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269

Zur Bedeutung von Akzent und Vokal im Semitischen.

Von H. Torczyner.

Die vorliegende Abhandlung gibt den Gedankengang wieder,

der mich — vielleicht nicht auf dem kürzesten Wege — dazu

geführt hat, die semitische Verbalbildung auf eine völlig neue Weise

zu erklären. Der zweite Teil der Untersuchung, auf welchem das

Hauptgewicht ruht, rüttelt an mancher Anschauung, die bisher s

unerschütterlich festzustehen schien. Um sicher zu gehen, habe ich

die hier vertretenen Ansichten, die ich schon im Mai 1908 nieder¬

geschrieben hatte, fast 1*/, Jahre zurückgehalten. Eine Folge

davon ist, daß ich jetzt auf die neueste einschlägige Literatur nur

soweit im Einzelnen eingegangen bin, als dies der Kontinuität meines lO

Gedankenganges nicht Eintrag tat. Wesentliche Einwände glaube

ich aber nicht übergangen zu haben. Andererseits hatte ich so

Gelegenheit, meine Aufstellungen oft und gründlich zu überprüfen

und glaube sie jetzt ruhig der Öffentlichkeit übergeben zu dürfen.

Ist es mir auch nicht möglich gewesen, alle Einzelfragen mit Sicher- u

heit zu lösen, so glaube ich doch in der Hauptsache den Weg

gefunden zu haben, auf dem allein man zum Verständnis der

semitischen Verbalformen gelangen kann.

I.

Der Status constructus des Sing. fem. sowie des Plur. masc. 20

und fem. des Nomens qatal unterscheidet sich im Hebräischen von

seinem Status absolutus vor allem durch die Stellung der Vokale

zwischen den Radikalen: rij^l^, "'"i?'!, nipna, gegenüber np^"51£,

C'^nT, nipn^. Aus der masoretischen Betonung läßt dieser Gegen¬

satz sich nicht erklären ; mußte der betonte Vokal der zweiten 25

Stammsilbe auch dann sich halten, ' wenn die hinzutretende Endung o

im st. abs. den Ton auf sich zog : däbär 4- im ^ d'bärim, so ist

nicht abzusehen, warum nicht auch die Verbindungsform den Vokal

nach dem zweiten Stammkonsonanten festhielt, wie dies doch bei

den Formen mit gemeinsemitisch betonter zweiter Silbe, qatäl etc., 30

geschah: näibä: näibffl.

Zeitichrift der D. M. G. Bd. LXIV. 18

(2)

Viel einfacher, so schien es, verhielt die Sache sich in der

Einzahl des Maskulinums. Die Verbindungsform '^'Si• war aus iaiTT

offenbar durch bloße Verkürzung des jetzt tonlosen dabar entstanden,

wobei nur der sonst betonte Vokal sich hielt. Bei näherem Zusehen

5 aber ergeben sich auch hier bedeutende Schwierigkeiten.

Neben dem gebräuchlichen ■jiä? und Ipia kommt als st. constr.

zu '^w und -isia Ex. 19 is liäasri yäv und Pr. 11 is nUN isia vor.

Will man diese Formen nicht als aus vombetontem qatal entstanden

erklären, muß man sie als Rückbildungen aus älterem, der Regel

10 entsprechendem q'tal ansehen. Dieser Auffassung steht aber entgegen, daß ja sonst im st. constr. gerade umgekehrt auch aus qatl bisweilen q^tal wird, z. B. inn constr. Tin ; yiT constr. auch 3»1t etc. Immerhin

läßt sich auf die Entstehung dieser Form des st. constr. bei dem

Nomen qatal wegen der Gleichheit der Vokale in beiden Silben

15 kein sicherer Rückschluß ziehen. Wir betrachten daher eine Form,

deren zwei Vokale verschieden sind, wie z. B. qatil, für die ja

dieselben Tongesetze gelten müssen wie für qatal.

Hier lautet nun die Verbindungsform 1. vereinzelt ap», NI';

oder bSN, weit häufiger aber, 2. nas, "(p.!; auch diese Form wird

so allgemein auf früheres q'ßl zurückgeführt, das in der Doppel -

konsonanz, die im st. constr. durch den engen Anschluß an das

folgende Wort entsteht, zu q^tal ward (s. z. B. Barth, Nombdg. § 5 d).

König (Lehrgeb. II, S. 79) erklärt dies genauer so, daß ursprüngliches

gftel von der Tradition „sozusagen in einer satteren Färbung gehört

25 und deshalb fast immer wie ein imäliertes a durch ein Pathach

bezeichnet wurde*.

Daneben gibt es aber auch eine dritte, ebenfalls ziemlich häufige Form des st. constr., nas, "^j"!;, r]ns, die auf Grund der Betonung

qatÜ nicht verstanden werden kann. Aus älterem — nicht vor-

80 kommendem — ^ins kann hier qna auch deshalb nicht rückgebildet

sein, weil der Sprache doch das Bewußtsein der Entstehung jener

Form aus älterem q'tel nicht ganz geschwunden sein konnte. Mit

Recht hat denn auch schon Lagarde, Übersicht S. 72 behauptet,

daß hier eine Verkürzung von qdtil zu qatl vorliege.

35 Von den 3 Verbindungsformen entspricht also eine {cf^ßl) der

Betonung qatä und eine andere {qafl'^ q4t^l) der Betonung qdtü.

Die Entscheidung über die dritte (q'tal) sei vorläufig noch aufge¬

schoben.

Der Plural zeigt eine doppelte Bildung des st, constr.: 1. analog

(3)

Torczyner, Zur Bedeutung von Akzent und Vokal im Semitiechen. 271

der von qatal: ':)pT, •'N^:; fem. sing, nsipn, my/, pl. niiiäN, ni?:-]!«,

2. im Gegensatze dazu*) •'VSN, ■'HDIC; nbra, rNMü; nin'i?. Daraus,

daß diese Form, deren Vokalstellung der des st. abs. gleich ist,

hier tatsächlich gebildet wird, ergibt sich, daß sie auch sonst und

auch bei qatal lautlich möglich gewesen wäre. Daß eine andere 5

gebildet wird, kann also aus der bloßen Verschiebung von Ton und

Vorton nicht erklärt werden. Daraus ferner, daß beide Formen

ohne Unterschied der Bedeutung von demselben Worte gebildet

werden ("'nblSffl: "'nbNffi; inbaj: "inbas etc.), ergibt sich, daß sie auf

verschiedener Betonung beruhen und darum nicht als gleichzeitig 10

angesehen werden dürfen. Und zwar wird man die dem st. abs.

widersprechende Verbindungsform, die der analogen Bildung bei

qatal entspricht, für älter halten müssen.

Es ließ sich also bisher feststellen, daß 1. der st. constr. der

mit Genus- oder Numerusendung versehenen Formen von qatal und 15

qatil zu seinem st. abs. in einem ständigen Gegensatz der Betonung

steht, daß dies 2. aber auch teilweise für den endungslosen sing,

masc. der Fall ist. Durch die Beobachtung des Nomens qatul

können wir aber noch ein Stück weiter kommen.

Der st. constr. dieser Nominalklasse ist nämlich — so unglaublich 20

das auch scheinen mag — tatsächlich noch nicht erkannt worden,

obgleich er nicht eben selten in der Bibel vorkommt. Die hierher¬

gehörigen Nomina sind:

üH»T und eins,T ' f. rtwiN,T 1 -;' pl.* ■a^'is'z»,• *•~: ' rot.

D^'N'O.T f- n«''»,r ■~; fruchtbar. 16

ybN*, pl. D''S?pN, stark.

•^p», f. ns-^N, lang.

•lia, pl. D"'i"ia, scheckig.

ttha, f. nriba', pl. o-ina^, f. nhaa, hoch.

'r^'ssn*, pl. D-iSipn, dunkel. ao

113'',T ' fürchtend.

Pii;, gi-ün.

am*, f. rsa?»», glatt.

pina, f. n;5in7:, pl. n-'pin)?, süß.

nas* pl. f. nina:, hell. (6

nb:*, f. rtnbs, pl. s^nbi, f. ninb;, gerade.

1) Von qatal kenne ich so nur mit Suffix TrinSp Ex. 25 29.

2) Di"'N (korrekter Ü'iN) ist bei Barth, Nombdg. § 130 a versehentlich als Beispiel fSr qatdl angeführt, dagegen § 11 richtig als qatul.

(4)

njp:, pl. O'l'ip:, gesprenkelt.

nhy, und niay, f. nroy, dicht belauht.

T T ' T \ -;'

bhrT und biJ»,T ' f. Mbay,T ' ^pl. f. riVa?,\-; ' rund.

pby, f. n;?M» und nijiM?, pl. n^jsay, f. nipny , tief.

6 aby,T ' f. rtüsy,r ' verzärtelt.

apy, f. iiapy^), höckerig.

*ipy, pl. Di'^Jjy, gestreift.

thyT und niiy,T ' f. niaiy,r ' pl.' nviiiy,• -; ' nackt.

ans, goldglänzend.

10 ^ns*, pl. f. ni-i'ns, weiß.

. isp/, pl. f. niiap«), kurz.

abS,T ' feucht.

phis», pl. D-'p'^iip, D-ipi-iTB, rot.

iHtc, f. niin^ö, pl. Dilhffl, f. ninnä, schwarz.

15 Ferner dürfte auch ii?:*, pl. D^l'l??, D-ililU f. niiJO, bitter

eher hierher als zu qatdl (Barth § 129c) gehören; dafür spricht

schon die Bedeutung, besonders in Hinblick auf den Gegensatz

pin?3, sowie auch die meist kurze Schreibung des zweiten Vokals,

dagegen »Galle, Gift" wenn = iLv,» und g t-«, das aber

' 0 u • -' ^

20 nicht unbedingt direktes Fem. zu "liw sein muß. Daß nii?3 aber

1) Alle diese Wörter entsprechen — soweit sich dies feststellen läßt —

^ j -

intransitiven Verbalstämmen, zumeist der Klasse J>x9. apy* T »betrügerisch' Jer. 17 9, das Barth (Nominalbildung, § 110^ als einzigen außerarabischen Beleg für transitives qatul anfuhrt, kann daselbst weder die angegebene noch eine andere transitive Bedeutung besitzen. Aber auch die aus dem Arabischen

ö j .

a. a. O. erbrachten Beispiele sind nicht beweiskräftig. „gedenkend' =

„sich erinnernd' muß nicht transitiv sein, es mag neben j^>3 „erinnern''

- r ' -

ursprünglich ein intransitiv - reflexives _Ji3 gestanden haben; „sich O , . neigender Teil (des Berges)' ist der Bedeutung nach sicher nicht, J

„Marschierender (?)' nicht sicher transitiv. Ebenso ist die Grundbedeutung der

*! J , 'j J -

Konkreta „wildes Tier', ^-^y „Hyäne' unklar; danach ist jetzt auch

Brockelmann, Grundriß, I, § 120b o: zu berichtigen. Zu den prinzipiellen Fragen vgl. S. 298.

