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Die Betreuungsphasen einer Therapie

2.1 Arbeiten ohne Therapiehund

Die Betreuungsphasen orientieren sich auch am Klientel, das betreut wird und sind individuell.

Oft besucht man mit Hunden Kindergärten oder Schulen einmalig oder nur zweimal, dann sind die angeführten Betreuungsphasen nicht einsetzbar. Geht es jedoch um die regelmäßige

Betreuung eines Patienten in einem Pflege- oder Pensionistenheim, sollten die nachstehenden Betreuungphasen berücksichtigt werden.

• Vorphase

• Kennenlernen

• Betreuungsphase

• Stabilisierungsphase

• Ausblendungsphase

• Abschied nehmen

• Der letzte Tag

2.1.1 Vorphase

- Informationen zum Klienten einholen und berücksichtigen - Wer hat das Problem?

- Welches Problem?

- Wer will die Betreuung (Klient/Eltern z.B. bei Hyperaktivität eines Kindes)?

- Wo erfolgt die Betreuung?

- Wie oft ist eine Betreuung sinnvoll?

- Zu welcher Tageszeit soll der Besuch stattfinden?

- Wie lange soll eine Betreuung stattfinden (wöchentlich, wie viele Wochen)?

- Mit wem muss man kooperieren?

- Wer trägt ev. Kosten (An- Rückfahrt)?

- Eigene Vorurteile erkennen, beheben?

- Vorerfahrung des Klienten mit Hunden vorhanden?

- Soll eine Bezugsperson mit einbezogen werden?

2.1.2 Kennenlernen

- Erstkontakt genau planen, Zeit nehmen - Entspannte Atmosphäre schaffen - Keine Überforderung

- Kurzes Vorstellen

- Klient sprechen lassen und zuhören - Mitfühlen, Empathie, aber kein Mitleid

2.1.3 Betreuungsphase

- Ablauf planen (Ankommen, Begrüßung, Betreuung, Verabschiedung)

- Dauer der Betreuung abschätzen und ev. ändern (Zu lang? Zu kurz? Zu intensiv?) - Regelmäßigkeit der Betreuung festlegen, anbieten, was optimal und realistisch ist.

1x pro Woche aber dafür jede Woche? Zuviel Betreuung kann auch kontraproduktiv sein.

- Bei der Betreuung Klient nicht mit Inhalten überladen - Probleme definieren

sachlich feststellen (z.B. hyperaktives Kind, läuft ständig herum)

Aus Sicht des Klienten (Problem kann ev. für Klienten kein Problem sein, nur für Gesellschaft)

Aus eigener Sicht (versuchen Klienten zu verstehen, ev. aus eigenen Erfahrungen schöpfen) Im Gesamtkontext (welche Veränderung?, gut für ihn, mehr Akzeptanz in der Gesellschaft) - Ziele der Betreuung festlegen (realistische!)

- Ev. Feedback von außen (Bezugsperson) einholen und berücksichtigen

2.1.4 Stabilisierungsphase - Feedbacks nützen

- Feststellen, wo man gerade steht (wie weit ist das Endziel noch entfernt) - Betreuung ev. anpassen und ev. entstehende „Unterprobleme“ mit einbeziehen

2.1.5 Ausblendungsphase

- Die Frequenzen langsam reduzieren - Ev. langsam emotional zurückziehen

- Verantwortung übergeben (an Klient bzw. Bezugsperson)

- Alternativen aufbauen (Hund ist warm -als Ersatz in die Sonne setzen, Thermophor mit Überzug holen; Hund ist kuschelig – als Ersatz Decke, Stofftiere)

2.1.6 Abschied nehmen

- Loslassen ist nicht „im Stich lassen“

- Auf positive Ergebnisse hinweisen (was kann der Klient jetzt alleine, was er nicht konnte;

das Endziel wurde erreicht) - Auf den letzten Besuch hinweisen

2.1.7 Der letzte Tag

- „Normal“ verhalten (keine Traurigkeit, kein „Fest“ daraus machen) - Ev. individuell festgelegte Abschiedszeremonie durchführen

- Wenn gewollt einen Besuch irgendwann ankündigen (betonen, keine Behandlung, nur Besuch)

2.2 Arbeiten mit dem Therapiebegleithund

2.2.1 Beobachten/Kennenlernen

Die Kontaktaufnahme mit dem Hund beginnt zuerst durch Beobachtung und den Aufbau von Vertrauen. Zu Anfang wird der Hund erst einmal mit den Augen wahrgenommen, seine Bewegungen werden verfolgt und es wird versucht, sie einzuschätzen. Fixieren und Verfolgen fällt Menschen mit Muskel- und Gleichgewichtsstörungen schwer. Besonders Kinder können das Verhalten von Hunden oft nicht einschätzen, weil sie einerseits die Körpersprache des Hundes nicht verstehen und andererseits durch eine ev. Integrationsproblematik ihren eigenen Körper und dessen Körpersprache oft nicht ausreichend spüren. Sie lernen in Beobachtung und Gespräch, auch über den Vergleich mit dem Hund, ihren eigenen Körper und dessen Ausdrucksmöglichkeiten besser kennen.

