Die invasiven Therapieverfah- ren der koronaren Herzkrank- heit (KHK) werden immer mehr verfeinert. Das schmä- lert den Stellenwert der medi- kamentösen Therapie jedoch nicht. Vor allem die Nitrate seien bei der KHK nach wie vor von Bedeutung, betonte Dr. Fokko de Haan (Solingen) in Bergisch Gladbach. Nitrate dienen der symptomatischen Behandlung der Patienten und tragen dazu bei, lebensbe- drohliche Ischämien abzuwen- den: „Sie können mit den Nitraten allen Patienten helfen – denjenigen, bei denen eine Ballondilatation oder eine Bypassoperation nicht mög- lich ist, und auch denjenigen, die auf einen solchen Eingriff warten.“
Empfehlenswert sei eine Basistherapie mit einem re- tardierten Dinitrat (zum Bei- spiel isoket®retard 120), weil dieses sich durch einen ra- schen Wirkeintritt und eine anhaltende Wirksamkeit aus- zeichnet. Nimmt der Patient das Präparat bereits nach dem Aufstehen ein, sei er in den kritischen Morgenstun- den und über den ganzen Tag geschützt. „Parallel dazu nimmt die Belastbarkeit der Patienten und damit die Le- bensqualität wieder zu“, er- klärte de Haan. In der Nacht, wenn es kaum zu Ischämien komme, werde durch eine Art Nitratpause die Entwicklung einer Nitrattoleranz verhin- dert. Während des Tages kön- ne durch die Nitrateinnahme die Anzahl, Schwere und Dauer von Ischämieepisoden reduziert werden.
Neben der Basistherapie benötigt der Patient auch ein Nitrat zur Akuttherapie beim Angina-pectoris-Anfall. Be- währt habe sich neben dem Glyceroltrinitrat das Isosor- biddinitrat als Spray, wobei beide Wirkstoffe im Bedarfs-
fall rasch wirken, akut die Verfügbarkeit von Stickstoff- monoxid (NO) am Endothel verbessern und für eine Sen- kung der Vorlast wie auch der Nachlast sorgen. Der gleiche Effekt könne durch eine Isosorbiddinitrat-Sublingual- tablette (isoket® 5) erwirkt werden, eine Behandlungs- möglichkeit, die noch zu we- nig genutzt werde. „Die Sub- lingualtablette wird von den Patienten gut akzeptiert“, er- klärte der Kardiologe.
Die akut eingesetzten Ni- trate wirken so schnell, dass sie nach Aussage von de Haan auch diagnostisch ge- nutzt werden können, etwa
dann, wenn ein Patient mit unklarem Beschwerdebild in die Praxis kommt. Daran ist insbesondere bei Frauen jen- seits des 50. Lebensjahres zu denken: „Wir sehen in der Praxis immer häufiger Frauen dieses Alters mit ei- ner KHK, die sich nicht mit den typischen Angina-pec- toris-Schmerzen bemerkbar macht, sondern mit Rücken- schmerzen oder vermeintli- chen Oberbauchbeschwerden.
An eine koronare Herzer-
krankung müsse besonders gedacht werden, wenn die Frau rauche, eine Hypertonie und/oder eine Hyperchole- sterinämie habe oder eine po- sitive Familienanamnese. „Jen- seits der Menopause ent- wickelt sich die Arterioskle- rose wie im Zeitraffer“, be- tonte de Haan. Christine Vetter
Pressegespräch „Grenzen invasiver Maß- nahmen: Der Stellenwert der Nitrate bei der KHK“, in Bergisch Gladbach, Veran- stalter: Schwarz Pharma
V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2014. Mai 2004 AA1443
Koronare Herzkrankheit
Stellenwert der Nitrate ist weiterhin hoch
Experten schätzen, dass in Deutschland etwa 6 000 Pati- enten an der Gerinnungsstö- rung Hämophilie A leiden.
Weltweit gibt es annähernd 350 000 Patienten, die von ei- ner schweren oder mittel- schweren Hämophilie betrof- fen sind. Die Therapie der Wahl besteht in der Substitu- tion des fehlenden Gerin- nungsfaktors, beispielsweise ReFacto®. Bei ReFacto han- delt es sich um ein Faktor- VIII-Präparat mit deletier- ter B-Domäne, das ohne Kon- servierungsstoffe beziehungs- weise Zusätze tierischen oder humanen Ursprungs in der Endformulierung auskommt.
Während der Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombo- se- und Hämostaseforschung in Hamburg berichtete Dr.
Silvia Horneff (Halle) über
die Chancen der Gelenkdar- stellung mittels Magnetreso- nanz-Tomographie (MRT) bei Kindern und Jugendlichen:
Bekannt sei, dass die hämo- phile Arthropathie eine we- sentliche Komplikation bei Kindern und Jugendlichen mit Hämophilie ist.
Aus klinischem Blickwin- kel ist wichtig, dass Hämo- philie-Patienten trotz zahl- reicher Gelenkblutungen in konventionellen Röntgenun- tersuchungen oft nur gering- fügige Veränderungen auf- weisen. Im Rahmen einer Studie, an der 20 Kinder und Jugendliche mit Hämophilie A beteiligt waren, untersuch- te Horneff 33 Gelenke. Aus- gewertet wurden T1- und T2- gewichtete MRT-Sequenzen und konventionelle Rönt- genaufnahmen. Darüber hin-
aus wurden bei allen Pa- tienten Untersuchungen vor- genommen, die auf eine ge- netische Mutation hindeuten könnten.
Es bestand eine positive Korrelation zwischen dem MRT-Score und dem Alter des Patienten mit höheren Scores und bei Patienten älter als 14 Jahre. Ein weiteres Ergebnis:
Bei schwerer Hämophilie oh- ne prothrombotische Risiko- faktoren zeigten sich bis zum siebten Lebensjahr eine höhe- re jährliche Anzahl von Ge- lenkblutungen als bei Patien- ten mit positiven Markern. Of- fenbar ist dieser Risikopara- meter nicht so entscheidend.
Wie sich zeigte, bestimmt nicht allein die Anzahl der voraus- gegangenen Gelenkblutungen das Auftreten von Frühverän- derungen der Arthropathie.
„Auch das Vorliegen pro- thrombotischer Risikofakto- ren hat wahrscheinlich keinen entscheidenden Einfluss“, be- tonte Horneff. Alexander Wehr
Symposium: „ Hämostaseologie: Nach- wuchsförderung in Deutschland“ in Hamburg, Veranstalter: Wyeth Pharma