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Archiv "Ist Cialit zur HIV-Abtötung geeignet?: Schlußwort" (11.09.1992)

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Academic year: 2022

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ten allogenen Knochentransplanta- tionen pro Jahr gerechnet werden.

Prinzipiell ist das Bemühen der Autoren begrüßenwert, durch Steri- lisations- oder Desinfektionsmaß- nahmen eine mögliche HIV-Über- tragung durch allogene Knochen- transplantationen zu verhindern. Die Untersuchungen, inwieweit jedoch eine Behandlung mit Cialit zu einer Avitalität des Knochentransplanta- tes führt, sind insofern irrelevant, da jedes allogene Knochentransplantat als avital anzusehen ist. Bereits das nicht desinfizierte, kryokonservierte allogene Knochentransplantat ent- hält keine vitalen, osteogenetisch po- tenten Zellen. Es ist zu begrüßen, daß die Autoren klar aussagen, daß Cialit zur HIV-Inaktivierung nicht geeignet ist. Daraus jedoch die For- derung abzuleiten, daß grundsätzlich auf die autogene Knochentransplan- tation zurückzugreifen ist, kann so nicht akzeptiert werden. Neben der radioaktiven Bestrahlung mit 25 Ki- loGray ist die thermische Behand- lung im Sinne einer Desinfektion mit 80 Grad Celsius oder einer Sterilisa- tion durch Autoklavierung durchaus eine Möglichkeit, allogene Knochen- transplantationen HIV-sicher zu be- handeln. Die Autoren können nicht alle anderen Methoden ignorieren und als einzige Alternative das auto- gene Transplantat nennen, nur weil ihre Versuche nicht geeignet waren, dieses ohne Zweifel sehr wichtige Problem zu lösen. Die Untersuchun- gen gehen weiterhin nicht auf das Hauptproblem der chemischen Des- infektion, nämlich die Penetration des Desinfektionsmittels in den Kno- chen ein.

Priv.-Doz. Dr. med. H. Knaepler Zentrum für Operative Medizin I Klinik für Unfallchirurgie der Universität Marburg

Baldingerstraße W-3550 Marburg

Schlußwort

Wir sind den Autoren der kriti- schen Stellungnahmen zu unserem Beitrag über eine potentielle Wirk- samkeit von Cialit als HIV-Inakti-

vierungsagens sehr dankbar. Sie un- terstützen die Auffassung, daß Cialit eine eingeschränkte antibiotische Aktivität bei Transplantationen in der HNO-Heilkunde besitzt, die in der Literatur zu einer unterschiedli- chen Einschätzung der Wirksamkeit von Cialit geführt hat (3).

In unseren berichteten Untersu- chungen haben wir HIV-I-infizierte CEM-Zellen eingesetzt und Cialit für sieben Tage bei 37 Grad Celsius einwirken lassen. Wir konnten, wie berichtet, nur einen zytotoxischen, aber keinen selektiven Anti-HIV-Ef- fekt von Cialit nachweisen. Dickson (2) hat in seiner Arbeit das Überle- ben von Pseudomonas fluoreszens in Cialit experimentell überprüft, warnt jedoch ausdrücklich vor der Möglich- keit einer HIV- oder Hepatitis- Übertragung nach Cialit-Konservie- rung, da es laut Herstellerangaben keine viruzidale Aktivität besitze.

Cookson (1) bestätigt die Aussagen Dicksons. Im Hinblick auf die zur Zeit noch nicht abgeschlossene Dis- kussion über die potentielle Wirk- samkeit von Cialit bei der Inaktivie- rung von HIV erscheint es uns ange- zeigt, daß die Schlußfolgerungen — wie von den Kollegen Wilmes, Gürt- ler und Wolf (8) und uns (angespro- chener Beitrag) angewandt — mit Vorsicht gezogen werden sollten und stets Bezug nehmen auf die eigenen vorgelegten Untersuchungen. Eine Generalisierung erscheint verfrüht.

