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Archiv "Ist Cialit zur HIV-Abtötung geeignet?: 2. Bestrahlung und Sterilisation als weitere Möglichkeiten" (11.09.1992)

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(1)

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT DISKUSSION

1. Die gleiche Anwendungsre- gel gilt auch für die Hochfrequenz- Diathermie; entsprechende Norm- aussagen gibt es bisher jedoch noch nicht.

2. Der „Rat" des Kardiologen kann eigentlich nur lauten, daß bei Anwendung von Hochfrequenzener- gie im Extremfall Kammerflimmern ausgelöst werden kann und deshalb immer ein Defibrillator einsatz- und griffbereit zur Verfügung stehen muß. Nach Beendigung der Operati- on sollte der Schrittmacher über- prüft werden.

Dt. Ärztebl. 89 (1992) A1 -2957-2962 [Heft 37]

Literatur:

1. Batz, L.; Irnich, W.; Baiser, F.: Die Beeinflus- sung von Herzschrittmachern durch magneti- sche Störfelder. Herzschrittmacher 10 (1990) 118 122

2. Bundessozialgericht — Urteil v. 24. 6. 1981

—2RU61/79 3. Hayes, D. L.; Holmes, D. R.; Gray, J. E.: Ef- fect of 1,5 Tesla nuclear magnetic resonance imaging scanner an implanted permanent pacemarkers, JACC 10 (1987) 782-786 4. Irnich, W.; Batz, L.: Jahresbericht 1990 des

Zentralregisters Herzschrittmacher, Herz- schrittmacher 12 (1992) 40-45

5. Imich, W.; Lazica, M.; Gleisner, M.: Extra- corporeal Shock Wave Lithotripsy in Pace- maker Patients. In: Perioperative Manage- ment of Pacemaker Patients. Atlee/Gombotz/

Tscheliessnigg (Eds.), Springer-Verlag, im Druck

6. Jacob, H.; Volkmann, H.; Ziegenhahn, Ch.;

Uhlemann, Ch.: Störbeeinflussung von im- plantierten Herzschrittmachern durch appa- rative Physiotherapie. Z. ärztl. Fortbild. 84 (1990) 443-447

7. Tuleimat, S.; Irrich, W.; Tobisch, R.: HF- Chirurgie bei Herzschrittmacherpatienten.

Biomed. Technik 33 (1988) Suppl. 241-242 8. Venselaar, J. L. M.; v. Kerkoerle, H. L. J. M.;

Vet, A. J. T. M.: Radiation damage to pace- makers from radiotherapie. PACE 10 (1987) 538-542

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr.-Ing. Werner Irnich Leiter des

Instituts für Medizinische Technik der Justus-Liebig-Universität Gießen Aulweg 123

W-6300 Gießen

1. Temperatur und Zeitangaben fehlen

In diesem nur einseitigen Be- richt können die Fakten, die zu der Schlußfolgerung geführt haben, daß Cialit nicht zur Verhinderung des Übertragens einer HIV-Infektion geeignet sind, nicht eingesehen wer- den. Cialit wird in der HNO-Heil- kunde zur Langzeitkonservierung mit zytotoxischem Effekt verwendet.

Eine erhaltene osteogenetische Po- tenz ist für die Funktion der Schal- leitung nicht notwendig. Dieser Arti- kel weist folgende Lücken auf:

(1) Die Uberlebenszeit von HIV ist im flüssigen Zustand im wesentli- chen abhängig von der Zeit, der Temperatur und der Konzentration des verwendeten Konservierungsmit- tels. Temperatur und Zeitangaben fehlen.

C) Andere Autoren finden eine HIV-Inaktivierung durch Cialit, sie- he Grob und Grehn (zitiert in Scha- del et al.[1]).

® Die beiden zitierten Arbei- ten von Dickinson und Cookson ha- ben das Überleben von Bakterien in Cialit-Lösungen geprüft. Best über- lebender Keim ist Pseudomonas flu- orescens, ein Bakterium, welches in keiner Weise mit HIV, einem Virus, verglichen werden kann.

® Auch ein spekulativ vorhan- denes höchst effektives Virusinakti- vierungsmittel kann nicht ersetzen, daß die Spender selektioniert wer- den müssen, so daß eine Infektions- freiheit angenommen werden kann.

Ein Hinweis auf diese wichtige Vor- bedingung zur Transplantation fehlt in dem Artikel.

® Die Transplantation von Ge- hörknöchelchen mit in Cialit konser- viertem Material wird seit 20 Jahren in Deutschland durchgeführt. In die- ser Zeit sind bei den Empfängern keine Hepatitis-Virus- oder HIV-

Übertragungen bekannt geworden.

Das Hepatitis-B-Virus ist gegenüber äußeren Einflüssen wesentlich resi- stenter als HIV.

® Als Alternative können auch alloplastische Materialien Verwen- dung finden.

Literatur

1. Schadel, A.; Löwer, J.; Seifert, E.: HNO 39 (1991) 177-181

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.

Lutz Gürtler

Max v. Pettenkofer-Institut für Hygiene und

Medizinische Mikrobiologie Ludwig-Maximilians-Universität Pettenkoferstraße 9 a

W-8000 München 2

Prof. Dr. med. Eberhard Wilmes HNO-Klinik

Klinikum Großhadern Marchioninistraße 15 W-8000 München 70

2. Bestrahlung und Sterilisation

als weitere Möglichkeiten

In dem Artikel sind einige Fak- ten der allogenen Knochentrans- plantation nicht richtig oder irrefüh- rend wiedergegeben.

Die Aussage im ersten Ab- schnitt, daß die Möglichkeit einer HIV-Übertragung zu einem weitge- henden Verlassen der allogenen Knochentransplantation geführt hat, ist unrichtig. Nach neuesten Unter- suchungen werden pro Jahr etwa 300 000 allogene Knochentransplan- tationen in den USA durchgeführt.

Aufgrund eigener Erhebungen sowie einer weiteren Untersuchung im or- thopädischen Bereich kann in der Bundesrepublik Deutschland mit et- wa 10 000 bis 20 000 kryokonservier-

Ist Cialit zur

HIV-Abtötung geeignet?

Zu dem Kurzbericht von Dr. med. Wolfgang Röder und Mitarbeiter in Heft 43/1991

A1 -2962 (58) Dt. Ärztebl. 89, Heft 37, 11. September 1992

(2)

ten allogenen Knochentransplanta- tionen pro Jahr gerechnet werden.

Prinzipiell ist das Bemühen der Autoren begrüßenwert, durch Steri- lisations- oder Desinfektionsmaß- nahmen eine mögliche HIV-Über- tragung durch allogene Knochen- transplantationen zu verhindern. Die Untersuchungen, inwieweit jedoch eine Behandlung mit Cialit zu einer Avitalität des Knochentransplanta- tes führt, sind insofern irrelevant, da jedes allogene Knochentransplantat als avital anzusehen ist. Bereits das nicht desinfizierte, kryokonservierte allogene Knochentransplantat ent- hält keine vitalen, osteogenetisch po- tenten Zellen. Es ist zu begrüßen, daß die Autoren klar aussagen, daß Cialit zur HIV-Inaktivierung nicht geeignet ist. Daraus jedoch die For- derung abzuleiten, daß grundsätzlich auf die autogene Knochentransplan- tation zurückzugreifen ist, kann so nicht akzeptiert werden. Neben der radioaktiven Bestrahlung mit 25 Ki- loGray ist die thermische Behand- lung im Sinne einer Desinfektion mit 80 Grad Celsius oder einer Sterilisa- tion durch Autoklavierung durchaus eine Möglichkeit, allogene Knochen- transplantationen HIV-sicher zu be- handeln. Die Autoren können nicht alle anderen Methoden ignorieren und als einzige Alternative das auto- gene Transplantat nennen, nur weil ihre Versuche nicht geeignet waren, dieses ohne Zweifel sehr wichtige Problem zu lösen. Die Untersuchun- gen gehen weiterhin nicht auf das Hauptproblem der chemischen Des- infektion, nämlich die Penetration des Desinfektionsmittels in den Kno- chen ein.

Priv.-Doz. Dr. med. H. Knaepler Zentrum für Operative Medizin I Klinik für Unfallchirurgie der Universität Marburg

Baldingerstraße W-3550 Marburg

Schlußwort

Wir sind den Autoren der kriti- schen Stellungnahmen zu unserem Beitrag über eine potentielle Wirk- samkeit von Cialit als HIV-Inakti-

vierungsagens sehr dankbar. Sie un- terstützen die Auffassung, daß Cialit eine eingeschränkte antibiotische Aktivität bei Transplantationen in der HNO-Heilkunde besitzt, die in der Literatur zu einer unterschiedli- chen Einschätzung der Wirksamkeit von Cialit geführt hat (3).

In unseren berichteten Untersu- chungen haben wir HIV-I-infizierte CEM-Zellen eingesetzt und Cialit für sieben Tage bei 37 Grad Celsius einwirken lassen. Wir konnten, wie berichtet, nur einen zytotoxischen, aber keinen selektiven Anti-HIV-Ef- fekt von Cialit nachweisen. Dickson (2) hat in seiner Arbeit das Überle- ben von Pseudomonas fluoreszens in Cialit experimentell überprüft, warnt jedoch ausdrücklich vor der Möglich- keit einer HIV- oder Hepatitis- Übertragung nach Cialit-Konservie- rung, da es laut Herstellerangaben keine viruzidale Aktivität besitze.

Cookson (1) bestätigt die Aussagen Dicksons. Im Hinblick auf die zur Zeit noch nicht abgeschlossene Dis- kussion über die potentielle Wirk- samkeit von Cialit bei der Inaktivie- rung von HIV erscheint es uns ange- zeigt, daß die Schlußfolgerungen — wie von den Kollegen Wilmes, Gürt- ler und Wolf (8) und uns (angespro- chener Beitrag) angewandt — mit Vorsicht gezogen werden sollten und stets Bezug nehmen auf die eigenen vorgelegten Untersuchungen. Eine Generalisierung erscheint verfrüht.

Ein wichtiger Beitrag in den ge- nannten Leserbriefen ist der Hin- weis, daß eine Spenderselektion vor einer geplanten Transplantation stattfinden muß.

Herr Kollege Knaepler selbst zi- tiert in seiner Arbeit (5) die Ergeb- nisse einer Umfrage in deutschen Kliniken (4), wonach entweder zahl- reiche Knochenbanken aufgegeben oder zu Gunsten der autologen Transplantation eingeschränkt wur- den. Nach unserer Anschauung un- terstützen seine Ausführungen unse- re Einschätzungen. Grundlegende Arbeiten von Schweiberer (6) be- schreiben den osteogenetischen Wert des homologen kältekonser- vierten Transplantates. Nach Urist (7) ist diese osteogenetische Potenz auf das Bone morphogenetic protein zurückzuführen, das somit bei einer

Knochendesinfektion nicht denatu- riert werden darf. Herr Kollege Knaepler beschreibt bei Autoclavie- rung und Thermodesinfektion (6) ei- ne Reduzierung der osteogeneti- schen Potenz, was wir als Hinweis auf eine Denaturierung ansehen.

Untersuchungen zur Desinfekti- on der Knochentransplantate sind ohne Berücksichtigung der Charak- teristika des HIV problematisch. Die Effektivität von Desinfektionsmit- teln, welche nicht die Nukleinsäure- sequenz der Wirtszelle und das in ihr enthaltene Provirus zerstören, ist fraglich. Nach unserer Meinung bie- tet daher nur der Nachweis der HIV- Freiheit des Transplantates, an de- ren Nachweismethode wir zur Zeit arbeiten, ausreichend Sicherheit bei der Vermeidung von HIV-Transmis- sion bei der autologen Transplantati- on. Über unsere Ergebnisse zum HIV-Nachweis werden wir in Kürze berichten.

Literatur

1. Cookson, B. D.; Hofmann, P. N.; Price, T.;

Webster, M. and Fenton, 0.: Cialit as a tissue preservative, microbiological assessment. J.

Hosp. Inf. 11 (1988) 263

2. Dickson, W. A. and Inglis, T. J. J.: Cialit pre- served cartilage: failure to guarantee sterility.

Br. J. Plast. Surg. 41 (1988) 408

3. Hutenbrink, K. B.; Weidenfeller P.: Sind Cia- lit-konservierte Artikel als Mittelohrimplan- tate bakteriologisch noch vertretbar? Ihr Er- satz durch vorgefertigte Implantate aus Zäh- nen. Laryng. Rhinol. Otol. 69 (1990) 327-332 4. Jerosch, J.; Castro, W. H-M.; Graurath, M.;

Rosin, H.: Knochenbanken in der BRD. Er- gebnisse einer Befragung. Unfallchirurg 93 (1990) 334

5. Knaepler, H.; Ascherl, R.; von Garrel, Th.

und Gotzen, L.: Richtlinien zur allgemeinen Knochentransplantation. Chrirug 62 (1991) 763

6. Knaepler, H.; Sand, D.; Roth, H. und Garrel, V.: Die Einheilungsdynamik sterilisierten Knochens — Tierexperimentelle Untersu- chungen. Hefte zur Unfallheilkunde 220 (1991) 544

7. Schweiberer: Der heutige Stand der Kno- chentransplantation: Chirurg 48 (1971) 252 8. Urist, M. R.; Strates, B. S.: Bone morphoge- netic protein: J. Dent Res, 1392 (1971) 50 9. Wilmes, E.; Gürtler, L. und Wolf, H.: Zur

Übertragbarkeit von HIV-Infektion durch al- logene Transplantate. Laryng. Rhinol. Otol.

66 (1987) 332

Dr. med. Wolfgang Röder Abteilung für Allgemein- und Unfallchirurgie

St. Josefs-Hospital Wiesbaden Solmsstraße 15

W-6200 Wiesbaden A1-2964 (60) Dt. Ärztebl. 89, Heft 37, 11. September 1992

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