Es gab zum Anfang der 80er Jahre mehr als 100 bevölkerungsbe- zogene Krebsregister in der Welt (9).
Drei dieser Register, die dem Stan- dard für die internationale Krebsin- zidenzensammlung entsprachen, ar- beiteten in Deutschland (Saarland, Hamburg, die damalige DDR).
Wenn man davon ausgeht, daß man in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedliche Bedingungen für das Auftreten von Krebs vorfindet, so lassen sich Studien planen, die gleichzeitig mehrere Register umfas- sen, wodurch es möglich ist, schnel- ler zu aussagekräftigen Ergebnissen zu gelangen. Es ist nun die Sache ei- nes jeden Staates oder Landes, sich durch die Einrichtung von Krebsre- gistern an der internationalen Auf- gabenstellung, die Ursachen des Krebses zu erforschen, zu beteiligen.
Dt. Ärztebl. 89 (1992) A 1 -2195-2202 [Heft 24]
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Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. Timo Hakulinen Finnish Cancer Registry Liisankatu 21 B
SF-00170 Helsinki Finnland
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Behandlung HIV-infizierter Schwangerer mit Zidovudin
Durch die steigende Anzahl HIV-infizierter Frauen werden auch häufiger Schwangere bewußt oder unabsichtlich mit Zidovudin behan- delt, das in vivo die Reduplikation von HIV-I hemmt Da das Medika- ment durch die Plazenta auf den Fe- tus übergeht, könnte das Risiko der pränatalen Infektion des Kindes ge- senkt werden. Eine retrospektive Studie, die Auswirkungen einer Zi- dovudin-Behandlung während der Schwangerschaft bei 43 HIV-infi- zierten Frauen untersuchte, konnte keine schwerwiegenden teratogenen oder toxischen Wirkungen auf die Feten feststellen. 24 der Schwange- ren wurden mindestens zwei Trime- ster lang mit Zidovudin behandelt, 12 hatten das Medikament innerhalb des ersten Trimesters eingenommen Die Behandlungsdosen lagen zwi- schen 300 und 1200 Milligramm pro
Tag. Alle Kinder wurden lebend ge- boren. Die Hämoglobinwerte von 31 Kindern wurden von den behandeln- den Pädiatern mitgeteilt. Sie lagen zwischen 11,2 und 20 Gramm pro Deziliter. Drei der sieben Babys, die Werte unter 13,5 Gramm pro Dezili- ter aufwiesen, waren Frühgeborene in der 28. Schwangerschaftswoche.
In der Studie wurde kein er- höhtes Risiko für Frühgeburten, in- trauterine Wachstumsretardierung oder kindliche Asphyxie festgestellt.
Das durchschnittliche Geburtsge- wicht lag mit 3000 Gramm ebenfalls nicht signifikant unter dem Gewicht Neugeborener von nicht infizierten Müttern. Auch trat keine schwerwie- gende Knochenmarksdepression bei den Kindern auf. Weitere Kompli- kationen wie Oligohydramnion, ein asymptomatischer Ventrikelseptum- defekt, ein Fall intrauteriner Wachs- tumsretardierung und Infektionen mit Mycoplasma pneumoniae und Zy- tomegalieviren, die bei insgesamt fünf Kindern festgestellt wurden, können nicht allein der Toxizität von Zidovu- din zugeschrieben werden: Bei allen Frauen gab es Faktoren wie opportu-
FÜR SIE REFERIERT
nistische Infektionen, verschiedene Zusatzmedikationen oder Einnahme von illegalen Drogen, die den Schwan- gerschaftsverlauf auch beeinflussen konnten. Die Zidovudin-Behandlung kann jedoch die Wachstumsretardie- rung oder Anämie mitverursacht ha- ben, die bei einigen Kindern auftrat.
Sicherlich kann jede kleine Stichpro- be irreführend sein, da sogar unum- stritten teratogene Substanzen wie Isotretinoin Mißbildungen nur bei et- wa 20 Prozent der betroffenen Feten verursachen. Doch obwohl die Fall- zahlen klein sind, können diese Daten für Ärzte nützlich sein, die Schwange- re über die Risiken einer Zidovudin- Behandlung aufklären müssen. silk
Sperling, R. S. et al: A survey of Zidovudi- ne use in pregnant women with human im- munodeficiency virus infection. N. Engl.
Journ. Med. 326 (1992) 857-861 Dr. Sperling, Abteilung für Gynäkologie, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Mount Sinai Medical Center, Box 1173, 1 Gustave Levy Pl., New York, NY 10029, USA
A1-2202 (48) Dt. Ärztebl. 89, Heft 24, 12. Juni 1992