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Langfristig kein erhöhtes Krebsrisiko durch orale Kontrazeptiva

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Academic year: 2022

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Orale Kontrazeptiva werden von Mil- lionen Frauen auf der ganzen Welt ver- wendet. Noch immer sind wichtige Fragen bezüglich langfristiger Krebsri- siken, die mit der Einnahme verbunden sind, ungeklärt. So ist unbekannt, ob die Risiken für endometriale, ovarielle und kolorektale Karzinome erhöht sind. Auch weiss man nicht, ob die Ein- nahme oraler Kontrazeptiva während der Fortpflanzungsperiode das Krebsri- siko im Alter erhöht. Von Bedeutung ist zu wissen, wie hoch das Gesamtrisiko von Frauen, die in früheren Jahren Kontrazeptiva einnahmen, in späteren Lebensphasen ist.

Studiendesign und -ziel

Ziel der Studie war es, die langzeitigen Krebsrisiken sowie die Gesamtlebens- dauer bei Einnahme oraler Kontrazep- tiva zu bestimmen, wobei zugleich die

mit der Einnahme verbundenen Vor- teile erfasst wurden.

46 022 Frauen waren in den Jahren 1968 und 1969 am britischen Royal College of General Practitioners für die Studie rekrutiert worden und wurden bis zu 44 Jahre beobachtet. Etwa 23 000 Frauen hatten orale Kontrazep- tiva eingenommen. Die Kontrollgruppe war ähnlich gross.

Standardisierte Raten von bestimmten und allen Krebsarten wurden zum einen für Frauen bestimmt, welche orale Kontrazeptiva über einen be- stimmten Zeitraum eingenommen hatten, und zum anderen für solche, welche dies niemals getan hatten.

Hierbei wurden Daten zu Alter, So- zialstatus und Rauchen erfasst. Das attributale Risiko (Formel: Risiko der Exponierten – Risiko der Nichtexpo- nierten) sowie die präventive Wirkung (preventive fraction) wurden be- stimmt. Mithilfe der Poisson-Regres- sion wurden die Erwartungswerte in Abhängigkeit von verschiedenen Va- riablen modelliert. Dies diente dazu, die Inzidenzraten zwischen Frauen, welche regelmässig Kontrazeptiva ein- genommen hatten, und Frauen, wel- che dies nicht getan hatten, zu bestim- men und den zeitlichen Verlauf zu er- fassen.

Studienergebnisse

Unter den Frauen, welche regelmässig Kontrazeptiva eingenommen hatten, trat während 884 895 Beobachtungs- jahren bei 4661 mindestens eine Krebs- form auf. Bei denjenigen Frauen, die keine Kontrazeptiva eingenommen hatten, war dies während eines Zeit- raums von 388 505 Beobachtungsjah- ren bei 2341 der Fall.

Die Einnahme oraler Kontrazeptiva ging einher mit reduzierten Inzidenzra- ten eines kolorektalen (Incidence Rate Ratio [IRR]: 0,81; 99%-Konfidenzin- tervall [KI]: 0,66-0,99), endometrialen (IRR: 0,66; 99%-KI: 0,48–0,89) und ovariellen Karzinoms (IRR: 0,67;

99%-KI: 0,50–0,89) sowie für lympha- tische und hämatopoetische Krebsfor- men (IRR: 0,74; 99%-KI: 0,58–0,94).

Dies bedeutet, dass die Rate für Darm- krebs um 19 Prozent, die für Endome- triumkarzinome um 34 Prozent und die für Ovarialkarzinome um 33 Prozent vermindert war.

Ehemalige Anwenderinnen erkrankten auch zu 26 Prozent seltener an Lym- phomen oder Leukämien (IRR: 0,74;

99%-KI: 0,58–0,94). Ein erhöhtes Ri- siko von Lungenkrebs wurde nur bei Raucherinnen beobachtet.

Das erhöhte Risiko für Brust- und Ge- bärmutterhalskrebs, das zunächst bei Einnahme von Kontrazeptiva beobach- tet wurde, konnte nach einem Zeit- raum von fünf Jahren nach Absetzen der Präparate nicht mehr erfasst wer- den. Es zeigte sich in späteren Jahren kein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Krebsformen bei Frauen, welche orale Kontrazeptiva zur Empfängnis- verhütung eingenommen hatten.

Insgesamt zeigte sich bei Einnahme von oralen Kontrazeptiva kein erhöhtes Krebsrisiko.

Fazit: Wie die Autoren feststellen, ist das Krebsrisiko bei den meisten Frauen, die sich für eine orale Kontra- zeption entscheiden, nicht erhöht.

Stattdessen führt die Einnahme bei ei- nigen Krebsformen zu einer signifikan- ten Risikoreduktion, die viele Jahre nach Absetzen des Präparates bestehen

bleibt.

Claudia Borchard-Tuch

Interessenlage: Die Autoren der Originalstudie haben keinerlei Interessenskonflikte deklariert.

Quelle:

Iversen L et al.: Lifetime cancer risk and combined oral contraceptives: the Royal College of General Practitio- ners’ Oral Contraception Study. Am J Obstet Gynecol 2017, Feb 8; pii: S0002-9378(17)30179-5, DOI: 10.1016/

j.ajog.2017.02.002.

518

ARS MEDICI 112017

STUDIE REFERIERT

Langfristig kein erhöhtes Krebsrisiko durch orale Kontrazeptiva

Die Einnahme oraler Kontrazeptiva verringert das Risiko, an Darm-, Eier- stock- oder Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. In einer britischen Studie war dieser Effekt auch nach mehr als vier Jahrzehnten noch nachweisbar.

Da die Häufigkeit anderer Krebsarten vorübergehend steigt, beurteilen die Autoren den Einfluss auf das Krebsrisiko insgesamt als neutral.

American Journal of Obstetrics & Gynecology

❖Die Einnahme oraler Kontrazeptiva ver- ringert das Risiko, an Darm-, Eierstock- oder Gebärmutterhalskrebs zu erkran- ken.

❖Ehemalige Anwenderinnen erkrankten auch seltener an Lymphomen oder Leukämien.

❖Ein erhöhtes Risiko von Lungenkrebs wurde nur bei Raucherinnen beobachtet.

❖Das erhöhte Risiko für Brust- und Ge- bärmutterhalskrebs, das zunächst bei Einnahme von Kontrazeptiva beobach- tet wurde, konnte nach einem Zeitraum von fünf Jahren nach Absetzen der Präparate nicht mehr erfasst werden.

MERKSÄTZE

Referenzen

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