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Archiv "Gesundheitstelematik: Praxis ohne Computer" (16.03.2007)

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A714 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 11⏐⏐16. März 2007

B R I E F E

gerade in diesen Situationen, in de- nen es um eine Entscheidungsfin- dung bezüglich eines medizinisch indizierten Schwangerschaftsab- bruchs geht, intensive Beratungen über viele Tage bis Wochen die Re- gel, um den Eltern eine ausreichen- de Bedenkzeit zu ermöglichen und sie nicht zu einer Entscheidung zu drängen. Zu fordern ist, dass diese Schwangeren an Zentren betreut werden, die eine geschulte interdis- ziplinäre medizinische und psycho- soziale Beratung zeitnah und orts- nah vorhalten können . . .

Für die Verfasser: (Board der Sektion Gynäkologie und Geburtshilfe der DEGUM)

Prof. Dr. med. Ulrich Gembruch, Klinik für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Universitätsklinikum Bonn,

Sigmund-Freud-Straße 25, 53105 Bonn

GESUNDHEITSTELEMATIK

Die Einführung der eGK könnte die Be- gegnung von Arzt und Patient in den Hintergrund drängen (DÄ 51–52/2006:

„Folgen für die Arzt- Patient-Beziehung“ von Dr. med. Christi- ane Groß M. A.).

Ärzte als große Verlierer

„Die Einführungskosten der elektro- nischen Gesundheitskarte werden auf 1,4 Milliarden Euro veran- schlagt.“ Dieser Satz ist Originalton der Bundesgesundheitsministerin, der man wie so oft nicht trauen darf.

Die Kosten-Nutzen-Analyse der Treibergesellschaft gematik, und die weiß es absolut besser als Ulla Schmidt, ist so katastrophal ausge- fallen, dass sie nicht veröffentlicht werden sollte. Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass die eGK nicht wie Ulla behauptet 1,4, mindestens 3,9, möglicherweise sogar sieben Milliarden Euro kosten wird. Die 585 Millionen Euro für die Anschaf- fung der neuen Karte für alle 82 Millionen Versicherten sind in dieser Summe noch nicht enthalten. Auch der von Ulla Schmidt blauäugig ver- sprochene Spareffekt nach fünf Jah- ren ist eine Luftnummer. Den etwa 4,4 Milliarden Euro Nutzen stehen 2,5 Milliarden Euro Kosten gegen-

über – so die vorsichtige Schätzung der gematik. Lediglich die Kranken- kassen werden um ca. 2,2 Milliarden Euro entlastet. Die großen Verlierer sind eindeutig die Ärzte. Bundes- weit lehnen mehr als 95 Prozent der Ärzte die Karte ab, u. a. weil die In- vestitionen bis zu 10 000 Euro pro Praxis kosten werden. Die Gutachter kommen auf eine Gesamtbelastung von fast 1,9 Milliarden Euro für die Ärzte, denen ein Nutzen von mickri- gen 500 Euro gegenübersteht, d. h.

für die Ärzte ein Nettoverlust von 1,4 Milliarden Euro – für die Apo- theker von 702 Millionen Euro.

Nach der Veröffentlichung der Be- treiberstudie lehnen die Landesärz- tekammern Nordrhein, Hessen und Bremen die elektronische Karte ab.

Sie werden sicher nicht die Letzten sein. Geradezu lächerlich ist ein Mi- nisterinnenhinweis auf angeblichen Bürokratieabbau durch das ,,elektro- nische Rezept“. Eine seriöse Unter- suchung hat gezeigt, dass der Arzt bisher zwei Sekunden für die Unter- schrift benötigt, für die elektroni- sche Signatur – u. a. ist dabei die Eingabe einer sechsstelligen PIN notwendig, mindestens 24 Sekun- den, entsprechend 27 Stunden im Monat in einer Praxis mit 1 600 Pa- tienten . . .

Dr. med. Jörn Pankow,Große Straße 36, 24937 Flensburg

Unausgereiftes Produkt

Krankenhäuser („größtes Hemmnis für die Nutzung von IT ist die unzu- reichende finanzielle Ausstattung“) und niedergelassene Ärzte (deren Finanzlage offenbar nicht zur De- batte steht) sollen ein noch nicht ausgereiftes Produkt einführen, denn alle Ärzte sollen dauerhaft on- line sein (wie ginge das einfacher als mit der zwangsweisen Ein- führung einer E-Card, die natürlich von den Ärzten bezahlt werden muss). Es wird behauptet, dass der schnelle Zugriff auf Patientendaten zur Prozessoptimierung dringlich sei. Tatsächlich ist in unseren Pra- xen nur bei einem verschwindenden Anteil der Patienten die aktuelle Behandlung durch fehlende Daten beeinträchtigt. Telefon, Fax und E-Mail (Letztere meist zu langsam)

