Tabelle
Empfehlungen zur ambulanten oralen Antibiotika- Therapie nach stationärer Initialbehandlung
VARIA AUS UNTERNEHMEN
Antibiotische Strategien für c le Praxis
Ambulante Therapie der Pneumonie
Die ehemals scharfe Lan- ze der antimikrobiellen Che- motherapie wird zunehmend stumpfer. Das ständige Auf- treten neuer Bakterienstäm- me unter dem Selektions- druck der Chemotherapie ist zum Problem geworden, und die meisten der opportunisti- schen Erreger, die nosoko- miale Infektionen verursa- chen, sind sehr resistent ge- genüber den verfügbaren Chemotherapeutika.
Zwei Hauptgründe zwin- gen, nach neuen Substanzen zu forschen: Der erste Grund liegt in der Veränderlichkeit der Bakterien selbst und ih- rer Fähigkeit, eine Resistenz zu entwickeln. Der zweite Grund ist im medizinischen Fortschritt zu sehen und den resultierenden Folgen für das Verhältnis zwischen Men- schen und ihren Mikroben.
So sind multiresistente Sta- phylokokken, Enterokokken und Pneumokokken in vielen Regionen der Welt zum The- rapieproblem geworden, gab Dr. Rudolf Then (Basel) auf dem Roche Presse-Forum
„Anti-Infektiva" in Gren- zach-Whylen zu bedenken.
Die meisten Erreger von ambulant erworbenen bakte- riellen Atemwegsinfektionen sind gegenüber vielen Anti- biotika noch gut empfindlich.
Infolge der zunehmenden Tendenz, auch schwere In- fektionen ambulant zu be-
stationär intravenös Penicillin G Cefazolin Ceftriaxon Cefuroxim Cephalosporine
handeln, muß jedoch damit gerechnet werden, auf Beta- Laktamasen-bildende Bakte- rien zu treffen. Dazu gehören zum Beispiel Klebsiellen und Moraxella spez., die akute Exazerbationen bei obstruk- tiven Atemwegsinfektionen provozieren können.
Klebsiella species bei einer 6 500fachen Vergrößerung im Ra- sterelektronenmikro- skop. Foto: Hoc
Den meisten Patienten al- ler Altersstufen kann heute bei primärer Pneumonie ein Krankenhausaufenthalt er- spart werden. Zur oralen Mo- notherapie eignen sich Ce- phalosporine wie Globocef®
Aminopenicilline plus Beta- Laktamasen-Inhibitor oder ein Makrolid. In Fällen von unklarer Ätiologie ist auch eine Kombination aus zwei oralen Präparaten zu emp- fehlen, so kann ein Cephalos- porin mit einem Makrolid
ambulant oral Penicillin V Cefaclor Cefixim C-Axetil
Amoxicillin plus Clavulan- säure
kombiniert werden. Wird die Behandlung stationär, mit ei- nem parenteralen Antibioti- kum begonnen, so kann die sogenannte Sequenzialthera- pie erhebliche ökonomische Einsparungen bringen.
Der Patient wird nach Eintritt der Besserung entlas- sen und zu Hause mit einem oralen Präparat weiter be- handelt, was insbesondere bei Kindern zusätzliche Vor- teile hat, da für sie die ge- wohnte häusliche Umgebung sehr wichtig ist. Bewährt hat sich die Applikation von Ro- cephin® und dann die Gabe
von Globocef®. Die anderen von Simon empfohlenen Kombinationen zeigt die Ta- belle.
Über seine Erfahrungen mit oralen Cephalosporinen gegen Atemwegsinfektionen in der täglichen Praxis berich- tete Dr. Ottmar Müller (Lambrecht). Er setzt diese Antibiotika bei akuten wie auch bei chronischen Atem- wegsinfektionen ein. Die Therapiedauer mit Globo- cef® beträgt in den meisten Fällen zehn bis 14 Tage.
Gegen Pharyngitis und Tonsillitis verabreicht Müller in erster Linie Phenoxyme- thyl-Penicillin. Kann er das nicht verordnen, sind Cepha- losporine oder Erythromycin in der engeren Wahl. Bei Oti- tis und Sinusitis empfiehlt er Cephalosporine oder ein mo- dernes Makrolid, an zweiter Stelle Aminopenicilline. Ce- phalosporine und moderne Makrolide empfiehlt er auch
bei akuter infektiöser Exa- zerbation einer chronischen Bronchitis und ambulant er- worbener Pneumonie.
Müller berichtete über ei- ne vergleichende Therapie- studie an insgesamt 180 er- wachsenen Patienten mit akuter Exazerbation einer chronischen Bronchitis, die entweder zweimal täglich 250 mg Cefetamet pivoxil oder dreimal täglich 500 mg Amo- xicillin plus 125 mg Clavu- lansäure erhielten. Die Be- handlung dauerte jeweils sie- ben Tage. Die Ergebnisse von den 169 ausgewerteten Pati- enten zeigen, daß die bakte- riologische Eradikation deut- lich zugunsten von Cefetamet ausfiel (92 Prozent gegenüber 70 Prozent). Bezüglich Hae- mophilus influenzae war das Resultat statistisch signifi- kant. Siegfried Hoc
Überlebenszeit von CML- Patienten durch Interferon verlängert
Die Chancen für Patien- ten mit chronisch myeloi- scher Leukämie werden durch die Therapie mit Inter- feron-alpha (IFNa) im Ver- gleich zur Chemotherapie verbessert. Zu diesem Ergeb- nis gelangt eine Studie, die kürzlich in „Lancet" (345, 1392 -1397, 1995) veröffent- licht wurde. In der chroni- schen Phase der Erkrankung wurden 296 Patienten mit In- terferon-alpha und 294 mit Hydroxyurea und Busulfan behandelt.
Die mediane Überlebens- zeit unterschied sich in den beiden Therapiearmen signi- fikant mit 61 Monaten bei Therapie mit IFNa und 41 Monaten mit Chemothera- peutika. Auch die Fünf-Jah- resüberlebensrate erreichte im IFNa-Arm mit 52 Prozent deutlich höhere Werte als nach Chemotherapie . (34 Pro- zent). Die Patienten, bei de- nen das Philadelphia-Chro- mosom unter der Therapie verschwindet (zytogenetische Responder), haben die be- sten Prognosen. EB
A-2498 (70) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 38, 22. September 1995