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Archiv "Therapie des metastasierten Melanoms: Antikörper verlängert das Überleben" (28.10.2011)

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A 2296 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 43

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28. Oktober 2011

THERAPIE DES METASTASIERTEN MELANOMS

Antikörper verlängert das Überleben

Die Verstärkung der Immunantwort durch den monoklonalen Antikörper Ipilimumab verlängert das Überleben von Patienten. Ein Monitoring

auf unerwünschte Effekte durch geschulte Ärzte ist allerdings unerlässlich.

W

ie ein Antibiotikum im All- gemeinen der Unterstützung des Immunsystems bedarf, damit Bakterien aus dem Körper elimi- niert werden können, setzt sich bei der Krebstherapie die Erkenntnis durch, dass spezifische und unspe- zifische immunstimulierende The- rapien zur Behandlung von Mali- gnomen, auch in Kombination mit herkömmlichen Behandlungen, ein sinnvolles Prinzip sein können. Mit Ipilimumab (Yervoy®), einem Anti- körper gegen CTLA4, ein Protein auf T-Lymphozyten, das die Im- munantwort herunterreguliert, wird eine neue Form der unspezifischen Immunstimulierung in die Behand- lung des fortgeschrittenen mali- gnen Melanoms eingeführt. Der Antikörper ist im Sommer euro - paweit für die Behandlung bei nicht resezierbaren oder metasta- sierten malignen Melanomen Er- wachsener zugelassen worden, die vorbehandelt sind.

Mortalität noch immer hoch

Circa 15 000 bis 18 000 Menschen erkranken jährlich neu an einem malignen Melanom, berichtete Prof. Dr. med. Axel Hauschild, Uni- versität Kiel. Bei fernmetastasierter Erkrankung liege die Mortalität in Deutschland bei 60 Prozent inner- halb der ersten zwölf Monate nach Diagnose. Grundlage für die thera- peutische Strategie seien Alter, Ko- morbidität und Tumorstaging, künf- tig vermutlich noch häufiger auch molekulargenetische Marker. Che- motherapie und, bei Weichteilme- tastasen und Knochenschmerzen auch Bestrahlung, seien Optionen.

In der für die Zulassung von Ipi- limumab relevanten Phase-III-Stu- die waren 676 Patienten mit nicht resezierbarem Melanom im Stadi- um III oder IV (minimale Lebens-

erwartung: vier Monate) aufge- nommen worden. Sie mussten positiv für das HLA-Merkmal A*0201 sein, da ein Teil der Pa- tienten eine Vakzine gegen das Glycoprotein GP100 erhielt. Das HLA-Merkmal habe keinen Ein- fluss auf die Aussagefähigkeit der Studie, so die Autoren (NEJM 2010; 363: 711–23).

Die Teilnehmer wurden 3 : 1 : 1 randomisiert: 403 erhielten Ipilimu- mab plus GP100, 137 Patienten Ipi- limumab allein und 136 GP100 al- lein. Der Antikörper wurde in einer Dosierung von 3 mg pro kg Körper- gewicht mit oder ohne GP100 alle drei Wochen in maximal vier Zy- klen gegeben. Patienten konnten ei- ne Reinduktionstherapie erhalten.

Nach einer Beobachtungszeit zwischen 17,2 und 27,8 Monaten betrug das Gesamtüberleben unter Antikörpertherapie plus Vakzine zehn Monate, unter Ipilimumab allein 10,1 Monate und bei der Vakzine allein 6,4 Monate. Die Unterschiede waren mit p-Werten zwischen 0,003 und < 0,001 hoch- signifikant. Das durchschnittliche Zweijahresgesamtüberleben lag in der Gruppe, die Ipilimumab al- lein erhielt, bei 23,5 Prozent, in der Kombination mit dem GP100- Impfstoff bei 21,6 Prozent und in der Gruppe, die nur die Vakzine er- hielt, bei 13,7 Prozent.

„Ipilimumab wirkt langsam, das Immunsystems braucht Zeit, um das Tumorwachstum zu bremsen“, sagte Hauschild. Zugelassen sei die Induktionstherapie für vier Do- sen im Abstand von drei Wochen (3 mg/kg Körpergewicht intrave- nös über einen Zeitraum von 90 Minuten). Davon abweichende Regime oder eine Erhaltungsthera- pie seien experimentell. „Es hat in den vergangenen 15 Jahren keine

Neuzulassungen für die Therapie des Melanoms gegeben, und es ist ein großer Fortschritt, dass nun mit Ipilimumab ein Medikament mit ei- nem innovativen Wirkmechanis- mus zur Verfügung steht“, so die Einschätzung von Prof. Dr. med.

Dirk Schadendorf, Essen. Prinzi- piell seien Kombinationen mit Zy- tostatika, anderen unspezifischen Immunstimulanzien oder spezifi- schen Vakzinen denkbar.

Intensive Schulung nötig

Allerdings gehöre die Behandlung in die Hand erfahrener und spezi- fisch geschulter Ärzte, da schwer- wiegende, mit der Immunstimulati- on assoziierte unerwünschte Effekte auftreten könnten, die zum Teil eine hochdosierte Corticosteroidtherapie erforderlich machen könnten. Po- tenzielle schwere, unter Umständen lebensbedrohliche Nebenwirkungen sind das Stevens-Johnson-Syndrom, gastrointestinale Hämorrhagien und Darmperforation, Hepatotoxizität, Erhöhungen von AST und ALT und Gesamtbilirubin, Neuropathien und immunvermittelte Entzündungen an- derer Organsysteme wie Pankreas oder Nieren.

„Nicht jeder Arzt, der Erfahrun- gen mit Zytostatika hat, kennt sich mit Ipilimumab aus“, mahnten die Experten. Für die Überwachung und das Vorgehen bei jeder uner- wünschten Wirkung gebe es Algo- rithmen, die in intensiven Schulun- gen vermittelt würden, so der Her- steller Bristol-Myers-Squibb. Das Unternehmen möchte darum doku- mentieren, an wen das Medikament

abgegeben wird.

Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze

Ipilimumab (Yervoy®): „Eine neue Zeit für Patien- ten mit metastasiertem Melanom“; Veranstalter der Pressekonferenz in Berlin: Bristol-Myers- Squibb

P H A R M A

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