M E D I Z I N
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A1268 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1830. April 2004
Für Frauen, die eine Fehlgeburt hatten oder bei denen ein Schwangerschafts- abbruch vorgenommen wurde, besteht offenbar kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Brustkrebs. So lautet das Ergebnis einer großen internatio- nalen Studie. Um den Zusammenhang zwischen einem spontanen oder indu- zierten Schwangerschaftsabbruch und dem Risiko für Brustkrebs zu unter- suchen, analysierte die Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer die Daten von 53 epidemiologi- schen Studien, an denen 83 000 Frauen mit Brustkrebs aus 16 Ländern teil- genommen hatten. Von 44 000 Frauen lagen Angaben aus Studien vor, in de- nen prospektiv Daten zu Schwanger- schaftsabbrüchen ermittelt worden waren, bevor die Diagnose Brustkrebs gestellt wurde. Anhand der Studiener- gebnisse bestimmten die Autoren das relative Risiko für die Entwicklung von Brustkrebs und verglichen die Wahr- scheinlichkeit an Brustkrebs zu erkran- ken für Frauen mit und Frauen ohne vorhergehenden Schwangerschaftsab- bruch. Das relative Risiko für Frauen, die schon einmal eine Fehlgeburt hat- ten, an Brustkrebs zu erkranken, lag in diesen Studien durchschnittlich bei 0,98; für Frauen, bei denen bereits einmal ein Schwangerschaftsabbruch
durchgeführt worden war, bei 0,93.
Diese Werte zeigen nach Ansicht der Autoren kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Brustkrebs nach einem spontanen oder induzierten Schwangerschaftsabbruch. Die Anzahl von abgebrochenen Schwangerschaf- ten hatte ebenfalls keinen Einfluss auf das Brustkrebsrisiko. Die Daten von 39 000 Frauen mit Brustkrebs aus Stu- dien, in denen die Frauen retrospektiv erst nach der Brustkrebsdiagnose über vorangegangene Schwangerschaftsab- brüche befragt worden waren, ergaben nach Auffassung der Wissenschaftler wenig aussagekräftige Ergebnisse. Die Gesamtheit der internationalen epi- demiologischen Daten, kommentiert Valerie Beral, weist darauf hin, dass Schwangerschaften, die in einem spon- tanen oder induzierten Abbruch enden, keine negativen Auswirkungen auf das spätere Risiko für die Entwicklung von
Brustkrebs haben. Se
Collabrotative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer: Breast cancer and abortion: collaborative reanalysis of data from 53 epidemiological studies, including 83 000 women with breast cancer from 16 countries. Lancet 2004; 363: 1007–1016.
Secretariat, Colloborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer, Cancer Research UK Epidemiology Unit, Radcliffe Infirmary, Oxford OX2 6HE, Großbritannien.
Keine Erhöhung des Brustkrebsrisikos durch Schwangerschaftsabbruch
Referiert
Zur Behandlung postoperativer Schmer- zen scheint die transdermale Gabe von Fentanyl mithilfe eines galvanischen Stroms (Iontophorese) eine vergleich- bare Wirksamkeit aufzuweisen wie in- travenös appliziertes Morphin. In einer US-amerikanischen Multicenterstudie verglichen Eugene Viscusi und Kollegen von der Thomas Jefferson University in Philadelphia beide Applikationsformen.
In 33 Krankenhäusern beurteilten die Autoren bei 636 Patienten nach einer größeren Operation die schmerzstillen- de Wirkung der beiden Substanzen. In beiden Gruppen wurde den Studienteil-
nehmern eine patientenkontrollierte Analgesie angeboten: Morphin wurde über eine Spritzenpumpe intravenös in 1-mg-Schritten alle fünf Minuten (maxi- mal 10 mg/h) und iontophoretisches Fentanyl-Hydrochlorid transdermal, je- weils 40 µg/10 min verabreicht. Wäh- rend der ersten drei Stunden nach der Operation wurde bei Bedarf intravenös ein Bolus (Morphin oder Fentanyl) ge- geben. Die patientenkontrollierte Anal- gesie wurde dann für maximal 72 Stun- den aufrechterhalten.
Von einer guten bis sehr guten Schmerzkontrolle berichteten 73,7 Pro-
zent der Patienten nach der Gabe von Fentanyl und 76,9 Prozent nach der Behandlung mit Morphin. In beiden Gruppen brachen 25 Prozent der Teil- nehmer die Untersuchung vorzeitig ab.
In der Fentanyl-Gruppe wurde dies in den meisten Fällen mit einer inadäqua- ten Analgesie begründet, wohingegen in der Vergleichsgruppe eher andere Grün- de hierfür angeführt wurden. Viscusi kommt zu dem Ergebnis, dass mit einer Iontophorese von Fentanyl eine ebenso gute, aber injektionsfreie Schmerzkon- trolle möglich ist wie mit Morphin. me
Viscusi ER, Reynolds L, Chung F, Atkinson LE, Khanna S:
Patient-controlled transdermal fentanyl hydrochloride vs intravenous morphine pump for postoperative pain. A randomized controlled trail. JAMA 2004; 291:
1333–1341.
Dr. Eugene R. Viscusi, Department of Anesthesiology, Thomas Jefferson University 111 S 11thStreet, Suite G 8490 Philadelphia, PA 19107 USA, E-Mail: eugene.viscusi
@jefferson.edu
Duodenaladenom mit kolorektaler Neoplasie assoziiert
Bei etwa sieben Prozent aller Duoden- alpolypen handelt es sich um sporadi- sche Adenome, die vorwiegend um die Vatersche Papille gruppiert sind.
Die Autoren gingen der Frage nach, ob derartige Adenome mit Adenomen im Dickdarm oder kolorektalen Karzi- nomen vergesellschaftet sein können.
In der Tat fand sich bei entsprechenden koloskopischen Untersuchungen ein um den Faktor 2,4 erhöhtes Risiko für kolorektale Neoplasien. Bei einem Teil der Patienten handelte es sich um ru- dimentäre Formen einer familiären adenomatösen Polypose, doch empfeh- len die Autoren, bei allen sporadischen Adenomen des Zwölffingerdarms ge- zielt zu koloskopieren, um kolorektale Neoplasien frühzeitig zu entdecken. w
Murray MA, Zimmermann M J, Ee H C: Sporadic duodenal adenoma is associated with colorectal neoplasia. Gut 2004; 53: 261–265.
Dr. H. C. Ee, Department of Gastroenterology and Hepatology, Sir Charles Gairdner Hospital, Nedlands, WA, Australien, E-Mail: hooi.ee@health.wa.gov.au