A 1198 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 22|
3. Juni 2011 Mit einem Branchenumsatz von cir-ca 20 Milliarden Euro verzeichnete die deutsche Medizintechnikindus- trie 2010 ein Plus von 9,4 Prozent.
Auch für das laufende Jahr erwartet der Branchenverband Spectaris ein deutliches Wachstum in einer Grö- ßenordnung von etwa acht Prozent.
Der Zuwachs ist vor allem auf ei- nen Anstieg des Auslandsumsatzes um zwölf Prozent auf 12,8 Milliar- den Euro zurückzuführen. Der In- landsumsatz der ungefähr 1 150 Her- steller lag mit 7,2 Milliarden Euro um fünf Prozent über dem Vorjah- resergebnis. Von der Entwicklung profitierte auch die Beschäftigten- zahl: Sie lag mit 89 200 Mitarbei- MEDIZINTECHNIKINDUSTRIE
Umsatzplus von neun Prozent im Jahr 2010
tern um 2,5 Prozent über dem Vor- jahresniveau. Für 2011 sind die Aussichten ebenfalls gut: Beim In- landsumsatz rechnet der Verband mit einem Plus von circa fünf Pro- zent, beim Auslandsumsatz er- scheint ein Plus von zehn Prozent erreichbar. Der Verband erwartet positive Beschäftigungsimpulse und
Der Deutsche Ethikrat erarbeitet der- zeit im Auftrag der Bundesregierung eine Stellungnahme zur Situation von Menschen mit Intersexualität in Deutschland. Ziel der Stellungnahme ist es, die Situation und die Heraus- forderungen für Menschen mit Inter- sexualität aufzuarbeiten. Der Dialog mit Sachverständigen und Betroffe- nen und ihren Selbsthilfeorganisatio- nen, der mit der Veranstaltung „Inter- sexualität – Leben zwischen den Ge- schlechtern“ im Juni 2010 begann, soll nun, so der Ethikrat, in einem mehrstufigen Diskursverfahren seine Fortsetzung finden.
DEUTSCHER ETHIKRAT
Diskurs zur Intersexualität
Jetzt hat der Ethikrat eine Befra- gung von Wissenschaftlern, Juris- ten und Betroffenen gestartet, die in eine öffentliche Anhörung münden soll. Bis zum 19. Juni gibt es die Möglichkeit, sich an der Befragung der Betroffenen zu beteiligen. Dar - über hinaus sollen in einem Online- Diskurs auch Adressaten erreicht werden, die nicht in Selbsthilfe- gruppen oder Verbänden organi- siert sind. Nähere Informationen zur Beteiligung an der Befragung sowie am Online-Diskurs unter:
http://ww2.unipark.de/uc/Ethikrat_
Intersexualitaet/. Kli geht von einem Mitarbeiterzuwachs von drei Prozent aus.
Das weitere Wachstum könnte jedoch durch einen Mangel an qua- lifizierten Mitarbeitern beeinträch- tigt werden. Nach einer Spectaris- Umfrage sehen etwa 80 Prozent der Mitgliedsunternehmen im Fach- kräftemangel ein Problem. EB
Die Medizintech- nikindustrie rech- net für das laufende Jahr wieder mit ei- nem Umsatzplus.
Foto: BVMed-Bilderpool
Beim hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS) durch Infektion mit enterohämorrhagischen E. coli (EHEC) könnte die Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper Eculizumab eine Op- tion für einen individuellen Heilversuch sein bei Patienten, die auf Hämodialyse und Plasma- pherese nicht ausreichend ansprechen. Eculi- zumab bindet sich an die Komplement-Kom- ponente C5 und hemmt damit die zytolytischen und anaphylaktischen Effekte des Komple- mentsystems. Über eine rasche therapeutische Wirkung von Eculizumab bei drei pädiatrischen Patienten (Alter: jeweils drei Jahre) ist in einer vorab online publizierten Mitteilung im Fach- blatt „NEJM“ von Forschern aus Montreal, Paris und Heidelberg berichtet worden (NEJM, doi:
10.1056/NEJMc1100859). Die Kinder hatten sich im vergangenen Jahr mit Shigatoxin-bil- denden EHEC infiziert und ein dialysepflichti-
ges HUS entwickelt. Zwei Kinder erhielten au- ßer der Dialyse eine Plasmapherese. Anlass waren eine starke Komplementaktivierung und schwere zentralnervöse Komplikationen durch HUS. Nieren und Gehirn sind die am stärksten durch Freisetzung von Shigatoxinen gefährde- ten Organe. „Der neurologische Status besser- te sich bei allen innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Eculizumab-Infusion dramatisch“, be- richten die Autoren. Nach den klinischen Sym - ptomen hätten sich die Laborparameter binnen fünf Tagen normalisiert. Die Dialyse konnte nach maximal 16 Tagen beendet werden, ein norma- ler neurologischer Status war zwischen neun bis 35 Tagen erreicht. Alle Kinder sind seit mindes- tens sechs Monaten in Remission; sie hatten bis zu viermal den Antikörper erhalten.
Eculizumab ist zugelassen für die Therapie der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie
(PNH). Dabei kommt es zu einer steten Aktivie- rung des Komplementsystems mit Lyse von Erythrozyten. Das Bindeglied zwischen der An- wendung von Eculizumab bei PNH und HUS ist die Erkenntnis, dass Shigatoxin 2 (Stx2) die Komplementkaskade ankurbelt: Stx2 bindet ein Regulatorprotein des antikörperunabhängigen, alternativen Aktivierungswegs der Komplement- kaskade, den Faktor H (J Immunol 2009; 182:
6394). Faktor H reguliert die Komplementaktivi- tät herunter. Wird Faktor H gebunden, gerät das Komplementsystem in eine Dysbalance.
Bei schweren Fällen von HUS durch den derzeitigen EHEC-Ausbruch wird Eculizumab vereinzelt auch in Deutschland angewandt, dar - unter an der Medizinischen Hochschule Han- nover und an der Uniklinik Hamburg-Eppen- dorf. Die Ergebnisse müssen abgewartet wer- den. Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze