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Archiv "Weltärztebund: Warten auf die Amerikaner (Teil 2)" (29.09.1977)

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Die Information:

Bericht und Meinung

XXXI. Generalversammlung des Weltärztebundes

Weltärztebund:

Warten auf die Amerikaner

• Fortsetzung von Seite 2308

Aus dem Jahre 1954 stammt eine Resolution, die in den letzten Jah- ren erhebliche Schwierigkeiten verursacht hatte. Diese „Resolu- tion von Rom" besagt, daß Gene- ralversammlungen nur in solchen Staaten stattfinden können, in denen sichergestellt ist, daß die Delegierten aller Mitgliedsländer auch einreisen können. Vor zwei Jahren hatte dies in Japan fast zur Katastrophe geführt - die japani- sche Regierung nämlich verwei- gerte, gestützt auf Beschlüsse der Vereinten Nationen, den südafri- kanischen Ärzten die Einreise. Da- mals hatte der Weltärztebund sein Gesicht nur mit Mühe und mit ei- nem Trick gewahrt: Alle Beschlüs- se, die in Tokio gefaßt worden wa- ren, wurden in ihrer Wirksamkeit suspendiert, bis die südafrikani- sche Ärzteorganisation ihnen zu Hause noch ausdrücklich zuge- stimmt hatte. Seitdem wird bei je- der Bewerbung um eine General- versammlung sofort gefragt:

Könnt ihr garantieren, daß eure Regierung die Delegierten aus al- len Mitgliedsländern einreisen läßt?

Im bekannt toleranten Brasilien war dies der Fall, so daß dort die Südafrikaner willkommen waren - sie kamen auch, reisten aber nach eintägiger Teilnahme wieder ab.

Inzwischen sind sie ausgetreten.

Dafür waren in Säo Paulo Dele- gierte aus Rhodesien - inzwischen auch ausgetreten. Auch in Irland gab es keine Einreiseprobleme, aber garantiert ist dies für die Zu- kunft trotz des Austritts der Süd- afrikaner nicht: Ein sehr treues und aktives Mitglied des Weltärz- tebundes ist die Ärzteorganisation von Taiwan. Es ist abzusehen, daß die Fähigkeit zur Aufnahme einer Generalversammlung des Welt-

ärztebundes in Zukunft daran ge- messen werden muß, ob die Ärzte aus Taiwan einreisen dürfen ...

Beifall für Taiwan

• Der Weltärztebund hat sich üb- rigens bereits demonstrativ zu sei- nen taiwanesischen Mitgliedern bekannt. Er besitzt nämlich bei der Weltgesundheitsorganisation den Status einer dort zu den Beratun- gen hinzugezogenen „Nichtregie- rungsorganisation". Im vergange- nen Jahr nun hatte der Generalse- kretär der Weltgesundheitsorgani- sation aus Genf ins jenseits der

schweizerisch-französischen Grenze benachbarte Ferney-Vol- taire, den Sitz des Weltärztebun- des, geschrieben: Die bei der WHO anerkannten Nichtregierungsor- ganisationen müßten sich von ih- ren taiwanesischen Mitgliedern trennen, wenn sie diesen Status beibehalten wollen.

Der amtierende Generalsekretär Dr. Wynen las in Dublin seinen kühlen und trockenen Antwort- brief vor: Im Hinblick auf die Tat- sache, daß der Weltärztebund eine unabhängige, unpolitische und re- gierungsunabhängige Organisa- tion mit eigener Satzung und eige- ner Geschäftsordnung hinsicht- lich der Mitgliedschaft ist, kann der Vorstand des Weltärztebundes sich der Resolution der „Weltge- sundheitsorganisation" nicht an- schließen, denn sie würde seiner eigenen Verfassung widerspre- chen. - Für diesen Brief erntete Dr.

Wynen demonstrativen und lang anhaltenden Beifall der Delegier- ten, der ebenso den Ärzten aus Taiwan galt.

• Der in der Vorstandssitzung des Weltärztebundes in München in diesem Frühjahr erarbeitete Vorschlag, die „Resolution von Rom" abzuschwächen, sie nur noch grundsätzlich gelten zu las- sen, jedoch im Konfliktsfall die Ge- samtinteressen des Weltärztebun- des voranzustellen, fand hingegen keinerlei Beifall. Der portugiesi- sche Delegierte war der erste - er

sagte: We want to stick to the prin- ciples, wir wollen an unseren Grundsätzen festhalten. Fast wört- lich folgte Dr. Grey-Turner, Gene- ralsekretär der British Medical As- sociation, und für die deutsche Delegation erklärte Dr. Bourrner, eine Abschwächung der römi- schen Entschließung würde ein Anpassen an politische Opportu- nitäten bedeuten. Ein Rückverwei- sungsantrag an den Vorstand wurde ebenso abgelehnt wie schließlich der Änderungsvor- schlag des Vorstandes selbst - es bleibt also bei dem Grundsatz der Einreisefreiheit.

Vielleicht war es die australische Delegation, die den entscheiden- den Anstoß dazu gab: Sie bekann- te nämlich, daß sie unmittelbar von dieser Resolution betroffen sei, denn die australische Regie- rung lasse Ärzte aus Taiwan nicht einreisen. Deshalb aber haben die australischen Ärzte sogar darauf verzichtet, eine wichtige Tagung innerhalb der Pazifischen Region auszurichten, und sie nach Japan abgegeben.

Wahlen im Vorstand - Dr. Horst Bourmer neuer Schatzmeister

• Nachdem Professor Sewering nach insgesamt elfjähriger Mit- gliedschaft im Vorstand des Welt- ärztebundes, davon allein sechs Jahre als Schatzmeister, aufgrund der geltenden Satzung, die eine Begrenzung auf sechs Jahre vor- sieht, nicht mehr gewählt werden konnte, schlug die deutsche Dele- gation an seiner Stelle den Vize- präsidenten der Bundesärztekam- mer, Dr. Horst Bourmer, als seinen Nachfolger vor. Er wurde schließ- lich auch, zusammen mit Dr. Mo- nier, Frankreich, und Dr. Lewin, England, per Akklamation ge- wählt, nachdem andere Kandida- ten nicht vorgeschlagen worden waren. Für die Region Asien wurde an Stelle von Dr. Mittra Dr.

Mehra aus Indien gewählt.

Der Vorstand kooptierte in seiner ersten Sitzung Professor Sewering

2314 Heft 39 vom 29. September 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Die deutsche Delegation während der Beratungen (von rechts nach links): Dr.

Brauer, Dr. Bourmer, Dr. Vilmar, Dr. Schlögell, Dr. Fiedler, Dr. Maiwald

Die Information:

Bericht und Meinung

für den Finanz- und Planungsaus- schuß sowie für den Ausschuß Pu- blications, um seine langjährige Erfahrung auch weiterhin nutzen zu können. Dr. Schlögell wurde wiederum für den Ausschuß So- zial- und Krankenversicherung und den Ausschuß Datenverarbei- tung kooptiert. Damit arbeiten nunmehr drei deutsche Vertreter im Vorstand des Weltärztebundes mit.

Ebenfalls durch Akklamation wurde der nächste Präsident ge- wählt; dies ist traditionsgemäß ein Vertreter desjenigen Landes, das die nächste Generalversammlung beherbergt, und die philippinische Ärzteorganisation hatte Dr. Romu- aldez vorgeschlagen, der lange Jahre Generalsekretär des Welt- ärztebundes gewesen ist und in seiner kurzen Dankansprache zur allgemeinen Erheiterung verkün- dete, er hätte in den vergangenen Jahren erfolgreich das Sekretariat durcheinandergebracht, und nun würde er also die Präsidentschaft ruinieren.

Computer-Ernüchterung Von den zahlreichen anderen Ta- gesordnungspunkten (manche tauchen immer wieder auf den Ge- neralversammlungen auf) sind noch zwei einer ausführlichen Darstellung würdig, ein mehr ärzt- licher und ein mehr berufspoliti- scher. Zunächst der ärztliche: Dr.

Schlögell, langjähriger Hauptge- schäftsführer der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung und fast ebenso langjährig Mitarbeiter beim Weltärztebund (Dr. Wynen beglückwünschte ihn während der Sitzung dafür, daß er nunmehr seit 25 Jahren regelmäßig an allen Ar- beiten des Weltärztebundes teilge- nommen hat), war als offizieller Vertreter des Weltärztebundes zu einem Computer-Kongreß nach Toronto entsandt worden, und er berichtete über diesen Kongreß.

Veranstalter war die International Federation of Information Proces- sing (IFIP), die eine Abteilung für elektronische Datenverarbeitung

in der Medizin und der biomedizi- nischen Forschung besitzt, welche wiederum in zahlreiche techni- sche Komitees aufgeteilt worden ist. In Toronto tagte diese Abtei- lung, wobei eine Arbeitsgruppe sich speziell mit dem medizini- schen Datenschutz in Gesund- heits-Informationssystemen be- faßte.

• Als allgemeinen Eindruck gab Dr. Schlögell die Feststellung wie- der, der Enthusiasmus, der noch vor fünf bis zehn Jahren hinsicht- lich der Möglichkeiten und Chan- cen der elektronischen Datenver- arbeitung in der Medizin bestan- den habe, sei einer realistischeren Betrachtungsweise gewichen, in der man nun auch die Gefahren, insbesondere für den Patienten, zu berücksichtigen bereit ist.

Dr. Schlögell nannte eine Reihe von Gebieten, mit denen sich die Veranstaltung in Toronto befaßte und die in ihrer Zusammenfassung einen guten Überblick darüber ge- ben, wo zur Zeit die Probleme und die Chancen des Computereinsat- zes liegen: Es handelt sich um die Theorie des ärztlichen Entschei- dungsprozesses; um die Entwick-

lung von ärztlichen Handlungsme- thoden, die eine Computerhilfe bei der Diagnose ermöglichen; um die Einrichtung von Organisationssy- stemen für Vorsorgeuntersuchun- gen; um die medizinische Lingu- istik (ohne die der Computer den Arzt und der Arzt den Computer ja nicht versteht); um die Entwick- lung von Computersystemen für den Praxisablauf in der Allgemein- praxis und in der ambulanten Ver- sorgung; um die Planung der ärzt- lichen Versorgung oder von Ge- sundheitssystemen; die sozialen, rechtlichen und politischen Aspekte des Datenschutzes; die Statistik, die ärztliche Ausbildung im Zusammenhang mit dem Com- puter, die computergestützte EKG-Auswertung und schließlich die spezielle Diagnosehilfe im Sinne einer computerunterstütz- ten Stufendiagnostik in ganz um- schriebenen Erkrankungsfeldern (zur Zeit ist man dabei, derartige Systeme in der Rheumatologie, bei Lebererkrankungen und für die Antikoagulantienbehandlung zu entwickeln). Die technische Entwicklung auf diesem Gebiet schreitet schnell fort, wobei man immer wieder wirtschaftliche Überlegungen einfließen lassen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 39 vom 29. September 1977 2315

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Empfang beim deutschen Botschafter in Dublin, Gerhard Fischer, und seiner Gattin (links) - der Botschafter begrüßt Dr. Vilmar

Die Information:

Bericht und Meinung

Generalversammlung des Weltärztebundes

muß. Dr. Schlögell stellte auch die Frage: Was ist billiger - die elek- tronische Datenverarbeitungsma- schine oder das Gehirn des Arztes?

Der Ärztekampf auf Malta

• D.er berufspolitische Vorgang, der die Delegierten am letzten Tage der Generalversammlung be- schäftigte, betrifft die Inselrepu- blik Malta und ihre 350 Ärzte. Die maltesische Ärzteorganisation und die sozialistische Regierung sind in einer Weise aneinanderge- raten, daß die British Medical As- sociation beim Weltärztebund den Antrag stellte, nicht nur die Solida- rität des Weltärztebundes mit den maltesischen Ärzten zum Aus- druck zu bringen, sondern sich auch um eine Vermittlung in dem Konflikt zu bemühen. Der Vor- schlag der Briten wurde einstim- mig gebilligt.

In Malta ist dieses geschehen: Seit Jahren gibt es ein regelmäßig wie- derkehrendes Problem, das aus der Tatsache entsteht, daß von der Medizinischen Hochschule in Malta nicht wie sonst üblich jähr-

lich, sondern nur alle zwei Jahre je etwa 40 junge Ärzte in den ärztli- chen Beruf entlassen werden. Üb- licherweise ist es so, daß diese jungen Ärzte nach ihrer Approba- tion als „Houseman" (dies ist in Großbritannien der allererste ärzt- liche „Dienstgrad" im Kranken- haus) arbeiten; viele von ihnen ge- hen jedoch im zweiten Jahr ins Ausland, meist nach Großbritan- nien, um dort ihre Weiterbildung zu betreiben, und so kommt es re- gelmäßig, daß im zweiten Jahr eine gewisse Knappheit an Ärzten in den Krankenhäusern besteht.

Die maltesische Regierung hatte nun den Einfall, junge Ärzte für zwei Jahre zu verpflichten, an den Krankenhäusern in Malta zu arbei- ten, um diesen Rhythmus aufzu- brechen.

• Wer sich dieser Verpflichtung entzieht, sollte nicht nur Strafe zahlen, sondern auch mit dem le- benslänglichen Verlust des Rech- tes bestraft werden, jemals in Malta eine Zulassung als Arzt zu bekommen. Die maltesische Ärzte- organisation war zwar im Prinzip mit diesem Vorschlag einverstan- den, allerdings hatte sie ein Be- denken: Sie hielt es aus Gründen

der Chancen, eine gute Weiterbil- dung zu erhalten, für unangemes- sen, die zwei Jahre aufeinander- folgend zu verlangen; vielmehr sollte der junge Arzt nach dem er- sten Jahr durchaus ins Ausland gehen können und die Verpflich- tung, ein weiteres Krankenhaus- jahr abzuleisten, zu einem späte- ren Zeitpunkt erfüllen.

• Diese Differenz erscheint harm- los. Offenbar aber hat die soziali- stische Regierung von Malta die Gelegenheit ergriffen, um an die- ser kleinen Differenz einen großen Streit mit den Ärzten aufzuhängen.

Sie bestand auf ihrer Forderung einer zusammenhängenden zwei- jährigen Dienstzeit, und die Ärzte - deren Organisation übrigens dem maltesischen Gewerkschaftsver- band angeschlossen ist! - veran- stalteten einen begrenzten Warn- streik, bei dem zwar alle notwendi- gen und Notfalldienste sicherge- stellt waren, jedoch die nicht drin- genden Tätigkeiten aufgeschoben und die Ausfüllung von amtlichen Formularen verweigert wurden.

• Die Regierung und die knappe Parlamentsmehrheit reagierten auf diese Protestaktion mit schwerstem Geschütz: Sie ant- worteten zunächst mit einer Aus- sperrung in den Regierungskran- kenhäusern; die Ärzte wurden durch Polizei am Betreten ihrer Ar- beitsstätten und sogar von Privat- kliniken gehindert. Dann wurde ein Gesetz erlassen, das der Re- gierung das Recht gab, ausländi- schen Ärzten unmittelbar die Ar- beitserlaubnis zu erteilen - für maltesische Ärzte ist der General Medical Council, eine Art Ärzte- kammer, für die Lizenzierung zu- ständig. 77 Fachärzte wurden ent- lassen, darunter die Ordinarien mehrerer Fächer an der Medizini- schen Hochschule. Und nach Mit- teilung der maltesischen Delega- tion beim Weltärztebund waren an dem Tage, an dem darüber bera- ten wurde, nur noch 50 maltesi- sche Ärzte in den Krankenhäusern tätig, von denen drei übrigens der Regierung als Minister angehören, außerdem arbeiteten aber in den

2316 Heft 39 vom 29. September 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Vorbesprechung für die nächste Generalversammlung in Manila: Prof. Sewering und der Leiter des Sekretariats des Weltärztebundes, Angel Orozco (Mitte), beraten mit dem neugewählten nächsten Präsidenten, dem Philippinen Dr. Romualdez

Fotos (8): Bohnert + Neusch Die Information:

Bericht und Meinung

Krankenhäusern bereits 54 Ärzte aus Libyen und anderen arabi- schen Staaten, aus Jugoslawien und aus der palästinensischen Be- freiungsorganisation.

• „Das ist so", sagte ein briti- scher Delegierter, „als ob die briti- sche Regierung während des Bergarbeiterstreikes Kumpel aus dem Ausland einsetzen würde."

Und es waren die Briten, die die Delegierten des Weltärztebundes darauf aufmerksam machten, daß eine solche Aktion einer linken Re- gierung, sollte sie erfolgreich sein, in aller Welt Schule machen könnte, wenn nicht die Ärzte in aller Welt sich entschieden dage- gen zur Wehr setzen. Immerhin:

Die maltesische Regierung fürch- tet offensichtlich ein Eingreifen des Weltärztebundes, denn sie setzte sich prophylaktisch bereits mit einem Telegramm an den Weltärztebund zur Wehr, in dem unqualifizierte und rüde Anwürfe gegen die Ärzte auf Malta erhoben wurden.

Übrigens gab es in der gleichen Zeit noch weitere Entwicklungen:

Dank der engen Verbindungen zwischen Malta und Großbritan- nien werden sowohl ärztliche als auch fachärztliche Prüfungen häufig von britischen Universitä- ten bzw. den britischen Fachge- sellschaften abgenommen. Die maltesische Regierung verweiger- te einem britischen Prüfer den Zu- gang zu den Krankenhäusern, so daß maltesische Studenten ihre Prüfung nicht ablegen konnten.

Eine ganze Reihe von Studenten sind inzwischen nach London ge- flogen, um dort ihre Prüfung abzu- legen, und die British Medical As- sociation hat die britischen Ärzte zu Geldspenden aufgerufen, um diesen Studenten den Aufenthalt in London zu ermöglichen.

Unter dem Eindruck all dieser Be- richte lehnten die Delegierten die von der portugiesischen Delega- tion vorgeschlagene Entsendung einer Untersuchungskommission des Weltärztebundes nach Malta, wozu auch die maltesische Regie-

rung aufgefordert hatte, rundweg ab. Dies nicht so sehr, weil die Delegierten sich bereits ausrei- chend informiert fühlten, sondern weil die Meinung vorherrschte, daß eine solche „fact finding mis- sion" nur Zeit kosten und damit den Patienten in Malta nur noch größeren Schaden zufügen würde.

Ärzte und Gefangene

Die Tagesordnungspunkte, die im- mer wieder auftauchen, betreffen Maßnahmen oder Beschlüsse, die der Weltärztebund in früheren Jahren gefaßt hat und deren Aus- wirkung nun verfolgt wird. Die diesjährige Generalversammlung brachte ein Beispiel: Vor zwei Jah- ren hat der Weltärztebund die „Er- klärung von Tokio" verabschiedet, in der Richtlinien für das Verhalten von Ärzten niedergelegt wurden, die bei Verhören oder bei der Zwangsernährung von Gefange- nen mitwirken sollen oder müs- sen. Einer der Mitautoren dieser Erklärung, Mr. Lewin (übrigens: er wurde im Anschluß an die Gene-

ralversammlung zum neuen Vor- sitzenden des Vorstandes ge- wählt), berichtete der Generalver- sammlung, daß die Vereinten Na- tionen die Weltgesundheitsorgani- sation aufgefordert haben, ange- regt durch die Erklärung des Welt-

ärztebundes eine ähnliche Richtli- nie hinsichtlich des gesamten Per- sonals im Gesundheitswesen zu erarbeiten. Dies ist natürlich eine Mammutaufgabe, und die Weltge- sundheitsorganisation hat diese Aufgabe zunächst einmal dadurch angepackt, daß sie einen riesigen Fragebogen an 160 Organisatio- nen in aller Welt geschickt hat.

Auch der Weltärztebund wird ge- fragt werden; Einzelfragen tau- chen im übrigen ständig auf — so hat die deutsche Delegation be- reits die Aufmerksamkeit des Vor- standsausschusses für medizini- sche Ethik auf eine Problematik gelenkt, die in mehreren islami- schen Ländern, zum Beispiel neu- erdings in Pakistan, immer mehr akut wird: Manche Regierungen neigen dazu, altes, im Koran nie- dergelegtes islamisches Recht zum offiziellen Strafrecht zu ma- chen, wobei beispielsweise einem Dieb eine Hand, wenn nicht glatt abgehackt, so doch amputiert wird. Dürfen Ärzte an einer sol- chen Bestrafung mitwirken?

Es ist also abzusehen, daß auch die Generalversammlung in Mani- la — sie wird vom 13. bis 18. No- vember 1978 stattfinden — außer der Satzungsdiskussion auch eini- gen Beratungsstoff haben wird, der für alle Ärzte auf der Welt rele- vant sein wird. Walter Burkart

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 39 vom 29. September 1977 2317

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