Die Information:
Bericht und Meinung
AUS DEN BUNDESLÄNDERN
RHEINLAND-PFALZ
Gesundheitsaufklärung in der Kassenpraxis
Mit Hilfe verschiedener audiovisu- eller Mittel führt der in Cochem an der Mosel niedergelassene Kas- senarzt Dr. Heinz Schelske bei sei- nen Patienten eine umfangreiche Aufklärung über Verschleiß- und Zivilisationskrankheiten und gesun- de Lebensführung durch. Für ein- zelne Beratungsgebiete — wie ge- sunde Ernährungsweise, Erste Hil- fe, Grippeverhütung, Medikamen- tenversorgung im Urlaub, Freizeit- gestaltung, Nikotingefährdung, Krebs, Herzinfarktgefahr — gibt es in der Praxis jeweils Informations- zellen, bei deren Betreten ein Ton- band zu laufen beginnt. Abgesehen von der Gesundheitsaufklärung er- gibt sich nach Ansicht von Dr.
Schelske daraus der weitere Vor- teil, daß der Patient bereits mit Basiskenntnissen und Informatio- nen in das ärztliche Gespräch kommt.
Auch das Personal in der Praxis von Dr. Schelske ist auf die Ge- sundheitsaufklärung eingestellt.
Dieses Modell wird vom Zentral- institut für die kassenärztliche Ver- sorgung als besondere Projektstu- die gefördert werden, falls sich un- ter den niedergelassenen Ärzten eine genügend große Zahl von In- teressenten findet. DP
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Großprojekt
Hochschulkliniken Lübeck
Nach einer Mitteilung der Presse- stelle der Landesregierung hat der schleswig-holsteinische Finanzmi- nister den Weg zur Planung des Zentralklinikums bei der Medizini- schen Hochschule Lübeck in einer für Schleswig-Holstein bisher un- bekannten Größenordnung freige-
geben. Die Verwirklichung des auf mehrere hundert Millionen DM ge- schätzten Projektes wird nur in Baustufen möglich sein. Mit dem Bau der ersten Stufe mit einer Nutzfläche von 16 000 Quadratme- ter soll 1978/79 begonnen werden.
Allein für diese erste Stufe wird mit Gesamtkosten von über 100 Millio- nen DM gerechnet. yn
HESSEN
Koalitionsstreit um freie Krankenhausträger
Sozialminister Dr. Horst Schmidt hat sich in einem Brief an den FDP-Landtagsabgeordneten Alfred Schmidt gegen die Unterstellung gewandt, daß er generell die För- derung von Krankenhäusern freier Träger ablehne. Der Hintergrund sei ein Mißverständnis, das auf ei- nen anderen Briefwechsel mit der SPD-Landtagsabgeordneten Dr.
Heidi Streletz zurückgehe. Die Ab- geordnete hatte darin nach der Haltung der Landesregierung zu den Plänen von Abschreibungsge- sellschaften gefragt, Privatkliniken in Hessen zu errichten. Auf solche gewerblichen Privatkliniken, nicht aber auf die sogenannten freien Krankenhausträger, beziehe sich die Äußerung des Ministers, bei solchen Vorhaben handele es sich um „Wildwuchs", denn die Erlaub- nis zum Betrieb einer solchen Kli- nik sei nicht an die Prüfung der Frage gekoppelt, ob dafür über- haupt ein Bedarf bestehe.
Minister Schmidt erinnert daran, daß der Koalitionspartner FDP dem Krankenhausplan seine Zustim- mung gegeben habe. Er dürfe da- her nicht daran interessiert sein, daß etwa mit öffentlichen Mitteln geförderte Krankenhäuser eines Tages überflüssig werden, weil Pri- vatsanatorien von ihren privaten Trägern später in Privatkranken- häuser umgewandelt werden und dann auch noch die Aufnahme in den Landeskrankenhausplan for- dern. WZ
NORDRHEIN-WESTFALEN
250 000-DM-Stipendium für Fettstoffwechsel- Forschung
In Köln wurde am 21. Mai 1976 eine Stiftung gegründet, die die For- schung auf dem Gebiet des Fett- stoffwechsels fördern soll. Vorsit- zender dieser Stiftung ist Professor Dr. Dr. W. Stoffel, Ordinarius für physiologische Chemie der Univer- sität Köln. Die Stiftung will ständig drei Wissenschaftlern, die Grundla- genforschung auf dem Gebiet des Fettstoffwechsels betreiben, Sti- pendien zur Verfügung stellen.