und der Kontakt zu Kollegen und zur Klinik helfen in der Regel rasch weiter. Um diesen Prozess des In- formationsflusses zu optimieren, brauche ich keine E-Card. Wahr- scheinlicher ist ein rasch zunehmen- des Wehklagen der Kollegen über unübersichtlich große elektronische Patientenakten („Herr Doktor, lesen Sie doch mal gerade mal meine 1,5 Megabyte, ich habe alles auf der Karte“) . . . Was soll eigentlich das elektronische Rezept? Hier mündet eine mikroskopisch kleine Verbes- serung der Medikamentensicherheit in einer nicht überschaubaren Über- wachung der Ärzte und Patienten.

Das Datenschutzproblem sei gelöst:

Sollen wir das wirklich glauben?

Ganz anders ist die Telematik im Zusammenhang mit Weiterbildung zu sehen. Hier ist ein reelles Poten- zial vorhanden, solange der Fortbil- dungsinhalt keine praktischen Fähigkeiten vermitteln soll . . .

Dr. Christian Rohrer-Höffgen,Bahnhofstraße 9 a, 86368 Gersthofen

Praxis ohne Computer

Dieser Beitrag spricht mir aus der Seele. Auch ich lehne die eGK ab.

Wir brauchen sie nicht. Sie ist für die Dateninformation nutzlos, solange der Patient bestimmen darf, was auf die elektronische Patientenakte drauf darf. Das Problem der Datensicher- heit ist nach wie vor nicht gelöst. Wir brauchen diesen Datenfluss nicht, und es stört die Arzt-Patient-Bezie- hung genauso wie die Computer in der Praxis. Ich bin ein technikbegei- sterter fortschrittsorientierter Mensch, habe Handy, Navigations- system, Internetzugang und kann E- Mails verschicken. Wir haben in un- serer Praxis bewusst keine Compu- ter, worüber sich die Patienten an- fangs wunderten, es später aber im Vergleich zu computerisierten Pra- xen schätzten, weil bei uns das Arzt- Patienten-Gespräch immer noch mehr Bedeutung hat als der Daten- fluss. Wir müssen das zwar von Zeit zu Zeit mit unserer Quartalsabrech- nung büßen, wo wir mit unserer pati- entenorientierten Abrechnungsweise gegenüber den computeroptimierten abrechnenden Kollegen im Nachteil sind, aber das nehmen wir für unsere

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 11⏐⏐16. März 2007 A715

B R I E F E M E D I E N

Freiheit und das Bewusstsein in Kauf, dass das, was wir mit unseren Patienten reden, nur in dessen Akte oder in unserem Kellerarchiv und sonst nirgendwo ist . . .

Dr. Hans-Joachim Nagel,Auf dem Wasen 2, 71640 Ludwigsburg

GEMEINSCHAFTSPRAXEN

Bei der integrierten Versorgung tritt ein steuerliches Problem auf (DÄ 47/2006:

„Bei IV-Verträgen droht Gewerbesteuer“

von Christoph Iser).

Auf den Kopf gestellt

. . . Der Autor stellt in seiner Grund- aussage das Verhältnis von Gefahr und Chance im Rahmen von Verträ- gen der integrierten Versorgung auf den Kopf, in dem nahegelegt wird, dass die Teilnahme an solchen Inte- grationsverträgen fast zwangsläufig zur Gewerbesteuerpflicht für die Ärzte (in Gemeinschaftspraxen) führt . . . Aus einer Veröffentlichung des Bundesministeriums für Finan- zen in den Neuen Wirtschafts-Brie- fen (Katja Gragert: Ertragsteuerliche Behandlung der integrierten Versor- gung im Gesundheitswesen. NWB Heft 42/2006, F. 3, S. 14239) ergibt sich, dass die Teilnahme an Integrati- onsverträgen nicht zwangsläufig, eher sogar selten zur gewerblichen Infizierung der ärztlichen Einkünfte führt. Zu unterscheiden ist demnach, ob der Arzt tatsächlich gewerblich tätig wird oder ob er freiberuflich nach § 18 EStG handelt. So führt nach Aussage von Frau Gragert z. B.

die Vereinbarung von Sprechstun- denbedarf in einer Fallpauschale in- nerhalb der „Integrierten Versor- gungsverträge“ nicht zur gewerbli- chen Infizierung der ärztlichen Ein- künfte, da ohne diesen Sprechstun- denbedarf (z. B. Spritzen, Tupfer und dergleichen) eine ärztliche Heilbe- handlung an sich unmöglich wäre, es also einen „engen sachlichen und wirtschaftlichen Zusammenhang“

gibt und sich die Tätigkeiten gegen- seitig einander bedingen.

