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THERAPIEBEGLEITHUNDE- AUSBILDUNG. Begleitunterlage 1

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Academic year: 2022

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THERAPIEBEGLEITHUNDE- AUSBILDUNG

Begleitunterlage 1

Therapietiere, Betreuungsphasen der Therapie Physio-, Ergo-, Logo- und Psychotherapie

Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen Umgang mit sehbehinderten, gehörlosen,

todkranken oder sterbenden Menschen Kommunikation und Gesprächsführung

Stressmanagement beim Hundeführer Hygiene / Gefahren beim Einsatz

Qualitätssicherung und Ethik

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Inhalt

1. Grundwissen zu Therapietieren ... 3

1.1 Geschichtliches ... 3

1.2 Tiere als therapeutische Begleiter ... 3

1.3 Unterschiedlicher Einsatz von Therapiehunden ... 3

1.4 Ziele beim Einsatz von Therapiehunden ... 4

1.5 Vorteile von Therapietieren ... 5

1.6 Der Therapiehund als Teammitglied ... 5

1.7 Wirkung von Therapiebegleittieren auf den Menschen ... 6

2. Die Betreuungsphasen einer Therapie ... 8

2.1 Arbeiten ohne den Therapiebegleithund ... 8

2.2 Arbeiten mit dem Therapiebegleithund ... 10

3. Einsatzgebiet Physiotherapie ... 12

4. Einsatzgebiet Ergotherapie ... 15

5. Einsatzgebiet Logopädie ... 18

6. Einsatzgebiet Psychotherapie ... 22

7. Einsatzgebiet Sonderpädagogik ... 23

8. Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen ... 24

8.1 Einsatzgebiet Schule und Kindergarten ... 24

8.2 Frühförderung ... 26

8.3 Kinder im privaten Haushalt – gewohnte Umgebung des Kindes ... 27

8.4. Basale Stimulation® ... 28

9. Kommunikation und Gesprächsführung ... 30

9.1 Grundregeln der Kommunikation ... 30

9.2 Voraussetzung für persönliche Gespräche ... 30

9.3 Merkmale des aktiven Zuhörens ... 31

9.4 Kommunikationsfehler ... 31

9.5 Alltags- und Informationsgespräche ... 32

9.6 Kommunikation auf drei Ebenen ... 33

10. Umgang mit bestimmten mit Patientengruppen ... 34

10.1 Umgang mit gehörlosen Menschen ... 34

10.2 Umgang mit sehbehinderten oder blinden Menschen ... 35

10.3 Umgang mit todkranken oder sterbenden Menschen ... 36

11. Stressmanagement beim Hundeführer ... 39

11.1 Stressauslöser, -ursachen und -wirkungen ... 39

11.2 Lösungswege aus dem Stress ... 40

12. Hygiene/Gefahren ... 43

12.1 Definition Hygiene ... 43

12.2 Allgemeine Informationen zur Hygiene ... 43

12.3 Hygienische Richtlinien im klinischen Bereich ... 43

12.4 Gesetzliche Grundlagen ... 44

12.5 Begriffserklärungen ... 45

12.6. Desinfektion ... 46

12.7 Mögliche Risiken durch Tiere ... 46

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1. Grundwissen zu Therapietieren

1.1 Geschichtliches

Die Anfänge der tiergestützten Therapie liegen viel weiter zurück als allgemein angenommen.

Bereits in Babylon und Assyrien war die Göttin der Heilung in Hundegestalt dargestellt und wurde hoch verehrt. Auch im Mittelalter wusste man, dass „Ein tier dem herze wol macht!“, wie es Walther von der Vogelweise ausdrückte. Über Jahrtausende haben Menschen festgestellt, dass Tiere sich positiv auf Körper und Seele auswirken.

Der große Pionier der tiergestützten Therapie war Boris Levinson (USA), Kinderpsychologe, der in den 60er Jahren die Wirkung von Hunden auf Kinder bemerkte. Es folgten viele weitere wissenschaftliche Studien. Eine bekannte Studie aus 1982 stammt von Erika Friedmann (USA).

Sie untersuchte die Wirkung von Tieren bei Patienten nach Herzerkrankungen und konnte beweisen, dass Hundebesitzer eine bis zu 5fach höhere Überlebensrate aufwiesen.

Mittlerweile gibt es neuere, fundierte wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass es durch den Einsatz von Tieren zu deutlichen Verbesserungen des Gesundheitszustandes von Menschen kommen kann.

Ein weiterer Schwerpunkt ist der Einsatz von Tieren bei Kindern. Sowohl bei Kindern mit körperlichen oder geistigen Behinderungen als auch bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten aber auch in der regulären Entwicklung der Kinder wirken Tiere, besonders Hunde, fördernd. So wird z.B. im ersten Lebensjahr nicht nur das Immunsystem trainiert, sondern die Kinder auch in ihrer Aufmerksamkeit gefördert. Es ist weiters bewiesen, dass Kinder, die mit Tieren

aufwachsen, besser die nonverbalen Signale (Körpersprache) lesen können, und zwar nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Menschen. Grundsätzlich konnte beim Umgang von Kindern mit Tieren vermehrt die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen, wie Teamfähigkeit und

Verantwortungsbewusstsein sowie stabilere Stimmungslage und deutlich mehr Selbstsicherheit festgestellt werden.

Nach Untersuchungen an Wiener Schulen zeigte sich, dass es durch die Anwesenheit von Hunden im Unterricht zu einem Rückgang an Aggressionen unter den Schülern kam, zu einer Zunahme an positiven Kontakten und zu einer Zunahme der Konzentration.

1.2 Tiere als therapeutische Begleiter

Tiere tun uns gut. Wer einmal erlebt hat, wie viel Lebensfreude, Trost und heilende Impulse Tiere gesunden oder bedürftigen Menschen schenken können, ist schnell überzeugt von der Idee, mit Tieren als therapeutischen Begleitern zu arbeiten. (Otterstedt, 2001)

1.3 Unterschiedlicher Einsatz von Therapiehunden

Unterschieden wird zwischen drei unterschiedlichen Therapieformen: Aktivität, Therapie und Pädagogik.

Wer mit seinem Hund tiergestützte Aktivitäten ausführen möchte, braucht dafür keine besondere Ausbildung des Vierbeiners, schließlich „besucht“ man die Patienten nur. Geeignet ist hierfür aber nicht jeder Hund. Voraussetzungen sind u.a. ein absolut freundliches, soziales Verhalten des Hundes gegenüber dem Menschen, hohe Toleranz. und guter Grundgehorsam. Um herauszufinden, ob ein Hund geeignet für die tiergestützte Therapie ist, ist ein Wesenstest seitens ÖBdH durchzuführen.

Tiergestützte Therapien haben das Ziel, dass der Hund eine Veränderung des Zustandes des Patienten bewirkt und benötigen eine spezielle Schulung. Letztlich gibt es noch die tiergestützte Pädagogik, bei der Hunde die Arbeit von Pädagogen – etwa mit verhaltensauffälligen Kindern – unterstützen sollen.

ESAAT = European Society of Animal Assisted Therapy

Alle tiergestützten Maßnahmen, wie z.B. tiergestützte Interaktion, tiergestützte Pädagogik, tiergestützte Förderung, tiergestützte Intervention, nach ESAAT unter dem Begriff "Tiergestützte Therapie"

zusammengefasst.

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1.4 Ziele beim Einsatz von Therapiehunden

Primäres Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen zu erhöhen. Dabei können alleine schon durch die Präsenz eines Hundes – also ohne Körperkontakt – positive Effekte bei einem Patienten erzielt werden. Durch den meist recht schnellen Aufbau von Vertrauen, lernen verschlossene Personen, sich zu öffnen und werden im weiteren Sinne selbstbewusster und kommunikativer. Außerdem haben Hunde ein gutes Gespür für den emotionalen Zustand von Personen und helfen beim Abbau negativer Einflüsse wie Stress oder Angst. Wer etwa aufgrund von Angststörrungen oder Depressionen nicht mehr aus dem Haus gehen möchte

beziehungsweise kann, dem kann ein Therapiehund Selbstvertrauen, Sicherheit und natürlich Zuneigung geben. Dabei hilft vor allem, dass die Kommunikation mit einem Hund nonverbal stattfindet, sodass beispielsweise Menschen mit Sprachstörungen ohne Schwierigkeiten eine Bindung aufbauen können.

Förderung von Kindern

Bei Kindern können Therapiehunde nicht nur bei körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen Besserungen erzielen, sondern zum Beispiel auch bei Verhaltensauffälligkeiten. Aufgrund der zahlreichen positiven Effekte wird tierliebenden Menschen oft nahegelegt, sich frühzeitig ein Familienmitglied auf vier Pfoten zuzulegen. So hat jemand, der gemeinsam mit einem Hund aufwächst, unter anderem ein besseres Immunsystem und möglichen Allergien wird aufgrund des ständigen Kontakts vorgebeugt. Durch die Interaktion mit dem Haustier lernen Kinder außerdem, die Körpersprache insbesondere die Mimik anderer Personen besser zu lesen.

Oft beginnen Kleinkinder bereits früher zu krabbeln und zu laufen, da sie sich in die Nähe des Hundes bewegen möchten. Mit dem Älterwerden kann sich ein Kind in zunehmendem Ausmaß selbst um den Vierbeiner kümmern und lernt auf diese Weise, frühzeitig eigenverantwortlich zu handeln. Das bedeutet unter anderem, die Fütterung zu übernehmen.

Freude im Alter

Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich der Therapiehunde ist die Geriatrie. Der tierische Besuch ist für ältere Menschen nicht nur eine willkommene Abwechslung. Einerseits verbessert sich durch die Fütterung und das Pflegen des Hundefells die Feinmotorik der Senioren, andererseits fördern gemeinsame Spaziergänge die Grobmotorik. Das ist insbesondere bei Patienten relevant, die einen Schlaganfall erlitten haben. Oft besitzen diese nach dem Gehirnschlag nicht mehr dieselben motorischen Fähigkeiten wie zuvor – so kann etwa einer der Arme nicht mehr in vollem Ausmaß bewegt werden. Hier kommen die Therapiehunde ins Spiel. Sie motivieren die Erkrankten zum Streicheln oder etwa einen Spielball aufzuheben. Das damit einhergehende Beugen bzw. Strecken der Glieder fördert die Bewegungsfähigkeit und wirkt sich positiv auf den körperlichen Zustand aus. Im Übrigen vermitteln Hunde ein Gefühl der Sicherheit und

Geborgenheit, und können so beispielsweise neuen Heimbewohnern das Eingewöhnen

erleichtern. Die Anwesenheit der Vierbeiner hat aber noch weitere Vorteile: Der Blutdruck sowie der Kortisol-Spiegel im Blut senken sich, Schmerzen nehmen ab und das psychische und

physische Wohlbefinden wird verbessert. Selbst bei Wachkomapatienten wird auf die Vierbeiner gesetzt – wobei die Kommunikation nur über Berührungen oder Blicke abläuft. Des Weiteren werden Therapiehunde bei Demenzpatienten erfolgreich eingesetzt. Den Betroffenen fällt es bei den Vierbeinern leichter, sich zu konzentrieren und gegenüber anderen zu öffnen. Frühere

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1.5 Vorteile von Therapietieren

• Tiere verbessern die Empathie

• Tiere bilden sich kein Urteil (z.B. bei Misserfolgen)

• Tiere haben keine Vorurteile (z.B. bei körperlichen Mängeln)

• Tiere sind Katalysatoren (leichtere Kontaktaufnahme zu anderen Menschen, lustigere, angenehmere, spielerische Aktivitäten), sie zeigen ihre Emotionen direkt, lösen Emotionen beim Menschen aus, regulieren manchmal überschießende Emotionen beim Menschen, sie helfen über schwierige Phasen in der Therapie hinweg, zeigen problematisches Verhalten auf (wehren sich, gehen weg, schreien)

• Tiere viktimisieren nicht (Tiere leben im Moment, Leid, Krankheit, Tod sind für sie keine kognitiven Signale; Tiere identifizieren sich nicht mit Menschen und ihren Leiden)

• Tiere fördern Selbstmitteilung und Integration

• Tiere lehren Kompetenzen und animieren

Der große Vorteil des Therapiehundes ist, dass er völlig wertfrei ist. Der Hund geht auf jeden Menschen freudig zu, unabhängig davon, ob sein Sprechen eingeschränkt ist, ob er klein und wild ist oder erwachsen und kontrolliert oder körperlicheingeschränkt.

Der Hund unterstützt die therapeutische Arbeit, z.B. als - Brücke zum Kontaktaufbau

- Sprechmotivator - Rollenspielteilnehmer - Therapiemittel / Spielpartner - Entspannungshilfe

- Hilfe zum Aufbau von Selbstwertgefühl

- „Co-Therapeut“ bei therapeutischen Maßnahmen

1.6 Der Therapiehund als Teammitglied

Ein Team besteht aus einem Hundeführer und einem Hund.

Eine wichtige Voraussetzung für die Arbeit mit einem Therapiehund ist eine spezielle Ausbildung, die Hundeführer und Hund als Therapiehundeteam abschließen.

Die Ausbildung des Hundes umfasst praktische Schulungen. Innerhalb dieser Ausbildung werden Grundgehorsam und bestimmte Fähigkeiten, die ein Therapiebegleithund mitbringen muss, gleichermaßen geschult. Der Hund sollte in jeder, auch für ihn ungewohnten Situation, absolut zuverlässig sein.

Dem Hundeführer werden theoretische Kenntnisse über Hunde und fachspezifische Bereiche in Bezug zur tiergestützten Arbeit vermittelt.

Mögliche Einsatzbereiche von Therapiehunden:

Schulen

Sonderpädagogische Einrichtungen Spitäler

Pflegeheime Praxen Strafanstalten

extramuraler Pflegebereich (Pflege und Betreuung von Menschen zu Hause) tiergestütztes Coaching und Teambuilding

Krisenintervention

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1.7 Wirkung von Therapiebegleittieren beim Menschen

Erhöhung der Selbstwirksamkeit Der Hund macht was der Patient sagt.

Selbstbewusstseinsaufbau

Mit dem Hund können Situationen besser bewältigt werden.

Förderung des Selbstvertrauens

Die selbständige Bewältigen von Situationen gibt Selbstvertrauen.

Selbstwertgefühl steigern

Der Patient hilft den Hund zu versorgen und fühlt sich gebraucht und nützlich.

Konzentration

Der Patient konzentriert sich auf den Hund, die Übungen werden immer länger/schwieriger (z.B.

Degility-Parcours) Aufmerksamkeit

Der Patient achtet nicht nur auf sich, sondern zusätzlich noch auf den Hund und kann über den Hund Rückschlüsse auf eigenes Verhalten ziehen

Vertrauensaufbau

Der Patient kann mit dem Hund die Welt erkunden und über den Hund Vertrauen zu anderen Menschen aufbauen.

Basale Stimulation

Der Hund leckt z. B. Ketchup von der Hand, der Patient kuschelt sich an den Hund, der Patient fühlt Körpergrenzen und lässt Körpernähe zu.

Mobilisation

Mit dem Hund spazieren gehen, wenn man es für sich selbst nicht tun würde, sich nach einem Ball bücken, etc

Motivation

Ein wedelnder Hund freut sich (aus der Sicht des Patienten) und ist dankbar, wenn man sich mit ihm beschäftigt - wer kann da nein sagen?

Grobmotorik

Der Patient kann z.B. einen Ball werfen und beim Zurückbringen wieder aufnehmen.

Feinmotorik

Der Patient kann z.B. verstecken, die Futterschlange auf den Hund zurollen, Leckerchen nach Größe und Form sortieren.

Angstabbau

Der Patient kann sich gemeinsam mit dem Hund Situationen stellen und diese bewältigen.

Verbesserung des Sozialverhaltens

Der Patient muss Absprachen treffen, warten, bis er an der Reihe ist und Rücksicht nehmen, nicht nur auf den Hund, auch auf andere Teilnehmer der Einheit.

Soziale Kompetenz stärken

Der Patient kann durch den Umgang mit dem Hund ohne Druck Regeln, Werte und Normen lernen, die später leicht übertragen werden können.

Erhöhung der Teamfähigkeit

Mensch und Tier arbeiten zusammen, bauen eine Beziehung auf, wodurch die Skepsis in einer Gruppe zu arbeiten abnimmt, Patienten bauen Häuser für den Hund, kochen, spielen etc.

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Entspannung

Der Patient kann mit dem Hund kuscheln und schmusen. Sich an den Hund lehnen und sich entspannen, den Hund beim Spielen beobachten, mit ihm raus in die Natur gehen.

Visuelle Wahrnehmung

Der Hund wird beobachtet. Was macht der Hund, im Hellen aber auch mit Leuchthalsband im Dunkeln.

Auditive Wahrnehmung

Der Hund läuft mit einer Klingel und muss geortet werden. Oder er läuft ohne Klingel und man muss konzentriert lauschen. Was macht der Hund gerade?

Regelakzeptanz

Auch beim Hund müssen Regeln beachtet werden, diese müssen verstanden werden und lassen sich hinterher leicht auf andere soziale Situationen anwenden. Mit dem Hund lassen sich Regeln bildlich verdeutlichen und spielerisch umsetzen, das Gelernte wird dann auf andere Menschen übertragen.

Sprachanregung

Über den Hund reden, sich Geschichten erzählen lassen, den Hund mit Tricks in die Geschichten einbauen.

Realitätsbewusstsein

Der Hund hält Patienten durch Körperkontakt bei der Sache. Er hat Bedürfnisse, um die man sich kümmern muss.

Stimmung verbessern

Der Hund darf Fehler machen und spielt den Clown, er ist immer empathisch und bereit unvoreingenommen zu spielen und er reagiert auf Stimmungen.

Durchsetzungsvermögen

Mit dem Hund „nein“ sagen üben, lernen, das Worte eine Auswirkung haben.

Körperspannung

Spastiken lockern durch Lagerung am Hund, Hund sucht Leckerchen in Körpernähe, Hund leckt und lockert somit bestimmte Körperstellen, zum Herstellen von Körperspannung wird z. B.

Spielzeug gerollt.

Trauerbewältigung

Nähe, Empathie, Trost durch Körperkontakt und Körpernähe, der Hund als Zuhörer,

Geheimnisbewahrer, Freund. Auch zaubert ein Hund schnell einmal ein Lächeln ins Gesicht. Der Hund wertet und verurteilt nicht. (Therapiehunde, O.J.)

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2. Die Betreuungsphasen einer Therapie

2.1 Arbeiten ohne Therapiehund

Die Betreuungsphasen orientieren sich auch am Klientel, das betreut wird und sind individuell.

Oft besucht man mit Hunden Kindergärten oder Schulen einmalig oder nur zweimal, dann sind die angeführten Betreuungsphasen nicht einsetzbar. Geht es jedoch um die regelmäßige

Betreuung eines Patienten in einem Pflege- oder Pensionistenheim, sollten die nachstehenden Betreuungphasen berücksichtigt werden.

• Vorphase

• Kennenlernen

• Betreuungsphase

• Stabilisierungsphase

• Ausblendungsphase

• Abschied nehmen

• Der letzte Tag

2.1.1 Vorphase

- Informationen zum Klienten einholen und berücksichtigen - Wer hat das Problem?

- Welches Problem?

- Wer will die Betreuung (Klient/Eltern z.B. bei Hyperaktivität eines Kindes)?

- Wo erfolgt die Betreuung?

- Wie oft ist eine Betreuung sinnvoll?

- Zu welcher Tageszeit soll der Besuch stattfinden?

- Wie lange soll eine Betreuung stattfinden (wöchentlich, wie viele Wochen)?

- Mit wem muss man kooperieren?

- Wer trägt ev. Kosten (An- Rückfahrt)?

- Eigene Vorurteile erkennen, beheben?

- Vorerfahrung des Klienten mit Hunden vorhanden?

- Soll eine Bezugsperson mit einbezogen werden?

2.1.2 Kennenlernen

- Erstkontakt genau planen, Zeit nehmen - Entspannte Atmosphäre schaffen - Keine Überforderung

- Kurzes Vorstellen

- Klient sprechen lassen und zuhören - Mitfühlen, Empathie, aber kein Mitleid

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2.1.3 Betreuungsphase

- Ablauf planen (Ankommen, Begrüßung, Betreuung, Verabschiedung)

- Dauer der Betreuung abschätzen und ev. ändern (Zu lang? Zu kurz? Zu intensiv?) - Regelmäßigkeit der Betreuung festlegen, anbieten, was optimal und realistisch ist.

1x pro Woche aber dafür jede Woche? Zuviel Betreuung kann auch kontraproduktiv sein.

- Bei der Betreuung Klient nicht mit Inhalten überladen - Probleme definieren

sachlich feststellen (z.B. hyperaktives Kind, läuft ständig herum)

Aus Sicht des Klienten (Problem kann ev. für Klienten kein Problem sein, nur für Gesellschaft)

Aus eigener Sicht (versuchen Klienten zu verstehen, ev. aus eigenen Erfahrungen schöpfen) Im Gesamtkontext (welche Veränderung?, gut für ihn, mehr Akzeptanz in der Gesellschaft) - Ziele der Betreuung festlegen (realistische!)

- Ev. Feedback von außen (Bezugsperson) einholen und berücksichtigen

2.1.4 Stabilisierungsphase - Feedbacks nützen

- Feststellen, wo man gerade steht (wie weit ist das Endziel noch entfernt) - Betreuung ev. anpassen und ev. entstehende „Unterprobleme“ mit einbeziehen

2.1.5 Ausblendungsphase

- Die Frequenzen langsam reduzieren - Ev. langsam emotional zurückziehen

- Verantwortung übergeben (an Klient bzw. Bezugsperson)

- Alternativen aufbauen (Hund ist warm -als Ersatz in die Sonne setzen, Thermophor mit Überzug holen; Hund ist kuschelig – als Ersatz Decke, Stofftiere)

2.1.6 Abschied nehmen

- Loslassen ist nicht „im Stich lassen“

- Auf positive Ergebnisse hinweisen (was kann der Klient jetzt alleine, was er nicht konnte;

das Endziel wurde erreicht) - Auf den letzten Besuch hinweisen

2.1.7 Der letzte Tag

- „Normal“ verhalten (keine Traurigkeit, kein „Fest“ daraus machen) - Ev. individuell festgelegte Abschiedszeremonie durchführen

- Wenn gewollt einen Besuch irgendwann ankündigen (betonen, keine Behandlung, nur Besuch)

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2.2 Arbeiten mit dem Therapiebegleithund

2.2.1 Beobachten/Kennenlernen

Die Kontaktaufnahme mit dem Hund beginnt zuerst durch Beobachtung und den Aufbau von Vertrauen. Zu Anfang wird der Hund erst einmal mit den Augen wahrgenommen, seine Bewegungen werden verfolgt und es wird versucht, sie einzuschätzen. Fixieren und Verfolgen fällt Menschen mit Muskel- und Gleichgewichtsstörungen schwer. Besonders Kinder können das Verhalten von Hunden oft nicht einschätzen, weil sie einerseits die Körpersprache des Hundes nicht verstehen und andererseits durch eine ev. Integrationsproblematik ihren eigenen Körper und dessen Körpersprache oft nicht ausreichend spüren. Sie lernen in Beobachtung und Gespräch, auch über den Vergleich mit dem Hund, ihren eigenen Körper und dessen Ausdrucksmöglichkeiten besser kennen.

Mit der intensiven vergleichenden Beobachtung und im begleitenden Gespräch, das sowohl Innehalten wie auch Konzentration erfordert, wird die Sprechbereitschaft und die

Sprachfähigkeit gefördert. Menschen, die sich zu Hunden hingezogen fühlen, fällt es meist viel leichter ihre Konzentration in einer Beschäftigung mit dem Hund aufrechtzuerhalten als in anderen Tätigkeiten.

Auch für den emotionalen Bereich ergeben sich durch die Beobachtung positive Auswirkungen.

Der Patient lernt z.B. Ängste einzugestehen, sie zu artikulieren und Lösungen dafür zu finden, wie er sich selbst im Zusammensein mit dem Hund wohlfühlen kann.

Der Patient lernt nach und nach den Hund einzuschätzen und dass der Therapiehund vieles an Verhalten toleriert, was Hunde im öffentlichen Leben zu aggressiven Reaktionen verleiten könnte. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Regeln für den Umgang mit dem Hund dem Patienten zu erklären. Auch wenn der Hund vieles toleriert, hat er seine Grenzen und es ist immer auf das Wohlergehen des Hundes zu achten. Durch gegenseitig verständnisvollen Austausch entsteht Nähe und Vertrauen.

2.2.2 Kontakt aufnehmen

Eine günstige Basis für die weitere Arbeit mit Klient und Hund ist, dass der Kontakt mit dem Hund das Selbstwertgefühl des Patienten fördert. Er fühlt sich akzeptiert, geliebt: Der Hund freut sich über den Kontakt ohne jede Einschränkung, ist geduldig, bleibt gerne da, geht auf den Patienten zu und reagiert positiv auf seine Ansprache.

Die Hundeführer unterstützen die Begegnung begleitend durch Erklären des Hundeverhaltens, durch Zeigen und Erläutern eventueller Kommandos bzw. durch das Geben von Anregungen und Anweisungen. Ist Nähe und Vertrauen über Beobachtung und Gespräch entstanden, entsteht meist von selbst der Wunsch nach Berühren und Streicheln des Hundes. Selbst auf Patienten mit Tastsinnstörungen, die starke Berührungsängste haben, nicht gerne Anfassen und Angefasst werden, übt der Hund meist eine starke Streichelmotivation aus. Solche Menschen erleben das angstfreie Agieren mit dem Hund als Beginn eines Vertrauensverhältnisses. Mit einem so gestärkten Selbstvertrauen steigt auch die Bereitschaft, sich auf weitere Berührungen

einzulassen, sei es in Spiel- oder Hantiermöglichkeiten, im Kontakt mit anderen Menschen oder ganz allgemein im Kontakt mit der Umwelt.

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2.2.3 Gemeinsame Aktivitäten

Nach der Kontaktaufnahme entsteht automatisch bei vielen Patienten, besonders bei Kindern, das Bedürfnis mit dem Hund zu spielen. Je nach Handicap des Patienten können verschiedene

gemeinsame Aktivitäten gefunden werden. Im Unterschied zu jedem Spielzeug oder Werkmaterial ist der Hund beim Spiel aktiv und fordert eine Reaktion.

Das Interesse am Spiel flaut beim Hund bei geringer Motivation ebenso ab wie beim Menschen, d.h. der Hund ändert sein Verhalten in Relation zum Verhalten des Menschen.

Ein Therapiehund, der dahingehend geschult wird, passt sich immer an. Wird er nicht angesprochen oder auf sein Erscheinen hin nicht gestreichelt, dann zieht er sich auf seinen Ruheplatz zurück. Wird er gestreichelt, lässt er dies gerne zu und dreht sich oft genüsslich nach allen Seiten. Wird ein Spielzeug geworfen und er aufgefordert, läuft er hin. Das Spielen mit dem Hund erfordert Motivation, Vorstellungskraft, Umsetzungsvermögen und Aktivität.

Ein Hund spielt mit einem Ball, Seil oder Stofftier besonders gerne, wenn das Spielzeug sich wie

„Beute“ verhält. Beute flieht, d.h. der nächste Schritt sind schnelle Bewegung mit Hand bzw.

Arm, das Spielzeug soll weit weg vom Hund geworfen werden.

Das Spiel kann leichter bis schwierig, je nach Patient, gestaltet werden und zum Teil hohe Leistungen fordern:

• den Hund im Blick haben

• seine Reaktion wahrnehmen, einschätzen und darauf reagieren

• das Spielzeug ev. verstecken und wieder hervorholen (Körperschema, räumliche Wahrnehmung)

• das Spielzeug zielgerichtet Werfen (ohne den Hund zu treffen)

• ev. Erlernen von einfachen Kommandos (Gedächtnisschulung)

• Erlernen von Regeln beim gemeinsamen Spiel, bei Interaktionen

• Verantwortungsbewusstsein, Eingehen auf Bedürfnisse des Hundes, akzeptieren von Grenzen (wenn der Hund sich zurückzieht, z.B. auf seinen Ruheplatz)

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3. Einsatzgebiet Physiotherapie

Physiotherapie befasst sich mit der Erhaltung und Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit bzw. der Vermeidung von Funktionsstörungen des Bewegungssystems.

PhysiotherapeutInnen erheben Defizite im Bewegungsverhalten bzw. im Bewegungsablauf und erstellen auf Grund der ärztlichen Verordnung gemeinsam mit den PatientInnen einen

Behandlungsplan. Physiotherapie stellt einen Teil der physikalischen Therapie in der Krankenbehandlung dar.

Therapieziele

Vorbeugung von Haltungsschäden bzw. Gelenksschädigung,

Erhaltung der Mobilität bzw.

Wiederherstellung der Mobilität nach Unfällen, Schlaganfällen und neurologischen Erkrankungen wie z. B. Multiple Sklerose, Morbus Parkinson

Behandlungsschwerpunkte bei Erwachsenen und Kindern

• Bei Störungen des Bewegungsapparates

• Nach einem Schlaganfall

• Bei angeborenen Entwicklungsstörungen Physikalische Therapien:

• Massagen

• Heilmassagen

• Lymphdrainagen (vorwiegend nach Krebsoperationen)

• Wärmebehandlungen

• Kopflichtbäder, Solluxlampen, Paraffinbäder, Munaripackungen, Moorpackungen

• Kryobehandlungen (Kältebehandlungen)

• Medizinalbäder mit Zusatz von Moor, Schwefel, Sole, Kohlensäure

• Strombehandlungen

• Niederfrequenztherapien - Galvanisation, Impulsgalvanisation, Iontophorese, Schwellstrom, TENS (transkutante elektrische Nervenstimulation), Exponentialstrom, Diadynamische Ströme, FM (Frequenzmodulation), Ultrareizstrom

• Mittelfrequenztherapien (Schwellstrom)

• Hochfrequenztherapien (Kurzwelle, Mikrowelle)

• Hochvolttherapie (Microdyn)

• Interferenzstrom

• Ultraschall

• Inhalationen

• Bewegungstherapien:

• Heilgymnastik

- Einzelheilgymnastik (nach verschiedenen Fachgebieten)

- Gruppengymnastik (nach Körperregionen oder als Entspannungstherapie nach Jacobson)

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3.1 Der Hund in der Physiotherapie

Die hundegestützte Physiotherapie arbeitet vor allem in den Bereichen:

• Vor und nach inneren Erkrankungen (z.B. Herzinfarkt)

• Bei neurologischen Erkrankungen (z.B. Schlaganfall, Parkinson-Erkrankung)

• Bei geriatrischen Patienten (Kräftigung und Stabilisierung, Einüben täglicher Bewegungsabläufe)

• Bei pädiatrischen Patienten (motorische, spastische und tonische Störungen, frühkindliche Hirnschädigung, Frühgeborene)

• Bei der Rehabilitation nach Unfällen (Wiederherstellung der natürlichen Beweglichkeit, Kraft und Geschicklichkeit)

Einsatz des aktiven Hundes

Training der Motorik (Leckerchen aus der gereichten Hand nehmen, geworfenen Ball zurückbringen, Begleitung des Patienten in seinem Tempo, wenn dieser z.B. Gehen übt)

Einsatz des passiven Hundes

Der Hund sitzt auf dem Schoß eines sitzenden Patienten

Der Hund sitzt erhöht (z.B. auf dem Tisch) vor einem sitzenden oder liegenden Patienten Der Hund liegt rechts- oder links neben einem liegenden Patienten

Der Hund liegt unter den Beinen eines liegenden Patienten Der Hund liegt vor einem am Boden sitzenden Patienten

3.2 Settingbeispiele in der Physiotherapie

Krafttraining

Der Hund liegt im Bett. Der Patient soll auf dem Rollstuhl aufstehen und sich ins Bett zum Hund legen. Oder er soll aufstehen und den am Bett liegenden Hund streicheln. Der Patient wird dabei vom Therapeuten so viel als nötig und so wenig wie möglich unterstützt. Gleichzeitig zur Kraft wird der Gleichgewichtssinn gefördert. Im Verlauf der Therapie kann der Hund einmal mit der linken, dann mit der rechten Hand gestreichelt werden (der Patient kann seitlich zum Hund stehen), der Hund kann sich bewegen und der Patient muss ihm folgen, der Patient steht länger und spielt zwischenzeitlich mit dem Hund (z.B. Ball).

Steigerung der Ausdauer und der kardiovaskulären Belastbarkeit

Einem geriatrischen Patienten kann (nachdem er den Hund bereits vorher kennengelernt hat und Vertrauen fasste) ein kleiner Spaziergang mit dem Hund vorgeschlagen werden. (Als Therapeut kann man begründen, dass der Hund ins Freie muss.) Im Therapieverlauf kann die Zeitdauer des Spazierganges und auch die Belastbarkeit (kleine Erhöhung) gesteigert werden. Bei kleinen Pausen zwischendurch kann der Hund gestreichelt oder mit ihm gespielt (z.B. Ball) werden.

Auch Kommandos mit anschließender Belohnung können durchgeführt werden.

Mobilität und Flexibilität

Bei Patienten nach Apoplex können die normalen Körperbewegungen auf Grund einer

Hemiparese eingeschränkt sein. Die Gelenke und Weichteile versteifen bzw. verkürzen sich, die Muskulatur wird immobilisiert und verliert ihre Flexibilität. In diesem Fall soll die Muskulatur gedehnt werden. Zum Beispiel: Während der Hund beim Patienten liegt und dieser ihn mit einer Hand streicheln darf, dehnt der Therapeut den anderen Arm.

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Stabilisierung

Bei einem Kind mit einer degenerativen Erkrankung, dessen Muskelsystem nach und nach abbaut sollen die Selbständigkeit so lange als möglich erhalten und notwendige

Eigenbewegungen gesichert werden. Hier kann man beginnen, indem der Patient mit Hilfe des Therapeuten steht oder sitzt. Der Hund wird zu Beginn nur gestreichelt, danach soll der Patient den Oberkörper drehen und den Hund z.B. bei Rotation des Oberkörpers nach links, mit der rechten Hand streicheln und umgekehrt.

Entspannung der Muskulatur

Der Hund liegt in Seitenlage am Bett. Der Patient liegt auf dem Rücken, mit seinem Kopf auf dem Bauch des Hundes. Der Patient soll sich entspannen und dann den Atemrhythmus des Hundes (Bauchbewegungen) spüren und sich diesem anpassen. In diesem Fall wird ein großer, entspannter Hund mit langsamer Atemfrequenz benötigt!

3.3 Wichtiges zu Beachten

• Es muss immer gewährleistet sein, dass der Patient physiologisch in der Lage ist, den Hund aktiv zu erreichen.

• Der Hund hat oft sehr engen Kontakt zum Patienten, dies muss beachtet und dem Hund genügend Ruhephasen ermöglicht werden.

• Wenn ein Patient durch ein Fortschreiten seiner Erkrankung nicht mehr in der Lage ist bestimmte Übungen durchzuführen, müssen die Anforderungen gedrosselt und mehr Pausen eingebaut werden!

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4. Einsatzgebiet Ergotherapie

Ergotherapie geht davon aus, dass Aktiv-Sein heilende Wirkung hat, wenn Aktivitäten für PatientInnen gezielt ausgewählt werden.

Sie ist wichtiger Teil einer ganzheitlichen Behandlung und dient Menschen aller Altersgruppen.

Behandelt werden physische, psychische und auch soziale Beeinträchtigungen, die infolge von Krankheiten, Unfällen oder Entwicklungsstörungen aufgetreten sind.

Bei gesunden Menschen betreffen ergotherapeutische Leistungen vor allem den Bereich der Gesundheitsförderung, der klassischen Prävention, der Arbeitsmedizin und dem

ArbeitnehmerInnenschutz.

In der ergotherapeutischen Praxis werden Menschen mit sensorischen, motorischen, psychischen und/oder kognitiven Problemen therapiert. Diese Bereiche stehen in Wechselwirkung

untereinander: Menschen mit Störungen in der sensorischen Verarbeitung wie im Gleichgewichts- und Tastsinn zeigen oft auch psychische Auffälligkeiten.

Der Gleichgewichtssinn wirkt auf die seelische Ausgeglichenheit, der Muskelsinn auf die Bewegungsfreude, der Tastsinn auf die Kontaktfähigkeit.

Wenn ein Mensch sich und seine Umwelt nicht so wahrnehmen kann wie die Menschen um ihn herum, rutscht dieser Mensch automatisch in eine Außenseiterrolle. Dies geht im sozial-

emotionalen Bereich einher mit mangelndem Selbstwertgefühl, Mangel an Vertrauen, starken Ängsten und ihren Kompensationsmechanismen wie z.B. Aggression, Rückzug, etc.

Therapieziele

Verbesserung und Unterstützung von eingeschränkten Bewegungsabläufen Der aktuelle Status wird anhand von Funktionsprüfung, Gelenksmessung, Muskel- und Sensibilitätstest, Überprüfung von Geschicklichkeit und Greiffunktion sowie Kraftmessung erhoben und Bewegungsabläufe mittels funktioneller Bewegungsübungen, therapeutischer Spiele oder handwerklicher Tätigkeiten trainiert.

Selbstständigkeit bei notwendigen Alltagstätigkeiten erhöhen

Alltagstätigkeiten (z.B. Essen, Trinken, Kochen, Hygiene, Anziehen) werden analysiert und durch Training, Umgestaltung der Umgebung und/oder Versorgung mit Hilfsmitteln wieder ermöglicht.

Versorgung von Schienen und Hilfsmitteln

Erhaltung beziehungsweise Wiederherstellung von Aktivitäten durch Anpassung der Umgebung mittels Schienen und/oder Hilfsmitteln (Rollstuhl, Hilfen für die Körperpflege und für den Haushalt).

Förderung von Hirnfunktionen

Patienten nach Schlaganfällen oder Schädelverletzungen werden unterstützt, Fähigkeiten wie Konzentration, Gedächtnis und Orientierung zu verbessern bzw. wiederherzustellen.

Förderung im psychischen Bereich

Emotionale und soziale Fähigkeiten werden gezielt trainiert. Hierbei werden der Kontakt mit anderen, die Fähigkeit der Abgrenzung, der Umgang mit Nähe und Distanz, die Kritik- und Kommunikationsfähigkeit und die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit gefördert.

Entwicklungs-, Lern- und Wahrnehmungsförderung bei Kindern

Kinder werden im freien Spiel und bei gezielten Aufgaben beobachtet. Daraus und aus Ergebnissen standardisierter Tests wird ein individueller Behandlungsplan entwickelt.

Ergotherapeutische Arbeit mit dem Kind bedeutet eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern und anderen Bezugspersonen.

Ergonomische Beratung von Gesunden

Viele Schmerzen und Schäden können durch richtige Bewegung und Haltung vermieden werden.

Die Gestaltung von Arbeitsplätzen und allgemeine Gelenkschutzmaßnahmen beugen Fehlhaltung und Fehlbelastung vor.

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4.1 Der Hund in der Ergotherapie

Therapiehunde werden vorwiegend eingesetzt in der

• Pädiatrie (Störungen des Bewegungsablaufes, Störungen der Wahrnehmungsfähigkeit und – Verarbeitung, psychische Erkrankungen)

• Neurologie (Störungen nach Erkrankungen des zentralen Nervensystems)

• Orthopädie/Traumatologie/Rheumatologie (Störungen des Bewegungsapparates, Kontraktionsprophylaxe)

• Geriatrie (Multimorbidität, Förderung und Stabilisierung von Gedächtnisleistungen, Aufmerksamkeit und Konzentration, Erhaltung der Gelenksfunktionen)

• Psychiatrie (bei Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, Förderung der

Körperwahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung, Stabilisation der Psyche)

Einsatz des aktiven Hundes

Die Aufgaben variieren stark, hier einige Beispiele:

• Der Hund befindet sich im Bett des Patienten und ändert seine Lage, so wird die Wahrnehmung des Körpers im Raum und die räumliche Orientierung beeinflusst.

• Der Hund bekommt Leckerchen aus der Hand des Patienten.

• Der Hund spielt mit dem Patienten mit div. Gegenständen, wobei die Wahrnehmung und die Koordination gefördert wird. Beschaffenheit (Softball, Tennisball, Igelball) und Farben des Spielzeugs können dabei variieren.

• Der Hund gliedert sich in das Leben des Patienten ein und läuft mit diesem mit.

• Der Hund animiert den Patienten selbständig zu Bewegungen (er bettelt z.B. um Leckerchen oder Streicheleinheiten oder fordert zum Spiel auf).

Einsatz des passiven Hundes

• Der Hund liegt zum Beispiel vor, hinter oder neben dem Patienten, wobei der Kopf des Patienten auf seinem Bauch oder die Extremitäten auf seinem Rücken liegen können.

• Durch abwechselnde Reize (warmes Fell, kalte Ohren, mit dem Fell, gegen das Fell streicheln, mit viel Druck oder wenig Druck streicheln) werden Oberflächen und – Tiefensensibilität wird gefördert.

• Es kann mit den Händen oder den Füßen gestreichelt werden.

• Bei Patienten, die künstlich beatmet werden müssen aber z.T. noch Spontanatmung zeigen, kann der Hund in den Beatmungspausen passiv oder auch aktiv eingesetzt werden. In diesem Fall sollte der Hund bereits anwesend sein, bevor das Beatmungsgerät ausgeschaltet wird und noch ein wenig bleiben, nachdem das Gerät wieder eingeschaltet wurde. Es kann erreicht werden, dass Beatmungspausen besser toleriert und verlängert werden.

(17)

4.2 Settingbeispiele in der Ergotherapie

Animation zu selbständigen Handlungen

• Der Hund begrüßt den Patienten mit der Pfote und der Patient reicht die Hand.

• Der Hund bettelt um ein Leckerchen, der Patient nimmt dieses aus einer verschlossenen Dose. Der Hund begleitet den Patienten und möchte zwischendurch gestreichelt oder

animiert werden. Der Patient muss sich nach vorne beugen, um den Hund zu streicheln oder muss einen Ball nehmen und schmeißen.

• Der Hund geht zur Tür und gibt zu verstehen, dass er draußen einen Spaziergang machen möchte. Der Patient muss dem Hund Halsband und Leine anlegen.

• Nach dem Spaziergang ist der Hund durstig. Der Patient muss die Wasserschale aus dem Schrank nehmen, mit Wasser füllen und dem Hund auf den Boden stellen.

• Der Hund soll gebürstet werden. Der Patient nimmt die Bürste aus einem Etui, bürstet den Hund, muss nachher die Haare aus der Bürste lösen und diese in den Mistkübel schmeißen.

Beispiele für Gedächtnistraining

• Man kann unvollständige Sprichwörter oder kurze Liedphrasen zum Thema Hund

aufschreiben oder sagen, die vervollständigt werden sollen. Zum Beispiel: „Hunde, die bellen

… (beißen nicht)“, „Den Letzten beißen… (die Hunde)“, „Du sollst keine schlafenden … (Hunde wecken)“, „Ein Hunde kam in die Küche und stahl dem Koch … (ein Ei).

• Es können Hunderassen mit Assoziationen verknüpft werden. Zum Beispiel: „Ein Windhund ist schnell wie… (der Wind)“. „Ein Jagdhund begleitet… (den Jäger)“.

• Wenn ein Patient in seiner Kindheit/Jugend einen Hund hatte, kann man sich von diesem erzählen lassen.

4.3 Wichtiges zu beachten

Der Hund muss beim passiven Einsatz absolut stillliegen oder sitzen und darf sich nur auf Kommando des Hundeführers bewegen. Zum Beispiel bei Übungen zur Steigerung der taktilen Wahrnehmung und der Behandlung der sensorischen Deprivation muss der Patient seine ganze Konzentration dem Fell des Hundes widmen. Jede Bewegung des Hundes würde ihn

überfordern.

Manchmal muss der Hund das Gewicht des Menschen (bzw. verschiedener Körperteile von ihm) auf sich ertragen. Es kann auch sein, dass der Hund dabei tlw. mäßig in seiner Atmung

eingeschränkt wird. Der Hund darf dabei nicht reagieren.

Es ist daher ganz besonders auf das Wohl des Hundes zu achten! Kurze Übungsphasen sind einzuhalten, für ausreichenden Ausgleich ist zu sorgen.

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5. Einsatzgebiet Logopädie

Kommunikation ist unser Leben. Sie bedeutet Austausch und Teilhabe. Unsere Kommunikation ist angewiesen auf Sprache und Sprechen. Wer seine Kommunikations-fähigkeit nicht voll entwickeln kann oder verliert, ist gefährdet, ausgeschlossen zu werden.

Logopädie ist ein Teil der medizinischen Grundversorgung und beschäftigt sich in Theorie und Praxis mit Prävention, Beratung, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation, Lehre und Forschung auf den Gebieten

• der Stimme (Stimmstörungen und Stimmtherapie)

• des Sprechens (Sprechstörungen und Sprechtherapie)

• der Sprache (Sprachstörung und Sprachtherapie)

• des Schluckens (Schluckstörungen und Schlucktherapie)

Die phoniatrischen Erkrankungen werden zumeist in Sprach-, Sprech-, Redefluss- und Stimmstörungen unterteilt.

Kommunikationsstörungen können sich sowohl in Wort als auch in Schrift bemerkbar machen.

Logopädische Behandlungen werden vom Arzt verordnet und erfolgt in Form einer Einzel- oder Gruppentherapie.

PatientInnen sollen eine individuell zufriedenstellende und bestmögliche

Kommunikationsfähigkeit erreichen. Das kann die Schulfähigkeit eines Kindes oder die Wiedererlangung der Berufsfähigkeit eines Erwachsenen sein. Dazu gehört auch die

Normalisierung der Atmung, des Redeflusses, die Wiederherstellung der gesunden Stimme oder die Optimierung der Schluckfähigkeit sein.

Therapiebereiche von LogopädInnen:

• Mundfunktionen

 Schluckstörung

 Myofunktionelle Störung

 Lähmungen

• Sprache

 Störungen des Spracherwerbs

 Störungen des Schriftspracherwerbs

 Neurologische Sprachstörungen

• Sprechen

 Störungen des Sprecherwerbs

 Neurologische Sprechstörungen

 Periphere Sprechstörungen

 Störungen des Redeflusses

• Atmung und Stimme

 Atemstörungen

 Stimmstörungen

 Näseln / Rhinophonie

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• Weitere Einsatzbereiche

 Autismus

 Down-Syndrom

 Laryngektomie

 Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten

 Körper- und Mehrfachbehinderung

 Geriatrische Patienten Therapieziele

• Vermehrte Aufnahmebereitschaft

• Sprachliche Verbesserungen

• Verstärkte Konzentrationsfähigkeit

• Kommunikationstraining

• Körpererfahrung/ - kontakte

• Ausdrücken von Gefühlen

• Basale Stimulation

• Ablenkung/Langeweile vertreiben

• Psychische Aufhellung der Menschen

• Zufriedenheit / Ausgleich

• Gesundheitliche Stabilisierung

• Sozialpartner, dem man vertrauen kann

• Schaffung eines lockeren, entspannten Klimas

• Snoozelraumarbeit (Ruhepunkt finden)

• Spiele in der Gruppe

• Schulung der Psychomotorik

• Entspannungsübungen (Hyperaktivität, ADS)

• Sprachanregung.

5.1 Der Hund in der Logopädie

Im Gegensatz zu Ergo- und Physiotherapie werden Therapiehunde in der Logopädie vor allem im Bereich der Rehabilitation eingesetzt. Grundsätzlich kann der Hundeführer mit dem Hund bei allen phoniatrischen Erkrankungen unterstützen.

Der Hund kann

• passiv anwesend sein und nur auf Kommandos des Hundeführers reagieren

• aktiv nach Anweisung des Hundeführers mitarbeiten In der logopädischen Therapie dient der Hund

• zum Kontaktaufbau als Sprechmotivator

• als Lagerungshilfe

• als Rollenspielteilnehmer

• als Entspannungshilfe

• als Freund, dem man Geheimnisse anvertrauen kann

• als Hilfe zum Aufbau des Selbstwertgefühls

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Einerseits schwindet der therapeutische Druck, da Hunde von den Patienten als Freund und Partner angesehen werden. Die Erkrankung macht den Hunden nichts aus, Patienten fühlen sich auch ohne Worte verstanden. Menschen definieren sich sehr stark über ihre Sprache. Hunde kommunizieren sehr stark nonverbal über Gesten. Diese Gemeinsamkeit, sich gegenseitig ohne Sprache verständigen zu können, schafft Vertrautheit und baut Druck und Hemmschwellen ab.

Dennoch bemühen sich die Patienten meist, mit den Hunden zu agieren und dies über die menschliche Sprache, die so gefördert wird.

Nebenbei können vom Therapeuten gezielte Reize über den Hund gesetzt werden.

Einsatz bei Kindern

Erfahrungen aus den USA zeigen, dass beispielsweise sprachgestörte Kinder durch den Einsatz von Hunden wieder zu sprechen beginnen. Nachweislich wird auch bei Patienten mit

Kopfverletzungen, amputierten Gliedmaßen, Schlaganfällen, Verletzungen des Rückenmarks, neurologischen Problemen oder orthopädischen Schäden der Heilungsprozess durch den Umgang mit Tieren gefördert.

Tiere fungieren als Motor für Entwicklungen, die sonst unter Umständen viel länger dauern würden, indem sie einen Anreiz für Veränderungen schaffen. So setzen z.B. Logopäden Tiere als Brücke und Kontaktmittel bei Kindern mit Sprechstörungen ein. Die tierischen Helfer können es schaffen, die Patienten in der Therapie zu begeistern, zu entspannen und vom Leistungsgedanken weg auf eine spielerische Ebene zu bringen. Die Kommunikation wird durch einen natürlichen Impuls angeregt. Um mit einem Tier umzugehen, muss man mit ihm sprechen, es locken und mit ihm spielen.

5.2 Settingbeispiele in der Logopädie

Einsatz des passiven Hundes

• Ein Hund kann auf dem Schoß eines Patienten sitzen oder an dessen Seite im Bett liegen und sich streicheln lassen. Der Hund soll dabei ganz ruhig liegen, um die Arbeit eines

Therapeuten nicht zu stören. Erst auf Kommando soll er Stellungswechseln vornehmen.

Wahrnehmungen (taktile, propriozeptive) können so ausgelöst und abgewechselt werden.

Zum Beispiel kann sich der Hund aus der Position liegend neben dem Patienten auf den Schoß des Patienten legen bzw. auch nur einen Stellungswechsel auf dem Schoß

durchführen.

• Sinnesreize (warm, weich…) sowie Gefühle und Emotionen, die das Streicheln hervorruft, können beschrieben werden.

Einsatz des aktiven Hundes

Hier sind die Aufgaben zahlreich und variieren je nach Krankheitsbild.

• Das Spielen mit dem Ball oder das Vorführen von Kunststücken auf Kommando des Patienten beeinflusst die Tragfähigkeit der Stimme, die Sprechstimmlage, die Atemstütze und den Stimmeinsatz des Patienten. Der Therapeut erklärt dem Patienten dabei vorher, dass der Hund nur mit ihm kommunizieren kann, wenn er die Anweisungen des Patienten klar versteht. Es kann auch verlangt werden, dass der Patient das Kommando aufschreibt. Die

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Sprache und soziale Interaktion fördern

• Es wird z.B. eine Gruppe mittelgradig dementer Patienten in einen Raum im Kreis gesetzt.

Der Hund wird vorgestellt und Kontakt kann aufgenommen werden. Der Hund bewegt sich in der Mitte der Gruppe und dient nur der Animation und der Konzentration eines gestellten Themas. Ab und zu darf der Hund gestreichelt oder gefüttert werden. Der Therapeut muss die Diskussion lenken. Zum Beispiel kann er zu bedenken geben, dass lautstarke

Meinungsäußerungen oder Wutausbrüche fehl am Platz sind und nur faire und ruhige Diskussionen erwünscht sind, da der Hund auf dies nicht gut reagieren (weggehen) würde.

Es wird in diesem Beispiel einerseits auf logopädische Probleme, andererseits auf Probleme auf anderen Bereichen (z.B. Ergotherapie) eingegangen.

5.3 Wichtiges zu beachten

• Bei jeder Art der Therapie ist natürlich auf eventuelle PEG- oder PEJ-Sonden zu achten.

• Bei Patienten im Rollstuhl muss auf die Kopfstütze geachtet werden. Bei Übungen, bei denen der Patient seinen Kopf nach hinten neigen soll, wäre dies mit Stütze nicht möglich.

• Zwischen verschiedenen Übungen muss unbedingt eine Pause eingelegt werden. So kann der Patient das Gelernte besser verarbeiten.

• Im besten Fall arbeiten Therapeuten aus verschiedenen Bereichen zusammen.

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6. Einsatzgebiet Psychotherapie

Der amerikanische Kinderpsychotherapeut Boris Levinson gilt als Vater der tiergestützten Therapie. Nachdem er zufällig die positive Wirkung von Tierkontakt auf ein ängstliches Kind entdeckte, setzte er seinen Hund gezielt dafür ein, um das Vertrauen von Kindern zu gewinnen und zu einer exakten Diagnose zu kommen. Er bezeichnete das Tier im Zusammenhang mit der Therapie als „sozialen Katalysator, als Brücke zur Beziehung mit einem anderen Menschen“.

1961 veröffentliche er sein Werk „Der Hund als Co-Therapeut“.

In den 70er Jahren arbeitete das amerikanische Psychologenehepaar Elisabeth und Sam Corson an einer Studie über Stress als Bedingung für psychische Störungen. Nach verblüffenden Resultaten im Bezug auf Tier/Mensch-Beziehungen modifizierten sie das Forschungsziel und stellten die Auswirkungen tiergestützter Psychotherapie in den Vordergrund. Sie wählten 50 Personen aus, die auf konventionelle Behandlungsmethoden nicht ansprachen. 47 davon zeigten nach Beendigung des Experiments eine Besserung ihres Befindens. Über das Tier war ein erstes Gespräch zwischen den Kranken und Ärzten möglich geworden.

Guttmann fand 1983 heraus, dass Kinder mit einem Heimtier eher bereit sind, mit anderen Kindern Kontakte zu knüpfen und sich weniger leicht von einer Gruppe isolieren.

Auch Ortbauer belegte 2001, dass sich das Verhalten bei Kindern, denen ein Hund als Kontaktpartner zur Verfügung gestellt wird, signifikant änderte. Aggressives Verhalten und Einzelgängertum wurde weniger, die Anzahl sozialer Kontakte und gemeinsamer Aktivitäten nahm zu. Die positive Wirkung von Tieren wurde in zahlreichen wissenschaftlichen

Untersuchungen bestätigt. Eine der populärsten Beispiele ist die Delphintherapie, die durch ihre Erfolge bei autistischen Kindern für Schlagzeilen sorgte.

Aber nicht nur bei Kindern, auch bei Jugendlichen und Erwachsenen haben Tiere eine positive Wirkung. Bei älteren Menschen, die nicht mehr motivierbar sind, sich abkapseln und keinen Kontakt zu anderen Menschen mehr pflegen, rufen Tiere oft Erinnerungen wach. Die Patienten werden offener, gesprächsbereiter, motivierbarer und positiv gestärkt.

6.1 Der Hund in der Psychotherapie

In der Interaktion mit dem Hund kann der Patient gar nichts anders als seine erlernten, impliziten Beziehungsmuster in Szene zu setzen. Das ist bedeutsam! Krankheiten und Symptome sind innerhalb von Beziehungen entstanden und auch wie wir mit uns selber umgehen, ist ein Spiegel unserer Beziehungserfahrungen. Wenn dies in der Interaktion zwischen Hund und Patient zum Ausdruck kommt, eröffnen sich faszinierende therapeutische Möglichkeiten. Wir wissen dann zwar noch nicht warum sich der Patient so verhält, aber wir sehen, wie er sich verhält. Durch sein Verhalten gestaltet oder provoziert er die entsprechenden Reaktionen, sowohl bei anderen Menschen als auch beim Hund. (Ganser, 2015)

Der Hund wird zur Brücke zwischen Patient und Therapeut. D.h. der Hund beginnt den indirekten Kontakt mit dem Therapeuten und eine Beziehung mit ihm aufzubauen.

In der Psychotherapie tritt das Tier danach immer mehr in den Hintergrund, damit die Beziehung zwischen Therapeut und Klient eine größere Bindung aufbauen kann. (Vernooij, 2013)

6.2 Settingbeispiele in der Psychotherapie

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7. Einsatzgebiet: Sonderpädagogik

Sonderpädagogik ist ein Teilbereich der Allgemeinen Pädagogik. Sie beschäftigt sich mit Menschen, für die ein besonderer Förderbedarf festgestellt wird. Die Sonderpädagogik

unterstützt und begleitet Menschen mit besonderem Förderbedarf durch individuelle Hilfen, um für diese ein möglichst großes Maß an schulischer und beruflicher Eingliederung,

gesellschaftlicher Teilhabe und selbstständiger Lebensgestaltung zu erlangen. Ihr Ziel liegt außerdem in der Erforschung und Verbesserung von Maßnahmen für die Betroffenen.

Sonderpädagogik inkludiert unter anderem

• Geistigbehindertenpädagogik

• Gehörlosenpädagogik / Schwerhörigenpädagogik / Hörgeschädigtenpädagogik / Gebärdensprachpädagogik

• Sprachheilpädagogik / Sprachbehindertenpädagogik

• Pädagogik bei Verhaltensstörungen / Erziehungsschwierigenpädagogik / Verhaltensbeeinträchtigtenpädagogik / Verhaltensgestörtenpädagogik

• Lernbehindertenpädagogik / Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen

• Körperbehindertenpädagogik

• Blinden- und Sehbehindertenpädagogik

Zu den zu vermittelnden Kenntnissen gehören u.a. Ursachen und Symptome der verschiedenen Behinderungen, spezielle Förderprogramme und Förderdiagnostik sowie spezielle pädagogische Fragestellungen mit Praxisbezug wie etwa Erwachsenenbildung für Menschen mit geistiger Behinderung, die Arbeit mit schwerstbehinderten Menschen, Sprachtherapie, Sexualität,

Familiensituation. Aber auch die ethische Positionierung zu gesellschaftspolitischen Fragen, wie beispielsweise der automatischen Sterilisation geistig behinderter Frauen oder der Verhütung bei geistig behinderten Menschen sind Themen der Ausbildung.

Des Weiteren können spezifische Fragestellungen (z.B. Frühförderung bei Kindern mit kognitiver Behinderung, Sprachtherapie etc.) behandelt werden.

Im Rahmen von integrativen Kindergärten anstelle des Sonderkindergartens (z.B. für

Sprachbehinderte) werden Sonderpädagogen nicht mehr nur mit spezifischen Behinderungen konfrontiert. Ähnliche Entwicklungen sind für den Wohn- und Arbeitsbereich festzustellen.

Geschichtliche Begriffsentwicklung

Während Begriffe wie Heilmittel oder Heilende Erziehung im pädagogischen Zusammenhang schon früh verwendet wurden, ist der Begriff Heilpädagogik erst Mitte des 19. Jahrhundert geprägt worden. Die Heil- oder Sonderpädagogik wurde bis weit in das 20. Jahrhundert hinein eher als medizinische und weniger als pädagogische Disziplin betrachtet. Erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts setzte sie sich als eindeutig pädagogische Disziplin durch. Anfangs war das Verständnis für Menschen mit Behinderung jedoch eher gering. Pädagogen sahen es nicht als ihre Aufgabe an, behinderten Menschen durch Schaffung spezieller sonderpädagogischer Einrichtungen zu helfen. Die Gründung erster spezieller Einrichtungen für Kinder mit Behinderung, die meist in großer Armut lebten, ist daher nicht primär auf die Arbeit von Pädagogen zurückzuführen, sondern eher Elterninitiativen oder Geistlichen zu verdanken.

Seit den 1980er Jahren sind verstärkte Bestrebungen im Gang, das Sonderschulwesen, das Menschen mit Behinderung weitgehend von den Menschen ohne Behinderung isoliert und damit zu ihrer Ausgrenzung aus der Gesellschaft beiträgt, umzustrukturieren. Einen ersten Schritt in diese Richtung stellte die Umbenennung von „Sonderschulen“ in „Förderschulen“ dar.

(24)

Neben der sonderpädagogische Betreuung in speziellen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung soll ein gemeinsamer Unterricht in so genannten Integrationsklassen treten, damit Kinder mit und ohne Behinderung frühzeitig den Umgang miteinander lernen und voneinander im sozialen und lerntechnischen Bereich profitieren. Auch für Kindertagesstätten gibt es diese Bestrebungen zur Integration.

Die Pädagogik hat im deutschsprachigen Raum vier Entwicklungsstufen durchgemacht. Diese Stufen sind die Exklusion, die Separation, aus der die Sonderpädagogik hervorging, die Integration und die Inklusion (vereinzelt in Ansätzen vorhanden). Die Übergänge zwischen diesen Entwicklungsstufen sind jedoch fließend. Insbesondere die letzte Stufe, die Inklusion, ist auch bei Pädagogen bezüglich ihrer realen Umsetzung umstritten.

Eine zeitgemäße Sonderpädagogik definiert sich nicht über eine irgendwie als besonders auszuweisende Klientel, sondern über spezifische Wissens- und Könnensbestände zu krisenhaften Lern- und Entwicklungsprozessen. Sie folgt dem Motto: „Die Experten zu den Kindern und nicht die Kinder zu den Experten.“

8. Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen

Der Einsatz des Hundes bei Kindern und Jugendlichen verfolgt unterschiedliche Zielsetzungen:

• Die Entwicklung von sozialer Kompetenz

• Bildung und Persönlichkeitsentwicklung

• Beteiligung – die Kinder werden in Prozesse und Entscheidungen miteinbezogen

• Und Prävention – die Möglichkeit sich in der freien Natur zu bewegen, die Körperwahrnehmung zu besinnen und Stress abzubauen. (Kirchpfening, 2012)

Unterschiedliche Einsatzgebiete können sein:

• Schule und Kindergarten

• Frühförderung behinderter Kinder und Jugendlicher

• Basale Stimulation

8.1 Einsatzgebiet Schule und Kindergarten

Stresserzeugende Situationen in der Schule, wie z.B. eine Aufgabe an der Tafel zu erledigen, ein Referat zu halten oder aufgerufen zu werden und die Antwort nicht gleich zu wissen, sind für Kinder zum Teil sehr belastend. Solche Situationen können durch die Anwesenheit eines Schuldhundes wesentlich entschärft werden.

Wie eine deutsch-österreichisch-schweizerische Pilotstudie aufzeigt, ist dafür das „Kuschel- Hormon“ Oxytocin verantwortlich. Prof. Dr. Henri Julius, Leiter des deutschen Forscherteams, erläutert dazu: „Gerade Kinder, denen es schwerfällt, anderen Menschen zu vertrauen, die schlechte Erfahrungen in der Familie, vielleicht sogar traumatische Erlebnisse verarbeiten müssen, reagieren in Stresssituationen mit einer erhöhten Ausschüttung des Hormons Kortisol.“

(25)

8.1.1 Der Hund im Einsatz

• Die Anwesenheit eines Präsenz- bzw. eines Besuchshundes kann gleichzeitig durch Aufklärung durch den Hundeführers dazu beitragen, Unfälle in der Zukunft zu vermeiden.

Spielerisch und einprägsam kann Wissen rund um den Hund (richtiger Umgang mit Hunden, Hundeverhalten etc.) vermittelt werden. Kinder, die von einem Schulhund besucht wurden, konnten die Sprache der Hunde nachweislich (Grazer Studie) besser verstehen und sich auch in potentiell gefährlichen Situationen (zum Beispiel unerwartete Begegnung mit einem freilaufenden Hund) deutlich richtiger verhalten.

• Kinder lernen durch den Umgang mit Hunden u.a. ein anderes Lebewesen zu verstehen und zu respektieren und auf die „Sprache“ und das Verhalten von Hunden richtig zu reagieren.

• Weiters lernen sie was Verantwortung, Fürsorge, Freundschaft und Rücksichtnahme bedeutet.

• Besuchshunde können z.B. in Kindergärten, Schulen aber auch anderen Kinder- und Jugendlichengruppen (z.B. Sportverein, Pfadfinder etc.) eingesetzt werden.

Bei Besuchen ist immer zu achten

• auf die Vermittlung von altersgerechtem bzw. schulstufenentsprechendem Sachwissen zum Thema Hund,

• auf die Berücksichtigung von gehandicapten Kindern (z.B. Integrationsschulen),

• auf kleine Gruppengrößen und

• auf ausreichende Räumlichkeiten (z.B. Platz für Sesselkreis).

Bei einem Besuch sollte u.a. vermittelt werden:

Hundeverhalten, Haltung, Pflege und Bedürfnisse von Hunden

Richtiger Umgang mit Hunden, insbesondere die Vermittlung der Fähigkeit, Verhalten richtig zu interpretieren, um Gefahrensituationen vorzubeugen

Einsatzort Schule und Klasse

• Kinder und Jugendliche sind – auch zur eigenen Sicherheit – vor dem ersten Einsatz des Hundes in die grundlegenden Verhaltensregeln gegenüber Hunden sowie deren Bedürfnissen einzuführen. Die Bedingungen für ein angenehmes Miteinander der SchülerInnen umfassen auch den rücksichtsvollen Umgang mit dem Hund.

• Im Bereich des Schulgebäudes ist der Hund durch den Hundeführer gesichert zu führen (mit Halsband/Brustgeschirr und Leine). Diesbezügliche Landesgesetze sind zu beachten.

• Der Hund darf nicht ohne Aufsicht mit Kindern/Jugendlichen alleine gelassen werden.

• Es sind im Voraus Absprachen zu treffen, dass der Hundeführer, wenn es nötig wird (z.B.

Erkrankung der Lehrperson, Überforderung des Hundes), die Klasse mit dem Hund verlassen kann und die weitere Aufsichtspflicht durch eine geeignete Person übernommen wird.

• Einzel- und Mehrkontakte mit Kindern/Jugendlichen haben geregelt abzulaufen. Dadurch kann eine übermäßige Stressbelastung des Hundes, auch in den Pausen, vermieden werden.

• Es ist sinnvoll, die Besuche des Hundes zu vermerken und eine Einsatzdokumentation mit den pädagogischen Zielsetzungen und deren Umsetzung zu führen.

• Der Unterricht darf durch den Einsatz eines Präsenzhundes nicht gestört werden.

• Der nachweisbare Stressregulationseffekt durch die Anwesenheit eines Hundes in der Klasse sollte sowohl für die Aneignung von Fachwissen als auch zur Förderung der sozialen und personalen Kompetenzen der Kinder/Jugendlichen genützt werden.

• So aufregend und angenehm der Aufenthalt eines Hundes in der Klasse für die

Kinder/Jugendliche ist, so anstrengend kann es für den Hund (und den Hundeführer) sein.

Die vorgegebenen Einsatzzeiten sind daher einzuhalten. Diese Einsatzzeiten gelten auch für ganztägige Schulformen bzw. in der Nachmittagsbetreuung.

(26)

• Schulveranstaltungen sind „Ausnahmesituationen“. Es ist daher zu beachten, ob die pädagogische Verantwortung bzw. die Aufsichtspflicht des Hundeführers gegenüber den Kindern/Jugendlichen mit der Versorgung des Hundes zu vereinbaren ist. Die Sicherheit der Kinder/Jugendlichen muss jedenfalls uneingeschränkt gewährleistet sein und eine

Überforderungssituation des Hundes ausgeschlossen werden.

Grundvoraussetzungen:

• Ein festgelegter, störungsfreier Rückzugsbereich für den Hund (in der Regel eine Decke in einer Raumecke oder eine Hundebox; diese Zone ist für Menschen tabu) in oder außerhalb der Klasse.

• Kein Zugang des Tieres zu einem eventuellen Küchenbereich.

• Freier Zugang zu Wasser für den Hund.

• Bei Präsenzhunden Auslaufbereich im Nahbereich der Schule.

8.1.2 Settingbeispiele: Kindergarten

Bei einem Besuch in Kindergärten bzw. Volksschulen kann man z.B.

• Die Kinder den Hund streicheln und/oder bürsten lassen

• Herz des Hundes fühlen und horchen lassen

• Kleine Kunststückchen des Hundes vorzeigen

• Den Hund durch die Kinder an der Leine führen lassen

8.2 Frühförderung

Der Begriff Frühförderung ist eine Sammelbezeichnung für pädagogische und therapeutische Maßnahmen für Kinder mit einer Behinderung oder die von einer Behinderung bedroht sind. Die Maßnahmen der Frühförderung umfassen den Zeitraum der ersten Lebensjahre und können sich bis zum Kindergarteneintritt oder bis zur Einschulung erstrecken.

Allgemeine und spezielle Frühförderung

Man unterscheidet allgemeine Frühförderung und spezielle Frühförderung: Während sich die allgemeine Frühförderung an Kinder mit kognitiver und seelischer Behinderung sowie an Kinder, denen ohne Förderung eine entsprechende Behinderung droht, wendet, richtet sich die spezielle Frühförderung an Kinder mit Sinnesbehinderungen wie z. B. Blindheit,

Sehbehinderung, Gehörlosigkeit oder Schwerhörigkeit. Liegen sowohl allgemeine Entwicklungsrückstände als auch eine Sinnesbeeinträchtigung vor, können beide Frühförderangebote ergänzend und kooperativ tätig werden.

Allgemeine Frühförderung

Im Vordergrund stehen in der Regel pädagogische – meist heilpädagogische – Hilfen, wie die Entwicklungsförderung, die z. B. durch geeignete und in der Regel sehr spielerische Methoden Anreize gibt. Hinzu kommen in vielen Fällen medizinisch-therapeutische Maßnahmen, wie sie z. B. durch die Krankengymnastik, die Ergotherapie, die Logopädie oder die Motopädie erbracht werden.

Spezielle Frühförderung für sinnesbeeinträchtigte Kinder

(27)

8.3 Kinder im privaten Haushalt- gewohnte Umgebung des Kindes

Durch einschneidende Erlebnisse und Ereignisse (z.B. Scheidung, Todesfall oder Umzug), kann es vorkommen, dass Kinder einen besonderen Förderbedarf haben. Der Besuch des

Therapiebegleithundes im gewohnten Lebensraum des Kindes, kann in solchen Fällen eine entwicklungsfördernde Maßnahme sein. Ebenso bietet es eine gute Möglichkeit für Kinder, die körperlich eingeschränkt sind und ihr Zuhause nur mit sehr viel Aufwand verlassen können.

8.3.1 Grundvoraussetzungen

• Räumliche Ressourcen, die grundsätzlich genügend Platz bieten und auch dem Hund die Möglichkeit zum Rückzug bietet.

• Keine Hundehaarallergie aller im Haushalt lebender Personen.

• Das Kind sollte dem Hund angstfrei begegnen, es wäre kontraproduktiv, wenn ein

„Angstfaktor“ in den „sicheren Raum“ Zuhause kommt.

• Freier Zugang zu Wasser und zum Rückzugsort (z.b. Decke) für den Hund.

• Klare Verhaltensregeln mit dem Kind erarbeiten.

• Klare Regeln mit den Eltern abklären. In welche Räume darf der Hund, darf er aufs Bett, auf die Couch etc.

8.3.2 Vorteile

• Das Kind befindet sich an einem vertrauten, bekannten Ort und kann sich vielleicht schneller auf das Setting einlassen

• Das Kind empfängt Besuch, der nur wegen ihm kommt – dies wird zur Besonderheit (und ist vor allem für ein mit wenig Selbstbewusstsein Kind wichtig, z.B. Kind mit mehreren

Geschwistern etc.)

• Ein direkter Kontakt mit Angehörigen ist möglich, was sich in Institutionen eher schwieriger gestaltet.

8.3.3 Settingbeispiele

• Ruheübungen, bei denen der Hund beobachtet wird (Wahrnehmung schulen).

• Vertrauensverhältnis zwischen Kind und Tier langsam wachsen lassen- wenn für alle

Beteiligten ok, kann gerade in Einzelsetting ein besonderes Kuschelerlebnis daraus werden.

• Kind einbinden bei der Vorbereitung und stark auf Kommunikation setzten: was denkst du, wo könnten wir am besten die Decke platzieren? Wo ist der beste Platz für die

Wasserschüssel?

• Kind dazu animieren, wertfrei zu äußern, wie sich der Hund gerade fühlt. Das fördert

besonders die Fähigkeit, in weiterer Folge auch über die eigenen Empfindungen, Emotionen zu sprechen.

Achtung

Diese Form der Arbeit mit Kind und Hund lässt sehr viel Raum für unterschiedliche

Themeninhalte. Kinder müssen erst lernen, ihre Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Man weiß, dass besonders Kinder das eigene Gefühlsleben oft auf andere Objekte und Lebewesen.

(Beispiel Stofftier: „Mama, mein Bärchen hat Hunger. Wir müssen ihn füttern.“) übertragen.

Dieses Phänomen kann man also gut nutzen, denn auch auf den Hund werden bei gut gewählten Fragen, Gefühle und Bedürfnisse übertragen. Alleine aus der Frage: „Was denkst du braucht der Hund, um sich in seinem Zuhause wohlzufühlen?“- lässt sich sehr viel schöpfen. Wichtig dabei ist es sehr achtsam mit dem Kind umzugehen, gut zuzuhören und sensibel und wertfrei damit umzugehen.

(28)

8.4 Basale Stimulation®

„Basale Stimulation® in der Pflege“, ist ein Konzept der individuellen Entwicklungsförderung, das von Prof. Dr. Andreas D. Fröhlich 1975 ursprünglich für schwer- und schwerstbehinderte Kindern und Jugendlichen erarbeitet wurde. Basale Stimulation® versteht sich ausdrücklich als pädagogisches Konzept und nicht als therapeutische Technik. Während Fröhlich das Konzept für den Bereich der Sonderpädagogik entwickelte, wurde das Konzept von Christel Bienstein in Zusammenarbeit mit Fröhlich in den Bereich der Pflege übertragen.

In den letzten Jahren erwies sich die Übertragung der Grundprinzipien der „Basalen Stimulation® in der Pflege, auf den Personenkreis schwerstbeeinträchtigter Patienten in komatösen Zuständen, bei apallischen Syndrom etc. als erfolgversprechend. Durch intensive, jedoch sorgfältige entwicklungspsychologische und biographisch ausgewählte sensorischer Anregung kann die Körperwahrnehmung wieder aktiviert werden. Über die Erfahrung des eigenen Körpers wird das Körper-Ich stabilisiert und Eigenaktivitäten angeregt. Der Patient kann damit seiner Stabilisierung, ggf. auch zu seiner Gesundung beitragen.

Unansprechbarkeit, Bewusstlosigkeit etc. werden nicht als Hindernis für eine Interaktion von Pflegenden und Patienten gesehen.

„Basale Stimulation® in der Pflege“, nimmt über somatische , vestibuläre und vibratorische Anregung Beziehung zum Patienten auf. Zusätzlich können orale - auditive - taktil/haptische - olfaktorische und visuelle Angebote kommen, die dem Patienten helfen, ein elementares

Körperselbstbild, eine elementare Raum-Zeit-Orientierung aufzubauen und Beziehung zu seiner Umwelt aufzunehmen.

Basale Stimulation bedeutet die Aktivierung der Wahrnehmungsbereiche und die Anregung primärer Körper- und Bewegungserfahrungen sowie Angebote zur Herausbildung einer individuellen non-verbalen Mitteilungsform (Kommunikation) bei Menschen, deren Eigenaktivität aufgrund ihrer mangelnden Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist und deren Fähigkeit zur Wahrnehmung und Kommunikation erheblich beeinträchtigt ist (z. B. schwerst- mehrfachbeeinträchtigte Menschen, Schädel-Hirn-Traumatisierte, Menschen mit

hemiplegischem, apallischem oder komatösem Syndrom). Mit einfachsten Möglichkeiten wird dabei versucht, den Kontakt zu diesen Menschen aufzunehmen, um ihnen den Zugang zu ihrer Umgebung und ihren Mitmenschen zu ermöglichen und Lebensqualität zu erleben.

8.4.1 Therapieziele

• Rhythmisierung der Aktivzeiten und Ruheperioden

• Schaffung geeigneter Lebens- und Lernräume

• Organisation von Interaktionsangeboten und -möglichkeiten

• Aufbau von persönlichen Beziehungen

• Beteiligung an Alltagsaktivitäten Grundelemente

somatische Stimulation(über die Haut)

 Waschungen

 Einreibungen

 Körperberührung-Initialberührung

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