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Archiv "Interferon-alpha - Zum Problem der persistierenden Neurotoxizität: Schlußwort" (10.11.1995)

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MEDIZIN

zierter Myasthenia gravis (mit Nach- weis von Rezeptor-Antikörpern, oh- ne Thymomnachweis) hinweisen, die nach drei Monaten (Blasenkarzi- nom) und fünf Monaten (Non- Hodgkin-Lymphom) Interferon-al- pha-Langzeittherapie eine später re- mittierende Myasthenia gravis zeig- ten (1). Eine eigene Fallbeobachtung mag ebenso interessieren: Nach Thymomektomie und Langzeitthe- rapie mit Azathioprin war die Pati- entin zwei Jahre symptomfrei und später frei von Rezeptorprotein- AK. Wegen eines Ovarialkarzinoms wurde Azathioprin abgesetzt und nach einer operativen Sanierung wurde ein D-CHT-Schema mit Stammzell-Support sowie alpha-In- terferon und IL-2 gegeben. Nach drei Monaten kam es zu einem Rezi- div der Myasthenia gravis mit deutli- cher Erhöhung der Rezeptor-AK.

Von pathogenetischer Bedeutung mögen dabei einmal ein Rezidiv nach Absetzen von Azathioprin sein, eventuell ein Rezidiv nach Stammzell-Support mit wiederauf- tretender Antikörperbildung, aber auch ein durch Interferonalpha indu- ziertes Rezidiv. In jedem Fall muß Interferon-alpha auch bei der eher seltenen Konstellation Myasthenia gravis und Tumorleiden in Thera- pieschemata besonders beachtet wer- den.

Literatur

1. Palmisani MT, Evoli A, Batocchi AP, Ser- videi S, Apollo F, Tonali P: Myasthenia gra- vis after interferon alpha-Therapy. Euro- myasthenia IV, Versailles 1994.

Prof. Dr. R. W. C. Janzen Neurologische Klinik Krankenhaus Nordwest Steinbacher Hohl 2-26 60488 Frankfurt

Schlußwort

Der Diskussionsbeitrag von Janzen unterstreicht die immunolo- gische Dimension der Interferon- Therapie: Unter monatelanger Ver- abfolgung von Ifn-alpha ist es zum Neuauftreten oder zum Rezidiv ei- ner schon zuvor bestehenden Au- toimmunkrankheit, der Myasthenia

DISKUSSION

gravis (M.g.), gekommen. In den von Janzen aufgeführten Fällen ging die interferoninduzierte myasthene Symptomatik mit dem Vorhanden- sein von Acetylcholinrezeptor-Anti- körpern (Anti-AChR-AK) in krank- heitstypischen Quantitäten einher.

Weitere Myastheniefälle unter Ifn-alpha-Therapie wurden bekannt.

So berichteten Riedel et al. über ei- nen AIDS-Patienten, der nach zwei- einhalbmonatiger Ifn-alpha-Gabe okuläre Lähmungszeichen ent- wickelte; sie klangen nach Ende der Therapie wieder ab. Man interpre- tierte dies als pseudomyasthenische Reaktion (13). Lensch teilte den Fall eines Leukämiekranken mit, bei dem nach einhalbjähriger Ifn-alpha- Verabfolgung das Vollbild einer M.

g. einschließlich pathologischer An- ti-AChR-AK in Erscheinung trat (10).

Dies alles deutet darauf hin, daß die Induktion einer Myasthenie wohl eine seltenere, aber doch nicht ganz ungewöhnliche Komplikation der Interferon-alpha-Therapie ist.

Eine Erklärung hierfür ergibt sich möglicherweise aus den an 25 My- asthenie-Patienten erhobenen Be- funden zur Aktivität der Natural- Killer-Zellen (NK-Zellen) und des Systems der Typ-I-Interferone (9).

Es wiesen 44 Prozent der Untersuch- ten Zeichen einer Aktivierung des Interferon-Systems auf, erkennbar an einer Hyperinterferonämie und einem typischen In-vitro-Reaktions- muster der mononukleären Zellen des peripheren Blutes. Bei 73 Pro- zent der M.g.-Patienten bestand ein Aktivitätsdefekt der NK-Zellen.

Es ist seit längerem bekannt, daß die NK-Zellen einen suppressi- ven, immunregulatorischen Effekt auf die polyklonale B-Zell-Aktivie- rung und damit auf die Freisetzung von Immunglobulinen ausüben (2, 14). Dieser Effekt ist vor allem Ifn- gamma-abhängig. Letzteres fördert unter bestimmten Bedingungen die Reifung von B-Zellen (1, 16, 17), be- einflußt aber auch als „später" Inhi- bitor die B-Zell-Differenzierung durch Blockierung der Immunglobu- linsekretion und Interferenz mit dem „Splicing" der nukleären p- Ketten-mRNA (3). Man beobachte- te bei AIDS-Patienten mit stark er-

niedrigten CD4+-T-Lymphozyten ei- ne Korrelation zwischen reduzierter Ifn-gamma-Produktion und gestei- gerter polyklonaler B-Zell-Aktivie- rung (5, 6).

Aus Vorgenanntem ergibt sich, daß ein funktioneller Defekt der NK- Zellen oder der CD4+-T-Zellen mit einer Reduktion der Ifn-gamma-ver- mittelten immunregulatorischen Po- tenz einhergeht.

Unter bestimmten Bedingungen kann dies wegen fehlender Suppressi- on der polyklonalen B-Zell-Aktivie- rung und der daraus sich ergebenden Freisetzung von Antikörpern gegen körpereigene Epitope zu einer Au- toimmunerkrankung, wie es die My- asthenia gravis ist, führen.

Die Rolle des therapeutisch ver- abfolgten Interferon-alpha besteht nun darin, daß die wiederholte oder kontinuierliche Interferon-al- pha-Exposition eine Beeinträchti- gung der NK-Zell-Aktivität und eine verminderte Interferon-gamma-Pro- duktion nach sich zieht (4, 7, 8, 9, 11, 12, 15).

Das längere Intervall der thera- peutischen Interferon-alpha-Gaben bis zum Auftreten der M.g. bei den genannten Fällen könnte einen sol- chen Pathomechanismus bestätigen.

Daß darüber hinaus auch andere Va- riable des immunregulatorischen Netzwerkes bei diesem Mechanismus Einfluß ausüben, steht ganz außer Frage.

Wir fassen zusammen: Das Auf- treten einer Myasthenia gravis unter Interferon-alpha-Therapie ist gewiß selten, aber nicht auszuschließen und durch bestimmte immunpathologi- sche Mechanismen relativ schlüssig zu erklären.

Das von Janzen empfohlene neu- rologische „Staging" vor Beginn einer Interferon-Therapie ist zweifelsfrei sinnvoll. Die Entwick-lung einer M.g.

während dieser Therapie kann aber nur bei fortlaufen-den neurologi- schen Kontrolluntersuchungen erfaßt werden.

Literatur beim Verfasser Prof. Dr. med. Hilmar W. Prange Neurologische Universitäts-Klinik Robert-Koch-Straße 40

37075 Göttingen A-3080 (74) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 45, 10. November 1995

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