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Archiv "Europäischer Krebskongreß in Hamburg: Erfolg mit Kombi-Therapie" (26.09.1997)

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Obwohl die Boulevardpresse vom Europäischen Krebskongreß in Hamburg den Durchbruch bei der Gentherapie vermeldet, sind die Er- folge der Krebstherapie eher beschei- den. Auf ein Prozent pro Jahr schätz- te der Präsident der Federation of Eu- ropean Cancer Societies (FECS), Jean Claude Horiot, den Fortschritt in der Krebsbekämpfung. Die Gen- therapie spiele derzeit noch keine Rolle. Bis auf eine Phase-III-Studie sind alle Versuche noch auf der Ebene der Toxizitäts- und Dosisfindung. Es sind weniger die innovativen Ansätze, welche die Onkologie gegenwärtig voranbrächten, so Horiot, sondern die bestmögliche Kombination der bereits bestehenden Therapien wie Operation, Bestrahlung und Chemo- therapie. Im Mittelpunkt des Interes- ses stand das Mammakarzinom. Hier hatte in den vergangenen Jahren die Entdeckung der „Brustkrebsgene“

BRCA-1 und -2 für erhebliches Auf- sehen gesorgt. Man geht inzwischen davon aus, daß Mutationen in diesen Genen zehn Prozent der Mammakar- zinome erklären. Die Einführung ei- nes genetischen Tests zum Brust- krebsscreening der weiblichen Bevöl- kerung oder von Frauen mit nur ei- nem oder zwei betroffenen Verwand- ten wurde in Hamburg jedoch als ver- früht bezeichnet.

In der Therapie des Mammakar- zinoms hat es keinen Durchbruch ge- geben, wohl aber kleine Schritte zur Verbesserung. Laut Prof. Rolf Krei- enberg (Ulm) wird eine endgültige Heilung bei 25 Prozent der Patientin- nen erreicht. Die Mastektomie sei heute nur noch bei einem Drittel der Fälle erforderlich. 70 Prozent der Pa- tientinnen könnten brusterhaltend operiert werden. Voraussetzung sei allerdings eine begleitende Strah- lentherapie und teilweise auch eine anschließende Hormon- und Chemo- therapie.

Die derzeit diskutierte hochdo- sierte Chemotherapie mit peripherem Stammzellersatz ist nach Ansicht Kreienbergs noch im experimentellen

Stadium. Es gebe noch keine gesi- cherten Daten zur langfristigen Wirk- samkeit, so daß Gedanken über et- waige Probleme bei der Finanzierbar- keit verfrüht seien.

Die größten Fortschritte erhof- fen sich die Spezialisten bei der Früherkennung. Hier ist die Mammo- graphie Methode der Wahl. Die Un- tersuchung sollte im Idealfall allen Frauen bereits ab dem 40. Lebensjahr angeboten werden, forderte Prof.

Christian Herfarth (Heidelberg). Die- ser Ansicht hätten sich mittlerweile auch die Amerikaner angeschlossen,

die lange Zeit ein Screening erst ab dem 50. Lebensjahr propagierten.

Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung des Prostatakarzi- noms werden seit 1971 auf Kosten der Kasse ab dem 45. Lebensjahr angebo- ten. Aus den unterschiedlichsten Gründen wird das Früherkennungs- programm, das auch den Nachweis des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) beinhaltet, hierzulande nur von 15 Prozent der Männer in An- spruch genommen. Nach Ansicht von Prof. Lothar Weißbach (Berlin) ist ein unkritisches Massenscreening nicht sinnvoll.

Er empfiehlt die Untersuchung erst ab dem 55. Lebensjahr. Im frühe- ren Alter sei die Untersuchung nur bei familiärer Belastung sinnvoll. Ge- naue Leitlinien der Deutschen Krebs- gesellschaft und der Deutschen Ge-

sellschaft für Urologie sollen folgen.

Das Dilemma des Screenings, so Weißbach, zeigten die Erfahrungen in den USA. Dort habe das Screening zu einem deutlichen Anstieg der Tu- morinzidenz geführt, ohne daß die Mortalität gesenkt werden konnte.

Denn der PSA-Wert weise viele Erkrankungsfälle nach, bei denen ein Eingreifen entweder noch nicht nötig oder in denen das Karzinom für eine erfolgreiche Therapie schon zu weit fortgeschritten sei. Laut Weißbach kann jedoch zwischen inaktiven und aggressiven Tumoren bisher nicht un- terschieden werden. Die einzige kura- tive Behandlung sei, daran ließ Weiß- bach keine Zweifel aufkommen, wei- ter die radikale Prostatektomie. Bei intensiver Diagnostik aber müßte die Operation, die bei 90 Prozent der Pa- tienten zu Erektionsstörungen führt, vermehrt durchgeführt werden. Eine nervenerhaltende Therapie sei nur in ausgewählten Fällen möglich.

Eine Alternative zur Operation könnte in Zukunft die dreidimensio- nale konforme Strahlentherapie sein.

Hier fehlen allerdings noch Langzeit- ergebnisse. Kontrovers beurteilt wird auch die adjuvante Hormonbehand- lung. Unklar ist, ob diese Behandlung frühzeitig bei symptomlosen Patien- ten eingesetzt werden kann oder ob sie Patienten mit Rezidiven vorbehal- ten bleiben sollte.

Die Behandlung von Tumoren im Kindesalter wurde von Prof. H.

Hürgens (Münster) als vorbildlich hingestellt – nicht nur wegen der ho- hen Heilungsraten von 70 Prozent für alle Tumoren (von > 50 Prozent bei der AML bis > 90 Prozent beim Reti- noblastom). Auch bei der Organisati- on der Behandlung gibt es kaum Rei- bungsverluste. Die hohen Heilungsra- ten seien nicht zuletzt das Ergebnis der guten interdisziplinären Zusam- menarbeit. Weitere Verbesserungen erwartet Hürgens derzeit von der An- wendung der Hochdosis-Chemothe- rapie mit Stammzelltransplantation.

Die klassische Knochenmarktrans- plantation, die in der Öffentlichkeit das Bild der Krebsbehandlung bei Kindern bestimmt, werde nur noch bei Rezidiv- oder Risikosituationen in der Behandlung akuter Leukämien und bei chronischen Leukämien durchgeführt. Rüdiger Meyer A-2474 (30) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 39, 26. September 1997

P O L I T I K MEDIZINREPORT

Europäischer Krebskongreß in Hamburg

Erfolg mit Kombi-Therapie

Mikrometastasen im Elektronenmikroskop Foto: Asta Medica

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