Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
z .B. getrennt nach Familien- standsverhältnissen, z. B. für Ledi- ge, Verheiratete, Geschiedene, nach geographischen Teilgebie- ten, nach Gemeindegrößen, z. B.
für Großstädte, Mittelstädte, Klein- städte, Landgemeinden, nach Be- rufsgruppen.
Sterbetafeln haben zentrale Be- deutung für die Bevölkerungs- und Medizinalstatistik, für die Ver- sicherungsmathematik und -wirt- schaft, E x z. B. für die Prämienbe- rechnung.
Auch bei politischen Entscheidun- gen müssen Vorausschätzungen der Bevölkerungsentwicklung be- rücksichtigt werden.
Sie sind auch Abbild der medizini- schen Versorgung und spielen ei- ne wichtige Rolle bei soziologi- schen Fragestellungen.
Anhand von Sterbetafeln können die Lebenserwartungen in ver- schiedenen Ländern verglichen und Aussagen über gesundheitli- che und sozialhygienische Ver- hältnisse gemacht werden.
In Form von Generationssterbeta- feln können Absterbeordnung und Überlebenszeiten und damit der Krankheitsverlauf bei einer be- stimmten Patientengruppe (Letali- tät) dokumentiert und graphisch dargestellt werden.
In diesem Zusammenhang be- zeichnet x nicht das Lebensalter, die Anzahl Jahre nach der Geburt, sondern das Krankheitsalter, die Anzahl Jahre nach Diagnose der Krankheit.
Diese Form der Sterbetafel enthält mehr Informationen als die Anga- be der einfachen 5-Jahres-Überle- bensrate, die bei der Auswertung von Therapiestudien häufig als kennzeichnender Wert angegeben wird. A. Habermehl
Literatur
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1982, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart — Feichtinger, G.: Bevölkerungsstati- stik, Walter de Gruyter,-Berlin (1973)
Interferon-Alpha und Cytomegalie-Virus-
Reaktivierung bei Nieren- transplantat-Empfängern
In einem Doppelblindversuch wur- de der Einfluß einer prophylakti- schen Gabe von Interferon-Alpha auf die Cytomegalie-Virus-Reakti- vierung bei seropositiven Nieren- transplantat-Empfängern unter- sucht. Dabei zeigte sich bei gerin- ger Toxizität des Interferon ein protektiver Effekt hinsichtlich der klinischen Zeichen der Cytomega- lie-Virus-Infektion, der opportuni- stischen Superinfektion und der Cytomegalie-Virus-assoziierten Glomerulopathie, während die Pa- tienten- und Transplantat-Überle- bensrate unbeeinflußt blieb.
42 Nierentransplantat-Empfänger mit Cytomegalie-Antikörper-Titern größer als 1:8 vor der Transplanta- tion wurden randomisiert in Lei- chennieren- und Lebendspender- nieren-Empfänger. Die Patienten erhielten die übliche Standardim- mun-Suppression mit Azathioprin und Prednison; 19 Patienten er- hielten zusätzlich Antithymozyten- Globulin. Den Patienten wurde In- terferon (3 x 10 6 Einheiten) oder Placebo im Doppelblindverfahren i. m. dreimal pro Woche für 6 Wo- chen mit Beginn unmittelbar vor Transplantation, dann zweimal pro Woche für 8 Wochen gegeben.
Das Cytomegalie-Virus-Syndrörn wurde definiert durch Virusexkre- tion (Urin, Sputum), Titeranstieg mit unerklärtem Fieber, Pneumo- nitis ohne erklärbare andere Ursa- che, Leukopenie, atypische Lym- phozytose, erhöhte Serum-Alanin- Aminotransferasespiegel bei ne- gativer Hepatitis-Serologie. Bei In- terferon-behandelten Patienten traten diese Cytomegalie-Syndro- me signifikant geringer auf (1/20) im Vergleich zu Placebo-Empfän- gern (7/22). Bei dem einen Patien- ten, der trotz Interferon eine Reak- tivierung der Cytomegalie-Virus- Infektion erlitt, mußte die Interfe- ron-Gabe zwischen der 3. und 14.
Woche wegen Thrombozytopenie abgesetzt werden.
Opportunistische Superinfektio- nen mit disseminierter Aspergillo- se (1 Patient) oder Pneumocystis- carinii-Pneumonie (1 Patient) tra- ten nur bei Placebo-behandelten Patienten auf. Während der 6 Be- handlungsmonate traten 2 Todes- fälle bei der Interferon-Gruppe durch Kardiomyopathie und perfo- riertes intestinales Divertikel auf, während die 2 Todesfälle der Pla- cebo-Gruppe durch Cytomegalie- Virus-bedingte Pneumonie zu- stande kamen.
Es fand sich kein Unterschied der Transplantatfunktion zwischen beiden Gruppen. Die Cytomegalie- Virus-Exkretion und -Virämie wur- de durch Interferon nicht signifi- kant beeinflußt. Unter Interferon kam es bei 3 Patienten zu einem geringen Fieberanstieg sowie zu lokalen Schmerzen an der Ein- stichstelle.
Die vorliegende Studie zeigt, daß durch die prophylaktische Gabe von Interferon bei nierentrans- plantierten Patienten (sowohl bei Empfängern von Lebendspender- nieren als auch bei Leichennieren- Empfängern) die Reaktivierung der Cytomegalie-Virus-Infektion in der kritischen Phase der ersten drei Monate post transplantatio- nem so gut wie immer vermieden werden kann.
Dem großen Problem der Cytome- galie-Virus-Infektion bei Nieren- transplantierten wurde in früheren Studien bereits mit unterschiedli- chem Erfolg durch Gabe von Cyto- megalie-Virus-Vakzine, Antiserum und Spender-Selektion zu begeg- nen versucht. Jedoch scheint bei seropositiven nierentransplantier- ten Patienten Interferon-Alpha das zur Zeit beste und sicherste Ver- fahren darzustellen. krs
Effects of interferon-alpha an cytomegalovirus reactivation syndromes in renal transplant re- cipients, Hirsch, M. S.; Schooley, R. T,; Cosimi, A. B.; Russell, P. S.; Delmonico, F. L.; Tolkoff- Ru bin, N. E.; Herrin, J. T.; Cantell, K.; Farrell, M.-L.; Rota, T. R.; Rubin, R. H.: New England Journal of Medicine 308 (1983) 1489-1493, Dr.
Hirsch, Department of Med icine,
Massachusetts General Hospital, Boston, MA 02114/USA
FÜR SIE GELESEN Sterbetafel
Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 43 vom 28. Oktober 1983 71