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Archiv "Risiko Familiärer Brustkrebs: Jeder Fall ist anders zu bewerten" (24.05.2013)

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A 1020 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 21

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24. Mai 2013

RISIKO FAMILIÄRER BRUSTKREBS

Jeder Fall ist anders zu bewerten

Bei Mutationen der Brustkrebsgene BRCA1 und BRCA2 wird das individuelle

Krebsrisiko durch eine interdisziplinäre Beratung präzisiert. Welche Maßnahmen als Prävention letztlich ausgewählt werden, bleibt eine persönliche Entscheidung.

A

ngelina Jolie hat ihre Ent- scheidung bereits getroffen und sich als Konsequenz aus einem Mutationsnachweis im Brustkrebs- gen BRCA1 bilateral mastektomie- ren lassen. „Dieses Vorgehen kann jedoch keinesfalls als Exempel für alle Frauen gelten, die ein mutiertes BRCA1-Gen haben“, lautet die Kern- botschaft von Priv.-Doz. Dr. med.

Kerstin Rhiem, Leitende Oberärztin am Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Uniklinik Köln. Doch welche Möglichkeiten respektive Alternativen standen der US-Schauspielerin in ihrer Situa - tion zur Verfügung?

Wie aus der Presse zu erfahren war, ist Jolies Mutter im Alter von 56 Jahren an Brustkrebs gestorben.

Ihre gesunde Tochter wollte erfah- ren, ob sie möglicherweise erblich belastet ist, und ließ einen Gentest durchführen. Dabei wurde eine Mu- tation in dem autosomal-dominant vererbten Hochrisikogen BRCA1 festgestellt (eKasten 1). Die Ärzte berechneten, dass Jolie ein statisti- sches Risiko von etwa 80 Prozent hat, an einem Mammakarzinom und von circa 60 Prozent, an einem Ova- rialkarzinom zu erkranken – Zahlen, die sicherlich jede Frau erschrecken und den Wunsch nach Prävention aufkeimen lassen.

Spezialisierte Beratung Betroffene haben dann die Wahl, an einem intensivierten Früherkennungs- programm teilzunehmen (eKasten 2) oder eine bilaterale Mastektomie und/oder Ovariektomie durchfüh- ren zu lassen. Doch wie entscheidet man richtig? In Deutschland kön- nen sich Frauen in 15 universitären Zentren, die in einem Konsortium zusammenarbeiten, zu Fragen des familiären Brust- und Eierstock- krebses beraten lassen (eKasten 3).

Dazu gehört auch die Frauenklinik

der Universität Köln. Wie Rhiem dem Deutschen Ärzteblatt berich- tet, sind in diesen Zentren seit 1996 mehr als 28 000 Personen aus 18 000 Fami lien beraten worden.

„Die durchschnittliche Auffindungs- rate von Veränderungen in den bei- den Hochrisikogenen BRCA1 und BRCA2 in belasteten Familien be- trägt circa 25 Prozent“, so Rhiem.

Die Entscheidung, welche präventi- ven Maßnahmen eine Mutationsträ- gerin in Anspruch nimmt, sei indivi- duell ganz verschieden.

„Durch die intensivierte Früher- kennung wird in 85 Prozent der Fäl- le Brustkrebs früh erkannt, das heißt in einem heilbaren Stadium.

Diese stellt für viele Frauen eine Alternative zur prophylaktischen Brustdrüsenentfernung dar. Ziel der nichtdirektiven, interdisziplinären Beratung unter Einbeziehung von Psycho-Onkologen ist es, die Rat- suchenden in die Lage zu versetzen, eine selbstbestimmte informierte Entscheidung für beziehungsweise gegen eine prophylaktische Opera- tion zu treffen“, sagt Rhiem. Die meisten Frauen, die sich für ei- ne prophylaktische Operation ent- scheiden, seien bereits auf einer Seite an Brustkrebs erkrankt und möchten eine erneute Chemothera- pie vermeiden.

Frauen mit Mutationen der Gene BRCA1 und/oder BRCA2 haben zudem ein deutlich erhöhtes Risi- ko, ein Ovarialkarzinom zu entwi- ckeln. Für diesen Tumor gibt es jedoch keine effiziente Früher - kennungsmethode. Die prophylak- tische Entfernung der Eierstöcke und Eileiter um das 40. Lebens- jahr senkt laut Rhiem das Ovarial- karzinomrisiko auf ein bis zwei Prozent und halbiert das Brust- krebsrisiko.

Grundsätzlich steht hinter dem Wunsch nach der Vorbeugung im-

mer die Frage, ob überhaupt wirk- same Präventionsmaßnahmen zur Verfügung stehen. „Daneben ist zu bedenken, dass sich auch heute noch Erkrankungsrisiken nicht im- mer verlässlich abschätzen lassen“, sagt Prof. Dr. med. Rita Schmutz- ler, Leiterin des Kölner Zentrums (Dtsch Arztebl 2012; 109[26]:

A-1371). Die Gynäkologin plädiert für einen verantwortungsbewussten Umgang mit einem eventuell er- höhten Risiko, damit daraus abge- leitete Maßnahmen nicht mehr Schaden als Nutzen anrichten. „Die rasanten Entwicklungen auf dem Gebiet der prädiktiven Gendia - gnostik müssen in ein strukturier- tes Präventionsforschungskonzept eingebunden werden. Der Kurz- schluss, aus einem erhöhten Er- krankungsrisiko unmittelbar einen klinischen Handlungsbedarf abzu- leiten, ist falsch und potenziell ge- fährlich“, warnt Schmutzler.

Wenn der Gentest negativ ist Wird keine Veränderung in einem der bisher bekannten Brustkrebs - gene gefunden, kann ratsuchen- den Frauen keine endgültige „Ent- warnung“ gegeben werden, denn BRCA1/2 sind nur für etwa 50 Pro- zent der erblich bedingten Mam - makarzinome verantwortlich. „In diesem Fall richtet sich unsere Empfehlung zur Prävention nach dem statistischen Risiko, welches wir mit einem standardisierten und computerbasierten Risikokalkulati- onsprogramm bestimmen. Ein ho- hes Risiko liegt vor, wenn das Le- benszeitrisiko zu erkranken größer als 30 Prozent ist oder das Risiko für eine Anlageträgerschaft für ei- ne Mutation über 20 Prozent liegt“,

berichtet Rhiem.

Dr. med. Vera Zylka-Menhorn

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eKästen: www.aerzteblatt.de/131020

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24. Mai 2013 Bei den folgenden Familienkonstellationen ist eine

genetische Testung der Gene BRCA1 und BRCA2 indiziert. Die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Mutation beträgt bei diesen Konstellationen mehr als 10%. Hierunter fallen Familien mit

mindestens drei an Brustkrebs erkrankten Frauen unabhängig vom Alter

mindestens zwei an Brustkrebs erkrankten Frauen, von denen eine vor dem 51. Lebens- jahr (LJ) erkrankt ist

mindestens einer an Brust- und einer an Eier- stockkrebs erkrankten Frau

mindestens einer an Brust- und Eierstock- krebs erkrankten Frau

mindestens zwei an Eierstockkrebs erkrankten Frauen

mindestens einer an beidseitigem Brustkrebs erkrankten Frau mit einem Ersterkrankungsal- ter vor dem 51. LJ

mindestens einer an Brustkrebs erkrankten Frau vor dem 36. LJ

mindestens einem an Brustkrebs erkrankten Mann.

INDIKATION ZUR GENETISCHEN TESTUNG

eKasten 1

Das intensivierte Früherkennungsprogramm um- fasst folgende Untersuchungen:

regelmäßige Selbstuntersuchung der Brust nach ärztlicher Einweisung (ab dem 25. LJ)

Untersuchungen in sechsmonatigem Abstand

ärztliche Tastuntersuchung der Brust (ab dem 25. LJ)

Ultraschalluntersuchung der Brust (mindestens 7,5 MHz, ab dem 25. LJ)

Untersuchungen in einjährlichem Abstand

Kernspintomographie der Brust (25.– 50.LJ)

Mammographie der Brust (ab dem 30. LJ jähr- lich)

INTENSIVIERTES FRÜHERKENNUNGSPROGRAMM

eKasten 2

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24. Mai 2013 A 3 Nachfolgend haben wir für Sie die 15 Zentren

für Familiären Brust- und Eierstockkrebs zu- sammengestellt. Weitere Informationen finden Sie auch auf der Website der Deutschen Krebshilfe e.V.