2) Daß diese Form (Ez. 42 5) nicht etwa mit Gesenius-Buhl s. v. als Part, perf. pass, zu fassen ist, geht schon aus der Schreibung i^— nicht 1) hervor, die das Adj. „kurz", das 1. c. überdies im Komp. steht (gewiß mit n'iannri!ll3 zu verbinden) vom Part. Illtp^ „geschnitten" unterscheiden soll.

2 3

(5)

Torczyner, Zur Bedeutung von Akzent und Vokal im ßemitischen. 273

auch selbst ursprünglich marurcU(un) sein könnte, beweist die

Nebenbildung iTnl??. Umgekehrt möchte ich p]5 „klein' wegen

seines Gegensatzes eher gleich diesem zu qatdl rechnen.

Nach Analogie der Formen von qatal und qcUil wäre nun

auch für die mit Endung versehenen Verbindungsformen von qatul 5

die Vokalisation qit'lat, qtt'lej, qifldt zu erwarten gewesen. Trotzdem wird allgemein eine Bildung q'tul{l)at etc. postuliert, die allerdings

der angenommenen Singularform masc. q'tdl entsprechen würde.

Diese aber „findet sich von keinem dieser Wörter mit Ausnahme

von ibp 2 Chr. 21 n'^) und dieses könnte (s. oben) zu qcudl gehören, lo

Beim Lesen der Bibel fiel mir nun die Wendung D^ncia pnTj Pr. 16 si

auf, in welcher nach Sinn, Parallelismus (;aVD5n) und der Analogie

piit a^nciB biy das Wort pnn nur st. constr. eines Adjektivs

mit der Bedeutung „süß' sein konnte, welch letzteres — wie ich

anfangs selbst dachte — wohl pnn lauten und eine Nebenform zu is

pinn sein müßte''). Da ich in Wörterbüchern und Kommentaren

pna durchgängig als Substantiv = „Süßigkeit' erklärt fand, welche

Bedeutung mir durchaus nicht passend schien, schlug ich die Stellen

der Bibel nach, wo Nomina qatil im st. constr. auftreten und stieß

bald auf Ez. 3 5 ff., wo ich neben inäb inas und (V. 7) nXi:-ip.Tn 20

auch noia "'pn^ fand (zweimal; dieselbe Wendung auch Jes. 33 19;

gehört auch biNiö ''pn? Pr. 9 is hierher?); sollte dieses wieder nur

zu einer Nebenform pns* neben piss gehören? Den Gegensatz zu

p«y »tief bezeichnet riäs „hoch*; dessen Verbindungsform aber

lautet Sollte diesem wieder eine Nebenform (Olshausen: ~aa**) 25

zugrunde liegen ? Oder ist mit Barth, Nombdg. S. XXX anzunehmen,

daß ähnlich einer im Aramäischen hie und da auftretenden Wirkung

von Liquiden im Wortschluß, auch im Hebräischen, wo die Liquiden

diese Wirkung nicht haben, in diesem einzigen Falle das ~ —

also keine Liquida — imstande sei, den vorausgehenden ,m' -Laut so

zu a werden zu lassen ? Ferner lautet auch von iK)? der st. constr.

1) Olsbansen, Lehrbuch § 168 a.

2) So, als Adjektiv, wird dieses Wort anch Pr. 27 9 zu fassen sein; das subst. pnn ist aus den Lexicis zu streichen!

3) Daß tj2i 1 Sam. 16 7 abstraktes Substantiv, nicht Adjektiv ist, geht aus der Stelle sehr deutlich hervor (gegen Gesenius-Buhl''' s. v. Zugleich

bewebt das Vorkommen dieser Form , daß etwa ursprungliches i m s t.

constr. des Adjektivs nicht hätte zu riSA werden müssen.

(6)

m-i-nsp Pr. 14 29; D^EN-iKiJ Pr. 14 n; n''a;-i:2p. Hi. 24 i und im pl. ni ■''iJt]5 2 Kön. 19 28; Jes. 37 27. Zwar werden alle diese Formen

bis jetzt von einem nicht vorkommenden IJtp * abgeleitet und auch

das zugehörige Verbum wird bei Gesenius-Buhl s. v. als nstj5 notiert.

5 Diese Angabe ist aber unrichtig, da eine Verbalform lap in der

Bibel nicht vorkommt, sondern, wie z. B. Gesenius in der ersten

Auflage seines Handwörterbuchs bemerkt, erst aus dem Adjektiv

-iJ£]5 erschlossen ist; daß dieses aber so lautet, ist selbst erst

noch zu erweisen. In Wirklichkeit spricht dagegen, 1. das arab.

j -

10 yai, 2. der Umstand, daß, wahrend ein "ilS]? sich nicht nachweisen

läßt, sich rinap. Ez. 42 5 findet und 3. daß auch das Wort, das

den Gegensatz zu ikj? „kurz" ausdrückt, "rj'-iN „lang" der Nominal¬

klasse qatul angehört. Zu diesem Worte kommt der st. constr,

15 mal in der Bibel vor in den Wendungen: nil Tj"!«, D^Ef< -^«^jj

IS nasn '^j'nN, von denen die beiden ersten zu nn-'iJtp, O-'en— ii£p_

das genaue Gegenstück abgeben. Daß von diesem auch in der

späteren hebräischen Literatur in dieser Form sehr häufigen Worte

die Verbindungsform sich überhaupt nicht finden sollte, während

sie von einer nicht nachweisbaren Nebenform so oft vorkäme, ist

20 ausgeschlossen.

Diese Beispiele bestätigen, was die Vergleichung von qatal

und qatil wahrscheinlich gemacht, daß nämlich auch zum Nomen

qatul der st. constr. der mit Endung versehenen Formen qitfUj etc.

(■«pay, ■'7i:p), der des endungslosen sing. masc. q^^tel ('rj'iN, pna)

25 oder ^tal (naa, ISp) lautet. Letztere Form ist besonders lehr¬

reich; es ist unmöglich, sie hier aus ursprünglichem gftul {q'töl)

zu erklären ; hier kann q'tal nur aus früherem qatl entstanden sein.

Dann muß aber auch die analoge Erscheinung am Nomen qatit

analog erklärt werden: auch n23 zu nas ist demnach nicht aus

so ursprünglichem nas* in der Doppelkonsonanz dadurch entstanden,

daß — wie imäliertes a gehört wurde — denn diese Möglichkeit

besteht für analoges cftul nicht —; es stellt vielmehr eine Weiter¬

bildung des älteren ia3 dar! naS und nas beweisen wie 'iJcp

und Tj'nN eine andere Betonung als N'n^, apS;.

85 Für diese spätere Verbindungsform läßt sich von qatul nur

yap 2 Chr. 2117 anführen, das aber, wie oben gezeigt wurde, auch

zu qatdl gehören könnte. Die entsprechende Vokalisation der Formen

mit Endung (analog zu ''baN etc.) findet sich nur einmal neben

der Älteren bei einem Worte, das erst auf Grund seines st. constr.

(7)

Torczyner, Zur Bedeutung von Akzent und Vokal im Semitischen. 275

mit Sicherheit zur Klasse qapil gerechnet werden kann^). Zu "nm

„hintengelegen" kommt nämlich als st. constr. pl. masc. sowohl

IS^wn ■'"iHn by „auf die Rückseite der Wohnung" Ez. 26 12 als auch '^"'?r>!' ■'It!??? ^) Rückseite der Lanze" 2 Sam. 2 2s vor. Stets

erhalten hat sich aber die ältere Betonungsform als Präposition &

i'inN „nach", „hinten", deren Herkunft von nnN das aramäische

•^'i'inN ^) (bibl.-arm. "''inN) zusammengehalten mit NiriN Gen. 49 17 als Übersetzung von "ihN beweist. Den st. constr. des sing. masc.

"linN, der auch adverbiell gebraucht wird, stellt die mit ihrem pl.

inm gleichbedeutende Präposition — für "iHN* (vgl. 13£p.) wie 10

nm für inN* (vgl. la'i) — dar. Das supponierte, aber durch

nichts zu rechtfertigende "intj* der Lexica ist aus diesen zu streichen.

Ähnliches scheint auch für nnn = aramäisch ninn*), Nnnn

Deut. 28 13 (bibl.-aram.: iflinnn und "nininn) zu gelten. Auch

, o - - ■*.-

arab. c>>-^ wäre dann als aus ci»-^ * entstanden anzusehen. Aller- 15

dings läßt das vorauszusetzende Adjektiv nnn sich literarisch nicht

belegen ; vgl. aber auch äth. ''l'fil«^ !

1) Auch bi|, binil ist mehrfach zu qatul gezählt worden (zuletzt von Lagarde, Übers. S. 28 4fr.); dagegen schreibt König, Lehrgeb. II, S. 122: . . wie z. B. Cornill (Ezech. S. 162) auf ''b'l.-i so verwiesen hat, als könne diese Form die Ansicht begründen, daß iu hSli ein gadul liege, während doch dieser Typus nur durch ein gfdulle würde angezeigt sein können'. Dieser Einwand hält nach dem oben Ausgeführten nicht Stich; ein g^iuiie/findet sich überhaupt nicht, dagegen wohl ''pW, "''nlti?; warum sollten auch für qatul andere Tongesetze gelten als für qatal, qatil? Im Meritum scheint mir aber König recht zu haben ; da ein bia auch sonst belegt ist, kann "'b'lS zu diesem ge¬

hören , bina gehört aber schon wegen nbina , D"'bina etc. (nicht g^dullim}

nicht zu qatul.

2) Klostermann's allgemein akzeptierter Konjektur n^'t'inN kann ich keinen Sinn abgewinnen. n''5'nns< könnte a) „rückwärts", „nach hinten" bedeuten.

Da Abner sich aber zu 'Asah'el bereits umgewandt hat (V. 20), ist diese auch sonst recht unwahrscheinliche Auffassung ausgeschlossen. Nimmt man es aber b) in dem Sinne von „hinten", „in den Rücken", so widerspricht dies der Fortsetzung Xäimll bN und T''nnNa mrO, NSnj. Ein drittes kann n^'J'nnN nicht bedeuten. Wellhausen's Einwand, das mit Metall beschlagene Ende wäre nicht scharf genug, um durch den Bauch zum Rücken hinauszudringen, gilt der Wahrscheinlichkeit des Erzählten, nicht dem Texte. Zudem spricht die auf¬

fallige Vokalisation von '''7.nN3 für das Alter der Form.

3) Vgl. Dalman, Gramm, d. Pal.-Aram.^ S. 230.

4) Vgl. Dalman a. a. 0. S. 229.

2 3*

(8)

Nach all dem bisher Ausgeführten lautete in einer Periode der Sprache der st. constr. der Formen mit Genus- (resp. Numerus-) endung für qatal, qatil, qatul gleichmäßig: qipUj, qit'lat, qit'löt,

der st. constr. der Form ohne Genus- resp. Numerusendung für

5 qatal, qatil, qatul gleichmäßig: qatl und daraus qftel oder q'pzl.

Oder mit anderen Worten : Die Verbindungsformen von qafal, qatil

und qatul sind gleich und stehen zu ihrem Absolutus im Plui'al

und Singular in einem durch die masoretische Betonung nicht

erklärbaren Gegensatz der Vokalisation.

10 Es läßt sich nun auch zeigen , daß dieser Gegensatz der

Vokalisation, der zugleich einer der Betonung ist, nicht ursprünglich ist und wie er entstanden sein könnte.

Spuren der Betonung des ersten Stammvokals, wie sie im

st. constr. auftritt, finden sich nämlich auch im st. abs. solcher

16 Bildungen, die wir für sehr alt ansehen dürfen. So in den mit

plural. Suffixen versehenen Formen von Präpositionen: T^'ins,

Tinnr etc., besonders aber bei den med. gemin. z. B. na in nab für

T : - ' *J - - :

und neben nnab; Ijz, bn, pn, 'TiT etc. für ddkik, ddlil, ddqiq, zdkik etc.,

"iW für und neben D"''i'"iM. Diese Formen beweisen, daß einmal

20 auch im Absolutus die erste Stammsilbe den Ton trug, so daß der

Vokal der zweiten verkürzt wurde.

Wenn also die Vokalisation des St. absolutus und des con¬

structus ursprünglich gleich war, später aber unter Mitwirkung von

nicht näher zu bestimmenden Einflüssen die Betonung des Absolutus

25 allein verschoben wurde ^), so hatte diese Änderung jedenfalls auch

den bewußten Zweck, den Absolutus vom Constructus zu unter¬

scheiden.

In diesen Zusammenhang gehört noch eine ähnliche Erscheinung, nämlich die Einschiebung eines a im st. abs. des Plurals der Segolata.

30 Auch hier besteht, allerdings nur im Plural ■— masc. und fem. —

derselbe Vokalisationsgegensatz zwischen Absolutus und Constructus

D''Db7p etc.: "iDba etc. Auch hier aber läßt sich zeigen, daß die

Vokalisation des Constructus einmal auch im Absolutus herrschend

war. Dies beweisen bekanntlich :

S5 1. Med. gemin. wie: D-^Ky, niab, n-^an, S'';?!! etc.

2. Med. 1 und ^ wie: ninis, D"''niN, ninib; n'rcT, Din'5 etc.

3. Präpositional gebrauchte Nomina im Plural wie: Tinn-,T -J- ' ri-'S.T ••

4. Alte Pluralia tan tum wie: D-^^prfn.

1) Daß im st. abs. des Plurals die zweite Stammsilbe wirklich den Hauptton gehabt hätte, soll damit aber weder behauptet noch in Abrede ge¬

stellt werden.

2 3 *

(9)

Torczyner, Zur Bedeutung von Akzent und Vokal im Semitischen. 277

5. Numeralia im Plural wie: D""nffiy, D'^sait, Diyän etc., Dual wie:

D^bcS), D^NbS, D^BbN.

6. Alte Duale besonders für Körperteile wie: D'.iTN, D^OCN, 3^3*13,

O??"'?! 0?^?!, 0^5'!^, D^bl*!, ähnlich auch a'SaN, B^bysetc, oder für Eigennamen wie: a;"b5N, fi7b2' , B^'nTO etc. gegenüber späterem D-'i^p,— t':' D-'SI'n,.-t:' BTbn' - t i etc. •

Auch hier war also die Vokalisation in Absolutus und Con¬

structus gleich, woraus wieder hervorgeht, daß diese lautlich in

beiden Formen möglich war. Auch hier wurde wieder nur der st. abs.

durch eine Tonverschiebung verändert, offenbar in beabsichtigtem

Gegensatze zum st. constr. Da aber ein Vokal in der zweiten

Stammsilbe nirgends oder nirgends mehr stand, wurde der häufigste

Vokal o eingeschoben. Jedenfalls darf dies a in B''3ba, B'^'isp,

B'^m'ip nicht als Beweis für ursprüngliche Zweisilbigkeit der Segolata angeführt werden^), denn die Vokalisation dieser Formen ist sekundär.

Daß dieses a aber nicht der vorgerückte Vokal der ersten Silbe (so

König, Lehrgeb. II, S. 12)^), sondern ein (eingeschobener) Selbstlaut

der zweiten ist, beweist wohl die Parallele mit B-'rp.T, BiBlN trotz

■"SP!) ■'P.'??*-

Daß der Vokal der zweiten Silbe im st. abs. wirklich sekundär

ist, zeigt ferner die ebenfalls verwandte Erscheinung am Substantiv der Form qatlän , qitlän , qutlän , das auch vor der Bildungssilbe,

wenn sie am Wortende steht, im st. abs. ein offenbar sekundäres

a einschiebt: "ÖT'IB; liiST. Auch hier ist der Vokal vor der Endungs¬

silbe Ausdruck des Absolutus.

Wie bereits oben gezeigt wurde, besitzen wir in der masore¬

tischen Akzentuation ein sehr unvollkommenes Zeugnis über die

Betonung des Hebräischen. Und dieses Urteil bestätigt sich immer

mehr, je genauer man sich mit den Formen der Sprache beschäftigt.

Endlich aber ist es zweifelhaft, ob die Akzente der Masora für die

Betonung des Hebräischen überhaupt zeugen können. Bedenkt man

nämlich, daß die aramäischen Partien der Bibel nach denselben Be¬

tonungsgesetzen akzentuiert sind wie die hebräischen, daß aber die

Muttersprache der Masoreten bereits aramäisch gewesen ist, so kann

es kaum mehr fraglich sein, daß die aramäischen Stücke jedenfalls

richtig, demnach aber die hebräischen aramäisch betont wurden.

Diese Zweifel sollen hier an einem besonders lehrreichen Bei¬

spiel begründet werden:

1) Oesen.-Kaatzsch'' § 84 aa.

2) Köoig's Erklärung a. a. O. ist aber insofern korrekt, als er B''^??: aus ''DbTp und nicht umgekehrt ^3^73 ems *inalakhej erklärt; ein Ergebnis letzterer Erklärungsweise scheint schon die masoretische Spirierung des 3 in ''3b7p zu sein.

(10)

Die Formen nbap und ibü]: des Verbums tragen den Ton auf

der Endung ; das ist aber nicht bei . allen Verben der Fall. Die

* # f *

Verba i'y und ^"y bilden hier nao, lao; Tmp^, IW); und

» *

n73iB, IttÜJ. Woher diese Differenz der Betonung? König, Lehrgeb.

5 I, S. 439 sagt: „Wegen der Schwere des Stammvokals haben . . .

auch die Vokalafformative den Accent auf der Stammsilbe gelassen" ;

gegen diese Erklärung ist einzuwenden, daß dann auch im Partizip

der Ton nicht auf das Afformativ hätte übergehen dürfen, da ja

hier der Stammvokal womöglich noch schwerer ist; nnp trotz.

O- - . c,

10 iJüLs gegenüber nT:;^ = c>JlÄi • Dazu kommt , daß die Form

ibCj: aus qatdl + ü sich nicht erklären läßt.

Versucht man aber einmal eine Regel aufzustellen, die nicht

die Entstehung der Verbalformen, sondern an diesen fertigen Formen

nur die Betonung erklären soll, so lautet sie : Der Ton bleibt beim

LI Verbum womöglich auf der zweiten Stammsilbe. Da in ibüp der

zweite Radikal keinen Vokal trägt — er hätte diesen allerdings

nie verlieren können, wenn diese Betonung ursprünglich wäre — ,

so muß der Akzent auf die Endung treten.

Fragt man jetzt weiter, was der Fall gewesen wäre, wenn tat-

20 sächlich nicht nur die Akzentuation, sondern auch die Entwicklung

der Formen unter dem Drucke dieser Betonung der zweiten Stamm¬

silbe erfolgt wäre, so ist die Antwort: Es müßte geworden sein:

aus urspr. qatdla dadurch, daß nur die Tonsilbe den Vokal

hielt: cftal,

25 aus urspr. qatdlü{d) dadurch, daß nur die Tonsilbe den Vokal

hielt: q^ialü(d),

aus urspr. qatdltaii) dadurch , daß nur die Tonsilbe den Vokal

hielt: (ftdlt[a{i)'\ etc.;

mit anderen Worten die Verbalformen: des Aramäischen,

so Wenn nun das Hebräische nach dieser aramäischen Akzentuation

verfuhr, also z. B. ibU/5 nach «ibüp umbetont ward, so mußte eben

der Ton, weil das a vokallos war, um eine Silbe abwärts rücken, lap,

f

Wp etc. konnten aber ebenso wie die entsprechenden aramäischen

Bildungen auf der vorletzten Silbe betont werden. Umgekehrt

35 wurde das Nomen nnpT 't wie ein aramäisches Nomen auf der

Endung betont.

(11)

Torczyner, Zur Bedeutung von Akzent und Vokal im, Semitischen. 279

Danach scheint es, als ob wir für die Betonung des Hebrä¬

ischen überhaupt kein überliefertes Zeugnis besitzen; die masoretische

Akzentuation kann weder die Entwicklung der Formen erklären,

noch darf sie selbst aus dieser erklärt werden.

n. 5

Im vorigen Abschnitt ist ausgeführt worden, daß die Nomina

qatal, qatil, qatul im Hebräischen ursprünglich vorn betont waren;

das gleiche läßt sich aber auch für die entsprechenden Vokal¬

bildungen wahrscheinlich machen. Die Gründe, die für eine solche

Annahme sprechen, sind von Olshausen, Philippi, Grimme, König u. a. lo

mehrfach dargelegt worden.

Mit einer Betonung der ersten Stammsilbe des Verbums schien

aber bisher die in allen westsemitischen Sprachen beobachtete Tat¬

sache im Widerspruch zu stehen, daß gerade durch die Verschieden¬

heit des zweiten Stammvokals aktive und passive (transitive und 15

intransitive) Verbalformen differenziert werden, so daß dieser zweite Vokal als für die Bedeutung der Form allein charakteristisch erscheint.

Nun zeigt das Nomen diesen Unterschied tatsächlich nicht; es

gibt transitive und intransitive Nomina (Verbalnomina) qatl, qitl,

qutl; qatal, qatil etc. etc. Die Vokalisation bestimmt hier die 20

aktive oder passive Bedeutung nicht. Diesen Widerspruch zwischen

Verbal- und Nominalbildung, der ein verschiedenes Empfinden der

Sprache voraussetzen würde, hat man zu beseitigen versucht, indem

man annahm, daß auch beim Nomen ursprünglich die Vokalisation

besonders der zweiten Stammsilbe für die Bedeutung wesentlich, 25

die Gleichheit von Formen verschiedener Bedeutung nur scheinbar

sei, entweder — wie Lagarde meinte — weil sie nur durch laut¬

liche Verderbnis entstanden sei, oder — was nach Barth heute fast

allgemein gilt — weil diese gleichen Formen verschiedenen Ur¬

sprungs sind. Diese verschiedenen Quellen der Nominalbildung ao

sind das Perfekt und Imperfekt des Verbums , die ja selbst schon

Aktiv und Passiv entgegengesetzt bezeichnen : Perfekt , Aktiv :

qatala. Passiv: qatila, qatula; dagegen Imperfekt, Aktiv: ja-

qtul(u), ja-qtil{u). Passiv: ja-qtal{u).

Diese Annahme scheint mir aber den Wider - 35

Spruch nicht zu lösen, sondern zu verschieben! Denn

— da die semitischen Verbalformen als durch Verschmelzung von

ursprünglich selbständig nebeneinander gesprochenem Verbalthema

+ Pronomen entstanden angesehen werden müssen: qatal -f tu;

a 4- q{u)tul, — wie kommt es, daß dasselbe qatil vor40

dem Pronomen stets intransitiv oder passiv, nach

demselben stets aktiv, und gerade umgekehrt qatal

vor dem Pronomen stets aktiv, nach demselben stets

passivischen Wertes ist? Z. B. aktiv: ju-qattilu, qatal-tu,

passiv (intr.): qatil-\-tu (> qataltu), ju-qattalu I 45

(12)

Die Lösung dieser Frage, sowie einer Reihe von andern, soll im folgenden gegeben werden.

Das Perfekt des Intensiv- und Kausativstammes lautet in den

westsemitischen Sprachen :

6 Arabisch : qattala Hebräisch : qittel Aramäisch : qattil

'aqtala hiqtil {h)aqtil.

Die Formen dieser drei Sprachen sind auf den ersten Blick

hin verschieden. Man nimmt nun allgemein an, daß diese Ver¬

schiedenheit sekundär sei, indem die aramäischen und weiter die

10 hebräischen Formen aus den arabischen entstanden sein sollen

Der Beweis wird indirekt dadurch erbracht, daß man die Unmöglich¬

keit der Entstehung der arabischen Form aus der nordsemitischen

darlegt. Man übersieht dabei aber die Möglichkeit, daß keine dieser

Formen aus der andern entstanden ist, und wenn Barth, Nombdg.

16 S. XXII die ganze Frage folgendermaßen formuliert : .Welches sind

nun die ursprünglichen Perfektformen?", so ist das ungenau, da

dadurch die Möglichkeit, daß alle Vokalisationen ursprünglich

nebeneinander gestanden hätten , einfach ausgeschaltet wird.

Daß die arabische Perfektvokalisation alt ist, wird sich auch uns

!0 ergeben ; daraus folgt aber noch nicht , daß jede andere jung sein

müsse. Barth a. a. 0. sagt nun: „Daß die nordsemitische Art der

Perfektbildung die ältere sein sollte, däucht mir schon an sich

darum unwahrscheinlich, weil hier die Perfekte und Imperfekte im

Vokalismus ausgeglichen sind , im Südsemitischen aber nicht , und

11 weil aus dem Verhältnis beider Tempora im Grundstamm ersichtlich

ist, daß die Verschiedenheit der Vokale beider Tempora auf einem

uralten Grundgesetz des Semitischen beruht." Dies hat aber nur

für das Aramäische seine Richtigkeit, für das Hebräische erst dann,

wenn man bewiesen hat, daß auch hier das Perfekt qittel auf qattil,

so die Grundform des Imperfekts, zurückgeht.

Ein neues Kriterium für unsere Frage glaubt B. in der Be¬

obachtung gefunden zu haben , daß der hebräische Inf. abs. stets

vom Perfektstamm abzuleiten sei. „Dieser durch Dehnung des

zweiten Vokals aus dem Perfekt entwickelte Infinitiv lautet im

j5 Aram. im Pa"el qattdl + ä, im 'Aphel 'aqtal + ä und entsprechend im Arab. qittdJ^^, iqtöl^^, im Hebr. ebenfalls genau entsprechend, im Pi"el qättöl, das = semitischem qattdl ist. Die Übereinstimmung dieser Formen in dem ä der zweiten Silbe beweist, daß die Perfekte, aus denen diese Infinitive gedehnt wurden, qattala, 'aqtala gelautet,

40 daß sie nicht in der zweiten Silbe & oder i wie im Aram. und

Hebr. gehabt haben." Analog soll auch der Infinitiv bapii bezeugen,

daß das hebräische Perfekt ursprünglich aqtal{a) gelautet haben

müsse. Nun steht es aber noch lange nicht fest, daß jeder absolute

1) Anders Ungnad BA. VI, 3, dessen Aufstellungen daselbst ich aber auch aus GrUnden, die aus meiner Darstellung S. 289—298 sich von selbst ergeben, nicht zustimmen kann.

(13)

Torczyner, Zur Bedeutung von Akzent und Vokal im Semitiechen. 281

Infinitiv vom Perfektstamm abgeleitet werden muß. Denn da

auch nach Barth Perfekt- und Imperfektderivate ihrer Bedeutung

nach sich nicht unterscheiden, so kann man sie als solche eben

nur auf Grund ihrer Vokalisation erkennen. Mit welcher Be¬

rechtigung dürften wir auch annehmen, daß ein eventuell ursprüng- 5

Uches qaUel für qitßl in einem abgeleiteten Infinitiv sich reiner

erhalten hätte als im Perfekt, dem jener entstammt? Ja, das Gegen¬

teil läßt sich direkt erweisen, daß nämlich auch zu einem aus

ursprünglichen qattel verderbten qitßl der Infinitiv hätte qitßl

lauten müssen! Denn auch der gewiß alte Inf. abs. des Nif'al, lo

dessen Herkunft vom Perfektstamm unbestreitbar ist, biapj, hat

1 in der ersten Silbe, obwohl hier der erste Vokal ursprünglich

nachweisbar a war; vgl. Dip:, ap: gegenüber D">pri, aon. Infinitive

wie bap etc. können demnach nur zum Imperfekt gehören! Dazu

kommt ferner, daß schon im Pi"el sicher vom Perfektstamm aus 15

ein Infinitiv bap gebildet ist, der als Infinitiv constructus vorkommt in ybn "''inN Lev. 14 43; inbi» 1 Chr. 8 s; wahrscheinlich auch (mit

König, Lehrgeb. I, S. 191) -lan oi-'a Ex. 6 28; Num. 3 1; Deut. 4 is

und "lai nbnn Hos. 1 2 . (als Inf. abs. erscheint er dagegen nur

2 Sam. 12 14 nSN: VS?)i welchen Barth allerdings für eine „selbst- 20

ständige Fortbildung des Inf. constr. blip — analog der des Per¬

fekts — oder eine freiere Anwendung dieses jüngsten Inf. abs."

anzusehen genötigt ist. Und im Hif'Ii entspricht sicher dem

Perfekt nur der Infinitiv b'^apn z. B. '^'inffiri Deut. 7 24; iT^nän

Deut. 28 48; T'apJl Lev. 14 4tf ferner Jos. 1114; Jer. 50 s4, 51 s.i; 25

Lev. 14 48 etc. etc. Dieser Perfektinfinitiv kommt nur als ■ Inf.

constr. vor. Im Nif'al endlich wird als Inf. abs. wohl auch der

Perfektinfinitiv biüp:, weit häufiger jedoch der Inf. bujsn verwendet,

der jedenfalls nur aus dem Imperfekt zu erklären ist. Indes daraus,

daß bt.;?" oder bbjjn nur beim Imperfekt und „niemals als Ver- so

Stärkung beim Perfekt" stehen, schließt B., daß „sie sich als jüngere

Analogieformen zu erkennen geben". Aber soll der absolute

Imperfektinfinitiv eine jüngere Analogiebildung sein, weil er nur

beim Imperfekt steht, so muß auch der Perfektinfinitiv als solche

bezeichnet werden, da er nur beim Perfekt gebraucht wird. Bedarf 35.

es aber wirklich solcher Annahmen, um zu erklären, warum der

Perfektinfinitiv stets beim Perfekt steht, aus dem er gebildet ist.

und dem er gleichklingt, der Imperfektinfinitiv aber beim Imperfekt, dem er entspringt und gleichlautet?

(14)

Und wenn nun neben bap auch ein biap vorkommt, so darf

daraus nicht gefolgert werden, daß das uns ei-haltene Perfekt qitßl

einst qaftal gelautet hätte, sondern entweder ist qaftöl einfach

Nebenbildung zu qattel, etwa nach Analogie von qatdl, oder aber —

6 und dies ist mir wahrscheinlicher — es ist selbständig aus einem

eigenen Verbalstamm entstanden, der neben dem jetzigen Perfekt-

und Imperfektstamme existierte. Wie falsch es aber wäre, aus

biap auf die Urform des jetzigen Perfekts zu schließen, beweist

der Inf. abs. bTL^^n neben bü;?^! B. müßte konsequent daraus

10 folgern, daß das hebr. büp? ursprünglich büjJfi gelautet habe, was

sogar = a,r&\>. {i)nqatala wäre ; freilich kann aus bUj?!! niemals

büpS geworden sein.

Dasselbe gilt auch gegen die Anführung von aram. qattäl -)- a etc., arab. qittäl^", 'iqtäl'*^ als Beweis für ursprüngliches a in zweiter

15 Silbe des Perfekts. Was kann aus diesen Infinitivformen denn

geschlossen werden ? Daß das arabische Perfekt tatsächlich qattala,

^aqtala etc. lautete? Das bedarf des Beweises nicht. Aber auch

zu beweisen, daß es im Ursemitischen, also auch im Urhebräischen

diese Formen gegeben hat, wäre zwecklos. Denn die Existenz eines

20 Dinges beweist gar nichts gegen die eines andern. Daß die hebräischen

Formen aber ursprünglich nicht existierten und erst sekundär aus

den arabischen entstanden sind, ist bisher nicht erwiesen.

Einen Anlauf hierzu macht B. indem er sagt: „Nur aus

einem ... ehemaligen Haqtel lassen sich die Perfekte der y"y-Stämme :

25 Icn, ap!i verstehen; die letzteren müßten von einer Hiqtil-Form

aus T'^icn, 3"'apr; etc. lauten". Doch ist es klar, daß hier völlig

korrekt hisibb > heseb nur urspr. hiqtil entsprechen kann und

wie arab. 'asabba gegenüber 'aqtala gebildet ist. Das i der zweiten

Silbe konnte vor dem Doppelkonsonanten natürlich nicht zu i ge-

80 dehnt werden. Ebenso selbstverständlich ist es, daß für ein ehemaliges Haqtel im Perfekt genau so gut wie etwa im Infinitiv oder Imperativ

des Imperfektstammes nur aan, lEli hätte stehen können.

Die Momente, die Barth zur Entscheidung unserer Frage bei¬

gebracht hat, sind nach dem Ausgeführten nicht beweisend. AUer-

85 dings haben wir eine Tatsache noch nicht erwähnt, die vorläufig

wirklich für ursprüngliches qaUel vor qüßl zu sprechen scheint:

das a in der ersten Stammsilbe von btprn. Doch sparen wir ihre

Besprechung nur deshalb auf, weil die Widerlegung dieses Ein-

wandes gleichzeitig ein starkes Beweismoment für unsere Auffassung

(15)

Torczyner, Zur Bedeutung von Akzent und Vokal im Semitischen. 283

les Sachverhaltes sein wird. Es erübrigt uns daher jetzt auch

positiv einige Gründe für die Ursprünglichkeit der hebräischen

Formen neben den arabischen zu erbringen. Diese ergibt sich vms:

I. Einfach daraus, daß tatsächlich diese Formen in der Bibel

durchgehends qittel und hiqtil, niemals qaftal oder haqtal lauten. 5

Allerdings glaubt man annehmen zu dürfen, das i der ersten Silbe

sei durch „Verdünnung" eines a vor der Doppelkonsonanz ent¬

standen; aber 1. findet sich auch in den Fällen, wo statt der

Doppelkonsonanz, a) virtuelle Verdoppelung, b) Ersatzdehnung ein¬

getreten ist, kein a sondern nur i oder daraus entstandenes e, e. lo

Vgl. dazu a) yN3, ins, nno etc. b) inN, Tjna (i. P. '^■na), nbn; etc.,

ebenso bei primae guttur. im Hif'Ii TiMyn, Tpnn etc. gegenüber

ni:!»^, länj; für bbp^ bei ursprünglichen _;'a5'.#MZ; nur in der Ver- /

kürzung nach ^ consecutivum: nnjpyni, "'niN'nni etc.; 2) zeigt sich

1 aber auch dort, wo nie eine Doppelkonsonanz bestanden hat, wie i6

bei den Verbis med. gem., deren Form aon nur aus älterem hisibb

zu erklären ist, und bei i"y und i"y Stämmen, wo D'ipn, T'an aus

haqäm etc. nicht entstanden sein können. Dies ist aber deshalb

schon für sich allein entscheidend, weil bei diesen Stämmen sonst

ein a, das vor folgender Doppelkonsonanz zu i wurde, sich stets 20

rein erhält, also Dip-" trotz bbp";, Daipj trotz baps. Wenn trotzdem

auch hier das Hif Ii ausnahmslos i in der ersten Silbe bietet, so

ist dieses ursprünglich!

Nur bei den Stämmen primae t und 1 erscheint auch im

Perfektum nach Analogie des Imperfekts in »"'"lin, a'^p'^n ein i 25

bezüglich 1-;;-, das aus a -j- uji entstanden sein kann. Daß hier

aber wirklich der Einfiuß des Imperfektvokals vorliegt, beweist der

Umstand, daß dieser auch ins Hof'al eingedrungen ist, wo er gewiß

nicht ursprünglich sein kann. Vgl. für die i"o: yiin Lev. 4 23. 28, Part, y^itt Ruth 2 1 Q«re;^ ' yni?:T Pr. 7 4;' <i:nynbT : - Ruth 3 2; nainT so 2 Sam. 20 13; N"!.!"! (f. n'nv) Pr. 11 25, wozu vielleicht noch x^in D^ncii:• - T : etc., ' T'iyinTT Jes. 14 31 etc. zu rechnen ist. Das Hof'al der i"d läßt sich im Hebräischen zwar nicht belegen. Im Bibl.-Aram.

aber kommt die Form wenn auch nicht bei den i"e, so doch bei

den n"d vor, die nach dem Muster jener behandelt werden. So S6

lautet zum Haf'il ^n^n und yn^li das Hof'al (vgl. Strack, Gr. § 17 b)

•(■«nin Dan. 3 13; n-n^n Dan. 6 18. Die Ursache dieser Erscheinung

mag aber darin zu suchen sein, daß das aus hiudi'"' wie aus hiißb entstandene hidi"^, hitib in der Aussprache unangenehm empfunden

(16)

und nach dem Imperfekt zu hödi'"', hetib dissimiliert wurde

Vgl. femer S. 304 Anm. 1.

Daß das Perfekt aber auch hier nicht als urspr. haqtil gefühlt wurde, dafür läßt sich noch eine Art von Wahrscheinlichkeitsbeweis s erbringen. Es finden sich nämlich auch einige unkontrahierte Formen

wie NS^n (f. NS^n) Gen. 8 17; nä^n Ps. 5 9 Q«rg'; ll^ffi^^ Pr. 4 25;

Dl.ip':« Hos. 7 12; D^Jin^n 1 Chr. 12 2. Ist es wirklich nur Zufall,

daß solche Bildungen mit unkontrahiertem a der ersten Silbe nur

bei Formen des Imperfektstammes auftreten? Oder war es eben

10 organisch unmöglich, daß vom Perfekt dessen Form als urspr.

= biapfi gefühlt wurde, ein haqtil gebildet werde?

II. Daß eine „Verdünnung" des a in der ersten Silbe aber

auch lautlich gar nicht notwendig war, beweist das Imperfekt, das

gewiß aus qaMil resp. haqtil entstanden ist und trotz der Doppel-

15 konsonanz das a der ersten Silbe niemals in i verwandelte. Neben

dem Perfekt bap steht stets das Imperfekt ba)?^ oder der Infinitiv

und Imperativ bap; neben "l!iB: ina^ ebenso wie neben "jns: "Ti^a^

Infinitiv "'13. Dem Perfekt b-'ap.fi entspricht das Imperfekt b^ap."«

mit dem Infinitiv bapn, b''ap!n; und ebenso entsprechen einander

20 T<nyn und T'Hyi bezw. nnyin, ninyfi; O-pn und D^p;, Infinitiv:

Dpü; aCü und aoj etc. Wo bei den i"y zwei Formen, mit Dehnung

oder Schärfung der ersten Silbe gebildet werden, zeigen beide

Formen den Gegensatz der Perfekt- und Imperfektvokalisation, z. B.

n-:n und man neben und nis;!

25 In keiner dieser vom Imperfektstamme gebildeten Formen

ward der erste Vokal vor der Doppelkonsonanz in i verwandelt*),

obgleich sie von den Perfektbildungen sonst durch nichts sich unter¬

scheiden. Dieser grundsätzliche Unterschied von Perfekt- und Im¬

perfektvokal, der lautphysiologisch nicht erklärbar ist, muß ursprüng-

80 lieh sein. Denn daß ursprüngliches qaftal erst an das Imperfekt

qcUiil angeglichen und dann zum Unterschiede von diesem zu qittil

differenziert wurde, ist unmöglich*).

1) So dürften vielleicht auch die hebr. Ketlbs St'<'D, n^Tin Ruth 2 1;

Jes. 12 5 zu verstehen sein; möglicherweise auch die Formen, welche die Hs.

als Pu"al vokalisiert hat, obwohl diesem kein Pi"el gegenübersteht.

2) Im Gegenteil lautet gerade bei den Stämmen, bei denen niemals Doppel¬

konsonanz bestand, das Part. Q'^pK, 3pn gegenüber dem Impf. D''p.'^, Dp.n, dem Inf. CpH, 3Cn. Dafi hier nicht Verdünnung wegen folgender Doppel¬

konsonanz vorliegen kann, ist klar.

3) Zweifel in dieser Beziehung s. schon bei König, Lehrgeb. I, S. 207 f.

(17)

Torczyner, Zur Bedeutung von Akzent und 'Vokal im Semitischen. 285

III. Nichts gibt uns also ein Recht, die Ursprünglichkeit des

i der ersten Silbe zu leugnen. Dasselbe gilt aber womöglich in

noch höherem Grade von dem zweiten Vokale. Wohl kommen hier

Fälle vor, wo die zweite Silbe a zeigt; aber es lassen sich hier

Ursachen genug anführen, die das i, das in pausa übrigens stets 5

wieder erscheint, haben zu a werden lassen. Die Einwirkung der

Kehllaute, die Dissimilation gegenüber der ersten Silbe, die Analogie

der Formen mit konsonantischem Affix iribai; etc., die Analogie der

Formen des Qal etc. Dafür aber, das aus ^^.iKaZ jemals hätte qittil

werden sollen, läßt sich überhaupt keine Ui-sache nachweisen. Barth lo

und andere vermuten hier eine Angleichung an das Imperfekt, aber

warum sollte das Perfekt gerade dem Vokal sich angeglichen haben,

der bei Antritt der Suffixe verschwindet — während der erste

unverlierbare Vokal verschieden blieb ? Daß aber auf rein lautlichem

Wege z. B. das lange i im Hif'il der i'y. Dipn etc. unmöglich aus is

ursprünglichem ä wie im arab. 'aqäma entstanden sein kann-, ist

nicht zu bestreiten. König, der diese Schwierigkeit sieht, anderer¬

seits abpr aus der Unmöglichkeit, das hebr. Perfekt vom arab.

Imperfekt herzuleiten, folgert, daß es dem arab. Perfekt ent¬

sprechen müsse, versucht das e der zweiten Silbe des Pi"el durch 20

die Annahme einer Imalierung des urspr. a zu erklären. ,Aus

dem e muß dann im Hiq|il das verwandte i geworden sein".

Es soll qattal aber doch wohl durch Schärfung des zweiten Radikals

aus qatal entstanden sein. Zeigt sich hier im Hebräischen keine

Imalierung, so darf man sie für qattal wohl auch nicht annehmen. 25

IV. Das Pi"elabstrakt qittül z. B. qiia, pisn fem. nTrbffl

a*>r*i"7 , pl. D''*11E3, D^rnblä etc., das zugestandenermaßen direkt vom Pi"el aus gebildet^), andererseits nicht aus qattül entstanden ist^),

setzt eine Verbalform qitty., aus der es sich entwickelte, voraus.

Das Nomen qittül kann nun auch als Konkretum verwendet so

werden, nimmt dann aber meist passive Bedeutung an, deren Ent¬

wicklung aus der eines Infinitivabstrakts nicht recht verständlich

ist; vgl. bes. zu n73b „lehren, gewöhnen": iiKb „gelehrt, gewöhnt".

Auch im Späthebr. bezeichnet diese Form „nicht selten Concreta

passivischen Charakters; zuweilen nimmt sie sogar partizipial- 35

passivische Eigenschaft an^)'.

Dem Abstraktum qittül entspricht der Bedeutung nach das

abstrakte Nomen qittel, das formell dem Perf. Pi"el genau gleich

ist; z. B. ia;5n Jer. 44 21 zum Perf. Pi"el lap; dV^Ü Deut. 3 2 35, der Bedeutung nach = ni'fii, zu obö; "la'^D'] J^'"- 513 = "iian zu ~ian. «o

1) Vgl. Barth, Nombdg. S. XII. 2) Barth, Nombdg. § 102 d.

3) Hillel, Die Nominalbildungen in der Mischnah. Frankfurt a. M. 1891.

Seite 32.

Zeitschrift der D.M. G. Bd. LXIV. 19

(18)

Weit häufiger aber kommt qitßl in der zweiten Bedeutung der Form qittül als eines Part. pass, des Pi"el vor. Hierher gehören die Adjektive IBN, D^N, "iaa, nan etc. Lagarde, Übersicht S. 87 ff.

stellt diese Pormen, freilich nur auf Grund der Schärfung des

5 zweiten Eadikals, wirklich zum Pi"el. Barth, Nombdg. S. XI

Anm. 1 und 2 meint dagegen, solche streng intransitive Adjektive

könnten mit dem Pi"el nicht zusammenhängen, dessen Wesen gerade

die transitive Bedeutung sei. Nun ist es aber gar nicht richtig,

daß diese Adjektive streng intransitiv seien; sie sind es nur in der

10 ungenauen Übersetzung, die dVn mit ,stumm', ijy mit „blind" etc.

wiedergibt. Tatsächlich sind sie Passive streng aktiver Tätigkeiten!

Zudem entspricht die passive Bedeutung dieser Formen nicht der

aktiven des Qal sondern des Pi"el! dVn „gebunden" gehört zu

D?N „binden", änn „taub" ist das Passiv zu (neuhebr.) sinn „taub 16 machen", urspr. = bab. Jmrrusu „binden, einengen", i-iy „geblendet"

zu „blenden", ebenso wie lapy „verdreht" zu lä^y „verdrehen", njJE „geöffnet" zu npB „öffnen", laVffi eigentlich „als drittes ge¬

zeugt' zu iDiir „zum dritten Male tun" etc. etc. Vgl. ferner den

Eigennamen bbii, der nur „der Gepriesene' sein kann und daher

20 zum Pi"el bVn gehören muß. Ganz besonders beweisend sind aber

die Beispiele aus dem Neuhebräischen und Aramäischen, wie b'na

„Mündel, Zögling' von bna „erziehen', Dia „verstümmelt" zu Dna

„verstümmeln', = »ap, entsprechend bibl. ys]5 „abhauen'. Ja das

Partizip bap wechselt hier sogar häufig, gerade in der angeblich

25 intransitiven Bedeutung, direkt mit dem Part. pass, des Pi"el!

So steht nicht nur neben yap : yapfli, sondern auch neben lan :

NnanM, neben : N^iy??; nns = np.E wechselt mit nncn „sehend" 1

nKK „mit kleinen Ohren versehen' mit nWK; DttS „mit schwammigen

Ohren versehen" mit D?3i:, ÜIP „verstümmelt' mit nspu etc. Daß

so in allen diesen Fällen das Verbum im Pi"el Ausgangspunkt des

Adjektivs und dessen Verdoppelung des mittleren Stammkonsonanten nur aus dem Verbum zu erklären ist^), erhellt vollends aus analogen

1) Dem widerspricht der Umstand nicht, daß diese SchSrfung des 2. Radilials z. B. in 'i^a mit einer Verdoppelung des 3. in D^S^aa wechselt; denn dieser Vorgang findet anch sonst beim Pi"el statt. Vgl. z. B. r|N: und DREIEN: oder neuhebräisch any „mischen" = aany. Besonders interessant, weil mit ^33 wurzelverwandt, ist baa .kneten" wozu 31333 „Teig" gehört. Beide Verba,

6-- C-.o,

•(33 und baa (vgl. Di::a3 Oin" mit Js*»-, -iaa mit jCUa- „Höcker« [nach

(19)

Torczyner, Zar Bedeutung von Akzent und Vokal im Semitischen. 287

Saf'elbildungen wie DMTB (dafür auch Diwyp) = D7:y«ju „wahn¬

sinnig" zu Dayiä „verdunkeln". Ähnlich wird auch hier daneben

das Part. pass, zur Bezeichnung von Gebrechen verwendet, wie:

TaS'ffi?; „mit langen Hoden versehen". Die Form qitßl bezeichnet

also ein altes Part. pass, des Pi"el! Diese Behauptung kann aber 5

noch weiter gestützt werden durch den Hinweis auf die Tatsache,

daß auch im Ass.-Babylonischen gerade das Part. pass, des Pi"el

und des Öaf'el zur Bezeichnung körperlicher Gebrechen dienen. Vgl.

sukkuku „taub", Summuhu „üppig" (nach P. Haupt auch etymo¬

logisch) = nWM, uqququ, „der Sprache beraubt, stumm", tummumu lo

„taub", ]iubhulu = uhnuSu „schwach", ubbulu „mager", uddudu = ulluhu „spitz", duppudu = Surruhu = Susruhu = Süturu „riesig",

puggulu = gusäuru = guppuru = kusSuSu „stark" etc. etc. ; vgl.

ferner die Adj. ukkulu = u^SuSu „betrübt", bunnü etc. „glänzend", duhhudu „strotzend", Suklulu „vollkommen", „fehlerfrei", den 15 Eigennamen Gubbulju, wohl = naa „Kahlkopf", ferner die Numeral¬

adjektive äunnü „zweifach", SuSlusu, rubü (d. i. rubbü) - IbVd, ran.

Der Zusammenhang des Adjektivs qiUel mit dem Pi"el kann

danach nicht bestritten werden. Für ihre passive Bedeutung ')

wird sich weiter eine ausreichende Erklärung ergeben. Ist diese 20

Form aber aus dem Pi"el hervorgegangen, so muß dieses eine Form

qiuU besessen haben. Letztere kann aber aus qaUil schon darum

nicht entstanden sein, weil auch im Aramäischen, wo der Intensiv¬

stamm stets qaffil lautet, diese Form in der ersten Silbe i hat;

vgl. Nffin^n, Nnan oder zu qittil gedehnt NnVH „augenkrank" etc. 25

Aus all diesen Gründen ist es nicht nur „nicht zu erweisen" ^),

sondern auch nicht möglich, daß „diese Form" — wie Barth-')

annimmt — „als Steigerung aus qatil hervorgegangen" sei. Der

Barth, Etym. St. S. 40]) bedeuten ursprünglich „Buckel formen', „buckelig machen'. Daraus hat sich für ^ai die Bedeutung „Käse bereiten', f. ba;

„Teig kneten' spezialisiert, ^aa kann aber nur als Part pass, der Grundbe¬

deutung: „gebuckelt' verstanden werden.

1) Einigemal entspricht dies Adjektiv auch der Bedeutung der aktiven Form des Pi"el: D^SNM Jer. 13 10: 1^72; zu HOB „hinkend' vgl. inSD^T 1 Köu. 18 26, wahrscheinlich = „hinkten' etc. In solchen Fällen ist aber das Pi"el intransitiv. (Weitere Beispiele für intransitives, ja passives Pi"el siebe besonders bei König, Lehrgeb. I, S. 187.) Die späteren mittelalterlichen hebräischen Dichter haben qittel freilich auch als Part. act. des Pi"el verwendet. Vgl. das Scherzgedicht des Abraham Ibn Esra (Ausgabe Kabane, Warschau 1894 I, S. 12):

a^baN naNn nann by

• : - T T : T T - . .. aV-T "»niN aber; •<2 2) Brockelmann, Grundriß § 146 Anm.

3) Nombdg. § 16.

(20)

j -

Hinweis auf inN und 3-1 ist schon deshalb unrichtig, weil letzteres , o i "

(Fem. Komparativ ist^) und mit den Adjektiven der Be¬

zeichnung körperlicher Gebrechen nichts zu schaffen hat.

V. Wer den Nachweis führen will, daß die Formen einer

5 Sprache denen einer andern zugrunde liegen, darf sich wohl nicht

damit begnügen, daß er zeigt, wie einzelne Formen sich zur Not

aus denen der andern Sprache erklären lassen, — er muß vielmehr

auch das Verhältnis der anderen Formen zueinander einer Prüfung

unterziehen und das Resultat derselben für seine Aufstellungen mit

10 in Anschlag bringen. Nun entspricht dem hebräischen naqtal arab.

(i)nqafala. Ist es erlaubt, die hebr. Grundform naqtal aus dem

Arabischen herzuleiten ? Aus {i)nqatala konnte hebräisch doch

nur bap- werden! Nehmen wir aber das Unmögliche an, daß das

Hebräische aus {i)qqatal{a) naqatal rückgebildet und daraus naqtal

15 geschaffen hätte , — warum hätte es dann gerade umgekehrt das

arabische taqattala in hitqatßl umgewandelt? Ist es daher nicht

- - o

zulässig, das arab. Jjüü! in eine Reihe mit hebr. bap; zu stellen,

muß man hier die hebräische und arabische Form als ursprünglich

verschieden betrachten, so erscheint es auch für die andern abge-

20 leiteten Verbalstämme als willkürlich, die hebräischen Formen auf

die arabischen zurückzuführen.

Sind die arabischen Perfektformen aber überhaupt in ihrer

jetzigen Gestalt ursprünglich ? Lassen sie sich überhaupt als durch

bloßes Anfügen der Stammpräfixe an den Gnindstamm entstanden

23 erklären ? Auf welchem Wege ward aus ursprünglichem na -j- qatala :

nqatala, welche Form eben sowenig ausgesprochen werden konnte,

daß ihr ein Vokal vorgeschlagen wird ? Aus na -j- qatala konnte

nur naqtala werden, wie die Form im Hebräischen wirklich lautet.

Ebenso unerklärlich ist die VIII. X. Form etc., noch unverständlicher

30 womöglich die IX. Form {i)qtalla, wo die bloße Verdopplung eines

Konsonanten das Verschwinden des Vokals der ersten Silbe und seinen

Ersatz durch einen Vorschlagsvokal zur Folge gehabt haben soll.

Nun hat man diese Schwierigkeiten bereits dadurch zu erklären

gesucht, daß man annahm, diese Formen seien dem Imperfekt nach-

35 gebildet. Damit wäre aber die Ursprünglichkeit der arabischen

Perfekta auch schon geleugnet und nichts gäbe uns weiter das

Recht die hebräischen Formen nach ihnen zu beurteilen ; abgesehen

davon, hätten aber, wie schon Philippi, ZDMG. 49, 199 bemerkt,

diese Perfekta zunächst wie anqatil etc. lauten müssen.

40 Endlich aber — und diese Tatsache ist so wichtig, daß man

an ihre Erklärung alle Kraft hätte wenden sollen — woher kommt

es, daß sämtliche semitischen Sprachen in den abgeleiteten Stämmen

1) Vgl. J-TfgOff, and-er etc. Besagt doch jeder Komp. nur, daß A anders ist als B.

2 4

(21)

Torczyner, Zur Bedeutung von Akzent und Vokal im Semitischen. 289

den Unterschied, der angeblich die gesamte semitische Verbalbildung beherrscht, den Unterschied zwischen transitiven und intransitiven

Formen überhaupt nicht kennen? Nimmt man nur die arabischen

Formen als ursprünglich an, so läßt diese sicherlich nicht zufällige

Erscheinung sich gewiß nicht verstehen. Wohl könnte man be- 5

haupten, daß in den „streng transitiven Stämmen* qattala, qatala,

'aqtala die intransitiven Bildungen qattala, qät^Ja, 'aqt^Ja der

Analogie der transitiven folgten; ganz unbegreiflich aber bleibt es,

daß auch in den streng intransitiven Stämmen VII, VIII etc. nur

die transitive Form sich erhalten hätte. lO

Auch im Imperfekt, das in allen Sprachen qatil vokalisiert

ist, besteht nirgends ein Unterschied zwischen Formen transitiver

und intransitiver Stämme.

Alle diese Gründe, die in unseren positiven Darstellung in

ihrem Zusammenhange erkannt werden sollen , beweisen wohl zur i5

Genüge, daß die arabischen Perfektformen allein nicht als ursprüng¬

liche Formen aller semitischen Sprachen angesehen werden dürfen.

Da aber auch die Annahme, daß den arabischen Formen die einer

andern Sprache zugrunde lägen, abzuweisen ist — qattala wird ja

doch schon durch qatala der Grundform postuliert —, bleibt nur jene ao

Möglichkeit zurück, die man bisher überhaupt nicht in Betracht zog,

obwohl sie die am nächsten liegende ist, daß nämlich, was uns

verschieden erscheint, auch wirklich verschieden ist, daß die von¬

einander verschiedenen Formen des arabischen und hebräischen

Perfekts auf zwei verschiedene Grundformen zui'ückgehen , die in 25

einer früheren Sprachperiode nebeneinander bestanden haben. Hierzu

tritt als dritte Grundform jene, aus der in allen Sprachen das

Imperfekt, im Aramäischen auch das Perfekt sich entwickelt hat.

Die zur Bildung der abgeleiteten Stämme im Semitischen ver¬

wendeten Basen sind demnach: so

Basis Verwendet

Arabiscli als: Hebräisch als: Aramäisch als:

qatal

Perfekt: qattala 'aqtala

: qitil

Perfekt: qittel hiqtil

1 qatil

Perfekt: qattil haqtil

;i Imperfekt: juqattilu

juqtilu

Imperfekt: jtqattel jaqtil

II Imperfekt: j'qattil

j'haqtil i

(22)

Nun hat besonders Barth in seinem Buche über Nominalbildunc O

vielfach den Beweis erbracht, daß die von a verschiedenen Vokale

i und M ähnliche Funktionen besitzen ; vgl. z. B. den Wechsel do

Verba joe und jje, der Nomina qatil xiudi qatul, qatül und cftll,

5 qitl und qutl, des /- uud ?7-Imperfekts, ferner Maskulina wie -iba

und Feminina wie nn^Da etc. etc. So ist auch oben gezeigt worden,

daß dem Pi"elpartizip qitßl (= qittül) im Babylonischen quttul{u), dem äaf'elpartizip Siqßl (073»©) = Siqtül (d^IZTSi) ebenso äuqtul{u)

entspricht. Dasselbe Verhältnis besteht aber auch bei aus dem

10 Assyri.ich-Babylonischen stammenden Lehnwörtern dieser Nominal¬

form wie hebr. NS3 zu ihrem Grundwort: kussü.

Wir werden daher auch mit der Möglichkeit rechnen müssen,

daß dort, wo wir i als ursprünglich erschlossen haben, vielleicht

genauer u zu setzen wäre. Danach lauten die Urformen, aus denen

15 die Bildungen aller Sprachen erklärt werden können : I. qatal,

IL qafll, III. qifi^.

Diese Formen finden sich bekanntlich in der Tat alle im

Assyrisch-Babylonischen !

Hier lautet ein mit Präfigierung des pronominalen Subjekts

20 gebildeter Stamm, das sogenannte Präsens :

Pi"el : uqattal, §af'el : uiaqtal, Basis : qatal = I.

Hier lautet ein zweiter, durch Präfigierung gebildeter Stamm,

das sogenannte Präteritum:

Pi"6l : uqatfil, §af'el : uiaqtil, Basis : qatil — II.

S6 Hier lautet aber ein dritter, durch Suffigierung gebildeter

Stamm, das sogenannte Permansiv :

Pi"el: quttul (Imperativ: quttil), äaf'el: Suqtul (Suqtil), Basis : qut^^l = III.

Die Vokalisation der anderen abgeleiteten Verbalstämme kann

30 erst später besprochen werden^).

Das Hebräische hat zum Perfektstamme die Form , die dem

babylonischen Permansiv zugrunde liegt; die hebräische Vokalisation

des Perfekts, qittel verhält sich zur babylonischen quttul, wie die

der von ersterem gebildeten Adjektive läVä, San zu jener der

36 ihnen entsprechenden Permansivpartizipien suSluSu, rubü etc., wie

NB3 zu kussü etc.

Im Gegensatze zu Pi"el und §af'el ist im Nif'al die erste Silbe

des Permansivs (respektiv der Vorsilbe) nicht mit u sondern mit a

vokalisiert Auch im Hebräischen ist im Gegensatze zu Pi"el und

40 Hifll im Nif'al die erste Silbe außerhalb der Doppelkonsonanz

1) S. 305.

(23)

Torczyner, Zur Bedeutung von Akzent und Vokal im Semitischen. 291

nicht mit i sondern mit a vokalisiert: TOip;, 203, DW; gegen

Oipn, nC". Diese Übereinstimmung im Gegensatz kann nicht Zu¬

fall sein.

Das Arabische hat zum Perfektstamme die Form des babylo¬

nischen Präsens, und alle andern Sprachen haben in gleicher Weise 5

die des babylonischen Präteritums zum Imperfektstamme. Diese,

die häufigste Form hat das Aramäische auch in seinem Perfekt

verwendet, das vom Imperfekt ja schon durch die Suffigierung

unterschieden war. Dies Verhältnis der einzelnen Sprachen zu ein¬

ander soll folgende Tabelle illustrieren : lo

Babylonisch Hebräisch Arabisch Aramäisch

Perm. quttul Perf.: qittel

IO Präs. : uqattal Perf. : qattala

'S*

Prät. : uqattil

Perf.: qattü Impf. jtqattel Impf. : juqattilu Impf. : jeqattil Perm. Suqtul Perf.: hiqtil

IV Präs.: uiaqtal Perf. : 'aqtala

*oa

»OD

Prät. : uiaqtil

Perf.: haqtil Impf. : jaqtil Impf. juqtilu Impf.: jshaqtil Perm.: naqtul Perf.: naqtal

CS Präs. : iqqatal Perf. : inqatala

5

Prät. : iqqatil

Impf.: jiqqatel Impf. : janqatilu

Die Übereinstimmung der Vokalisation des arabischen Perfekts

mit der des babylonischen Präsens uqattal etc. hat schon 1887

Barth erkannt (ZA. II, S. 375—386) und mit Recht ihre ursprüng¬

liche Identität behauptet. Aber Barth und seither alle , die ihm

folgten, haben geglaubt, „daß in den Formen wie ikasad, ukas- tr>

sad etc. das altsemitische Perfekt vorliege, das im Ass. unter dem

Einfluß des Imperfekts die altsemitische affigierende Flexion gegen

die präfigierende vertauscht hat"^).

Mit voller Sicherheit läßt sich aber zeigen, daß

in Wirklichkeit das gerade Gegenteil davon der Fall 20

1) Brockelmann, Grundriß I, § 261 a.

2 4*

(24)

gewesen ist, daß nicht das Assyrische die Präfigie¬

rung der Pronomina an Stelle der Suffigier ung,

sondern das Arabische die Suffigier ung an Stelle

der Präfigierung gesetzt hat!

5 Das arabische Perfekt des Nif'al, dessen Vokali¬

sation die einös babylonischen Imperfekts ist, lautet

{i)nqätala, weil e's aus einer präfigierten Form

ebenso rückgebildet ist, wie z. B. der Imperativ

O -6 > , O-

JjJü! aus dem Imperfekt JsjJÜj etc., im Hebräischen

10 bufSii aus etc. abstrahiert wird; aber nicht aus

dem heutigen arabischen Imperfekt, — denn dann

müßte es {i)nqatila vokalisiert sein, — sondern

aus einer gleichvokalisierten Form, einem ur semi¬

tischen, im Babylonischen noch erhaltenen jan-

15 qatalu !

Man braucht nur die beiden alten Erkenntnisse , daß das

arabische Perfekt der Form nach einem ursprünglichen Imperfekt,

der Vokalisation nach aber einem wirklichen Imperfekt im Babj'lo-

nischen entspricht, nebeneinander zu stellen, um daraus den Schluß

20 zu ziehen, daß das arabische Perfekt einst ein Imperfekt war.

Was für das Nif'al gilt, bestätigt sich auch an der VIII.,

IX. Form etc. Es ist auch hier überflüssig, eine Analogie an das

Imperfekt anzunehmen , um die Möglichkeit einer Entstehung

von {i)qtalla aus qatalla zu zeigen, denn aus jaqtallu konnte

25 notwendig nur {i)qtalla rückgebildet werden.

Wie das arabische Perfekt dem babylonischen Präsens ent¬

spricht, so das aramäische dem Präteritum ; deshalb kann es auch

hier wie im Arabischen keine Form mit unverkürzter Vorschlags¬

silbe geben, kein naqtal, taqtal etc. sondern nur ein *hifqatil >

30 MtqHil, etqHel.

Danach beruht also auch die Vokalisation des aramäischen

Perfekts qattil nicht auf einer Angleichung von ursprünglichem

qattal an den Vokal des Imperfekts, — auch das Perfekt hat hier

stets wie das Imperfekt qattil gelautet, es ist ja eben nur das

35 mit Suffixen statt der Präfixe versehene Imperfekt!

Im Hebräischen allein lautet der iV^-Stamm ba-: aus naqtal,

was aus janqatil > jiqqätel (j ^nqatal > *jiqqätal) unmöglich

rückgebildet sein kann, und daher weder mit dem babylonischen

Präsens (= arab. Perfekt) noch mit dem Präteritum (= aram. Perfekt),

40 sondern nur mit dem ursprünglich suffigierten Permansiv zusammen¬

gestellt werden darf, also auch von dieser Seite aus sicherstellt, daß die Gleichung ,hebr. qittel, hiqtil = bab. quttul, suqtul" richtig ist.

Und wenn man als letzten Scheinbeweis für die Herleitung des

hebr. qittel aus qaftal das Perfekt des Reflexivs ba;:"— anführt,

45 das nur aus einem Pi"el qattil klar wird — wobei eine Ursache,

2 4 *

(25)

Torczyner, Zur Bedeutung von Akzent und Vokal im Semitischen. 293

waram nämlich gerade hier das alte a der ersten Silbe unverändert

geblieben sein sollte, während es in *qatf.el > qiffel sich verdünnte,

nicht angegeben werden kann —, so ist unsere Antwort darauf der

Hinweis auf die Vorschlagssilbe -nn, die mit absoluter Sicherheit

beweist , daß hebr. hitqattel nicht aus einem Perfektum , sondern •'^

aus einer Form mit Präfigierung, einem Imperfekt abgeleitet ist.

Es entspricht daher auch der Vokalisation nach dem Imperfekt des

Pi"el bapi ! Daraus aber, daß diese Form, trotzdem sie als Perfekt gebraucht wurde, entgegen der Vokalisation des Pi"el das imperfek¬

tische a der ersten Silbe rein erhielt , ergibt sich , daß auch in lo

den Formen des Pi"el und Hif'Il wirkliches a niemals zu i ge¬

worden wäre.

Hier seien noch einige Einzelheiten besprochen:

Die V. Form lautet im Arabischen im allgemeinen taqattala

ohne Vorschlags-Elif, weil auch ihr Imperfekt den Vokal nach dem is

t nicht synkopiert. Dieses Imperfekt ist aber höchst merkwürdig

durch seine Vokalisation, die man bisher nicht zu erklären ver¬

mocht hat : jataqattalu statt des zu erwartenden jutaqattüu. Daß

es aber ein jutaqattüu gegeben hat, beweist das Part, mutaqattil"":

Durch die „dem neutr. Grundstamm verwandte Bedeutung'i) der äO

t - Reflexive darf dieser scheinbare Vokalwechsel nicht erklärt

werden-). Denn nicht nur hätte diese Vokalangleichung auch das

einfache ^-Reflexiv jaqtatilu treffen müssen, dessen Bedeutung nicht

weniger neutrisch ist, sondern dieselbe Erscheinung, die im Imperfekt

im Arab., Äth., Aram. und Hebr. konsequent auftritt, müßte doch 25

wenigstens ihre Spuren auch im Perfekt zurückgelassen haben. Das

ist aber nicht der Fall; und auch der Ausweg Brockelmann's, diese

durch sämtliche semitischen Sprachen gehenden „Beziehungen der

Refl. zu den Neutr.' für sekundär zu nehmen, führt zu keinem

Ziele, da sich geradewegs zeigen läßt, daß dieser „Vokalwechsel' so

mit der neutrischen Bedeutung der <-Stämme nichts zu tun haben

kann. Denn im Aram. lautet auch das Perfekt der entsprechen¬

den Form etqatfal statt des nach qattil etc. zu erwartenden *etqattil,

so daß es den Anschein hätte, als ob diese neutrische Form

gegen die Transitiven, qattil und haqtil, allein der Analogie 35 .

des aktiven Qal gefolgt wäre!

Ebensowenig darf aber auch eine Assimilation an den Perfekt¬

vokal angenommen werden, denn einer solchen hätte die weit

stärkere Analogie der Imperfektformen entgegengestanden; ferner

wäre es auffällig , daß gerade das Partizip , dessen imperfektischer 40

Charakter gewiß weniger deutlich ist, als der des Imperfekts selbst,

die Vokalisation desselben allein bewahrt hätte. A^ollends scheitert

diese Annahme endlich wieder am aramäischen Perfekt etqatfal,

dessen Vokalisation eben selbst unerklärlich ist.

1) Brockelmann, Grundriß I, § 258 C u. Anm.

2) Unerklärlich bliebe übrigens dann das Part, mutaqattil"'^.

(26)

Das durch alle westsemitischen Sprachen ge¬

haltene jataqattalu muß ursprünglich sein, d. h. es

muß eine solche Imperfektform neben der heutigen

gegeben haben, welche hier statt der andern sich

5 erhalten hat. Jataqattalu ist eben wirklich jene

alte Imperfektform, die im Babylonischen in allen

Stämmen gebildet wird und deren Existenz im Ara¬

bischen wir aus (t)nqatula etc. erschlossen haben.

Wie aber im Babylonischen, wo beide Präfixformen

10 wirklich nebeneinander vorkommen, das Partizip

stets nur von den Formen der Basis qatil gebildet

wurde, niemals von denen der Basis qatal, so mußte

auch hier im Arabischen das Partizip die Vokale der

andern Präfixformen erhalten!

15 Im Aramäischen aber, wo Perfekt und Imperfekt sich aus

derselben Präfi.xform der Basis qatil entwickelten, mußte dort, wo

jene im Imperfekt durch qatal verdrängt wurde, letzteres auch

ins Perfekt eintreten, daher auch im Perfekt: etqattal.

Wie das Eintreten der Präsensformen für Präsens und Präte-

20 ritum möglich war, dafür bietet uns das Assyrische eine interessante

Analogie; dort verwendet der <- Stamm der Grundform auch im

Präteritum die Form des Präsens. Also zum Prät. ihliq, Präs.

iJialiq, wohl Ifte'al Präs. und Prät : ihtaliq; zum Prät. irmuk,

Präs. iramuk das Ifte'al Präs. und Prät.: irtamuk; aber zum Präs.

23 ikaiad trotz des Prät. ikäud das Ifte'al Präs. und Prät.: iktaSadl

Das Partizip aber wird auch hier stets vom Präteritalstamm ge¬

bildet. Also ohne Unterschied: viuhtaliqu, murtamiku, muktasidul

Die Vokalisation des Qal beweist hier deutlich genug, daß im

Ifte'al das Präsens für Präsens und Präteritum steht. Im West-

30 semitischen ist vom analogen Präsens jataqattalu, jitqattal etc.

wieder ein Perfekt taqattala, kitqattal etc. abgespalten worden.

Verwunderlich bleibt es, wie man den Vorgang im Assyrisch-

Babj'lonischen mißverstehen und auch hier an eine Wirkung der

Vokalisation des bedeutungsverwandten neutrischen Grundstamms

35 denken konnte^).

Nach jataqattalu wird auch jataqätalu , ebenso äth. jetqätal,

jctqütal aber auch jetqatal, aram. ettaqial gebildet. Das hebräische

";j;-rn hat, auch sonst sehr häufig, in Pausa aber — wo sich

meist die ältere Vokalisation erhalten hat, — nur mit einer Aus-

40 nähme") im Perf. und Impf, stets die Form bapn", bezügl. bapnn bewahrt, was in dem sonst gleich vokalisierten Impf, des Pi"el bap";

nie der Fall ist. Das Partizip dagegen lautet stets bsipr?: !

1) Brockelmann a. a. 0.

2) Caiar Pred. 7, lu.

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