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2003 davon aus, dass allein in München bis zu 50.000 Erwachsene ohne geregel-ten Aufenthaltsstatus leben. Verlässliche Zahlen sind schwer zu nennen, Menschen ohne Papiere sind nirgends erfasst. „Ärzte der Welt“ weiß nur, wie viele Menschen die Hilfe der Organisation in Anspruch nehmen: Im Jahr 2011 kamen 1.070 Pati-enten und es werden Jahr für Jahr mehr.

Neue Menschen wandern zu, das Ange-bot von open.med spricht sich herum – und es wird ausgebaut. Seit Februar dieses Jahres bieten eine Hebamme und ein Gynäkologe zusätzlich eine Sprech-stunde nur für Frauen an. Und schon seit Mai 2008 gibt es jeden zweiten Dienstag im Monat einen Extratermin für Kinder.

Sarah Mannfeld leitet diese Kindersprech-stunde, sie wechselt sich mit einem Kollegen ab. Es ist ein Dienstag im März, kurz nach 15 Uhr. Heute ist eine junge bulgarische Mutter mit ihrem kleinen Sohn gekommen. Ihre Geschichte ist eine von geplatzten Träumen und zerstörten Hoffnungen, eine von vielen. In ihrer Heimat habe sie einen Deutschen kennen-gelernt, erzählt sie. Im vergangenen Jahr reiste sie ihm nach, kam nach München, wurde Mutter. Heute lebt sie bei einer Bekannten. Die deutschen Behörden waren von Anfang an eine Hürde, sie spricht kaum Deutsch, ihre Freundin übersetzt. Mit ihrem Sohn hat sie schon

Sarah Mannfeld, Kinderärztin,

arbeitet seit drei Jahren für „Ärzte der Welt“.

Medizin Ultraschall

In der open.med-Kindersprechstunde werden auch die Kleinsten medizinisch betreut

Info/Kontakt:

www.siemens.de/vielbewegen florian.hein@siemens.com mehrmals die open.med-Sprechstunde

besucht, heute soll das Kind geimpft werden.

Sie sitzen im Wartezimmer, es ist hell und durch eine Fensterfront von der Straße her einsehbar – so können sich die Patienten vergewissern, wer sich im Raum aufhält, bevor sie eintreten. Sarah Mannfeld versorgt unterdessen eine Familie aus Aserbaidschan. Der Vater kam vor einigen Jahren, um der Arbeitslosig-keit zu entkommen. Er ist gut ausgebildet, in Aserbaidschan habe er Wirtschafts-wissenschaft studiert, erzählt er. Als er hier ankam, sei er zuversichtlich gewe-sen – doch es ging schief. Derzeit arbei-tet er in Teilzeit, er ist in psychologischer Behandlung. Sein Sohn ist dreieinhalb Jahre alt und gesund, für ihn kamen sie zur Vorsorgeuntersuchung.

Die meisten Kinder, die zu Sarah Mannfeld in die Sprechstunde kommen, werden nur geimpft oder vorbeugend untersucht.

Viele haben die üblichen Kinderkrank-heiten, Fieber, Ohrenschmerzen, Husten, Choliken. Fast alle haben Karies. Und manche leiden unter Krankheiten, die bei angemessener ärztlicher Betreuung rasch eingedämmt wären, Leiden wie Geburtstraumata oder Rheuma. Akute schwere Krankheiten seien aber selten, sagt Mannfeld – zumindest bei Kindern.

Man merke eben, dass sich die Eltern um ihren Nachwuchs kümmern: „Für die Kinder gehen sie früher zum Arzt als für sich selbst.“ In die Erwachsenensprech-stunde hingegen kämen zuweilen Men-schen mit Erkrankungen in einem Stadi-um, wie sie es noch nie erlebt habe: ein Mann mit von Karies entstellten Zähnen etwa oder die Frau mit dem unbehandel-ten Sturge-Weber-Syndrom. Viele Erwach-sene kommen auch mit chronischen Erkrankungen – darunter viele Leiden, die erst mangels ärztlicher Versorgung in Deutschland chronisch geworden sind.

Sarah Mannfeld war anfangs überrascht, wie notwendig die Arbeit einer Hilfsor-ganisation im reichen München ist. „Ich fand es erschreckend, dass das soziale Netz doch so große Löcher hat“, sagt sie.

Die Kinderärztin engagiert sich seit drei Jahren für „Ärzte der Welt“. Für Entwick-lungshilfe habe sie sich immer schon begeistern können, erzählt sie. Schon

während des Studiums arbeitete sie in einer staatlichen Klinik in Mexiko, in Argentinien unterstützte sie eine mobile Krankenstation und fuhr zu Kindern, die sonst keine medizinische Betreuung erhalten hätten. Endgültig ins Ausland zu gehen hätte sie sich aber nicht vor-stellen können. „Dafür hält mich einfach zu viel in Deutschland“, sagt sie.

open.med sei ihr persönlicher Kom-promiss: „Ich mache Entwicklungshilfe – und kann dabei zu Hause bleiben.“

Überdies sei die Sprechstunde ein Aus-gleich zu ihrer beruflichen Haupttätigkeit.

Sarah Mannfeld arbeitet auf einer Kinder-intensivstation in Augsburg. Die Patien-ten dort werden aufwendig versorgt – und als Ärztin sei sie dort zudem viel mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt, sagt sie. open.med dagegen sei einfach Grundlagenmedizin. „Da haben wir wesentlich weniger Möglichkeiten. Aber wir schaffen es trotzdem, die Kinder gut zu betreuen.“

Die Mittel bei open.med sind tätsäch-lich begrenzt. Der Behandlungsraum in der Görresstraße ist klein und einfach ausgestattet. Die Ärzte können Blutdruck und Zucker messen. Mit dem neuen, gespendeten Ultraschallgerät können sie zum Beispiel Herzfehler bei Kindern feststellen oder Vorsorgeuntersuchun-gen für Schwangere durchführen. Und sie können Medikamente verschreiben.

Aber sobald aufwendigere Untersuchun-gen notwendig sind, sobald ein Abstrich genommen, Blut analysiert oder etwa eine Röntgenaufnahme gemacht werden muss, schicken die Ärzte die Patienten weiter: in die eigene Praxis, zu einem der 70 Münchner Ärzte, die mit open.med zusammenarbeiten, oder gleich in eine Klinik. „Ärzte der Welt“ kümmert sich dann um die Abrechnung.

Die Hilfsorganisation habe drei Stand-beine, erklärt Andreas Schultz, der Direk-tor der deutschen Sektion von „Ärzte der Welt“. Nothilfe-Einsätze in Krisenregionen gehören dazu, ebenso langfristige Pro-jekte in Entwicklungsländern, um das dortige Gesundheitssystem zu stärken.

Und dann ist da noch die nationale Arbeit, eine Besonderheit. Von Anfang an habe die Organisation ihren Blick nicht nur auf andere Länder gerichtet, sondern auch

die Not der Menschen in den Industrie-staaten gesehen, sagt Schultz – daher Projekte wie open.med.

15 Ärzte, zehn Medizinstudenten und zehn weitere Helfer kümmern sich hier um die Bedürftigen. Aber auch in Mün-chen sei die Arbeit von „Ärzte der Welt“

langfristig orientiert, sagt Andreas Schultz.

Man wolle nicht einfach nur die Lücken im sozialen Netz stopfen, sondern dafür sorgen, dass die Menschen zurück in die reguläre Krankenversorgung finden.

„Ärzte der Welt“ kooperiert deswegen mit dem „Café 104“, einer Gruppe des Bayerischen Flüchtlingsrates. In einem Nebenraum zu open.med besprechen deren ehrenamtliche Helfer aufenthalts-rechtliche Fragen mit den Patienten, füllen Anträge aus und begleiten sie bei Behördengängen.

Andreas Schultz ist vorsichtig, wenn er Ziele formuliert, Forderungen will er gar nicht stellen. Es wäre schön, sagt er schließlich, wenn erst einmal ein Bewusst-sein in der Gesellschaft dafür entstünde, dass diese Menschen ohne Status und Versicherung überhaupt existieren.

Sarah Mannfeld fährt alle vier bis sechs Wochen von Augsburg nach München in die open.med-Sprechstunde, hin und zurück dauert allein die Fahrt zwei Stun-den. „Ich will einfach helfen“, sagt sie.

Das sei schließlich der Grund gewesen, weshalb sie Medizin studiert habe und Ärztin geworden sei. Die Sprechstunde erinnert sie daran: „Ich komme danach nach Hause und es war ein guter Tag.“

Autor: Jakob Wetzel arbeitet als Redakteur, Autor und freier Journalist für verschiedene Medien, darunter das Bayerische Fernsehen und die Süddeutsche Zeitung. Er lebt in München.

In diesem Jahr ist es soweit: Das Uni-versitätsklinikum Ulm eröffnet seinen großzügigen Neubau für die Chirurgie, die Radiologie und weitere Abteilungen.

Über 300 Betten sowie 15 OP-Säle bieten dann eine medizinische Versor-gungsqualität, die mit den alten Räum-lichkeiten und der vorhandenen Medi-zintechnik nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte.

Herr Professor Gebhard, berichten Sie uns über die Entstehung des Hybrid-OP.

Prof. Dr. Florian Gebhard: Das ist eine lange Geschichte, die bereits vor elf Jah-ren begann. Bereits 2001 stand fest: Ein großer OP-Saal mit modernster Technik muss her – zunächst mit einem Kernspin-tomographen als bildgebendem System.

Nach einer Planungspause zeigte sich dann aber rasch, dass ein solches System im OP nur eine sehr eingeschränkte Ver-wendungsmöglichkeit hat und andernorts, wie in der Brainsuite der Neurochirurgie

in Günzburg, besser genutzt werden kann.

Wir tendierten dann zu einem Computer-tomographen, der 2007 bereits in ande-ren Kliniken zur chirurgischen Bildgebung genutzt wurde und ein breiteres Einsatz-spektrum aufweist, sich aber letzten Endes nicht durchsetzen konnte. Bei allen tech-nischen Überlegungen lag unser Fokus immer auf der Kombination perfekter, leis-tungsstarker Bildgebung mit zielgenauer Navigation. Dann stieß ich 2008 zufällig auf Informationen über das C-Bogen-System Artis zeego von Siemens.

Was hat zu Ihrer Entscheidung zuguns-ten Siemens und Artis zeego geführt?

Gebhard: Wir arbeiten schon lange mit dem Arcadis®-Orbic-3D-C-Bogen von Siemens und sind mit der Verarbeitungs- und Bildqualität von Siemens sehr zufrie-den. Beim Artis zeego wurde mir rasch klar, dass das genau das richtige System für einen OP mit Hybridbetrieb ist: Im Routinebetrieb kann es als „normaler“

C-Bogen mit oder ohne 3D-Option ein-gesetzt werden, für gehobene Anforde-rungen ist es technisch perfekt mit der Navigation kombinierbar. Gespräche mit Brainlab und mit Siemens ergaben bald, dass dank der NaviLink-Schnittstelle von Siemens der gemeinsame Betrieb beider Systeme problemlos ist. Die nach unserer Beschaffungsentscheidung fälligen Um-planungen, Konzeptionen und Antrags-verfahren konnten wir dank guter Argu-mente rasch zu einem positiven Ende bringen: Durch die vielseitigen Einsatz-möglichkeiten des Artis zeego kann das System wirtschaftlich von einer ganzen Reihe von Abteilungen, wie Unfallchirur-gie, NeurochirurUnfallchirur-gie, Herzchirurgie und Kieferchirurgie, genutzt werden.

Sie sprachen von Wirtschaftlichkeit – welche Nutzungen sehen Sie konkret?

Gebhard: Der neue Hybrid-OP unterliegt dem normalen OP-Management mit buchbaren Timeslots über insgesamt 10

Vielseitigkeit ist Trumpf