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Torsio ventriculi beim Hund

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102 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2017 | www.diepta.de

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ine Magendrehung ent- steht, wenn der Magen stark aufgast. Dabei kommt es zu einer Ob- struktion, einer weiteren Aufgasung des Magens und in einigen Fällen auch zu einer Milztorsion. Durch die massive Vergrößerung des Magens

wird das Zwerchfell nach vorne gedrückt, und die Lungenkapazität wird eingeschränkt. Zudem wird der Blutrückfluss zum Herzen ver- mindert, was den Kreislauf massiv schwächt und zu einem Sauerstoff- mangel in den Organen führen kann.

Ätiologie Es bestehen viele Hypo- thesen über auslösende und begüns- tigende Faktoren. Eine eindeutige Ursache für eine Magentorsion ist nicht bekannt, eine abnorme Ma- genmotilität wird diskutiert. Der Magen hat insbesondere bei großen Hunderassen eine relativ große Be- wegungsfreiheit im Bauchraum, und je nach Füllungszustand variiert seine Lage. Stress, eine verminderte Magenmotorik und eine verzögerte Magenentleerung können eine Rolle spielen. Fütterung in erhöhter Posi- tion, eine reichliche Fütterung direkt nach oder vor intensiver Bewegung sowie eine Fütterung ausschließlich einmal am Tag können das Risiko für eine Magendrehung möglicher- weise erhöhen.

Prädisponiert sind große, tief- brüstige Hunde Dazu gehören zum Beispiel Irische Setter, Barsois, Afghanen, Irische Wolfshunde, Deutsche Doggen und der Rho- desian Ridgeback. Rüden sind an- fälliger als Hündinnen, und die Ver- erbbarkeit ist inzwischen erwiesen.

Hatten die Elterntiere Probleme mit einer Magendrehung, ist es wahr- scheinlich, dass auch deren Nach- wuchs eine Magentorsion ent- wickelt. Als Faustregel gilt, dass Hunde unter 20 Kilogramm Kör- pergewicht keine Magendrehung bekommen.

© EdwardDerule / iStock / Thinkstock

Eine Magendrehung stellt immer eine Notfallsituation dar. Vor allem große tiefbrüstige Hunderassen sind betroffen. Ohne Behandlung kommt es innerhalb weniger Stunden zum Tod des Tieres.

Torsio ventriculi beim Hund

PRAXIS TIERE IN DER APOTHEKE

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2017 | www.diepta.de

Symptome Die ersten Anzeichen einer Magendrehung sind ein aufge- zogener Bauch, intensives Hecheln und große Ruhelosigkeit. Die Hunde legen sich hin, um gleich wieder aufzustehen oder nehmen eine so- genannte „Gebetsstellung“ ein. Be- troffene Tiere würgen meist unpro- duktiv, das heißt, abgeschlucktes Futter oder Wasser werden post- wendend wieder hochgewürgt. In der weiteren Folge kommt es zu einer rasch zunehmenden Auftrei- bung des Bauches unmittelbar hinter den letzten Rippen, wobei die Um- fangsvermehrung linksseitig und

oben besonders ausgeprägt ist. Das Abdomen ist in diesem Stadium hart, gespannt und schmerzhaft. Der gasgefüllte Magen und die zuneh- mende Beeinträchtigung des Kreis- laufes führen zu Blutdruckabfall sowie zur Verlangsamung der Herz-, Puls und Atemfrequenz. Die Binde- häute der Augen können anfänglich dunkelrot, später dann blass er- scheinen. Die Tiere werden mit zu- nehmender Schocksituation träger und apathisch.

Diagnose und Behandlung Bei Vorhandensein der typischen Symp- tome kann der Tierarzt die Dia- gnose oft schon klinisch stellen.

Durch eine Röntgenaufnahme des Bauches kann die Diagnose bestä- tigt und die Magendrehung von einer reinen Magenblähung unter- schieden werden.

Zunächst gilt es den Schockzustand des Hundes mittels intravenösen In- fusionen so weit zu beheben, dass der Kreislauf für eine Narkose genü- gend stabilisiert wird. Die Therapie

besteht entsprechend aus einer in- tensiven Schockbehandlung und Dekompression des Magens, die mit einer Magensonde durchgeführt wird. Im Anschluss daran wird der Magen mit warmem Wasser gespült, um den restlichen Inhalt zu entfer- nen. Nach der Stabilisation des Tie- res wird der Bauchraum eröffnet und der Magen reponiert und eine Gastropexie durchgeführt. Durch die chirurgische Befestigung des Magens an der Bauchwand kann ein Rezidiv verhindert und die Überlebenszeit verlängert werden. Eine nicht seltene Komplikation bei der Magendre-

hung kann in einer zusätzlichen Milzdrehung bestehen, die mitunter eine Entfernung der Milz notwendig macht. Ein erfahrenes Operations- team ist bei der Magendrehung be- sonders wichtig, da Hunde mit einer Magendrehung narkoselabil sind.

Nach dem Eingriff brauchen die Pa- tienten eine Intensivbetreuung, und der Patient wird postoperativ 48 bis 72 Stunden mit dem EKG über- wacht; Antiarrhythmika können in- diziert sein.

Die Heilungsdauer beträgt mindes- tens vier bis sechs Wochen. Der re- konvaleszente Hund bedarf der Schonung mit kurzen Spaziergängen und mehrmals täglich kleinsten Fut- termengen.

Prognose und Prophylaxe Die Prognose ist im Wesentlichen ab- hängig vom Ausmaß der Aufgasung des Magens, der Schwere des Schock- zustandes und der Präsenz anderer Organschäden. Wichtig ist auch die Zeit, die bis zur Einleitung der the- rapeutischen Maßnahmen vergeht.

Die Prognose verschlechtert sich mit jeder Viertelstunde, die nach dem Auftreten der Magendrehung ver- streicht. Erfolgt der operative Ein- griff bis sechs Stunden nach der Magendrehung, sind die Aussichten hinsichtlich Heilung und Überleben des Hundes gut. Danach sinkt die Überlebensquote deutlich.

Es wird empfohlen, große und ana- tomisch vorbelastete Hunde min- destens zweimal täglich zu füttern und zu verhindern, dass das Futter heruntergeschlungen wird. Vor und nach den Mahlzeiten sollten Spielen und Herumtoben mit dem Hund

vermieden werden. Auch eine pro- phylaktische Gastropexie bei Hun- den mit einem erhöhten Risiko für eine Magendrehung, zum Beispiel im Rahmen einer Kastration, kann in Erwägung gezogen werden. ■

Dr. Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin

Die ersten Anzeichen einer Magendrehung sind ein aufgezogener Bauch, intensives Hecheln

und große Ruhelosigkeit.

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