Irene Kutza,Netzwerk für Unternehmensberatung, Uhlenhorster Straße 10, 12555 Berlin

PALLIATIVMEDIZIN

Sorgfältige Details

Eine erfolgreiche Schmerzkontrolle ist ein wichtiges Ziel guter pallia- tiver Praxis in der häuslichen Ver- sorgung Schwerkranker und Ster- bender. Dies erfordert fundierte Kenntnisse und Erfahrungen bei den Behandelnden in dieser wich- tigen Phase am Lebensende. Die Schulung und Unterweisung von Pflegediensten, Haus- und Fachärz- ten, Sozialdiensten sowie ehrenamt- lichen Mitarbeitern aus der Hospiz- bewegung über die wesentlichen Prinzipien der Tumorschmerzthera- pie gehört daher zu den regelmäßi- gen Aufgaben palliativmedizinisch Tätiger. Eine lebendige und moti- vierende didaktische Praxis unter- stützt dabei den Lernerfolg deutlich.

In Zusammenarbeit mit dem Krebsverband Baden-Württemberg ist eine empfehlenswerte Fortbil- dungs-DVD zum Thema Tumor- schmerztherapie in der häuslichen

Palliativversorgung entstanden. In drei Filmmodulen zu je zehn bis 15 Minuten Dauer werden an konkre- ten Patientenbeispielen die wesent- lichen Aspekte der oralen Tumor- schmerztherapie, des Einsatzes trans- dermaler Systeme sowie der paren- teralen Tumorschmerztherapie an- schaulich und filmisch attraktiv aufbereitet. Eine Begleitbroschüre zum vertieften Nachlesen mit wei- tergehenden Literaturhinweisen ist beigefügt.

Der Filmautor, der mit dem Tü- binger Projekt „Häusliche Betreu- ung Schwerkranker“ seit 15 Jahren über eine ausgewiesene Expertise

in der ambulanten Palliativversor- gung verfügt, hat viel Sorgfalt auf die Einzelheiten in den Film- modulen gelegt. Das korrekte the- rapeutische Vorgehen bei einer ora- len medikamentösen Schmerzthe- rapie wird detailliert dargestellt.

Auf die Methodik einer schritt- weisen Dosiseskalation der Opioi- de, die Möglichkeit eines Opioid- wechsels sowie die Behandlung auf- gesetzter Schmerzattacken (Durch- bruchsschmerzen) wird eingegangen.

Im zweiten Modul wird die Wirk- weise transdermaler Schmerzthe- rapiesysteme vorgestellt und auf- gezeigt, wann diese eine sinnvolle Alternative zu einer oralen Tumor- schmerzmedikation sein können. Im dritten Modul wird eine parenterale Tumorschmerztherapie in der Form einer subkutanen Opioidgabe mithil- fe einer tragbaren Pumpe vorgeführt.

Der dabei vorgestellte – bewusst einfache – Pumpentyp wie auch die Hinweise zu Medikamentenmischun- gen spiegeln die langjährige Erfah- rung des Autors in der ambulanten Palliativversorgung wider.

Ich habe die Fortbildungs-DVD

„Schmerztherapie bei unheilbar Kranken – zu Hause“ mehrfach im Unterricht bei Medizinstudenten, bei Pflegekräften und auch bei eh- renamtlichen Hospizhelfern einge- setzt und sie dabei schätzen gelernt.

Sie gibt eine anregende didaktische Unterstützung, um die Themen an- schaulich zu vermitteln. Der Erwerb kann allen empfohlen werden, die ein interessantes Medium zum The- ma Tumorschmerztherapie für Fort- bildungszwecke oder das Selbststu- dium suchen. Den uneingeschränkt positiven Eindruck des Rezensenten teilt auch die Gesellschaft für Pä- dagogik und Information e.V. (Ber- lin). Sie hat das Werk mit dem Comenius EduMedia Siegel 2006 ausgezeichnet, das alljährlich für hervorragende didaktische Multi- media-Produktionen verliehen wird.

Gerhard Hege-Scheuing

Walter Aulitzky, Thomas Schlunk, Rolf Stumm, Hubert Seiter, Birgit Wohland-Braun: Schmerz- therapie bei unheilbar Kranken – zu Hause.

Herausgegeben vom Krebsverband Baden-Würt- temberg e.V., STUMM-FILM, Dr. Rolf Stumm Medien, Ludwigsburg, 2006, DVD, mit Begleit- broschüre, 52 Seiten, 49,50 A

Referenzen

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