Mit der intensiven vergleichenden Beobachtung und im begleitenden Gespräch, das sowohl Innehalten wie auch Konzentration erfordert, wird die Sprechbereitschaft und die

Sprachfähigkeit gefördert. Menschen, die sich zu Hunden hingezogen fühlen, fällt es meist viel leichter ihre Konzentration in einer Beschäftigung mit dem Hund aufrechtzuerhalten als in anderen Tätigkeiten.

Auch für den emotionalen Bereich ergeben sich durch die Beobachtung positive Auswirkungen.

Der Patient lernt z.B. Ängste einzugestehen, sie zu artikulieren und Lösungen dafür zu finden, wie er sich selbst im Zusammensein mit dem Hund wohlfühlen kann.

Der Patient lernt nach und nach den Hund einzuschätzen und dass der Therapiehund vieles an Verhalten toleriert, was Hunde im öffentlichen Leben zu aggressiven Reaktionen verleiten könnte. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Regeln für den Umgang mit dem Hund dem Patienten zu erklären. Auch wenn der Hund vieles toleriert, hat er seine Grenzen und es ist immer auf das Wohlergehen des Hundes zu achten. Durch gegenseitig verständnisvollen Austausch entsteht Nähe und Vertrauen.

2.2.2 Kontakt aufnehmen

Eine günstige Basis für die weitere Arbeit mit Klient und Hund ist, dass der Kontakt mit dem Hund das Selbstwertgefühl des Patienten fördert. Er fühlt sich akzeptiert, geliebt: Der Hund freut sich über den Kontakt ohne jede Einschränkung, ist geduldig, bleibt gerne da, geht auf den Patienten zu und reagiert positiv auf seine Ansprache.

Die Hundeführer unterstützen die Begegnung begleitend durch Erklären des Hundeverhaltens, durch Zeigen und Erläutern eventueller Kommandos bzw. durch das Geben von Anregungen und Anweisungen. Ist Nähe und Vertrauen über Beobachtung und Gespräch entstanden, entsteht meist von selbst der Wunsch nach Berühren und Streicheln des Hundes. Selbst auf Patienten mit Tastsinnstörungen, die starke Berührungsängste haben, nicht gerne Anfassen und Angefasst werden, übt der Hund meist eine starke Streichelmotivation aus. Solche Menschen erleben das angstfreie Agieren mit dem Hund als Beginn eines Vertrauensverhältnisses. Mit einem so gestärkten Selbstvertrauen steigt auch die Bereitschaft, sich auf weitere Berührungen

einzulassen, sei es in Spiel- oder Hantiermöglichkeiten, im Kontakt mit anderen Menschen oder ganz allgemein im Kontakt mit der Umwelt.

2.2.3 Gemeinsame Aktivitäten

Nach der Kontaktaufnahme entsteht automatisch bei vielen Patienten, besonders bei Kindern, das Bedürfnis mit dem Hund zu spielen. Je nach Handicap des Patienten können verschiedene

gemeinsame Aktivitäten gefunden werden. Im Unterschied zu jedem Spielzeug oder Werkmaterial ist der Hund beim Spiel aktiv und fordert eine Reaktion.

Das Interesse am Spiel flaut beim Hund bei geringer Motivation ebenso ab wie beim Menschen, d.h. der Hund ändert sein Verhalten in Relation zum Verhalten des Menschen.

Ein Therapiehund, der dahingehend geschult wird, passt sich immer an. Wird er nicht angesprochen oder auf sein Erscheinen hin nicht gestreichelt, dann zieht er sich auf seinen Ruheplatz zurück. Wird er gestreichelt, lässt er dies gerne zu und dreht sich oft genüsslich nach allen Seiten. Wird ein Spielzeug geworfen und er aufgefordert, läuft er hin. Das Spielen mit dem Hund erfordert Motivation, Vorstellungskraft, Umsetzungsvermögen und Aktivität.

Ein Hund spielt mit einem Ball, Seil oder Stofftier besonders gerne, wenn das Spielzeug sich wie

„Beute“ verhält. Beute flieht, d.h. der nächste Schritt sind schnelle Bewegung mit Hand bzw.

Arm, das Spielzeug soll weit weg vom Hund geworfen werden.

Das Spiel kann leichter bis schwierig, je nach Patient, gestaltet werden und zum Teil hohe Leistungen fordern:

• den Hund im Blick haben

• seine Reaktion wahrnehmen, einschätzen und darauf reagieren

• das Spielzeug ev. verstecken und wieder hervorholen (Körperschema, räumliche Wahrnehmung)

• das Spielzeug zielgerichtet Werfen (ohne den Hund zu treffen)

• ev. Erlernen von einfachen Kommandos (Gedächtnisschulung)

• Erlernen von Regeln beim gemeinsamen Spiel, bei Interaktionen

• Verantwortungsbewusstsein, Eingehen auf Bedürfnisse des Hundes, akzeptieren von Grenzen (wenn der Hund sich zurückzieht, z.B. auf seinen Ruheplatz)