Ein wichtiger Beitrag in den ge- nannten Leserbriefen ist der Hin- weis, daß eine Spenderselektion vor einer geplanten Transplantation stattfinden muß.

Herr Kollege Knaepler selbst zi- tiert in seiner Arbeit (5) die Ergeb- nisse einer Umfrage in deutschen Kliniken (4), wonach entweder zahl- reiche Knochenbanken aufgegeben oder zu Gunsten der autologen Transplantation eingeschränkt wur- den. Nach unserer Anschauung un- terstützen seine Ausführungen unse- re Einschätzungen. Grundlegende Arbeiten von Schweiberer (6) be- schreiben den osteogenetischen Wert des homologen kältekonser- vierten Transplantates. Nach Urist (7) ist diese osteogenetische Potenz auf das Bone morphogenetic protein zurückzuführen, das somit bei einer

Knochendesinfektion nicht denatu- riert werden darf. Herr Kollege Knaepler beschreibt bei Autoclavie- rung und Thermodesinfektion (6) ei- ne Reduzierung der osteogeneti- schen Potenz, was wir als Hinweis auf eine Denaturierung ansehen.

Untersuchungen zur Desinfekti- on der Knochentransplantate sind ohne Berücksichtigung der Charak- teristika des HIV problematisch. Die Effektivität von Desinfektionsmit- teln, welche nicht die Nukleinsäure- sequenz der Wirtszelle und das in ihr enthaltene Provirus zerstören, ist fraglich. Nach unserer Meinung bie- tet daher nur der Nachweis der HIV- Freiheit des Transplantates, an de- ren Nachweismethode wir zur Zeit arbeiten, ausreichend Sicherheit bei der Vermeidung von HIV-Transmis- sion bei der autologen Transplantati- on. Über unsere Ergebnisse zum HIV-Nachweis werden wir in Kürze berichten.

Literatur

1. Cookson, B. D.; Hofmann, P. N.; Price, T.;

Webster, M. and Fenton, 0.: Cialit as a tissue preservative, microbiological assessment. J.

Hosp. Inf. 11 (1988) 263

2. Dickson, W. A. and Inglis, T. J. J.: Cialit pre- served cartilage: failure to guarantee sterility.

Br. J. Plast. Surg. 41 (1988) 408

3. Hutenbrink, K. B.; Weidenfeller P.: Sind Cia- lit-konservierte Artikel als Mittelohrimplan- tate bakteriologisch noch vertretbar? Ihr Er- satz durch vorgefertigte Implantate aus Zäh- nen. Laryng. Rhinol. Otol. 69 (1990) 327-332 4. Jerosch, J.; Castro, W. H-M.; Graurath, M.;

Rosin, H.: Knochenbanken in der BRD. Er- gebnisse einer Befragung. Unfallchirurg 93 (1990) 334

5. Knaepler, H.; Ascherl, R.; von Garrel, Th.

und Gotzen, L.: Richtlinien zur allgemeinen Knochentransplantation. Chrirug 62 (1991) 763

6. Knaepler, H.; Sand, D.; Roth, H. und Garrel, V.: Die Einheilungsdynamik sterilisierten Knochens — Tierexperimentelle Untersu- chungen. Hefte zur Unfallheilkunde 220 (1991) 544

7. Schweiberer: Der heutige Stand der Kno- chentransplantation: Chirurg 48 (1971) 252 8. Urist, M. R.; Strates, B. S.: Bone morphoge- netic protein: J. Dent Res, 1392 (1971) 50 9. Wilmes, E.; Gürtler, L. und Wolf, H.: Zur

Übertragbarkeit von HIV-Infektion durch al- logene Transplantate. Laryng. Rhinol. Otol.

66 (1987) 332

Dr. med. Wolfgang Röder Abteilung für Allgemein- und Unfallchirurgie

St. Josefs-Hospital Wiesbaden Solmsstraße 15

W-6200 Wiesbaden A1-2964 (60) Dt. Ärztebl. 89, Heft 37, 11. September 1992

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