Die Chemotherapie mit 5-Fluo- rouracil und Folinsäure (5-FU/
FA) galt lange Zeit als Stan- dardchemotherapie bei Darm- krebs. Durch die Einführung von Oxaliplatin und Irino- tecan Mitte der 90er-Jahre konnten Kombinationsthera- pie-Regime entwickelt wer- den, die – im Vergleich zu 5- FU/FA – Ansprechraten von mehr als 50 Prozent und eine Verlängerung der medianen Überlebenszeit auf 1,5 Jahre erwirken.
Generell sind die Kombi- nationstherapien gut verträg- lich. Unter Oxaliplatin kommt es zu reversiblen, peripheren sensorischen Neuropathien, deren Schweregrade mit ku- mulativen Dosen ansteigen.
Eine Verbesserung der Ver- träglichkeit lässt sich durch eine sequenzielle Stop-and- go-Strategie erreichen, die auch zu langen Überlebens- zeiten führt.
Diarrhöen waren lange die gefürchtete Toxizität von Iri- notecan. Wissenswert für die supportive Therapie von Lo- peramid-resistenten Diarrhö- en ist aber, dass in der Kombi- nation Irinotecan/FU/FA eine Dosisreduktion von Fluoro- uracil von 2 300 mg/m2 auf 2 000 mg/m2 bereits zu einer 33-prozentigen Reduktion der Diarrhö führte (1).
Beim Vergleich der 5-FU/
FA-Kombinationen mit die- sen beiden neuen Zytostatika hat sich gezeigt, dass es wich- tiger ist, allen Patienten alle aktiven Kombinationen im Verlauf ihrer Gesamtthera- pie zukommen zu lassen, als ob die ein oder andere Kom- bination als Erstlinienthera- pie besser geeignet ist. So hat eine multivariate Analy- se gezeigt, dass nur die The- rapie mit allen drei Zytosta- tika das Überleben signifi- kant beeinflusst (p = 0,001), nicht aber der Gebrauch ei-
ner der Zweierkombinatio- nen in der Erstlinientherapie (p = 0,69) (2).
Eine weitere Verbesserung im Hinblick auf die relevanten Zielparameter konnte durch die Gabe der Antikörper Be- vacizumab oder Cetuximab erreicht werden. Sowohl für die Kombination von Irinote- can als auch von Oxaliplatin mit den Antikörpern liegen überzeugende Studien zur Therapie des metastasierten Kolonkarzinoms vor. Unter den Experten bestand daher Einigkeit,diese teilweise schon in der First-line einzusetzen, weil potenzielle Therapieer- folge einer hochwirksamen Erstlinientherapie später im Hinblick auf ein möglichst lan-
ges Gesamtüberleben nicht wieder eingeholt werden könn- ten. Die aktuelle Zulassungs- lage hinkt den positiven Stu- dienergebnissen jedoch hin- terher.
So ist die Irinotecan-Cetu- ximab-Kombination beim ko- lorektalen Karzinom erst in der Zweitlinientherapie und die Oxaliplatin-Cetuximab- Kombination noch nicht zu- gelassen. Die Kombination von Oxaliplatin mit Bevaci- zumab und 5-FU ist zwar in den Vereinigten Staaten, nicht aber in Europa zugelassen.
Im Hinblick auf die optimale Erstlinientherapie des einzel- nen Patienten ist aber eine kürzlich gemachte Aussage von Prof. Axel Heyll (Leiter
des Kompetenzzentrums On- kologie des MdK Nordrhein, Düsseldorf) erfreulich, dass bei entsprechenden Verord- nungen auch außerhalb des Zulassungsbereichs kein wirt- schaftlicher Schaden geltend gemacht werde.
In der Kombination mit dem Antikörper Bevacizu- mab kommt es häufiger zu Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Asthenie, tiefe Ve- nenthrombose und Synkope, die auf die Angiogenesehem- mung zurückzuführen sind.
Unter den Cetuximab-Kom- binationen kann ein akne- ähnlicher Hautausschlag auf- treten. Annette Junker Apothekerin für klinische und
onkologische Pharmazie 1. Köhne C-H et al.: J Clin Oncol 2005;
23: 4856–65.
2. Grothey A et al.: J Clin Oncol 2005; 23:
9441–2.
Symposium „Aktuelle Behandlungsstra- tegien bei kolorektalem Karzinom und Magenkarzinom“ anlässlich des Krebs- kongresses in Berlin, Veranstalter: Pfizer V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 103Heft 3028. Juli 2006 AA2055
Therapie des kolorektalen Karzinoms
Effektivitätssteigerung durch neue Kombination
Unternehmen
Angesichts der kritischen Pro- gnose des lokal fortgeschritte- nen und metastasierten Ma- genkarzinoms werden jüngst erarbeitete Fortschritte sicher eine rasche Umsetzung in die klinische Routine finden, so das Resümee der Referenten einer Pressekonferenz bei dem Berliner Krebskongress.
Bei lokal fortgeschrittenen Magenkarzinomen erwies sich die neoadjuvante Chemothe- rapie als hilfreich. Sie führt zu einer signifikanten Verkleine- rung der Tumoren und Steige- rung der Rate kurativer Re- sektionen. Dementsprechend ist bei Patienten, die eine peri- operative Chemotherapie er- halten, das erkrankungsfreie Überleben und das Gesamt- überleben signifikant verbes-
sert gegenüber Patienten, die ausschließlich chirurgisch the- rapiert werden. In einer Studie betrug der Unterschied nach fünf Jahren 13 Prozent und war hoch signifikant (p = 0,009).
Diese Ergebnisse legen das Fundament für eine weite- re Verbreitung neoadjuvanter Chemotherapie bei lokal fort- geschrittenen Tumoren.
In metastasierter Situation wurden Fortschritte in der medikamentösen Therapie er- zielt. Acht Jahre, nachdem in einer kontrollierten Studie die Überlegenheit platinba- sierter Chemotherapie gegen- über platinfreier Chemothe- rapie demonstriert wurde, konnte jetzt erstmals ein Ta- xan seine Wirksamkeit als wichtiger Baustein in der The-
rapie des Magenkarzinoms zeigen: Die Hinzunahme von Docetaxel zu Cisplatin plus 5-Fluorouracil (DCF-Schema) führte in einer Studie mit 445 unbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem Magenkar- zinom nach einem medianen Follow-up von 23 Monaten zu einer 23-prozentigen signifi- kanten Reduktion des Ster- berisikos im Vergleich zu ei- ner Kontrollgruppe mit einer Standardtherapie.
Die Ergebnisse dieser Stu- die führten dazu, dass Taxote- re®fast zeitgleich mit Beginn des Deutschen Krebskongres- ses die Empfehlung zur eu- ropäischen Zulassung beim metastasierten Magenkarzi- nom erhielt. Platinfreie Kom- binationen (DF) oder auch ei- ne Monotherapie mit Doceta- xel stellen für Patienten, für die eine weniger belastende Therapie angezeigt ist, eine gangbare Alternative dar. AJ Pressekonferenz „Update gastrointestinale Tumoren“ anlässlich des Krebskongresses in Berlin, Veranstalter: Sanofi-Aventis