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Innovative Lösungen für das Gesundheitswesen

Mai 2012 | Ausgabe 6

inside:health

Gesundheitswesen der Zukunft

Experten im Dialog: Wohin entwickeln sich Medizintechnik

und Gesundheitsversorgung im Zeitalter der Individualisierung?

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www.siemens.de/patienteninfo

Ihre Gesundheit im Blick.

Das neue Online-Informationsportal für Patienten.

Das Wichtigste im Leben ist Ihre Gesundheit. Sie möchten wissen, wie Sie vorsorgen können oder was bei einer Behandlung auf Sie zukommt? Sie möchten mehr über bestimmte Erkrankungen erfahren? Das neue Patienten- informationsportal von Siemens Healthcare hat Antworten auf viele Ihrer Fragen. Informieren Sie sich, wie beispiels- weise ein Computertomograph oder ein Ultraschallsystem

funktionieren und was Sie bei diesen Untersuchungen erwartet. Darüber hinaus haben wir für Sie Wissenswertes über ausgewählte Erkrankungen zusammengestellt. Denn je mehr Sie über Untersuchungen und Erkrankungen wis- sen, desto selbstbestimmter können Sie Ihren Gesundungs- prozess mitgestalten.

Jeder Mensch ist einzigartig. Ihre Gesundheit ist es auch.

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Wolfgang Bayer Leitung Siemens Deutschland, Healthcare Sector, Erlangen wolfgang.bayer@siemens.com

Editorial

jeder Mensch ist einzigartig – in seiner Persönlichkeit, in seinen Erfahrungen und in seinen Bedürfnissen. Das betrifft auch seine Erwartungen an eine optimale medizinische Versorgung. Aus diesem Grund unterstützen wir wissenschaftliche Forschungen, um Krankheiten durch individuelle, auf die spezifischen Bedürf- nisse des jeweiligen Patienten zugeschnit- tene Medizin noch besser behandeln zu können. Dieser Trend zur evidenzbasier- ten Medizin ist unverkennbar und wird grundlegende Veränderungen mit sich bringen: Die bisherige Form der Medizin wird mehr und mehr ersetzt durch Ansätze, die auf fundierten wissenschaft- lichen Erkenntnissen beruhen. Dass in diesem Wandel zur individualisierten Medizin noch große Herausforderungen vor uns liegen, haben zwei Gesprächs- runden mit Wissenschaftlern aus Medizin und Wirtschaft in Erlangen und, im Anschluss an das Lindauer Nobelpreis- trägertreffen, am Klinikum rechts der Isar in München aufgezeigt. Den Diskurs finden Sie ab Seite 8.

Um den vielfältigen Herausforderungen des Gesundheitswesens möglichst effi- zient begegnen zu können, sind kontinu- ierliche medizintechnische Innovationen notwendig. Eine wichtige Neuerung auf

diesem Feld ist der Fusionsultraschall. Mit dem neuen Siemens ACUSON S3000™

Ultraschallsystem können Ultraschall- bilder automatisch und in Echtzeit mit bereits aufgenommenen CT- und MRT- Aufnahmen überlagert werden. Ab Seite 62 lesen Sie mehr über die ersten Erfahrungen des Klinikum Großhadern mit der Fusionsbildgebung.

Aber nicht nur die Medizintechnik muss sich durch Innovationen weiterentwickeln, auch von den dazugehörigen Service- konzepten sind Anpassungen und Ver- änderungen gefordert. Lesen Sie ab Seite 30, wie ein Team von Siemens inner- halb kürzester Zeit mithilfe des Medizin- Management-Checks eine objektive Bestandsaufnahme der medizintechni- schen Prozesse des Klinikums Fürth erstellt und praxisnahe Vorschläge für die Weiterentwicklung der Abteilung erarbeitet hat.

Ich wünsche Ihnen eine informative und anregende Lektüre.

Liebe Leserin, lieber Leser,

(4)

Inhalt

Inhalt 30

Titelthema

Gesundheitswesen der Zukunft Eine kürzlich im Anschluss an das

traditionelle Nobelpreisträgertreffen stattfindende Podiumsdiskussion beleuchtete die Zukunft der Medizin- technik und der wissensbasierten Gesundheitsversorgung

06

Meldungen Titelthema

Gesundheitswesen der Zukunft 08 Partizipation an der Zukunft der

Medizintechnik

20 Von der Schrotflintentherapie zur Target-Medicine

Management

Vergütungssysteme

24 Qualitätsorientierte Vergütung:

alternativloser Eckpfeiler moderner Gesundheitssysteme

Computertomographie & Service 26 SOMATOM Perspective mit eMode Medizintechnik-Management-

Check

30 Ein externer Blick auf die Stärken und Verbesserungspotenziale Weiterbildung

34 Training und Support – Onsite oder Remote

Das Klinikum Fürth unterzog sich dem Medizintechnik-Management- Check

46

Gestiksteuerung im OP durch modernste Spielekonsolen-Technik

(5)

Computertomographie

76 Weniger Strahlung, bessere Bilder 80 SOMATOM Definition Flash und

syngo.via am Luisenhospital Aachen 84 Mit Herz und Hightech

Magnetresonanztomographie 88 Der 3-T-Scanner für alle Patienten-

gruppen

90 Bestmögliche Patientenversorgung und gestärkte Position im Gesund- heitsmarkt

94

Meeting Point/

Impressum

Finanzierung

36 Budgetanforderungen erfüllt, Rolle gestärkt

Green+ Check

38 Die Patienten und den Planeten im Blick

Informationstechnologie 42 Der große Fortschritt kam über

Nacht

Trends

Gestiksteuerung im OP 46 Spielekonsole im Operationssaal Wie Maschinen lernen

48 Verstecktes Wissen nutzen

Medizin

Diagnostik

52 Neue Wege der Begleitdiagnostik – mehr Effizienz für Krebs- und Aids- therapie

54 Vitamin D – alles unter Kontrolle Radiographie

58 Flexibel in jeder Hinsicht Ultraschall

62 Eins plus eins ist mehr als zwei 66 Entwicklungshilfe in München Chirurgie

70 Vielseitigkeit ist Trumpf beim hybriden Einsatz

72 3D in der Urologie – sicher, wirtschaftlich, unkompliziert 74 Hybride Interventionen – neue

Wege in der Chirurgie

58

Als erste Einrichtung in Deutschland hat das Leopoldina Krankenhaus in Schweinfurt das neue Fluoroskopiegerät Luminos Agile im Einsatz

84

Niedrigdosis-Technologie in der Kinderradiologie:

SOMATOM Definition AS

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Meldungen

Das FORUM Planung beging im Rahmen der zweitägigen Jahrestagung 2012 im Februar sein 10-jähriges Jubiläum. Über 150 Berater, Planer, Architekten sowie Mitarbeiter von großen Einkaufsverbün-

Gemeinsam Werte schaffen – Planung für die Zukunft

FORUM Planung Jahrestagung 2012

den und Klinikketten aus Deutschland und Österreich folgten der Einladung nach Erlangen. Auf der Agenda standen Vorträge zu Produkten und Lösungen sowie klinische Berichte, Informationen aus dem Gesundheitswesen und Exper- tenforen. Dr. Markus Lentsching, ZEMODI Bremen, berichtete über den Biograph™ mMR in der klinischen Routine und Dr. Harald Hollnberger vom Klinikum St. Marien Amberg gab einen Erfahrungs- bericht zum Green+ Check. Experten von Siemens informierten unter anderem über Hybrid-OP, Healthcare IT, LEAN- Prinzipien in der Laborplanung sowie Bereitstellungsmodelle im Rahmen von

strategischen Partnerschaften. Ganz im Zeichen der sinnvollen Vernetzung von Kompetenzen stand die Abendver- anstaltung, in der Professor Dr. Erich R.

Reinhardt, Vorstandsvorsitzender des Medical Valley EMN, über die Förderung wirtschaftlich erfolgreicher Produkte und Lösungen für den Gesundheitsmarkt referierte. Nach zwei Tagen voller berei- chernder Diskussionen und anregender Gespräche stand für Teilnehmer wie Veranstalter fest: Wir freuen uns auf die nächste Tagung des FORUM Planung!

Lesen sie mehr unter www.siemens.de/FORUM

Auch in diesem Jahr wurde für das FORUM Planung das Neujahrstreffen der strategischen Berater im Gesundheits- wesen organisiert. Die Nachmittagsver- anstaltung im Berliner Hotel de Rome stieß erneut auf großes Interesse – nicht zuletzt aufgrund der hochkarätigen Referenten: Rolf Stuppardt, Inhaber von STUPPARDTPARTNER und Herausgeber

Hochkarätige Referenten beim Neujahrstreffen des FORUM Planung

Drittes Treffen der strategischen Berater

der Zeitschrift WELT DER KRANKENVER- SICHERUNG, informierte über Verände- rungen der deutschen Krankenkassen- landschaft sowie deren Auswirkungen auf Leistungserbringer und Industrie.

Professor Dr. Eberhard Wille, Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begut- achtung der Entwicklung im Gesundheits- wesen, widmete seinen Vortrag dem

Thema Gesundheitsversorgung und demografische Entwicklung. Die abschlie- ßende Diskussionsrunde lieferte den Teilnehmern wertvolle Anregungen für die eigenen Handlungsfelder.

Lesen sie mehr unter www.siemens.de/FORUM

Radiologie ohne Grenzen

Gemeinsame Jahrestagung 2012 in Hamburg

Mit einem ausgewogenen Mix an praxisgerechter Fortbildung und aktueller, wis- senschaftlicher Diskussion lud die Norddeutsche Röntgengesellschaft unter dem Vorsitz von Professor Müller-Hülsbeck Radiologen und MTRA Mitte Februar nach Hamburg ein. Als roter Faden zog sich dieses Jahr das Thema ‚Magnetresonanz’ durch das komplette Fortbildungsprogramm. Die Themenauswahl mit Bezug auf Präven- tion, Diagnostik und Therapie zeigte die vielschichtigen Aufgaben und Herausforde- rungen einer modernen Radiologie.

Unter dem Symposiumstitel ‚Innovative Lösungen in der Radiologie – schneller, präziser, effizienter’ wurden aktuelle MRT-Erfahrungen von Siemens-Kunden ein- drucksvoll präsentiert. Die begleitende Industrieausstellung bot eine ideale Platt- form für viele Gespräche mit lokalen Ärzten und potenziellen Kunden.

Lesen sie mehr unter www.siemens.de/Radiologie

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Leichte Handhabung und hervorragende Aufl ösung

Mobilett Mira jetzt auch mit kabelgebundenem Detektor

Für das digitale mobile Röntgengerät Mobilett® Mira gibt es nun auch einen kabelgebundenen Detektor. Diese budgetschonende Lösung ermöglicht – ebenso wie der kabellose Detektor – ein exaktes und einfaches Positionieren.

Durch zwei Tragegriffe und ein fünf Meter langes Kabel bietet der nur 3,3 kg leichte Detektor nahezu uneinge- schränkte Flexibilität und Bewegungs- freiheit.

Auflösung und Bildqualität der beiden CsI(Cäsiumiodid)-Detektoren sind exakt gleich. Auch alle weiteren Vorzüge des Mobilett Mira bleiben erhalten: kleine Standfläche, einfache Manövrierbarkeit und Bedienung sowie große Armreich- weite und Flexibilität.

Der kabelgebundene Detektor für das Mobilett Mira stellt somit eine echte Alternative zur maximal kabellosen Vari- ante dar.

Lesen sie mehr unter www.siemens.de/Mira

Besondere Aufmerksamkeit widmet Siemens dem Bereich Fortbildung und fachliche Informationsvermittlung; jedes Jahr veranstalten wir deutschlandweit zu den verschiedensten Themen Fachtagungen und Workshops. Jedoch können diese von einigen Kunden nicht wahrgenommen werden, weil der Termin nicht passt, die Reise zum Tagungsort zu aufwendig ist oder der Aufwand insgesamt als zu hoch eingeschätzt wird. Deutschsprachige Seminare mit hochkarätigen Referenten werden von nun an auch in Form von Webinaren (webbasierte Seminare) angeboten. Ohne logistischen Aufwand können Kunden an ihrem eigenen PC komfortabel und kostenlos an Seminaren teilnehmen und Fragen stellen.

Unter www.siemens.de/diagnostics können sich Kunden über die geplanten Webinare in der Labordiagnostik informieren und anmelden. Als besonderen Service bieten wir allen, die nicht am Webinar teilnehmen konnten, die Möglichkeit, eine Aufzeichnung der Veranstaltung anzusehen. Unter www.siemens.de/cec können Sie sich zusätzlich über unser umfangreiches Kursangebot aus den Bereichen Bildgebung, IT und Ultraschall informieren.

Weiterbildung ohne Kosten und Logistik

Web-basierte Seminare nun online verfügbar

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Titelthema

Gesundheitswesen der Zukunft

Experten aus Wissenschaft, Industrie und Medizin sind sich einig: Innovative Medizintechniken könnten entscheidend zur Lösung anstehender Gesundheits- probleme beitragen. Allerdings bedarf es eines gesell- schaftlichen Konsenses, der freiwilligen Teilnahme des Patienten und neuer Finanzierungsmodelle, um die Vorteile auch umsetzen zu können.

Von Martina Lenzen-Schulte, PhD

Partizipation

an der Zukunft

der Medizintechnik

(9)
(10)

„Auch die Natur macht Experimente. Der Forscher hat das Recht, etwa auf dem Gebiet der Pfl anzen- technologie, ebenfalls die Vorgehensweisen der Natur anzuwenden. Beschränkungen könnten dazu führen, dass nützliche Neuerungen für die Ernährung der Menschheit verhindert werden.”

Professor emeritus Werner Arber, PhD, Universität Basel, Schweiz

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Unmittelbar nach dem traditionellen Nobelpreisträgertreffen in Lindau Anfang Juli kamen drei der Laureaten zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion über die Medizintechnik der Zukunft an die Technische Universität München.

Teilnehmer waren der Klinikdirektor der Nuklearmedizin, Professor Dr. Markus Schwaiger als Gastgeber, die Laureaten Professor Dr. Werner Arber, Professor Dr. Aaron Ciechanover und Professor Dr. Hartmut Michel sowie der CEO von Siemens Healthcare, Professor Dr.

Hermann Requardt.

Schwaiger: Ich freue mich, Sie hier zu begrüßen. Es ist bezeichnend und logisch, dass wir diese Diskussion gerade an der

Technischen Universität München führen.

Hier wurde die medizinische Fakultät mit dem Zweck gegründet, eine möglichst enge Zusammenarbeit mit den Ingenieur- wissenschaften zu ermöglichen.

Requardt: Genau diese Kombination aus medizinischem Praxiswissen und technischer Expertise ist für die Industrie von besonderem Interesse. Wir zielen darauf ab Geräte, und Software zu liefern, die einerseits die Effizienz steigern, weil zum Beispiel aus Tausenden von Bildern selektiv die relevanten Informationen gewonnen werden. Wir wollen zweitens die Effektivität steigern, damit nicht nur primäre Diagnosen gestellt werden kön- nen, sondern auch Aussagen darüber

Die Diskussionsteilnehmer sind sich einig, dass innovative medizinische Technologien das Potenzial haben, unter den richtigen Umständen einen wichtigen Beitrag zur Lösung von zukünftigen Gesundheitsproblemen zu leisten

möglich werden, ob Therapien wirksam sind.

Michel: Ich sehe das besondere Plus moderner Medizintechnik in der Beschrei- bung individueller Stoffwechselprozesse.

Wir wissen, dass bis zu 30 Prozent aller Arzneimittel vermeidbare unerwünschte Wirkungen haben und dass verbreitete Medikamente wie Aspirin nur bei einem Teil der Patienten richtig wirken, weil manchen Menschen bestimmte Enzyme fehlen. Wenn man die kennt, wird vieles vorhersagbar. Ich könnte mir vorstellen, dass es sich lohnen würde, dieses Wissen, das zum Teil im Genom verankert ist, für künftige Arzneimitteltherapien aus- zunutzen.

(12)

Titelthema

Gesundheitswesen der Zukunft

In Anbetracht der flächendeckenden Erhebung privater Daten befürwortet Ciechanover ein freiwilliges System

Ciechanover: Neue Medizintechniken werden uns hoffentlich auch dabei hel- fen, ein Krankheitsgeschehen bereits bei seiner Entstehung zu erfassen. Wir wissen, dass bei Krebserkrankungen schon sehr früh Tumorzellen zirkulieren, zum Teil verbergen sie sich trickreich. Wir können sie enttarnen und müssen dahin kommen, schon winzige Mengen dieser Tumor- zellen sichtbar zu machen. Es ist erkenn- bar, dass sich hier die Biomarker zu einer Schlüsseltechnologie entwickeln werden.

Arber: Mir ist es wichtig, darauf hinzu- weisen, dass wir in unserem Körper auch

einen riesigen Pool von Mikroorganismen beherbergen – denken Sie an die Darm- bakterien, die man zum großen Teil über- haupt noch nicht im Labor züchten kann und deshalb auch noch unzureichend kennt. Moderne Medizintechniken könn- ten hier zur Aufklärung beitragen.

Schwaiger: Vor allem setze ich auf die neuen Techniken, wenn es künftig darum gehen wird, rascher als bisher verlässliche Aussagen darüber zu erhalten, ob und bei welchen Kranken eine Behandlung wirkt. Bisher dauert es traditionell Wochen bis Monate, bis wir sagen können, ob

etwa ein Tumor auf eine Chemotherapie anspricht. Es muss unser großes Ziel sein, das früher als bisher zu erkennen. Damit können wir dem Patienten eine unnütze Behandlung ersparen, belastende Neben- wirkungen vermeiden und die Kosten verringern.

Requardt: Die Befürchtung, dass diese Vorteile nur einem kleinen Teil der Pati- enten zugutekommen würden, ist nur teilweise berechtigt. Man weiß, dass Dia- gnostik und Behandlung günstiger wer- den, sobald die Verfahren in der Breite für größere Personengruppen eingesetzt

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„Durch die Kenntnis der individuellen Stoff- wechselwege eines Patienten lassen sich Arzneimittel wesentlich gezielter, nämlich sicherer und effektiver einsetzen, und das kann erhebliche Kosten einsparen helfen.”

Professor Hartmut Michel, PhD, Direktor,

Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt am Main, Deutschland

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„Es besteht eine volkswirtschaftliche Notwendig- keit, die medizinische Versorgung individueller zu gestalten. Es wird wesentlich darauf ankommen, die bestehenden Modelle der Gesundheitsversorgung den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen

anzupassen.”

Professor Hermann Requardt, PhD, CEO, Siemens Healthcare, Erlangen, Deutschland

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Wissen für Vorhersagen bereitstellt, etwa dass sein erhöhtes Cholesterin ein höhe- res Herzinfarktrisiko mit sich bringt. Hier kann man drittens sinnvoll präventiv tätig werden, zum Beispiel die Einnahme von Statinen empfehlen. Aber – und das ist viertens der entscheidende Punkt – wir brauchen die Partizipation, wir müs- sen den Patienten an der Entscheidung beteiligen. Er muss zustimmen. Das Arzt- Patient-Verhältnis ist nicht mehr ein Machtverhältnis.

Arber: Zudem ist größte Skepsis ange- bracht, was mit der Erfassung des Genoms des Einzelnen erreichbar wäre. Ich habe den Enthusiasmus erlebt, als der geneti- werden können. Um jedoch auf lange

Sicht wissensbasierte Systeme aufzu- bauen, reicht das nicht. Hier benötigen wir eine Abkehr von alten Strukturen.

Denn die Gesellschaft müsste jetzt bereits investieren, um einschlägige Daten schon zu erheben.

Ciechanover: Hier geraten wir in ein Minenfeld ethischer Fragen. Wollen wir so private Daten flächendeckend erheben?

Ich plädiere für Freiwilligkeit. Warum?

Weil sich die Medizin so entwickelt hat, ich möchte das in vier Stufen beschrei- ben: Wir können erstens personalisiert Informationen über den Patienten gewin- nen, was uns zweitens das prädiktive

Wie sind die knapper werdenden Gesundheitsressourcen einzusetzen?

sche Code entschlüsselt war. Bald würde alles zu verstehen sein, haben damals nicht wenige Kollegen gedacht. Wir haben erkennen müssen, dass zwischen Genom und Phänotyp noch viele Schritte der Genregulation und Epigenetik liegen.

Michel: Das Wissen aus dem Genom ist vielleicht noch nicht alles. Aber wir können aus detaillierten genetischen Analysen immerhin vorhersagen, dass allein die Veränderung einer einzigen Basensequenz der DNA einen Rezeptor so verändert, dass ein Medikament nicht mehr gut daran bindet. Seine Wirkung kann um das Tausendfache verringert sein. Solche Aussagen betreffen sehr weit

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Titelthema

Gesundheitswesen der Zukunft

verbreitete Substanzen, zum Beispiel Betablocker. Allerdings ist mittels Daten- schutz sicherzustellen, dass dem Einzel- nen keinerlei Nachteile durch Kenntnisse anderer über sein Genom entstehen.

Ciechanover: Ich bin sehr optimistisch, dass diese Schwierigkeiten gelöst werden.

Wir können womöglich die Patienten in großer Zahl zur Teilhabe an diesen Ent- wicklungen bewegen. Immer mehr sehen ein, dass sie Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen müssen. Sie verstehen sehr gut, dass sie Prävention betreiben müssen und daher auch die neuen Techniken benötigen werden. Auch das öffentlich verfügbare medizinische

Wissen wird dazu beitragen. Wir werden vermutlich so etwas wie ein medizini- sches Wikipedia bekommen, vielleicht ein Medicinedia oder Wiki-Medizin.

Schwaiger: Ich sehe allerdings noch eine Aufgabe, die mir unzureichend gelöst zu sein scheint. Es besteht die Gefahr, dass das wachsende Spezialwissen nicht angewendet wird. So gehören in der Schweiz manche PET-Untersuchungen zum gängigen Repertoire und werden ganz klar bezahlt, während wir uns in Deutschland damit herumstreiten, ob hier oder da die Anwendung gerechtfertigt ist. Es sind natürlich viele arbeitsintensive Schritte notwendig, bis man bewiesen Langfristig befürwortet Requardt Investitionen in frühe und individualisierte Diagnosen

hat, dass eine neue Technologie tatsäch- lich mehr leistet als herkömmliche Ver- fahren. Hier ist auch die Industrie auf- gerufen, uns bei dieser Beweisführung zu unterstützen. Deshalb finde ich bedauerlich, dass in den USA die Natio- nale Gesundheitsbehörde (NIH) viel eher Grundlagenforschung unterstützt als klinische Studien.

Requardt: Eine weitere Schwierigkeit sehe ich darin, dass wir immer noch das meiste Geld für kurative Zwecke ausge- ben. Wir sind erst bereit, viel zu zahlen, wenn es weh tut. Vorher jedoch, wenn man noch nichts spürt, und allein die Wissensgenerierung schon Geld kostet,

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„Die Medizin ist partizipatorisch geworden. Wir brauchen gesellschaftlichen Konsens in Fragen der Finanzierung von Gesundheitsleistungen. Fachleute allein haben jedenfalls nicht das Recht zu entscheiden, wann eine medizinische Maßnahme noch fi nanziell gerechtfertigt ist oder nicht.”

Professor Aaron Ciechanover, PhD, Direktor,

Rappaport Family Institute for Research in Medical Sciences, Israel Institute of Technology, Haifa, Israel

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„Die künftige Medizintechnik erfordert die

Integration von Expertenwissen. Bei der Organisation in der Klinik, aber vor allem bei der Ausbildung

des Nachwuchses müssen wir deshalb überkommene Grenzziehungen zwischen den Fachdisziplinen

abbauen.”

Professor Markus Schwaiger, MD, Direktor, Nuklearmedizinische Klinik und Poliklinik am Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Deutschland

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sind Investitionen schwierig. Angesichts der demografischen Entwicklung brauchen wir aber dringend die Klärung solcher Grundsatzfragen.

Michel: Genau deshalb werden wir um politische Entscheidungen nicht herum- kommen, wie die knapper werdenden Gesundheitsressourcen einzusetzen sind, oder ob wir dem System mehr Geld zur Verfügung stellen wollen. Denn wir bewegen uns auf eine immer größere Verfeinerung und Verbesserung der Dia- gnostik zu, die zunächst umso teurer wird, je individueller sie ist. Wir könnten zum Beispiel anhand der individuellen HLA(Human Leukocyte Antigen)-Gewebe- kennung jedes einzelnen Patienten bereits sehr früh erkennen, wenn irgendwo Tumorantigene im Körper sind und dann mit den immer feineren Bildgebungsver- fahren danach suchen.

Autor: Dr. med. Martina Lenzen-Schulte ist Ärztin, Medizinjournalistin, Buchautorin und Moderatorin. Sie schreibt für Fachzeitschriften und Publikumsmedien.

Die Aussagen dieses Artikels sind Meinungen der Sprecher und spiegeln nicht notwendiger- weise die von Siemens Healthcare wider.

Professor Werner Arber, PhD, arbeitete und lehrte als Mikrobiologe bis zu seiner Emeritierung am Biozentrum der Universität Basel. 1978 erhielt er den Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung der Restriktionsenzyme und ihre Bedeutung für die molekulare Genetik.

Professor Aaron Ciechanover, PhD, ist Biochemiker und forscht am Israel Institute of Technology in Haifa. 2004 erhielt er den Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung, wie Zellen den Abbau von Eiweißen oder Proteinen exakt durch das sogenannte Ubiquitin steuern.

Professor Hartmut Michel, PhD, ist Direktor des Max-Planck-Institutes für Biophysik in Frankfurt am Main. Er erhielt 1988 den Nobelpreis für Chemie in Anerkennung für die Aufdeckung von Prozessen, die bei der Fotosynthese von Pflanzen eine wichtige Rolle spielen.

Professor Hermann Requardt, PhD, ist seit 2008 CEO des Healthcare Sektors bei Siemens. Schon seit 2006 sitzt der promovierte Physiker im Vorstand der Siemens AG, zunächst in seiner Funktion als Leiter der weltweiten Forschungsaktivitäten.

Professor Markus Schwaiger, MD, leitet seit 1993 als Direktor die Nuklearmedizinische Klinik und Poliklinik am Klinikum rechts der Isar, das zur Technischen Universität München gehört. Seit vielen Jahren ist er Dekan der Medizinischen Fakultät der TU.

Expertenprofile

Requardt: Das könnte sich durchaus als lohnend erweisen. Derzeit können wir leider solche Innovationen nur durch Mittelung der Kosten auffangen. Lang- fristig betrachtet kann es sich aber durch- aus rechnen, viel Geld in eine frühe und individuelle Diagnostik zu investieren.

Es geht dann nicht mehr darum, eine Tumorerkrankung im späten Stadium teuer zu therapieren, sondern sie sehr früh zu erkennen oder gar durch Vorsorge zu verhindern.

Ciechanover: Ich denke, der Schlüssel dafür wird Erziehung sein. Denn auch das öffentliche Gesundheitswesen wird nun mal in Zukunft nicht alle Kosten abdecken können. Auch in Isreal nehmen die Restriktionen zu. Wir brauchen die Gesundheitserziehung, damit die Patien- ten überhaupt in die Lage versetzt wer- den, entscheiden zu können, welche Maß-

nahmen sie wirklich wollen und welche nicht.

Arber: Manchmal muss man viele Jahre Geduld haben, bis sich etwas in der Gesellschaft verankert. Schon längst ist wissenschaftlich belegt, wie schädlich das Rauchen für den Organismus ist. Erst jetzt setzt sich dieses Wissen auf breiter Basis durch. Es braucht auch einen gewis- sen sozialen Druck, bis sich rationale Erkenntnisse umsetzen lassen.

Quelle:

Medical Solutions, Ausgabe Februar 2012

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Von der Schrot-

fl intentherapie zur Target-Medicine

Die Drug-Response-Rate ist heute oft gering. Doch wenn die Medizin immer mehr Wissen über die individuelle Biologie möglichst vieler Menschen hat, wird sie dem Einzelnen immer besser helfen können. Im Idealfall führt dies zur standardisierten Individualtherapie – und das wäre der Wandel von der Schrot- fl intentherapie zur Target-Medicine. Professor Heinrich Iro (Universität Erlangen), Professor Peter Oberender (Universität Bayreuth) und Professor Hermann Requardt (Siemens) sprachen in einer Diskussionsrunde über die Notwendigkeit, das Verhältnis von Erfahrung und Wissen neu auszubalancieren, um diesem Modell eine Chance zu geben.

Von Claus Peter Müller von der Grün Titelthema

Gesundheitswesen der Zukunft

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Alle Menschen sind gleich – und doch verschieden. Das trifft auch auf die indivi- duelle Tumorbiologie ihres Krebsleidens zu. „Neue Erkenntnisse in der Biologie führten zu einem anderen Verständnis von Erkrankungen“, sagt Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor des Universitätsklini- kums Erlangen. „Nicht alle reagieren auf ein Medikament gleich. Wir wollen wis- sen, warum und wann es anschlägt oder eben nicht.“ Diese Unterschiedlichkeit zu untersuchen sowie Diagnose- und Therapiewege aufzuzeigen, die idealiter im Einzelfall zum Erfolg führen, ist das Ziel der personalisierten oder individuali- sierten Medizin. Der Begriff sei „unglück- lich“, wie Hermann Requardt, CEO des Healthcare Sectors von Siemens, zugibt:

„Wir werden am Ende nicht über sechs Milliarden verschiedene Arten von Medi- zin praktizieren.“ Iro wendet ein, der Begriff legt nahe, der Medizin habe bis- her die individuelle Komponente gefehlt.

Medizin sei aber stets am Einzelnen aus- gerichtet.

Der Begriff der individualisierten Medizin sei zudem irreführend, weil der Begriff nach Requardts Worten vermuten lässt, , sie werde über ihre mannigfache Aus- differenzierung letztlich zu einer „intelli- genten Standardisierung“ der Medizin führen. Das setzt für Iro wiederum voraus, dass „wir möglichst viele Daten sammeln und auswerten“. Die Wissenschaft muss also die Individualität beschreiben, ergrün- den und sie wiederum von Hypothesen geleitet oder per Data-Mining typologi- sieren, damit das Bild von der unendlich komplexen Wirklichkeit stets ein wenig detailreicher und damit zur Grundlage jener Target-Medicine werden kann, von der Iro und Requardt sprechen.

Denn die mangelnde Zielgenauigkeit der heutigen Medizin steht außer Frage.

Professor Peter Oberender, Direktor der Forschungsstelle für Sozialrecht und Gesundheitsökonomie an der Universität Bayreuth, spricht anschaulich von der

„Schrotflintentherapie“. Nicht alle Schüsse des Jägers treffen die aufsteigende Ente.

Und wenn der Schütze den Vogel nicht verfehlt, dann dank einer Mischung aus Glück und Können, die stets mit Kolla- teralschäden einhergeht. Denn diese Therapieform hat weitreichende Neben-

wirkungen, wie schließlich auch der Genießer eines Wildbrets weiß. Schrot- kugeln und Wachholderbeeren ähneln einander.

Viele Medikamente helfen nur selten

Requardt belegt diese These mit Daten.

Die Drug-Response-Rate erreicht in der Krebsbehandlung 25 Prozent, in der Alz- heimertherapie 30 Prozent, beim Gelenk- rheuma 50 Prozent, in der Behandlung des Diabetes 57 Prozent und in der medi- kamentösen Therapie von Depressionen 30 bis 60 Prozent.1 Diese Daten legen wiederum nahe, dass das Gesundheits- wesen sich eine solche Schrotflintenthe- rapie im eigentlichen Sinne des Wortes nicht leisten können, denn die finanziel- len Mittel in der Medizin sind knapp und werden es bleiben. „Trotz personalisier- ter Medizin werden die Gesundheitsaus- gaben in Deutschland bis 2025 von 300 auf 520 Milliarden Euro steigen“, sagt Requardt. Viel hilft zudem nicht viel.

Denn in den USA stieg das Volumen der Gesundheitsausgaben von 1995 bis 2008 um 150 Prozent, in Deutschland um nahezu 50 Prozent.2 Indes ist die durchschnittliche Lebenserwartung in den USA um 1,5 Jahre geringer als in Deutschland.

Wirtschaftlichkeit und gute Medizin sind also kein Gegensatz, sondern sie bedin- gen einander. Denn jeder Euro und jeder Dollar können im System nur einmal aus- gegeben werden. Ihn verschwenderisch einzusetzen ist unethisch.

Wem oder was dient die Medizin?

Wir müssen Maß halten – und nicht allein um Schrot zu sparen. Vor allem aus ethischen Gründen verbietet es sich, mit einer bestimmten Therapie im übertra- genen Sinne auf einen Menschen zu schießen, wenn diese Hilfe zwar nichts nutzt, aber in jedem Falle schadet.

Insofern fordert die individualisierte Medizin alle heraus. Sie zwingt auf mehr- fache Weise zum Paradigmenwechsel. Die Pharmaindustrie, sagt Requardt voraus, wird sich zum Beispiel damit abfinden müssen, dass es mit der zunehmenden Zielgenauigkeit der Therapien immer weniger Blockbuster geben wird.

Die Medizin selbst wird sich verändern.

„Früher“, sagt Iro, „war der Arzt in seinem Handeln vor allem von Erfahrung gelei- tet. Darum hat im Volksmund der alte Mediziner auch als der gute Mediziner gegolten. Nun aber wird die Medizin immer wissensbasierter.“ – „Wenn aber das Wissen einmal bekannt ist“, beschreibt Professor Requardt sprach über die Möglichkeiten der Target-Medicine

(22)

Titelthema

Gesundheitswesen der Zukunft

Die Teilnehmerdiskussion um effektivere Therapien und geringere Nebenwirkungen, die durch zielgerichtete Medizin erreicht werden könnten, stieß auf großes Interesse im Publikum

Requardt den Unterschied zur individuell erworbenen Erfahrung, dann „können Sie es verschenken oder verkaufen, aber in jedem Falle geht es um in der Welt.“

Offenbart also der Aufbruch in die per- sonalisierte Medizin einen dialektischen Sprung in eine neue Qualität?

Die Erwartungen der Patienten an die Medizin müssen realistischer werden. Das kann bitter werden. Denn während heute jedem Patienten nahezu jede Leistung in einem sozialen Gesundheitssystem offe- riert werden muss, weil sie einem jeden mit ähnlicher Wahrscheinlichkeit hilft oder nicht, wird sich das in Zukunft ändern. Während einem Patienten die passgenaue Therapie offen steht, wird der andere mit der Wahrheit konfrontiert, dass ausgerechnet er zu jener Minder- heit gehört, für die es wohl keine Hilfe gibt. Darf einem Menschen aber – fern jeder ökonomisch begründeten Therapie- einschränkung – eine mögliche Hilfe verweigert werden, wenn sie schadet und nur mit sehr geringer Wahrschein- lichkeit hilft?

Wissen macht Angst

Noch herausfordernder wird der Umgang mit dem neuen Wissen sein, wenn es in die Zukunft weist. Die Diskutanten am

Podium sind weit entfernt vom Einzel- fall und wollen deshalb mehr wissen.

Iro sagt: „Wir Mediziner sind scharf auf Daten, auch wenn wir nicht wissen, wozu sie geeignet sind. Wir sind dazu da, Erkenntnisse zu gewinnen und zu sam- meln, aufzubewahren und im Licht neuer Erkenntnisse auszuwerten.“ Requardt regt an, Säuglingen Zellen zu entnehmen, um deren DNA zu analysieren. Vielleicht könne dem Kind einmal geholfen werden.

Oberender beklagt die Ängstlichkeit der Deutschen und fordert mehr Offenheit, etwa im Umgang mit der Präimplantati- onsdiagnostik. Doch aus dem Publikum kommt die Frage, ob die Konsequenzen dessen gewollt seien. Die Absicht, die hinter der Erhebung der Daten und ihrer Auswertung stehe, sei gut. Aber seien ihre Folgen gewollt? Sei die Transparenz dieser neuen Medizin gesichert?

Andernorts diskutieren Ärzte, die sich der individualisierten Medizin verschrieben haben, offensiv deren ethische Implika- tionen. Wie gehen wir damit um, wenn mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bekannt ist, dass bei einem Menschen in einem bestimmten Alter eine bestimmte Erkrankung ausbrechen wird? Soll der Arzt diesen Patienten darüber aufklären, sein Leben mit einer Vorsehung belasten?

Auch dann, wenn es noch keine Therapie gibt?

Die Vergangenheit bremst die Zukunft

Die Moderatorin, Angela Elis, fragt nach der Zukunft, nach der personalisierten Medizin im Jahr 2050. Von dieser Zukunft trennen uns nicht nur vier Dekaden, sondern mehr als hundert Jahre stattge- habter Politik, während derer sich länder- spezifische Sozialsysteme ausgebildet und in den jeweiligen Gesellschaften ver- ankert haben. Das gilt für die USA mit ihrem System der Social Benefits durch die Arbeitgeber, für das Vereinigte König- reich mit seinem National Health Service ebenso wie für Deutschland mit der Gesetzlichen Krankenversicherung, die 1883 im Kaiserreich eingeführt wurde, Nationalsozialismus und Sozialismus überlebte und seit mehr als einem halben Jahrhundert in der Demokratie als kaum reformierbar gilt. Bremst die Vergangen- heit die Zukunft?

Der Gesundheitsökonom Oberender hegt tiefe Zweifel an der Wandelbarkeit des Gesundheitssystems. Während die drei Wissenschaftler in Erlangen über die indi- vidualisierte Medizin diskutierten, gelinge es der Politik in Deutschland nicht ein-

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mal, die Grenzen zwischen ambulanter und stationärer medizinischer Versorgung niederzulegen. In Deutschland gibt es – im Gegensatz zu anderen Ländern – eine zweifache, parallele Versorgung durch Fachärzte sowohl in Praxen zur ambu- lanten Behandlung als auch in Kranken- häusern zur stationären Behandlung.

Indes, sagt Oberender, stemmten sich die Ärzte erfolgreich gegen Qualitätstranspa- renz, weil sie damit kontrollierbar würden.

„Pay for Perfomance“ sei stattdessen gefragt. Um die Medizin richtig zu bewer- ten, müsse endlich ihr „Outcome“ statt des „Inputs“ gemessen werden. Der Arzt Iro widerspricht. Die Wirtschaftlichkeit verändere die Wirklichkeit auch in der Medizin. Ein Fünftel der Krankenhäuser werde vom Markt verschwinden.

Evidenz verdrängt Eminenz

Und 2050? Der Physiker Requardt glaubt an die „aufgeklärte Gesellschaft, die keine Angst vor Wissen hat“. Auf dem Weg dorthin werde die Individualisierung der Medizin nicht zu deren Taylorisierung führen. Der Ökonom Oberender verweist auf das Problem, künftige menschliche Bedürfnisse abzuschätzen: „Wir wollen informiert sein über alles, reagieren aber empfindlich, wenn es uns selbst betrifft.“

Darum sieht er die Chancen jeder Präven- tion mit Skepsis. Verhaltensänderungen sind für ihn vor allem über finanzielle Anreize herbeizuführen. Zugleich setzt er auf Bildung, auf Wissen und Transparenz, die über Kontrolle zu Qualität führt.

Unbedingte Voraussetzung der Target- Medicine ist für Oberender die Offenheit gegenüber der Informationstechnik.

Aber die elektronische Gesundheitskarte, eine intelligente Speicherkarte für jeden Patienten ähnlich einer Kreditkarte, sei in Deutschland bis heute nicht eingeführt.

Die Ärzte fürchteten den Verlust der Omnipotenz, indem die evidenzbasierte Medizin die eminenzbasierte verdränge.

Die neue Wissensflut unterspüle die alten Positionen. Der Arzt müsse zum Agenten werden, zum Berater des Patienten.

„Auf dem Weg, nicht am Ziel“

Iro malt weder schwarz noch weiß. Er vermutet, dass translationale Medizin, an der Schnittstelle zwischen präklinischer

Autor: Claus Peter Müller ist Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Hessen und Thüringen. Er trat 1986 in die Verlags- gruppe ein und beschäftigt sich seither mit Fragen der Gesundheitspolitik und der Gesund- heitswirtschaft.

Forschung und klinischer Entwicklung, eine Vielzahl heute noch unheilbarer Erkrankungen behandelbar werden lässt:

„Aber wir werden nicht alles schaffen.

Die Medizin wird in vielem eine Black- box bleiben. Und wir wissen nicht, ob die Menschen dank der Sammlung und Auswertung all der Daten länger leben werden. Denn wir testen einstweilen nur, ob ein bestimmter Tumor auf einen bestimmten Wirkstoff reagiert.“ Iro ist überzeugt, dass die Medizin auch in Zukunft „persönlich gehalten“ sein wird, so wie sie es in der Vergangenheit war.

Der Patient werde nicht in eine Formel gepresst, damit ein Fachhochschulmedi- ziner per Tastendruck zur richtigen Thera- pieempfehlung geführt werde. Die Ärzte werden sich dem Wandel nicht verwei- gern und der alte Mediziner werde nicht aussterben, denn die kommenden Ärzte werden Erfahrung und Wissen vereinen:

„Wir sind auf dem Weg, aber nicht am Ziel.“

1 Brian B. Spear et al., Clinical Application of Pharmaco- genetics, Trends in Molecular Medicine, May 2001

2 Studie Innovationsimpulse der Gesundheitswirtschaft, Bundesministerium für Wirtschaft, März 2011 Quelle:

Medical Solutions, Ausgabe Februar 2012 Nicht alle Menschen reagieren

gleich auf ein Medikament, die Drug- Response-Raten sind heute oft gering.

Eine „Schrotflintentherapie“, bei der Patienten mit einer wenig individuali- sierten Therapie behandelt werden, hat weitreichende Nebenwirkungen und eine geringe Zielgenauigkeit.

Da finanzielle Mittel knapp sind und die Ausgaben in der Medizin weiter steigen, muss Wirtschaftlichkeit und gute Medizin in Zukunft besser ver- eint werden. Aber auch aus ethischen Gründen verbietet es sich, mit einer bestimmten Therapie im übertragenen Sinne auf einen Menschen zu schie- ßen, wenn diese nur vielleicht etwas nutzt, aber in jedem Fall schadet.

Damit die Medizin in Zukunft zielge-

nauer und individualisierter wird, dabei aber auch wirtschaftlich bleibt, ist eine intelligente Standardisierung notwendig. Durch das Sammeln und Auswerten möglichst vieler Daten muss Wissen über die individuelle Biologie möglichst vieler Menschen gewonnen werden.

Damit die Target-Medicine eine Chance hat, müssen alle Teilnehmer des Gesundheitswesens umdenken – Pharmaindustrie, Krankenhäuser, Ärzte. Letztere müssen das Verhältnis von Erfahrung und Wissen neu aus- balancieren. Voraussetzung ist auch Offenheit gegenüber der Informations- technik, die das Sammeln und Aus- werten von Daten im großen Maße möglich macht.

Kurz zusammengefasst

Info:

www.siemens.de/healthcare

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Management Vergütungssysteme

Qualitätsorientierte Vergütung:

alternativloser Eckpfeiler moderner Gesundheitssysteme

Gastkommentar von Prof. Dr. oec. Volker Amelung

Neben der dominanten Diskussion über die Finanzierung des deutschen Gesund- heitssystems gehört auch die Neugestal- tung der Vergütung zu den zentralen Reformvorhaben. Nach den nur in Teilen erfolgreichen Reformen der letzten Jahre scheint es geboten, sich tiefergehend mit der Gestaltung der Anreizstrukturen auseinanderzusetzen. Die Erfahrungen

haben gezeigt, dass das Thema extrem komplex ist und sich kaum für „Bierdeckel- lösungen“ eignet. Wie in vielen anderen Bereichen auch, sind bei den Selektiv- verträgen (integrierte Versorgung, haus- arztzentrierten Versorgung und andere Optionen) unterschiedlichste Varianten erprobt worden. Dabei sind zwei Themen von zentraler Relevanz: die Pauschalierung

von Vergütung (bis hin zu Capitation- Modellen, d. h. ex ante definierte Vergü- tungen für Populationen pro Zeiteinheit, z. B. pro Jahr) und Pay-for-Performance (P4P). Letzte firmiert auch unter den Begriffen erfolgsorientierte Vergütung, leistungsorientierte Vergütung oder, strategisch sehr viel sinnvoller, unter qualitätsorientierter Vergütung. Der

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Grundgedanke ist allerdings immer der- selbe: Ziel ist eine nach vorab definierten Zielen differenzierte Vergütung.

Die Diskussion wurde vor allem durch die bedeutende Publikation „Crossing the Quality Chasm“ des Institute of Medicine (IOM) in 2001 angestoßen. In ihr wurde die Versorgungsqualität des amerikani- schen Gesundheitswesens untersucht und es wurden erhebliche Mängel festgestellt.

Demnach erhielten nur etwa 55 Prozent der Amerikaner die empfohlene – leitli- nienkonforme – Behandlung. Aber auch die Kosten variierten um den Faktor 2 je nach Region, ohne Unterschiede in der Versorgungsqualität [IOM 2006, McGlynn 2003]. Die gezielte Gestaltung von Ver- gütungssystemen wurde in der Studie als ein wesentlicher Faktor identifiziert, um Qualitätsdefizite zu beheben.

Die Thematik der qualitätsorientierten Vergütung im Gesundheitswesen ist aber mit einer besonderen Herausforderung konfrontiert, welche in der Bestimmung von Qualitätsmesseinheiten und Leis- tungsindikatoren liegt. Es spielen nicht nur Elemente, die durch den Arzt beein- flusst werden, eine zentrale Rolle. Auch externe Faktoren wie Charakteristika der zu versorgenden Population sowie regio- nale Unterschiede müssen im Rahmen einer Risikoadjustierung berücksichtigt werden.

Konzeptioneller Ausgangs- punkt

Grundsätzlich kann als Pay-for-Perform- ance ein Konzept zum Einsatz von monetären Anreizen verstanden werden.

P4P ist aber kein in sich geschlossenes Konzept, sondern muss immer als ein Mosaikstein verstanden werden. Nur die Kombination unterschiedlicher Ansätze (monetäre und nicht-monetäre Anreize sowie anderer Managementkonzepte) führt zu einem konsistenten Anreizsystem.

Genau wie andere Vergütungssysteme birgt aber auch die qualitätsorientierte Vergütung Vor- und Nachteile. So wird auf die Gefahr des „gaming“ [IOM 2006]

oder eine negative Risikoselektion der ressourcenintensiven Patienten hinge- wiesen. Dennoch verspricht sie bei kon- sequenter Umsetzung einen erheblichen Anreiz zur kontinuierlichen Qualitätsver-

besserung in der Versorgung: Je besser die Qualität der Behandlung, desto höher die Vergütung. Das Ergebnis ist hierbei eine zu definierende Zielgröße.

Die Konstruktion einer qualitätsorientier- ten Vergütung setzt die grundsätzliche Klärung von vier Sachverhalten voraus:

• Was sind die konkreten Ziele?

• Welche Indikatoren sollen eingesetzt werden?

• Wie können die Indikatoren durch ein Punktesystem gewichtet und in mone- täre Einheiten umgewandelt werden?

• Wie kann eine adäquate und praktikable Risikoadjustierung entwickelt werden?

Bereits die Auseinandersetzung mit die- sen Fragen stellt ein wesentliches Element des P4P-Konzepts dar und einen Paradig- menwechsel für das deutsche Gesund- heitssystem. Nach Abschluss eines P4P- Vertrages ist somit festgelegt, was die Vertragspartner voneinander erwarten (Qualität), wie es gemessen werden soll (Indikatoren) und welche Vergütung hierfür geleistet wird (Punktwerte).

Was können die Leistungser- bringer wirklich beeinfl ussen?

Vor allem die Festlegung von Indikatoren stellt eine Herausforderung dar. Neben formalen Eigenschaften, wie Transparenz, Vollständigkeit und Widerspruchsfreiheit, ist die Forderung nach Validität – Kausa- lität zwischen Aktivitäten des Leistungs- erbringers und dem Gesundheitsergebnis – von elementarer Bedeutung. Insbeson- dere bei primärärztlicher Tätigkeit oder chronischen Erkrankungen ist die Kausali- tät und somit die Kontrollierbarkeit durch den Leistungserbringer aber nur schwach ausgeprägt bzw. erst langfristig spürbar.

In beiden Fällen spielt die Therapietreue des Patienten (Compliance) für den Behandlungserfolg an sich und die Risiko- struktur des Patienten für die Art des Behandlungserfolgs eine entscheidende Rolle.

Was ist wichtiger: hohe Qualität oder die Steigerung der Qualität?

Neben der entscheidenden Frage, welche Indikatoren zur „Qualitätsmessung“ geeig- net sind, spielt auch die Auswahl der Bezugsgrößen eine wesentliche Rolle.

Grundsätzlich gibt es hier 5 Möglichkeiten [IOM 2006]:

• Absolute Zielerreichung (Bonus, wenn x erreicht)

• Relative Zielerreichung (Bonus, wenn zu den x % Besten gehörend)

• Veränderung im Gegensatz zum Vorjahr (x % besser als ...)

• Vergleich mit einer Kontrollgruppe

• Kombination aus den 4 vorangegan- genen.

Die besondere Herausforderung ist dabei, sowohl die „Leistungsschwächeren“ als auch die „Top-Performer“ zu motivieren.

So wird P4P häufig in Kombination mit anderen Vergütungsformen angewandt.

Mehr als ein Modethema?

Pay-for-Performance ist in der internatio- nalen Diskussion eine der bedeutendsten Entwicklungen der vergangenen Jahre.

Gleichzeitig ist dessen Umsetzung von erheblichen Herausforderungen begleitet.

Die Erwartungen an dieses junge Konzept sollten daher nicht zu hoch angesetzt werden. Noch geht es um die Entwicklung von Grundlagen. Zudem stellt P4P nicht das einzige Instrument zur Gewährleis- tung einer qualitativ hochwertigen und gleichzeitig effizienten Versorgung dar.

Info/Kontakt:

www.siemens.de/healthcare michael-meyer@siemens.com Autor:

Prof. Dr. Volker Amelung ist Professor für Gesund- heitssystemforschung an der Medizinischen Hoch- schule Hannover und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Managed Care e. V., Berlin.

Außerdem ist er Berater für Unternehmen im

Gesundheitswesen mit den Schwerpunkten Managed Care und Integrierte Versorgung.

Literatur beim Autor

(26)

Management

Computertomographie & Service

SOMATOM Perspective mit eMode

Mehr Leistung, mehr Wirtschaftlichkeit in der Computertomographie

Das Leistungsspektrum des neuen SOMATOM® Perspective reicht weit über übliche klinische CT-Routine hinaus.

Seine weltweit einzigartige eMode-Funk- tion schont die Systemkomponenten, verringert Verschleiß und sorgt damit für geringere Betriebskosten. Zudem belohnt Siemens die eMode-Nutzung mit attrak- tiven Vorteilen.

Wie die Kliniken spürt auch die Industrie den wachsenden Kostendruck im Gesund- heitswesen. Der Spagat zwischen Kos- tensenkung und steigenden Anforde- rungen an die Gesundheitsversorgung

kann nur mit Innovationen und Mut zu neuen Wegen gelingen. Als weltweit füh- render Lösungsanbieter im Bereich der Computertomographie (CT) hat Siemens mit dem SOMATOM Perspective nicht nur ein neues leistungsstarkes System auf den Markt gebracht, sondern mit der eMode-Funktion auch ein neuartiges Kon- zept für einen wirtschaftlicheren Betrieb entwickelt.

Unterm Strich bedeutet das weniger Verschleiß, weniger Serviceeinsätze, eine längere Lebensdauer sowie einen zusätzlichen finanziellen Bonus als Welche Vorteile bietet neue SOMATOM Perspective mit eMode-Funktion? Jan Chudzik und Roger Dießl im Gespräch

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„Belohnung“ für das energiebewusste Handeln.

inside:health sprach mit Jan Chudzik, Leitung Business Management CT, und Roger Dießl, Leitung Business Manage- ment Customer Services, über den neuen SOMATOM Perspective, über eMode und das innovative Servicekonzept.

Was zeichnet den neuen SOMATOM Perspective aus? Welche Alleinstel- lungsmerkmale sehen Sie?

Jan Chudzik: Der SOMATOM Perspective wurde konsequent auf die aktuellen Marktbedürfnisse abgestimmt und ent- wickelt. Reduktion der Kosten bei gleich- zeitiger Steigerung der Leistungsfähigkeit, genau diese Trends sind im SOMATOM Perspective umgesetzt. Das 128-Schich- ten-System ist nicht nur für die klinische CT-Routine, sondern auch für komplexere Untersuchungen ausgestattet. Die Einsatz- möglichkeiten erstrecken sich von der Onkologie über die Neurologie bis hin zu den Bereichen der Angiographie und Kar- diologie. Gerade hier ist zum Beispiel die zeitliche Auflösung von 195 Millisekunden (ms) von Vorteil, um die Bewegung des

Herzens „einzufrieren“ und Bewegungs- artefakte zu eleminieren. Gleichzeitig bietet SAFIRE, die iterative Rekonstruktion, die Möglichkeit, routinemäßig Low-Dose- CT anzubieten.

Reduktion der Strahlenexposition bei CT-Untersuchungen stand schon immer im Zentrum unserer Entwicklungen, mit SAFIRE haben wir nun die neueste Technologie nicht nur in unserem „Flag- schiff-CT“ SOMATOM® Definition Flash, sondern auch schon im SOMATOM Perspective verfügbar. Ein wichtiger Schritt zu kontinuierlicher Dosisreduktion.

Neben allen klinischen Vorteilen ist das System aber auch so konzipiert, dass es sich mit optimierten Lebenszykluskosten dem gestiegenen Kostendruck stellt.

Unter anderem ist hier der neue eMode zu erwähnen, der es erlaubt, das System schonender und in letzter Konsequenz auch kostengünstiger zu betreiben.

Die innovative eMode-Funktion:

Was versteht man darunter?

Chudzik: Der eMode ist ein weltweit einzigartiges Konzept in der CT. Damit kann der Anwender neben bestehenden

Vorgaben zu Bildqualität und Dosis jetzt auch die Scan-Parameter optimieren.

Im eMode schont das System beim Scan die einzelnen Systemkomponenten. Das ist vergleichbar mit einem Automatik- getriebe im Auto, das zusätzlich eine ECO-Funktion hat, die Verschleiß und Verbrauch automatisch optimiert. Damit behält der Anwender eine gleichbleibende klinische Leistungsfähigkeit und kann seine laufenden Kosten kontinuierlich reduzieren.

Können Sie kurz die Vorteile des neuen Servicekonzepts für den Anwen- der erläutern?

Roger Dießl: Die Vorteile liegen auf verschiedenen Ebenen. Die Nutzung des Scanners im eMode führt grundsätzlich zu einer weniger starken Beanspruchung des Systems – der Scanner kann sozu- sagen nicht mehr in den roten Bereich drehen. Das wirkt sich positiv auf die einzelnen Komponenten wie Generator oder Röntgenröhre aus. Somit wird das System mit jeder eMode-Nutzung geschont, wofür wir die Anwender auf der Service-Seite belohnen wollen: Sofern Durch den Einsatz der rohdatenbasierten Rekonstruktion SAFIRE kann der SOMATOM Perspective die Strahlenbelastung signifikant reduzieren

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Management

Computertomographie & Service

der SOMATOM Perspective mindestens zu 80 Prozent im eMode betrieben wird, können unsere Kunden zwischen zwei Vorteilen wählen. Variante eins enthält ein Trainings- und Supportpaket mit Kompo- nenten wie etwa syngo Remote Trainer und syngo Remote Assist. Dabei steht dem Kunden jährlich ein festes Zeitbudget zur Verfügung, in dem er Schulungseinheiten sowie Supportleistungen von Siemens abrufen kann – jeweils per Telefon und sicherem Fernzugriff (siehe Kasten).

Variante zwei ermöglicht eine Reduzie- rung der jährlichen Servicegebühren um bis zu 10 Prozent und der Kunde erhält eine entsprechende Bonusgutschrift.

Was ist das Besondere am Service- angebot des eMode im Allgemeinen?

Dießl: Mit den genannten Vorteilen kann der Anwender die Lebenszykluskos- ten seines SOMATOM Perspective nicht nur selbst steuern, sondern schon vor dem Kauf kalkulieren. Außerdem verein- facht er seine eigenen Prozesse, indem er die Entscheidung über die Investition mit der Serviceleistung zusammenführt und die bisher eigenständigen Bausteine

„System“, „Service“ und „Betrieb“ mitein- ander verknüpft.

Worin sehen Sie für den Anwender neben dem eMode die entscheiden-

den Argumente für den Perspective?

Chudzik: Ich denke der wichtigste Punkt ist das Gesamtkonzept. Ein System, was zum einen die notwendige klinische Routine auf höchstem Niveau abdeckt und gleichzeitig auch zusätzliche Leistun- gen, wie Herz-CT, ermöglicht. Eine der wichtigsten Anforderungen bei CT-Unter- suchungen ist die möglichst geringe Strahlendosis. Mit SAFIRE, der neuesten Generation rohdatenbasierter iterativer Rekonstruktion, kann der SOMATOM Perspective die Strahlenbelastung sig- nifikant reduzieren. Und das nicht nur bei Spezialuntersuchungen, sondern im breiten klinischen Einsatz.

„Mit der eMode-Funktion behält der Anwender gleichbleibende klinische Leistungsfähigkeit und kann seine laufenden Kosten kontinuierlich reduzieren.“

Jan Chudzik, Leitung Business Management Computertomographie

„ Durch die Nutzung der

eMode-Funktion bei jedem Scan wird das System geschont.

Dafür wollen wir unsere Anwender auf der Service-Seite belohnen.“

Roger Dießl,

Leitung Business Management Customer Services

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Info/Kontakt:

www.siemens.de/

SOMATOM-Perspective jan.chudzik@siemens.com roger.diessl@siemens.com

Fully Assisting Scanner Technologies (FAST)

Diese Technologien vereinfachen und beschleunigen den gesamten Untersuchungsablauf.

Automatische Rekonstruktion bei Wirbelsäulen-Untersuchungen inkl. genauer Anpassung an die Anatomie des Patienten –

mit FAST Spine*

Schritt-für-Schritt-Anleitung bei kardiologischen Untersuchungen für noch verlässlichere und reproduzierbare Kardio-CTs –

mit FAST Cardio Wizard*

Sofortige, organbezogene Einstellung des Scan-Bereichs für einen sicheren, schnellen und standardisierten Workflow – mit FAST Planning

Remote Application Services

Mit diesen speziellen Schulungs- und Serviceangeboten stehen Experten von Siemens mit kleinen Schulungseinheiten sowie für die unbürokratische Problemlösung per Telefon und Fernzugriff zur Verfügung.

syngo Remote Assist

• Support bei der Fehleranalyse und -behebung

• Hilfe bei Fragen zur Bildqualität

• Unterstützung bei bestehender Systemkonfiguration und verwendeten Protokollen

syngo Remote Trainer

• Individuelle Schulungen der Anwender auf ihrem System, in der Umgebung, die sie kennen, und mit den Optionen, die ihnen zur Verfügung stehen

• Mögliche Schulungsinhalte: fachspezifische Applikationen,

sicherheitstechnische Aspekte, Änderung von Systemkonfigurationen oder die Gestaltung und Optimierung weiterer Protokolle

Wie profitiert der Patient von der technologischen Weiterentwicklung im SOMATOM Perspective?

Chudzik: Der Patient profitiert in vieler- lei Hinsicht. Zum einen von einer her- vorragenden Bildqualität, dem A und O jeder CT-Untersuchung, die dem Arzt eine solide Basis für eine präzise und verläss- liche Diagnostik liefert. Zum anderen, wie schon genannt, von der Möglichkeit, diese Bilder mit der geringstmöglichen Strahlendosis und mit minimalem Risiko zu bekommen. Ein Vorteil ganz anderer Art zeigt sich schon beim Betreten des Untersuchungsraums. Der SOMATOM Perspective lässt sich als erster CT-Scanner von Siemens mit einem Moodlight, einer integrierten Beleuchtung, ausstatten. Sie schafft eine angenehme Raumatmos- phäre und sorgt dafür, dass die Untersu- chung so angenehm wie möglich abläuft.

Serviceleistungen spielen für die Aufrechterhaltung des Patientenbe- triebs eine wesentliche Rolle. Welche Angebote macht Siemens neben dem eMode?

Dießl: Ein Basisbaustein unserer Service- verträge ist Siemens Remote Service (SRS). Über eine sichere und zertifizierte VPN-Verbindung können wir die Geräte des Anwenders rund um die Uhr über- wachen und Unregelmäßigkeiten erken- nen, bevor Störungen auftreten. Für den Anwender bedeutet das weniger Ausfall- zeiten und kaum noch unvorhergesehene Störungen im Patientenbetrieb. Verlust von Umsatz und Image durch kurzfristige Verschiebung von Untersuchungstermi- nen werden somit fast komplett vermie- den. Außerdem lässt sich via SRS ein erheblicher Anteil an Systemstörungen direkt per Fernzugriff beheben. Ein wei- teres wichtiges Element ist das Siemens Utilization Management. Mithilfe von SRS behalten wir die Anwendersysteme unter dem Aspekt der Produktivität im Auge. Wir analysieren Prozesse, ver- gleichen sie – sofern gewünscht – mit Werten anderer Häuser und erstellen Reports über die gewonnenen Erkennt- nisse. Dabei ermöglicht die Auswertung jedes einzelnen Scans die genaue Analyse des Nutzungsverhaltens und liefert so Ansatzpunkte für Verbesserungen. Darü-

ber hinaus werden wir in Zukunft auch für der SOMATOM Perspective via SRS eine Überwachung der Röntgenröhre anbieten. Durch die permanente Auswer- tung ausgewählter Indikatoren ermög- lichen wir zuverlässige Prognosen über den Zeitpunkt eines bevorstehenden not- wendigen Röhrentauschs. So kann der Austausch der Röhre rechtzeitig erfolgen – ohne ungeplante Ausfallzeiten, ohne verärgerte Patienten und mit nur mini- maler Störung des Workflows. Diese umfassenden Serviceleistungen helfen Anwendern, ihre Prozesse zu optimieren, Einsparpotenziale zu erschließen, den

Patientendurchsatz zu steigern und auch Rückschlüsse auf den Schulungsbedarf der Anwender abzuleiten.

Herr Chudzik, Herr Dießl, vielen Dank für das Gespräch.

* Option

(30)

Management

Medizintechnik-Management-Check

Ein externer Blick

auf die Stärken und Verbesserungs-

potenziale

Innerhalb kürzester Zeit hat ein Team von Siemens mit einem

Medizintechnik-Management-Check die Stärken und Verbesserungs- potenziale der medizintechnischen Abteilung des Klinikums Fürth analysiert und die Ergebnisse in einem handlichen Ergebnisbericht zusammengeführt. Nicht nur als objektive Bestandsaufnahme des Status quo, sondern auch für die gezielte Unterstützung der Weiter- entwicklung der Abteilung.

Durch die fortschreitende Digitalisierung des Krankenhauses ist die Medizintechnik heute wesentlich enger mit den medizi- nischen Kernprozessen verwoben als noch vor ein paar Jahren. Und weil deren Ver- fügbarkeit, Effizienz und Ergebnisqualität einen direkten Einfluss auf die Qualität der medizinischen Leistung und damit auf den Erfolg einer Klinik haben, hat sich das Klinikum Fürth im Sommer letz- ten Jahres als eine der ersten Kliniken in Deutschland zur Durchführung eines Medizintechnik-Management-Checks entschlossen.

Von der Durchführung des Medizin- technik-Management-Checks am Klinikum Fürth hat die medizintechni- sche Abteilung in vielfacher Hinsicht profitiert.

So objektivierte die externe Bewer- tung viele subjektive Eindrücke, die Martin Vitzithum, der Leiter des

Betriebs- und Versorgungsmanage- ments am Klinikum Fürth, über die Jahre gewonnen hatte, untermauerte die Richtigkeit vieler Entscheidungen – etwa bei Räumlichkeiten und Per- sonalentwicklung – und identifizierte Nachholbedarf zum Beispiel im Bereich wiederkehrender Prüfungen.

Kurz zusammengefasst

(31)

Im Rahmen dieses neuartigen Service- angebotes analysieren Mitarbeiter von Siemens auf der Basis einer wissenschaft- lichen Methodik und vor dem Hinter- grund ihrer praktischen Erfahrungen die Stärken und Schwächen der Medizin- technik, zeigen wesentliche Handlungs- felder auf und empfehlen konkrete Ver- besserungsschritte. Dabei sorgt vor allem der wissenschaftliche Ansatz für ein Höchstmaß an Objektivität und Transpa- renz.

inside:health sprach mit Martin Vitzithum, dem Leiter des Betriebs- und Versorgungs- managements am Klinikum Fürth, über seine Erfahrungen mit dem Medizintech- nik-Management-Check.

Was war der konkrete Anlass, im Sommer letzten Jahres am Klinikum Fürth einen Medizintechnik-Manage- ment-Check von Siemens durchführen zu lassen?

Martin Vitzithum: Wir haben bei uns im Haus in den letzten zehn Jahren einen enormen quantitativen wie qualitativen Arbeitsanstieg in der Medizintechnik gehabt: mehr Geräte, andere Geräte, integrierte Geräte. Da war das Angebot von Siemens eine willkommene Gelegen- heit, uns einen zusätzlichen Überblick über die Leistungsfähigkeit unserer Medi- zintechnik zu verschaffen.

Wie haben Sie davon erfahren, dass Siemens hier Unterstützung anbietet?

Vitzithum: Zunächst ging es um die grundsätzliche Frage, wer uns im Bereich Facility Management beraten und unter- stützen kann. Im Zuge der Recherche zu diesem Thema kam von Siemens dann das ergänzende Angebot, einen Medizin- technik-Management-Check in unserem Hause durchzuführen.

Können Sie kurz skizzieren, wie Siemens dann vorgegangen ist?

Vitzithum: Im Rahmen eines Vorge- sprächs hat Siemens die Organisations- struktur unseres Hauses erfragt und grundsätzliche Fragen geklärt: Wie hat sich die Medizintechnik bei uns ent- wickelt? Wo steht die Medizintechnik?

Wo wollen wir hin? Welches Leistungs- Das Klinikum Fürth ist ein

Krankenhaus der Versorgungsstufe III mit 709 Betten und Akademisches Lehrkrankenhaus der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

(32)

spektrum hat das Krankenhaus? Das fand ich sehr gut. Nach diesem Vorgespräch hatte ich noch die Gelegenheit, meine Mitarbeiter darauf vorzubereiten, dass so etwas geplant ist. Einige Tage danach wurde dann der eigentliche Medizintech- nik-Management-Check durchgeführt.

Die Mitarbeiter von Siemens hatten so die Möglichkeit, ganz neutral mit meinen Mitarbeitern zu sprechen und sich so ein Bild von unserer Medizintechnik zu ver- schaffen.

Wie verschafft man sich so ein Bild?

Vitzithum: Die Interviewer nutzen dabei einen Katalog mit Orientierungsfragen zu den Dimensionen wie z. B. „Alter und Zustand der Systeme“, „Aus- und Weiter- bildung der Mitarbeiter“, „Eigenleistungs- quote“, „Termintreue“, „Einhaltung der Serviceverträge“, „Prozessdefinition und -dokumentation“ und „Datenbankmanage-

ment“. Positiv dabei war, dass die Mitar- beiter von Siemens genau wussten, wie eine Medizintechnikabteilung aufgebaut ist, wie sie ihre Leistungen erbringt, wo mögliche Schwachpunkte und Risiken sind.

Und wie war die Reaktion der Mit- arbeiter auf diese Interviews?

Gab es Vorbehalte gegenüber so einer externen Consulting-Leistung?

Vitzithum: Bei den Interviews eigentlich nicht. Zumal die Gesprächsbereitschaft gegenüber den Interviewern grundsätz- lich hoch war, weil Siemens ja bei uns im Haus immer gute Arbeit geleistet hat.

Insofern war eine gewisse Offenheit da, was vielleicht bei anderen externen, ver- meintlich unabhängigen Beratern nicht so gewesen wäre, weil man diesen ganz schnell rein betriebswirtschaftliche und kaufmännische Motive unterstellt. Später

kam die Frage auf, ob durch den Medizin- technik-Management-Check Rationalisie- rungsmaßnahmen vorbereitet werden.

Diese Sorge konnte ich meinen Mitarbei- tern nehmen, weil der Check ja auch ergab, dass die Abteilung bisher mit sehr wenigen Mitarbeitern sehr viel geleistet hat.

Und wie lange mussten Sie auf das Ergebnis warten?

Vitzithum: Also alles in allem war es gerade mal ein Monat: zwei Wochen vom Interview bis zum Ergebnisbericht und dann noch einmal die gleiche Zeit bis zum abschließenden Gesprächstermin bei uns.

Beim Lesen des Ergebnisberichts habe ich festgestellt, dass dieser bereits sehr realistisch das darstellt, was ich bisher schon so wahrgenommen habe oder was mir von Mitarbeitern auch berichtet wurde. Anschließend habe ich meine

„ Der Check schafft Bewusstsein dafür, dass die Medizin- technik eine enorm wichtige Funktion ist. Und es ist ein objektiver Blick auf die Organisationssituation in der Medizintechnik, den man sich leisten kann.“

Martin Vitzithum, Leiter des Betriebs- und Versorgungsmanagements am Klinikum Fürth Management

Medizintechnik-Management-Check

Referenzen

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