Berlin

Charité – Universitätsmedizin Berlin Brustzentrum

Charitéplatz 1, 10117 Berlin Projektleiter: Prof. Dr. Ulrich Bick Termine für Betroffene:

Telefon: +49 30 450-564272

Düsseldorf

Frauenklinik der Medizinischen Einrichtungen der Universität Düsseldorf

Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf Projektleiterin: Frau Dr. Karin Zweifel, Dr. Dieter Niederacher

Termine für Betroffene:

Telefon: +49 211 811-7503 oder -7540

Dresden

Medizinische Fakultät der TU Dresden Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Fetscherstraße 74, 01307 Dresden Projektleiter: Prof. Dr. Wolfgang Distler Termine für Betroffene:

Telefon: +49 351 458-2864

Göttingen

Universitäts-Medizin Göttingen, Brustzentrum, Gynäkologisches Krebszentrum

Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen Projektleiter: Prof. Dr. Günter Emons Termine für Betroffene:

Telefon: +49 551 396516

Hannover

Medizinische Hochschule Hannover Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover Projektleiterin: Prof. Dr. Brigitte Schlegelberger Termine für Betroffene:

Telefon: +49 511 5324529

Heidelberg

Institut für Humangenetik der Universität Heidelberg

Im Neuenheimer Feld 328, 69120 Heidelberg Projektleiter: Prof. Dr. Claus R. Bartram Termine für Betroffene: Telefon: +49 6221 565087

Kiel

Universitätsfrauenklinik Kiel Michaelisstr. 16, 24105 Kiel Projektleiter: Prof. Dr. Walter Jonat Termine für Betroffene:

Telefon: +49 431 59720-71 oder -77

Köln/Bonn

Universitäts-Frauenklinik Köln Kerpener Straße 34, 50931 Köln Projektleiterin: Prof. Dr. Rita Schmutzer Termine für Betroffene:

Telefon: +49 221 478-86509

Leipzig

Institut der Humangenetik der Universität Leipzig

Philipp-Rosenthal-Straße 55, 04103 Leipzig Projektleiterin: Dr. Susanne Briest

Termine für Betroffene:

Telefon: +49 341 9723800

München

Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München – Frauenklinik Ismaninger Straße 22, 81675 München Projektleiter: Prof. Dr. Alfons Meindl Termine für Betroffene:

Telefon: +49 89 4140-2446 oder 089 7095-7571

Münster

Institut für Humangenetik der Universität Münster

Vesaliusweg 12–14, 48149 Münster Projektleiter: Prof. Dr. Peter Wieacker Termine für Betroffene: Telefon: +49 251 8355413

Regensburg

Universität Regensburg, Institut für Human genetik

Franz-Josef-Strauss-Allee 11, 93053 Regensburg

Projektleiter: Prof. Dr. Bernhard Weber Termine für Betroffene:

Telefon: +49 941 944-5410

Tübingen

Universität Tübingen, Institut für Humangenetik Calwerstraße 7, 72076 Tübingen

Projektleiter: Prof. Dr. Olaf Riess Termine für Betroffene:

Telefon: +49 7071 29-76458

Ulm

Frauenklinik und Poliklinik der Universität Ulm Prittwitzstraße 43, 89075 Ulm

Projektleiter: Prof. Dr. Rolf Kreienberg Termine für Betroffene:

Telefon: +49 731 5002-7606

Würzburg

Institut für Humangenetik der Universität Würzburg

Am Hubland, 97074 Würzburg Projektleiter: Prof. Dr. Timo Grimm Termine für Betroffene:

Telefon: +49 931 888-4084

ZENTREN FAMILIÄRER BRUST- UND EIERSTOCKKREBS

eKasten 3

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