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Archiv "Davos: Bekenntnis zur ärztlichen Verantwortung" (20.03.1980)

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Kongreßfortbildung 1980

Davos: Bekenntnis zur ärztlichen Verantwortung

Die intensiven Fortbildungsan- strengungen der Standesorgani- sationen und der sichtbare Fortbil- dungseifer der Ärzte sind auch durch noch so widrige äußere Be- gleitumstände nicht zu bremsen.

Zwar haben gesetzliche Regle- mentierungen die ärztliche Be- rufsarbeit und restriktive Steuerur- teile die praxisnahe Fortbildung erheblich erschwert. Doch unter- streicht die ansteigende Zahl der ärztlichen Teilnehmer an Fortbil- dungskongressen, daß das unein- geschränkte Bekenntnis der Ärzte- schaft zu einer lebenslangen Fort- bildung und ein abwechslungsrei- ches Fortbildungsangebot die be- sten Voraussetzungen dafür sind, gegen solche fortbildungsfeindli- chen Maßnahmen wirksam anzu- kämpfen.

Erstmals ist der XXVIII. Internatio- nale Fortbildungskongreß der Bundesärztekammer in Davos, der am 10. März eröffnet wurde, unter ein ebenso aktuelles wie für die praxisnahe Fortbildung überaus fruchtbares Leitthema gestellt worden: „Die ärztliche Diagnose — Wege zur gezielten, zeitsparenden und kostendämpfenden Praxisdia- gnostik" lautet das Generalthema der arbeitsreichen Davoser Fort- bildungstage.

Dr. Karsten Vilmar, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages, der die mehr als 1100 fortbildungsbeflis- senen Ärztinnen und Ärzte aus der Bundesrepublik Deutschland, aus der Schweiz und aus Österreich im dichtbesetzten großen Saal des Kongreßzentrums willkommen hieß, versprach ein weitgefächer- tes, lehrreiches Fortbildungspro- gramm. Unter didaktischen Ge- sichtspunkten hätte die Kongreß- leitung neben die klassischen Vor- träge, Seminare und Podiumsge- spräche vor allem das kollegiale

Gespräch, die praktische Anlei- tung und Übung gestellt, um so den Informations- und Erfah- rungsaustausch zwischen den Re- ferenten (79!) und Fortzubilden- den noch enger zu knüpfen und auch den Wünschen der Teilneh- mer mehr Rechnung zu tragen.

Der Arzt könne so sein Wissen ge- rade in jenen Disziplinen auffri- schen und erweitern, die ihn in seinem Praxisalltag am meisten beschäftigen, in denen aber auch eine schnellstmögliche Umset- zung neuer medizinisch-wissen- schaftlicher Erkenntnisse vonnö- ten ist.

Naturwissenschaft und Technik dürfen das Gespräch mit dem Patienten nicht behindern Es sei eine Daueraufgabe des ärzt- lichen Tuns, die Patienten nach bestem Wissen und Gewissen zu beraten, Schäden zu vermeiden, zu helfen, Schmerzen zu lindern.

Systematisierte Fortbildung sollte neue Erkenntnisse in den ärztli- chen Alltag abgewogen und an- wendbar weitervermitteln, ohne Bewährtes vorschnell aufzugeben.

Und im Hinblick auf das ange- strebte Fortbildungsziel zitierte Dr. Vilmar den Leitspruch ei- nes amerikanischen Fortbilders:

„Nichts ist schlimmer für die ärztli- che Fortbildung, als den Spaß an der ärztlichen Fortbildung zu nehmen!"

Primarius Dr. med. Kurt Stellamor, Fortbildungsreferent der Öster- reichischen Ärztekammer, Wien, knüpfte an den Davoser Kongreß die Erwartung, er möge zu einer rationelleren Diagnostik und The- rapie beitragen, so daß wichtige Zeit für das eigentliche ärztliche, beratende Gespräch gewonnen werden könne.

Dr. med. Peter Braun, Präsident des Davoser Ärztevereins, hieß die Teilnehmer zugleich im Namen des Kur- und Verkehrsvereins so- wie der Bürger der Landschaft Da- vos willkommen (Landammann

Dr. Christian Jost war als neu ge- wählter Nationalrat verhindert, zu den Ärzten zu sprechen). Braun würdigte die traditionell gute Zu- sammenarbeit zwischen Ärzten und Kammern der benachbarten Länder bei der Planung und Durchführung der ärztlichen Fort- bildung. Der größte und älteste Kongreß in Davos verbinde heuer ein wichtiges Fortbildungsthema mit einem ebenso aktuellen wie bedeutsamen berufspolitischen Anliegen.

Prof. Dr. med. Edgar Ungeheuer, Frankfurt, Mitglied des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung, hob als Vertreter der Kongreßor- ganisatoren den bewußt interdiszi- plinären Ansatz des Programms hervor. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, die Lehr- und Lern- möglichkeiten frei zu entfalten. In- zwischen habe sich die „Halbwert- zeit" des medizinischen Wissens auf fünf Jahre verkürzt. Dies zwin- ge zur zielbezogenen Bewältigung des Fortbildungsstoffes und Ver- breiterung des persönlichen Er- kenntnisstandes.

Trotz des rasanten medizinisch- wissenschaftlichen Fortschrittes müssen die Medizin und die Arzt- praxis noch lange die Zuflucht des Humanismus bleiben, betonte Un- geheuer. Nur wenn es gelinge, die einseitige naturwissenschaftlich- technische Ausrichtung der Medi- zin zu begrenzen, könne sich eine persönliche und vertrauensvolle Beziehung zwischen Arzt und Pa- tient entfalten. Die Wissenschaft müsse zum Wohle der Patienten eine Brücke zur Praxis bauen. Es sei vornehmste Aufgabe der Fort- bildungskongresse, diesem Erfor- dernis Rechnung zu tragen und die gegenseitige Befruchtung zu intensivieren. (Über den Festvor- trag von Prof. Dr. med. Gerhard Rudolph, Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin und Phar- mazie der Universität Kiel, über

„Die kulturgeschichtlichen und medizinischen Wurzeln des Bä- derwesens" wird das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT in einem der näch- sten Hefte berichten.) HC

732 Heft 12 vom 20. März 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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