 60 Jahre wa- ren. Unterschiede bei den Grup- pen bestanden bezüglich Ehe, Ge- burtenhäufigkeit und Einnahme der oralen Kontrazeptiva.
Die Tumorpatientinnen waren sel- tener verheiratet (11 Prozent ge- genüber 22 Prozent) und häufiger kinderlos (16 Prozent gegenüber 38 Prozent). Die Autoren bestäti- gen die Verringerung des Ovarial- karzinoms nach Einnahme oraler Kontrazeptiva bei Frauen zwi-
Zur Fortbildung Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
sehen dem 40. und 59. Lebensjahr.
Diese Risikoreduktion wurde auch nach Absetzen der Pille beobach- tet und besteht wahrscheinlich für längere Zeit.
Demgegenüber erbrachte die Ein- nahme der Pille in der vorliegen- den Untersuchung bei Frauen un- terhalb des 40. Lebensjahres keine Risikoverminderung. Ebenfalls al- tersabhängig ist die Einflußnahme der Geburtenhäufigkeit auf das Karzinomrisiko, wobei ebenfalls eine signifikante Verminderung nur in der Altersgruppe zwischen 40 und 59 Jahren festgestellt wer- den konnte.
Das von den Autoren gefundene altersabhängige Verhalten des Ovarialkarzinomrisikos läßt sich nur unvollkommen interpretieren.
Auf einen möglichen protektiven Effekt der oralen Kontrazeptiva durch die Senkung des FSH-Spie- gels wird hingewiesen. FSH-Spie- gel sind altersabhängig mit Höchstwerten in der frühen Post- menopause und ähneln in ihrem Verlauf der altersspezifischen Ovarialkarzinominzidenz mit dem Unterschied einer etwa 15- bis 20jährigen Verspätung des Karzi- nomgipfels.
Hieraus wäre erklärbar, daß der Ef- fekt der oralen Kontrazeptiva erst Jahre nach der Absetzung in Er- scheinung tritt. Zum anderen könnten die oralen Kontrazeptiva als wirksame Steroide die Ent- wicklung von Tumoren mit Östro- gen- und Progesteron-Rezeptor- positiven Ovarialkarzinomzellen besonders in der Altersgruppe un- ter 40 Jahren beeinflussen.
Weniger wahrscheinlich ist, daß die Pille durch die Unterdrückung der Ovulation und durch die Ver- hinderung einer unnatürlichen Ovulation protektiv wirksam sein
könnte. Mng
Cramer. D. W .. et al.: Factcrs Affecting the Association of Oral Contraceptives and Ova- rian Cancer. The New Engl. J. of Med .. 307 1047-1051 (1982).
Ausgabe A DEUTSCHES ARZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 33 vom 19. August 1983 41