Dem Kuratorium der Stiftung gehö- ren neben Professor Stoffel die Professoren Ahrens (New York) und Schettler (Heidelberg) sowie Dr. Eikermann (Köln) an. Der erste Stipendiat ist Dr. Wolfgang Daerr aus dem Institut Professor Stoffels.
Die für die Forschung vorgesehe- nen 250 000 DM pro Jahr werden von der Firma Nattermann, Köln, zur Verfügung gestellt. NP
NIEDERSACHSEN
Sozialstationen werden gefördert
Die Förderung und Einrichtung von Sozialstationen als ein neuer Anstoß für die soziale und gesund- heitspolitische Entwicklung in Nie- dersachsen habe für die Landesre- gierung hohe Priorität, erklärte So- zialminister Hermann Schnipkoweit bei der Vorlage eines Berichtes der Landesregierung, in dem die Einrichtung von Sozialstationen in Niedersachsen
als
notwendig und möglich bezeichnet wird. Durch ein vermehrtes und verbessertes Ange- bot ambulanter Pflege, sagt der Mi- nister weiter, bleibe dem hilfsbe- dürftigen Menschen die vertraute Umgebung und größere Selbstän- digkeit erhalten; außerdem könn- ten Sozialstationen durch die Ein- sparung an Krankenhausbetten und Altenheimplätzen zur Kosten- senkung beitragen.DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 33 vom 12. August 1976 2107
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Bericht und Meinung
AUS DEN BUNDESLÄNDERN
Gleichzeitig hat der Sozialminister den Entwurf eines Runderlasses mit Empfehlungen zur Einrichtung von Sozialstationen vorgelegt. Die- se Empfehlungen seien bewußt flexibel gefaßt, um unter Beach- tung der jeweiligen besonderen
Gegebenheiten Erfahrungen zu sammeln.
Die Landesregierung hat in der mittelfristigen Finanzplanung für das nächste Jahr 8,3 Millionen DM und für 1978 und 1979 je 11,6 Mil- lionen DM zur Förderung von So- zialstationen vorgesehen. Damit leistet sie nach den Erklärungen von Minister Schnipkoweit zugleich einen Beitrag zur bundesweiten Diskussion um die Verbesserung der ambulanten gesundheits- und sozialpflegerischen Versorgung
der Bevölkerung. WZ
BERLIN
Ausbildung
der Arzthelferinnen gefährdet
Viele niedergelassene Ärzte in Ber- lin sehen sich wegen der Auswir- kungen des Jugendarbeitsschutz- gesetzes nicht mehr in der Lage, die Verantwortung für die prakti- sche Ausbildung von Arzthelferin- nen zu übernehmen. Einige Ausbil- dungsverhältnisse sind deshalb be- reits während der Probezeit wieder gelöst worden. Nach dem Jugend- arbeitsschutzgesetz dürfen Auszu- bildende an Berufsschultagen mit mindestens fünf Stunden Unter- richtszeit in ihrer Ausbildungsstätte praktisch nicht mehr beschäftigt werden. In vielen Fällen wird da- durch die Ausbildung auf zwei Tage pro Woche verkürzt.
In gleichlautenden Schreiben an den Senator für Schulwesen haben die Präsidenten der Ärzte-, Apothe- ker-, Zahnärzte- und Tierärztekam- mern vorgeschlagen, Berufsschul- unterricht auch am Sonnabend zu erteilen, so daß möglichst ein Be- rufsschultag auf Mittwoch oder Sonnabend fällt: mittwochs und
sonnabends Schichtunterricht durchzuführen; die 12 Berufsschul- stunden pro Woche so zu verteilen, daß an einem Berufsschultag die Unterrichtszeit von fünf Stunden unterschritten wird.
