Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Resistente Stämme sind jetzt auch aus Malaysia, Laos, den Philippinen sowie Indonesien bekannt. Eine si- chere Chloroquinresistenz von Plas- modium falciparum sowie anderer Plasmodienarten in Afrika ist bisher nicht bekannt. Aus Afrika existiert eine Mitteilung, die möglicherweise auf einen resistenten Falciparum- Stamm in Mozambique hinweist (Pil- lay). Außerdem wird vermutet, daß in Äthiopien chloroquinresistente Er- reger vorkommen (WHO 1977).
Viele Falciparum-Infektionen aus den genannten Gebieten sind wei- terhin chloroquinempfindlich. Für resistente Stämme wurden verschie- dene Medikamente versucht, die zum Teil noch nicht im Handel sind.
Meist bleiben die Erreger chinin- empfindlich, doch sind auch chinin- resistente Stämme bekannt. Vielver- sprechend sind die ersten Erfahrun- gen mit Mefloquin, das wahrschein- lich eine echte Alternative zum Chlo- roquin wird (Pearlman; Trenholme).
Aussichtsreich sind ferner: Sulfone (Dapson®, ein Lepramittel, erhältlich von Bayer/Leverkusen), verschiede- ne Sulfonamide (Sulfalen-Longum®, Sulfadiazin) sowie Kombinationen von Pyrimethamin (Daraprim®) mit Chinin oder Sulfonamiden. Gut be- währt zur Therapie wie Prophylaxe hat sich Fansidar®, eine Kombina- tion von 1 g Sulfadoxin mit 50 mg Pyrimethamin (Fa. Roche). Besteht der geringste Verdacht, daß bei ei- nem Patienten eine Chloroquinresi- stenz besteht, wird man ein Tropen- institut oder eine Infektionsklinik konsultieren (Peters; Maegraith und Gilles; WHO 1977).
Prophylaxe
Bei starker Exposition (Safari, Rei- sen im Dschungel oder in Flußniede- rungen) ist eine zweimalige Einnah- me von Chloroquin in der Woche zu empfehlen; sonst genügt es, einmal pro Woche die Suppressionsdosis von 2 Tabletten (300 mg) zu nehmen („Sonntagstablette"). Pyrimethamin (Daraprim®) sollte als Prophylakti- kum kombiniert werden, zum Bei- spiel mit Sulfonamiden oder Pro- guanil (Paludrin®). Die Dosierung:
50 mg Pyrimethamin 1mal wöchent- lich, 100 mg Paludrin (1 Tablette) täglich. Nebenwirkungen der Chlo- roquintherapie sind bei prophylakti- schen Dosen sehr selten. Bezüglich der Dosierung für Kinder siehe Ta- belle 2.
Die Prophylaxe soll eine Woche vor Beginn der Reise beginnen und noch mindestens vier Wochen nach der Rückkehr aus dem Gefahrenge- biet fortgesetzt werden.
In Gebieten Südostasiens, in denen chloroquinresistente Falciparum- Stämme bekannt sind, werden pro- phylaktische Kombinationen von Sulfadiazin mit Pyrimethamin emp- fohlen (zum Beispiel Fansidar®, lo- kal erhältlich): 2 Tabletten am Tage der Einreise in das verseuchte Ge- biet; die Wirkung hält zwei Wochen an. Auch dies sollte noch minde- stens 4 Wochen fortgesetzt werden, nachdem das Endemiegebiet verlas- sen wurde. Für Südostasien ist zu bemerken, daß ein Aufenthalt in den Malariagebieten tagsüber weniger gefährlich ist. Die Mückenweibchen stechen vorwiegend abends. Die großen Städte des Tourismus wie Bangkok, Chiengmai, Penang, Sin- gapur, Kuala Lumpur, Hongkong so- wie Manila sind weitgehend frei von Malaria (Schelp).
Literatur
(1) Knüttgen, H. J.: Die Chemotherapie akuter Malariaerkrankungen bei Rückkehrern aus tro- pischen und subtropischen Ländern, Immun.
Inf. 4 (1976) 149 — (2) Maegraith, B. G., Gilles, H.
M.: Management and treatment of tropical dis- eases, Oxford 1973 — (3) Mohr, W.: Begutach- tung bei Malaria-Erkrankungen, Med. Klin. 70 (1975) 1326 — (4) Pearlman, E. J., Thiemann, W., Doberstyn, E. B.: The suppression of P. falcipa- rum parasitemias by mefloquine, Vortr. a. d.
Tg. dt. Tropenmed. Gesellscel., 24.-26. 3. 1977, Lindau — (5) WHO Weekly epidemiological re- cord 52 (1977) 21.47.66. — Weitere Literatur bei den Verfassern.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. Ernst Holzer
IV. Medizinische Abteilung Kölner Platz 1
8000 München 40
Professor Dr. Helmut A. Stickl Am Neudeck 1
8000 München 95
Kolonulzera unter
Kontrazeptiva-Einnahme
Zu den seltenen Komplikationen der Pille gehört die ischämische Kolitis, deren Pathogenese im Zusammen- hang mit der Einnahme oraler Kon- trazeptiva nach wie vor unklar ist.
Diskutiert wird eine Low-flow-Min- derperfusion im Grenzgebiet zwi- schen Arteria mesenterica superior und inferior im Bereich der linken Kolonflexur.
Plötzlich einsetzende abdominelle Schmerzen, blutige Durchfälle und röntgenologische Veränderungen im Deszendensbereich („thumbprin- tings") sind die klassischen klini- schen Zeichen einer ischämischen Kolitis. Daneben können offenbar diskrete Kolonulzera Ausdruck ei- ner kontrazeptivainduzierten Darm- ischämie sein.
Bei einer 23jährigen Patientin traten unter der Einnahme eines oralen Kontrazeptivums (0,5 mg Norgestrel und 0,05 mg Äthinylöstradiol) krampfartige Bauchschmerzen in Verbindung mit blutigen Durchfällen auf. Röntgenologisch und kolosko- pisch fanden sich in einer anderwei- tig unauffälligen Schleimhaut mul- tiple Ulzera im Bereich der Flexura lienalis, die unter einer konservati- ven Therapie und Absetzen des Kon- trazeptivums rasch abheilten.
Bei jungen Frauen mit plötzlich ein- setzenden blutigen Durchfällen sollte an die Möglichkeit einer ischä- mischen Kolitis gedacht werden, wenn Kontrazeptiva eingenommen werden. Diese ischämische Kolitis kann offensichtlich auch einmal aty- pisch blande in Form von diskreten Ulzera in dem minderperfundierten Darmsegment ablaufen.
Bernardino, M. E., Lawson, T. L.:
Discrete colonic ulcers associated with oral contraceptives
Am. J. dig. Dis. 21 (1976) 503-505 Dr. med. M. E. Bernardino, Department of Radiology
George Washington University Hospital 90123 St. N. W.
Washington, D. C. 20037
FÜR SIE GELESEN Malaria
1716 Heft 26 vom 30. Juni 1977