A-3352
M E D I Z I N
(54) Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 50, 13. Dezember 1996 Grundsätze für einen effektiven und
gleichermaßen rationellen Einsatz von Tumormarkern zu erarbeiten und weiterzuentwickeln.
Damit die gemeinsam erarbeite- ten Vorschläge vor Ort in der klini- schen Routine zur Anwendung kom- men, ist zu gewährleisten, daß sie in übersichtlicher, schriftlicher Form vorliegen und verfügbar sind. Dar- über hinaus sollten die Vorschläge re- gelmäßig aktualisiert werden (zum Beispiel alle zwei Jahre) und vom Kliniker und dem Labor in der klini-
schen Routine aktiv beachtet wer- den.
Leitlinien, die in dieser Weise sachgerecht und konsensfähig im- plementiert sowie regelmäßig aktua- lisiert und auch konzeptionell fort- entwickelt werden, können die Kommunikation zwischen Klinikern und Labor sowie unter den Klini- kern verbessern. Hiermit könnte ein wichtiger Beitrag zu einer verbesser- ten Ressourcenallokation zum Nut- zen der Patienten geleistet werden (4, 9, 21).
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1996; 93: A-3346–3352 [Heft 50]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Christian Wolter Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie
Klinikum rechts der Isar
Ismaninger Straße 22 · 81675 München ZUR FORTBILDUNG/FÜR SIE REFERIERT
Auch in Großbritannien gibt es ei- nen jährlichen „Mikrozensus“, in dem eine Unzahl von Daten erhoben und gesammelt werden. Aus diesem Mate- rial haben zwei Autoren versucht her- auszufinden, wie weit eine chronische Krankheit die Gefahr mit sich bringt, arbeitslos zu werden, und zwar jeweils für vier soziale Schichten. In der „ober- sten“ Schicht finden sich die Freibe- rufler und die Manager; es folgen die mittleren und die jüngeren Angestell- ten, dann die Facharbeiter und schließ- lich die an- oder ungelernten Arbeiter und das Dienstpersonal. Untersucht wurde der Zeitraum von 1973 bis 1993.
Am Beginn betrug die Arbeitslosen- zahl eine Million; sie stieg bis 1986 auf über drei Millionen, sank bis 1989 auf 1,6 Millionen und stieg dann wieder allmählich an. Berücksichtigt wurden in der Studie nur Männer.
In allen Gruppen fiel in den zwan- zig Jahren die Beschäftigtenquote ins- gesamt – bei den „Managern“ von 97 auf 93 Prozent, bei den Ungelernten von 91 auf 70 Prozent, mit einem gewis- sen Auf und Ab. Bei den Gruppen 1 und 2 waren die Unterschiede zwischen Gesunden und den chronisch Kranken jedoch nicht sehr groß: elf bis zwölf Prozentpunkte zu Beginn, um die fünf- zehn am Ende der Beobachtungsperi- ode. Auffällig ist, daß die Kurven der Beschäftigtenquoten bei den chronisch Kranken große Zacken nach unten und nach oben aufweisen, während sie bei den Gesunden gleichmäßig verlaufen.
Bei den beiden Arbeitergruppen hin- gegen klafft die Quote der Beschäftig- ten in den zwanzig Jahren immer weiter
auseinander: von 20 bis 25 Prozent- punkten am Anfang auf 30 bis 40 Pro- zentpunkte. Ganz anders wird das Bild jedoch, wenn man die Arbeitslosen- quote betrachtet: Hier laufen die Kur- ven von Gesunden und Kranken weit- gehend parallel. Dieses Rätsel löst sich schnell, wenn eine weitere Kategorie herangezogen wird – die der „Inakti- ven“: diejenigen, die entweder als Krankengeld-Dauerbezieher oder als Frührentner nicht mehr beim Arbeits- amt als für den Arbeitsmarkt zur Ver- fügung stehend registriert sind. Sie wurden im Lauf dieser zwanzig Jahre immer mehr, insbesondere bei den Ar- beitern. Die chronisch Kranken wur-
den also in immer größerem Ausmaß aus dem Arbeitsmarkt gänzlich ver- drängt. Eigenartigerweise haben es die Autoren in der Diskussion ihrer Studi- energebnisse versäumt, auf die Verän- derungen der industriellen Verhältnis- se ihres Landes einzugehen, die die Ar- beiterschaft natürlich ganz anders ge- troffen haben als den „Büro“-Sektor und bei den Arbeitern einen erheblich höheren Selektionsdruck erzeugt ha-
ben. bt
Bartley, M, Owen C: Relation between socioeconomic status, employment, and health during economic change 1979–93.
Brit Med J 1996; 313, 445–449
Mel Bartley, Social Statistics, Research Unit, City University, London EC1V OHB, Großbritannien
Arbeitslos und krank – schichtenspezifisch
Die Sanierung der Helicobacter- pylori-Infektion ist zwischenzeitlich Standard beim Ulkuspatienten gewor- den, da nur durch eine antibiotisch-an- tisekretorische Kombinationstherapie eine Heilung der Ulkuskrankheit zu erreichen ist. Beim unkomplizierten Ulcus duodeni ist nach der vorliegen- den Studie eine Überprüfung der Effi- zienz dieser Therapie nicht erforder- lich, da eine Kontrollendoskopie rela- tiv kostenintensiv ist und ein Atemtest nur begrenzt zur Verfügung steht. Die Autoren befragten sechs Monate nach Therapie 120 Patienten, bei denen eine Helicobacter-Therapie durchgeführt worden war, nach dyspeptischen Sym- ptomen. Nur zwei von 80 Helicobacter- pylori-Negativen klagten noch über
Sodbrennen, während Helicobacter- pylori-positive Patienten in 90,6 Pro- zent über epigastrische Beschwerden, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen und Meteorismus klagten. Bei Patienten mit Ulkuskomplikationen (Blutung, Perforation), also Hochrisikopatien- ten, sollte der Erfolg der Eradikati- onstherapie immer überprüft werden.
Auch für das Ulcus ventriculi, bei dem Kontrollbiopsien erforderlich sind, treffen die Empfehlungen der Autoren
nicht zu. w
Phull PS, Halliday D, Price AB, Jacyna MR: Absence of dyspeptic symptoms as a test for Helicobacter pylori eradication.
Brit Med J 1996; 312: 349–350
Northwick Park Hospital, Harrow, Middlesex HA1 3UJ, Großbritannien