Der Senator für Schulwesen hat in seiner Antwort Unterricht an Sams- tagen und Schichtunterricht abge- lehnt und die Frage gestellt, warum nicht der „sprechstundenfreie"
Mittwoch für die Vermittlung fach- theoretischer Kenntnisse genutzt werden könne. Die Mitglieder der Berufsbildungsausschüsse der vier Kammern haben ihrerseits vorge- schlagen, die Ausbildung durch Vorschaltung eines Berufsbil- dungsjahres zu verbessern.
Das geschäftsführende Vorstands- mitglied des DGB Berlin, Horst Haase, erklärte dazu: „Es klingt zy- nisch, wenn die Standesvertreter empfehlen, die Berufsschultage auf Mittwoch und Sonnabend zu legen, wo sie sich selbst die Tage sprech- stundenfrei halten."
Die Redaktion der Zeitschrift „Die Berliner Ärztekammer" hat bei ei- ner Umfrage festgestellt, daß in den meisten Berliner Arztpraxen die Arzthelferinnen am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag jeweils bis zu 10 Stunden arbeiten, so daß Mittwoch und Sonnabend für sie arbeitsfrei bleiben müssen.
Viele Ärzte sind am Mittwoch au- ßerhalb ihrer Praxis tätig (Belegtä- tigkeit, Hausbesuche, Spezialunter- suchungen). Im übrigen ergab die Umfrage, daß für viele Ärzte der Mittwoch und der Sonnabend ein voller Arbeitstag sind, weil auf jede Arbeitsstunde in der Sprechstunde bei Allgemeinärzten bis zu einein- halb, bei Fachärzten bis zu drei zu- sätzliche Arbeitsstunden kommen.
Einige Berliner Ärzte beabsichti- gen, im Notfall auf dem Klagewege feststellen zu lassen, daß bei nur zwei Tagen praktischer Ausbildung
— diese Beschränkung verursacht das Jugendarbeitsschutzgesetz — eine ordnungsgemäße Ausbildung zur Arzthelferin nicht mehr möglich ist. zel
AUS DER DDR
Fortbildungsangebot wird ausgebaut
Für eine geregelte kontinuierliche Fortbildung der Fachärzte und Fachzahnärzte sollen in der DDR schrittweise die Voraussetzungen geschaffen werden, wie der Leiter der Hauptabteilung Aus- und Wei- terbildung im Ministerium für Ge- sundheitswesen, Dr. Bodo Mros, in einem Aufsatz der in Ostberlin er- scheinenden „humanitas" ausführt (trotz der Bezeichnung dieser Ab- teilung handelt es sich nach west- deutschem Sprachgebrauch ganz offensichtlich um Fort-, nicht um Weiterbildung).
„Unter Beachtung sowjetischer Er- fahrungen" sind demnach seit eini- gen Monaten Modellversuche auf einem Gebiet im Gange, auf dem
„noch keine größeren Erfahrun- gen vorliegen". Fachärzte und Fachzahnärzte sollen etwa alle drei bis fünf Jahre in einer Gruppenhos- pitation eine bis drei Wochen lang an einer Fortbildungseinrichtung hospitieren können. Diese Einrich- tungen werden Kliniken oder Abtei- lungen von Bezirks- oder anderen großen Krankenhäusern sein; sie werden dafür von der Akademie für Ärztliche Fortbildung der DDR vor- geschlagen und in Abstimmung mit den jeweiligen Bezirksärzten vom Minister für Gesundheitswesen be- stätigt.
Der Leiter der Fortbildungsein- richtung soll in der Regel Hono- rarprofessor beziehungsweise -do- zent an der Akademie für Ärztliche Fortbildung sein, und er trägt per- sönlich die Verantwortung für ein hohes Niveau der Fortbildung.
In der Gruppenhospitation soll es unter anderem um Erfahrungsaus- tausch, aktive Mitarbeit, Erlernen neuer Methoden und Techniken und das Üben der Bedienung neu- er Geräte gehen. Der Schwerpunkt wird zunächst auf den für die Grundbetreuung der Bürger wich- tigsten Fachrichtungen liegen, nämlich Allgemeinmedizin (in der DDR gibt es die Bezeichnung
2108 Heft 33 vom 12. August 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT