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Hormonelle Kontrazeptiva und Krebsrisiko

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

ARS MEDICI 9 | 2019

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Frühere Studien zum Brustkrebsrisiko unter hormoneller Verhütung hatten unterschiedliche Ergebnisse – von kei- ner Risikoerhöhung bis zu einem An- stieg des Risikos um 20 bis 30 Prozent.

Zum Mammakarzinomrisiko unter modernen hormonellen Kontrazeptiva gab es bisher kaum Daten. Eine pro- spektive Kohortenstudie aus Däne- mark bringt nun Licht ins Dunkel (1).

Eine Forschergruppe der Universität Kopenhagen analysierte die Daten von 1,8 Millionen dänischen Frauen, die zwischen 15 und 49 Jahre alt waren und im Schnitt über 10,9 Jahre nachbe- obachtet wurden (was insgesamt 19,6 Millionen Personenjahre ergab).

In diesem Zeitraum erkrankten 11 517 Teilnehmerinnen an Brustkrebs. Im Vergleich zu Frauen, die nie hormonell verhütet hatten, stieg das Brustkrebsri- siko der Frauen unter hormonellen Kontrazeptiva um 20 Prozent. Nah- men Frauen hormonelle Verhütungs- mittel weniger als ein Jahr lang, stieg das Risiko, an einem bösartigen Tumor der Brust zu erkranken, um 9 Prozent.

Bei über zehnjähriger Anwendung war die Brustkrebswahrscheinlichkeit sogar um 38 Prozent erhöht. Das höhere Risiko war nicht nur bei oral anzuwendenden Kombinationspräpa- raten zu beobachten, sondern auch bei Frauen, die eine rein gestagenhaltige Spirale trugen. Zwischen den verschie- denen oralen Kombinationspräparaten gab es keine grossen Unterschiede.

Leichte Erhöhung des absoluten Brustkrebsrisikos

Was bedeuten diese Zahlen konkret?

Insgesamt betrug die absolute Zu- nahme an Mammakarzinomen, die bei aktuellen und früheren Anwende- rinnen von hormonellen Verhütungs- mitteln beobachtet wurden, 13 pro 100 000 Personenjahre. Anders ausge- drückt, trat bei 7690 Frauen, die ein

Jahr lang mit Hormonen verhüteten, etwa ein zusätzliches Mammakarzi- nom auf.

Der geringe Anstieg des Brustkrebsrisi- kos sollte gegen die Vorteile der hormo- nellen Kontrazeption abgewogen wer- den, schreiben die Autoren. Zu nennen sind hier die gute kontrazeptive Wirk- samkeit und eine Senkung des Risikos für Ovarial- und Endometriumkarzi- nome sowie vielleicht auch ein vermin- dertes Risiko für kolorektale Karzi- nome (1).

Lebensstil, Pilleneinnahme und Krebsrisiko

Aus früheren Studien ist bekannt, dass Frauen, die mit der Antibabypille ver- hüten, ein geringeres Risiko für Endo- metrium- und Eierstockkrebs haben.

Aber profitieren von diesem Schutzef- fekt alle Pillenanwenderinnen im glei- chen Mass, oder gibt es hier Unter- schiede je nach Lebensstil der Frauen?

Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Team des amerikanischen National Cancer Institute im Rahmen einer bevöl- kerungsbasierten Kohortenstudie (2), an der über 100 000 überwiegend post- menopausale Frauen teilnahmen. Die Teilnehmerinnen (Anwenderinnen ora- ler Kontrazeptiva) wurden 1995/1996 in die Studie aufgenommen und bis 2011 nachbeobachtet. Während des Follow-ups wurden 1241 Ovarial- und 2337 Endometriumkarzinome identifi- ziert. Untersucht wurde die Effektmo- difikation durch die Lebensstilfaktoren Zigarettenrauchen, Alkoholkonsum, Body-Mass-Index (BMI) und körper - liche Aktivität.

Profitieren Raucherinnen und Adipöse besonders?

Die langfristige Einnahme oraler Kon- trazeptiva senkte das Ovarialkarzi- nomrisiko um 40 Prozent. Je länger die Frauen die «Pille» einnahmen, desto

ausgeprägter war der Schutz vor Eier- stockkrebs. Unabhängig von den oben genannten Lebensstilfaktoren war der Schutzeffekt in allen Untergruppen etwa gleich stark ausgeprägt. Auch das Risiko für ein Endometriumkarzinom sank mit zunehmender Dauer der Pil- leneinnahme (Risikoreduktion bei langfristiger Einnahme: 34%). Den grössten Nutzen hatten Raucherinnen, Adipöse sowie Frauen, die körperlich wenig aktiv waren. «Die Anwendung oraler Kontrazeptiva kann für be- stimmte Frauen mit unterschiedlichem Baseline-Krebsrisiko zur Chemoprä- vention vorteilhaft sein», resümieren die Autoren.

Die Studie untersuchte auch, ob es einen Zusammenhang zwischen oralen Kontrazeptiva, Lebensstilfaktoren und Brustkrebs beziehungsweise kolorekta- len Karzinomen gibt. Hier zeigten sich keine nennenswerten Assoziationen.

AW Interessenlage: Die Studie von Mørch et al.

wurde durch die Novo Nordisk Foundation un- terstützt; die Erstautorin und eine weitere Auto- rin wurden von der Novo Nordisk Foundation angestellt, als das Manuskript zur Veröffent - lichung akzeptiert worden war. In der Studie von Michels et al. wurden keine Interessenkonflikte deklariert.

Quellen:

1. Mørch LS et al.: Contemporary hormonal contraception and the risk of breast cancer.

N Engl J Med 2017; 377: 2228–2239.

2. Michels KA et al.: Modification of the asso- ciations between duration of oral contracep- tive use and ovarian, endometrial, breast, and colorectal cancers. JAMA Oncol 2017;

doi: 10.1001/jamaoncol.2017.4942.

Brustkrebs, Ovarial- und Endometriumkarzinom

Hormonelle Kontrazeptiva und Krebsrisiko

Erhöhen hormonelle Verhütungsmittel wie die Antibabypille das Risiko für Brustkrebs und andere Tumorerkrankungen? Diese Frage bewegt viele Frauen. Zwei grosse Studien liefern Antworten.

New England Journal of Medicine/JAMA Oncology

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