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dens im wesentlichen eine sympto- matische Therapie der Begleiter- scheinungen ist, nicht eine kausale Behandlung wie durch Verödung oder operativen Eingriff.
Obwohl in der Bundesrepublik Deutschland jeder zweite Bürger an Hämorrhoiden leidet, kommt der Er- krankung nicht der Stellenwert einer Volkskrankheit zu, weil viele Patien- ten sich scheuen, wegen ihrer ana- len Beschwerden rechtzeitig zum Arzt zu gehen. Die Überwindung des Tabus, von dem das hämorrhoidale Leiden heute immer noch umgeben ist, sollte als wichtige Aufgabe der Patientenaufklärung gesehen wer- den.
Von daher sollte in der Anamnese die Frage nach analen Beschwerden nicht ausgespart bleiben, wie das häufiger geschieht.
Wie wichtig es ist, Hämorrhoiden nicht weiterhin als „wenig hoffähi- ges, verschämtes Leiden" anzuge- hen, belegte eine Studie von H.
Schmitz. Nach ihr sind zwölf Prozent aller malignen Neoplasmen Karzino- me des Anorektalbereiches. Davon sind 75 Prozent durch digitale Unter- suchung und 25 Prozent rektosko- pisch erfaßbar. Sechs Prozent aller bösartigen Tumoren sind laut Schmitz allein Mastdarmkazinome, die aufgrund ihrer Symptomatik nur allzu gern als Hämorrhoiden aufge- faßt werden.
Eine Therapie mit (gern verordne- ten) corticosteroidhaltigen Präpara- ten hält R. Winkler, Hamburg, bei Akutforrnen zwar für berechtigt. Er warnt jedoch vor unkritischer Dauer- anwendung. Corticosteroide verlie- ren oft nach fünf Tagen der Anwen- dung ihre Wirkung, weil es zum Phä- nomen der Tachyphylaxie kommt.
Chronische Anwendung führt dar- über hinaus zu unerwünschten Ne- benwirkungen, zumal bei der topi- schen Therapie des Leidens im Be- reich einer resorbierenden Schleim- haut behandelt wird. Min
Praxis-Studie "Hämorrhoidal-Leiden" der Beiersdorf AG, Hamburg, und persönliche In- formationen, März 1982
02-Therapie bei
akuter Exazerbation von chronischen obstruktiven Lungenerkrankungen
Bei einer akuten Dekompensation einer chronischen obstruktiven Lungenerkrankung (COPD = Chro- nic Obstructive Pulmonary Disease) wird die Anwendung von Sauerstoff in den Therapieplan einbezogen, um die Sauerstoffversorgung der Gewe- be zu verbessern.
Die Autoren untersuchten bei insge- samt 35 Patienten die Auswirkungen einer kontrollierten 0 2-Therapie auf die Blutgase und die Hämodynamik.
Sie fanden zwei Gruppen:
• Patienten mit einer schweren Hypoxämie erfuhren unter 0 2-Gabe eine signifikante Verbesserung des 02-Angebotes (bedingt durch einen deutlichen Anstieg des arteriellen p02) ohne Veränderung des Herz- zeitvolumens.
• Patienten mit einer nur mäßigen Hypoxämie zeigten eine signifikante Abnahme des Herzzeitvolumens oh- ne Verbesserung des peripheren 0 2
-Angebotes.
In Gruppe 1 war der gemischtvenöse 02-Partialdruck niedriger als in Gruppe 2. Überraschenderweise fand sich keine wesentliche Verän- derung des Pulmonalarteriendruk- kes, so daß eine Erhöhung der Resi- stance der pulmonalen Arteriolen vorlag (dieser Befund steht im Ge- gensatz zu der Tatsache, daß bei kontrollierter 0 2-Therapie der COPD der Pulmonalisdruck abnimmt. Of- fenbar spielen bei akuten Exazerba- tionen einer COPD andere Mecha- nismen eine Rolle).
Die 0 2-Therapie führte in dieser Stu- die nur bei Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Lungenfunk- tion zu einer Verbesserung der 02- Versorgung. Bei den Patienten mit nur milder Hypoxämie dagegen kommt es lediglich zu einer Abnah- me des Herzzeitvolumens als Aus- druck einer geringeren zellulären
02-Aufnahme. Dieser Befund ist von besonderer Bedeutung bei allen COPD-Patienten mit eingeschränk- ter kardialer Reserve. Sie
Degaute, J.-P.; Domenighetti, G.; Naeije, R.;
Vincent, J.-L.; Treyvaud, D.; Perret, Ci.: Oxy- gen Delivery in Acute Exazerbation of Chronic Obstructive Pulmonary Disease, Am. Rev. Re- spir. Dis. 124 (1981) 26-30, Prof. Dr. Perret, Institute of Pathophysiology, University Hospi- tal, C.H.U.V., CH-1011 Lausanne/Schweiz
Kein erhöhtes Risiko für Brustkrebs
durch Diazepam
Die Hypothese, daß das Arzneimittel Diazepam das Wachstum von Brust- karzinomen bei Frauen fördern könnte, entweder durch die Be- schleunigung des Wachstums eines bereits vorhandenen Brusttumors oder durch die Verbindung mit ei- nem Karzinogen, hat bereits Anlaß für zwei Studien gegeben. Keine die- ser Studien erbrachte jedoch den Nachweis für einen eventuellen Zu- sammenhang. Sie sind trotzdem von Wert, weil bisher noch keine Infor- mationen über eine Langzeiteinnah- me von Diazepam vorlagen.
In einer kontrollierten Verlaufsstudie an 1236 Frauen mit Brustkrebs so- wie 728 weiteren Kontrollpersonen mit anderen malignen Erkrankun- gen kamen die Autoren zu dem Er- gebnis, daß im Vergleich zu den Frauen, die niemals Diazepam ein- nahmen, das relative Risiko bei den Frauen, die Diazepam zumindest sechs Monate lang an vier Tagen in der Woche anwendeten, bei 0,9 lag (mit 95prozentigen Konfidenzberei- chen von 0,5 und 1,6).
Auch in dieser Langzeitstudie wurde keine Verbindung zwischen der ent- weder erst seit kurzem bestehenden oder bereits in der Vergangenheit durchgeführten Therapie mit Diaze- pam festgestellt. Srb
Kaufman, D. W.; Shapiro, S.; Slone, D.; Rosen- berg, L.; Heimrich, S.; Miettinen, 0. S.; Stolley, P. D.; Levy, M.; Schottenfeld, D.: Diazepam and the Risk of Breast Cancer, The Lancet 1 (1982) 537-539, David W. Kaufman, Drug Epidemiology Unit, Boston University School of Medicine, 777 Concord Avenue, Cambridge, MA 02138, U. S. A.
36 Heft 36 vom 10. September 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe B