Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Eiweiß und
Blut-Liquor-Schranke
Die Blut-Liquor-Schranke läßt eine Passage von Eiweißkörpern nur in sehr beschränktem Umfange zu. Ob sie intakt ist, kann durch gleichzeiti- ge Bestimmung von Albumin oder Alpha-2-Makroglobulin in Serum und Liquor ermittelt werden. Eine Schrankenstörung ist viel verläßli- cher durch diese Serum/Liquor- Gradienten zu bestimmen als etwa durch Messen des Gesamteiweißge- haltes. Für die Differenzierung von Meningitiden ist wesentlich, daß ei- ne frühe schwere Störung auf bakte- rielle Ätiologie hinweist, eine leichte für Virusinfekte der Meningen cha- rakteristisch ist. Ausbleibende Bes- serung der Schrankenstörung unter der Therapie ist Grund zu Zweifeln an der Diagnose. In Kenntnis des Funktionszustandes der Blut-Li- quor-Schranke kann zwischen aus dem Serum stammendem und im ZNS produziertem Immunglobulin G differenziert werden, was für die Diagnose von entzündlichen Erkran- kungen, vor allem der multiplen Sklerose, wichtig ist. EgI
Schliep, G.; Felgenhauer, K.: Serum-CSF-pro- tein gradients, the blood-CSF barrier and the local immune response, J. Neurol. 218 (1978) 77-96
Überdruckbehandlung bei festsitzender Ballonsonde
Ballonsonden zur Behandlung des mechanischen oder drohenden pa- ralytischen Ileus nach Cantor, Kas- low und Harris finden heute nur noch gelegentlich Verwendung. Im Gegensatz zur Miller-Abbott-Sonde, bei der über einen zweiten Kanal ei- ne Dekompression möglich ist, be- steht bei den einlumigen Sonden die Gefahr, daß der Ballon am distalen Ende durch Darmgase überbläht wird und festsitzt, so daß eine me- chanische Verlegung des Darmlu- mens eintritt, die nur durch Laparo- tomie zu beseitigen ist. Durch eine Behandlung in einer Druckkammer
läßt sich eine Dekompression des Ballons erzielen, wobei bei einem Druck von 4 atü das Ballonvolumen um 25 Prozent, der Durchmesser um 63 Prozent der bei normalem atmo- sphärischem Druck vorhandenen Werte abnimmt. Innerhalb eines Zeitraumes von 2 Jahren konnte die- ses Verfahren bei vier Patienten er- folgreich eingesetzt werden, bei de- nen es zu einer Ballonobstruktion des Dünndarms gekommen war.
Kulak, R. G.; Friedman, B.; Gelernt, I. M.; Ja- cobson II, J. H.: The entrapped intestinal bal- loon: deflation by hyperbaric therapy, Ann.
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Zehn Prozent aller Kolonkontrasteinläufe überflüssig
Überlegungen, wie Kosten einge- spart werden können, werden zur Zeit auch in Kanada angestellt. Im Jahre 1974 wurden in Manitoba mit einer Bevölkerung von 1 053 382 bei rund 100 000 Konsultationen 16 594 Kolonkontrasteinläufe veranlaßt, wobei 1000 Befunde von Krankheits- wert erhoben wurden. Die meisten pathologischen Befunde waren vom überweisenden Arzt aufgrund der klinischen Symptomatik bereits ver- mutet worden, während eine Aus- schlußdiagnostik nur in Ausnahme- fällen einen Befund von Krankheits- wert ergab. Mindestens 25 Prozent aller Röntgenuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen erschie- nen nicht indiziert, die Radiologen schätzten den Anteil der unnötigen Kontrasteinläufe bei Erwachsenen auf 30 Prozent. Eine ausführliche Diskussion zwischen den Funktio- nären der örtlichen Ärztekammer und dem College of Physicians and Surgeons führt zu der Feststellung, daß rund 10 Prozent aller Kontrast- einläufe ohne weiteres vermieden werden könnten.
MacEwan, D. W., Kavanagh, S., Chow, P., Tish- ler, J. M.: Manitoba barium enema efficacy study, Radiology 126 (1978) 39-44, Department of Radiology, Health Sciences Centre, 700 Wil- liam Ave Winnipeg, Manitoba, Canada R3E OZ3
räume durchgeführt werden und führt hier zu einer bevorzugten Eli- mination von solchen toxischen Substanzen, die zwar glomerulär fil- triert, dann jedoch zu einen Teil tu- bulär resorbiert werden. Vom hygie- nischen Standpunkt ergeben sich durch die Hämofiltration insoweit Vorteile, als die Möglichkeit einer Kontamination durch eine unsterile Spülflüssigkeit (wie bei der Hämo- dialyse) entfällt. Bei Rückführung des durch Absorption und/oder an- dere Maßnahmen regenerierten Fil- trates in den extrakorporalen Kreis- lauf dürfte die Hämofiltration als ein wichtiger Schritt auf dem Wege der Miniaturisierung der künstlichen Niere anzusehen sein.
Literatur
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Anschrift der Verfasser:
Professor
Dr. med. Eduard Quellhorst und Dr. med. Bernd Schünemann Nephrologisches Zentrum Niedersachsen, Vogelsang 37 3510 Hannoversch-Münden
FÜR SIE GELESEN Hämofiltration
2426 Heft 42 vom 19. Oktober 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT