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Archiv "Deutsches Gesundheitswesen im Vergleich: Umfassender, preiswerter und auch effizienter" (09.09.2005)

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rof. Dr. med. Fritz Beske ist ein alter Hase im Gesundheitswesen. 103 Bände wurden in seinem Institut für Gesundheits-System-Forschung (igsf) bereits veröffentlicht. Dennoch gab er bei der Präsentation des 104. Bandes*

Ende August in Berlin zu, Herzklopfen zu haben. Denn das zweibändige Gut- achten „Leistungskatalog des Gesund- heitswesens im internationalen Ver- gleich“ sei eine Studie, „die anderes aussagt als alle anderen“. Was, ergänzte er umgehend: „Deutschland hat im in- ternationalen Vergleich nachweislich ein umfassendes, ein preiswertes und damit ein überdurchschnittlich effizien- tes Gesundheitswesen.“ Oft würden ei- nem andere Länder als Beispiel vorge- halten, sagte Beske. Doch häufig gehe es dabei um Einzelaspekte: „Die Ge- samtschau und der Vergleich aller Ko- sten und Leistungen fehlen.“

Auf 479 Seiten analysieren Beske, Dr. sc. pol. Thomas Drabinski und Ute Golbach 14 führende Industrienatio- nen. Deutschland habe das höchste Ver- sorgungsniveau bei Gesundheitslei- stungen, betonte Beske. Bei Geldlei- stungen sei ein überdurchschnittlich hohes Niveau zu verzeichnen. Unter- durchschnittlich fallen die Leistungen in diesem Bereich nur bei Mutterschaft und Mutterschaftsgeld aus.

Infolge einer hohen Hausarzt-, Fach- arzt- und Zahnarztdichte, vieler Kran- kenhäuser, freier Arztwahl und ver- gleichsweise geringer Zuzahlungen ge- be es praktisch keine Zugangsbarrie- ren. „Dies führt zu einer hohen Patien- tenzufriedenheit, nicht zuletzt auch dar- um, weil Wartezeiten weltweit am ge-

ringsten sind“, erläuterte Beske. Der Leistungskatalog sei zudem überdurch- schnittlich ausgestattet. Deutschland wendet dem Gutachten zufolge den- noch weniger Geld für sein Gesund- heitswesen auf als der Durchschnitt ver- gleichbarer Länder (Tabelle). Von der Politik verlangte Beske Augenmaß: „Es ist zu hoffen, dass nicht durch Reformen oder durch das, was als Reform bezeich- net wird, unser patientenfreundliches, effizientes Gesundheitswesen Schaden leidet oder ganz zerstört wird.“

Ähnlich argumentierte Dr. Hans Jür- gen Ahrens, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes: „Wir können zu Recht stolz sein auf das Erreichte.“

Allerdings berücksichtige Beske bei den Berechnungen zum Versorgungsni-

veau neben dem Leistungsumfang Strukturdaten wie Arztdichte oder Ver- weildauer im Krankenhaus, ohne zu problematisieren, ob diese Strukturen effizient seien. Bei der Effizienzberech- nung würden nur noch Leistungsum- fang und Pro-Kopf-Ausgaben vergli- chen, nicht jedoch bewertet, dass Deutschland nach den USA und der Schweiz den höchsten Anteil an Ge- sundheitsausgaben am Bruttoinlands- produkt verzeichne. Eine weitere Kri- tik: Deutschland schneide beim Ver- gleich der Lebenserwartung von Män- nern und Frauen in den untersuchten Ländern nur unterdurchschnittlich ab.

Positiver äußerte sich der Vorstands- vorsitzende der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung (KBV), Dr. med. An- dreas Köhler. Das oft zitierte Urteil, Deutschland zahle im Gesundheitswesen Mercedes und fahre Golf, sei falsch: „Un- ser Gesundheitssystem ist überdurch- schnittlich effizient.“ Köhler wies unter anderem darauf hin, dass der Anteil der Ausgaben für die ambulante Versorgung an den gesamten Gesundheitsausgaben in Deutschland am niedrigsten sei.

Dem Gutachten ist weiter zu entneh- men, dass Deutschland bei der Arztdich- te im Durchschnitt an sechster Stelle liegt (3,3 Ärzte je 1 000 Einwohner).Am meisten Ärzte je 1 000 Ein- wohner praktizieren in Italien (4,4), am wenigsten in Japan (2,2). Bei der Facharztdichte liegt Deutschland allerdings an erster Stelle (2,3 Fachärzte je 1 000 Einwohner), die Nieder- lande an letzter (1 Facharzt je 1 000 Einwohner). Vergleicht man die Zahl der akutsta- tionären Betten, ist Deutsch- land nach Japan das Land mit der höchsten Bettendichte (6,2 je 1 000 Einwohner). Auch die durchschnittliche Verweildauer ist die zweithöchste (8,6 Tage), nach der in der Schweiz.

Beske wies ergänzend dar- auf hin, dass die Gesundheits- berichterstattung in manchen Ländern sehr lückenhaft sei.Er vermutet, dass in Belgien, Itali- en, Kanada und Großbritanni- en mehr Geld für Gesundheit ausgegeben wird als offiziell angegeben. Sabine Rieser P O L I T I K

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A2356 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 369. September 2005

Deutsches Gesundheitswesen im Vergleich

Umfassender, preiswerter und auch effizienter

Schweden, Holland, Großbritannien – alle machen es besser als wir? Falsch, finden die Autoren der jüngsten igsf-Studie.

Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit 2001

Land Gesundheits- Geld- Summe

leistungen leistungen

USA 5 665 530 6 195

Japan 3 082 470 3 552

Schweiz 3 080 1 491 4 571

Dänemark 3 002 1 316 4 318

Niederlande 2 920 1 220 4 140

Österreich 2 916 1 057 3 973

Durchschnitt 2 786 808 3 954

Frankreich 2 776 544 3 320

Deutschland 2 741 819 3 560

Schweden 2 548 1 277 3 617

Kanada* 2 340 289 2 837

Großbritannien* 2 194 446 2 640

Australien 2 026 643 2 669

Belgien* 1 985 751 2 736

Italien* 1 733 454 2 187

*Länder mit unzureichenden Daten Quelle: Fritz-Beske-Institut

*Die Studie wurde von der KBV und der Hans-Neuffer- Stiftung finanziert. Sie kann gegen eine Schutzgebühr von 15 Euro plus Versandkosten bestellt werden unter Te- lefon: 04 31/80 06 00 oder unter info@igsf-stiftung.de.

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