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ordrhein-Westfalen will in der Modellregion Bo- chum–Essen eine umfassende Telematikinfrastruktur für das Gesundheitswesen aufbauen und auch den Einsatz der elektronischen Gesundheits- karte testen, die ab 2006 die jetzige Krankenversicherten- karte ablösen soll. Dazu hat das Ministerium für Gesund- heit, Soziales, Frauen und Fa- milie des Landes Nordrhein- Westfalen in Düsseldorf mit den Firmen Siemens und T-Systems eine Vereinbarung über das Modellprojekt „eGe- sundheit.nrw“ unterzeichnet.Weitere Partner sind die GWI AG, Bonn, und die Compu- group, Koblenz, als Anbie- ter von Krankenhausinforma- tionssystemen beziehungswei- se Arztpraxissoftware. Einge- bunden werden sollen außer- dem die Kassenärztlichen Vereinigungen, die Kranken- kassen, die Ärzte- und Apo- thekenkammern und die Kran- kenhausgesellschaft.
Die Landesregierung stellt für das Projekt bis 2006 500 000 Euro bereit. Das von allen Partnern getragene In- vestitionsvolumen werde je- doch beträchtlich höher lie- gen, betonte die Gesundheits- ministerin Birgit Fischer. Wie
die Finanzierung im Einzel- nen aussehen wird, ist aller- dings noch unklar. Essen–Bo- chum erfülle als Ballungs- raum in beiden Landesteilen mit rund einer Million Men- schen, 25 Krankenhäusern einschließlich der Universi- tätskliniken Bochum und Es- sen, 1 500 niedergelassenen
Ärzten, 600 Zahnärzten und rund 300 Apotheken „gera- dezu idealtypisch“ die Vor- aussetzungen für eine Mo- dellregion, erläuterte Fischer.
Darüber hinaus habe das Bundesgesundheitsministeri- um großes Interesse geäu- ßert, in dieser Region die Ein- führung der elektronischen
Gesundheitskarte zu erpro- ben. Über mögliche Testre- gionen wird in den nächsten Monaten entschieden.
In dem Modellvorhaben soll eine breitbandig vernetz- te und serverbasierte Tele- matikinfrastruktur aufgebaut werden, die Anwendungen wie das elektronische Rezept, die elektronische Überwei- sung und den elektronischen Arztbrief ermöglichen soll.
Ziel ist, eine zentrale elektro- nische Patientenakte zu ent- wickeln, die in großen Re- chenzentren mit hoher Si- cherheit und Verfügbarkeit gespeichert werden soll und auf welche die berechtigten Nutzer über Portale oder Krankenhaus- beziehungswei- se Arztpraxissysteme zugrei- fen können. Die elektroni- sche Patientenakte soll die Krankengeschichte mit sämt- lichen Behandlungs- und Ab- rechnungsdaten, das aktuelle Rezept und die Arzneimittel- historie, das Zuzahlungsma- nagement des Patienten und eine Dokumentation sämtli- cher Zugriffe auf die Akte umfassen. Erste Komponen- ten und Anwendungen sollen bereits im Sommer getestet und dann stufenweise weiter ausgebaut werden. KBr A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 423. Januar 2004 AA149
Bronchialkarzinom
Antikörper-Therapie enttäuschend
O
bwohl viele nichtkleinzellige Bron- chialkarzinome (NSCLC) den HER2- Rezeptor ausbilden, an dem der Anti- körper Trastuzumab (Herceptin®) an- setzt, scheint das Medikament bei die- sem Tumor nicht wirksam zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine in den Annals of Oncology (2004; 15: 19–27) publizierte Studie. Unter der Leitung von Dr. Ulrich Gatzemeier (Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie am Krankenhaus Großhansdorf) wur- den 619 Patienten mit NSCLC ge- screent. Von ihnen erfüllten 103 die Einschlusskriterien: Die nicht vorbe-handelten Patienten mit Tumoren im Stadium IIIB/IV mussten HER2-posi- tiv sein. Sie wurden auf zwei Gruppen randomisiert. Eine Hälfte wurde mit sechs Zyklen Gemcitabin plus Cispla- tin behandelt. Die andere Hälfte erhielt zusätzlich Trastuzumab.
B
ei Frauen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom verlängert Trastu- zumab die Überlebenszeit, weil der An- tikörper den Rezeptor HER-2 außer Kraft setzt und so das Tumorwachstum bremst. Beim NSCLC scheint dies nicht der Fall zu sein. Weder in der An- sprechrate noch bei der medianen Zeit bis zur Progression, noch im medianen progressionsfreien Überleben gab es einen Vorteil. Die Ergebnisse waren so- gar tendenziell schlechter, wenn auch die Unterschiede statistisch nicht signi- fikant waren.G
atzemeier zeigt sich in einer Pres- semitteilung der European Society for Medical Oncology enttäuscht über die Ergebnisse der Phase-II-Studie.Positive Ergebnisse habe es einzig in einer Untergruppe von sechs Patien- ten mit einer besonders starken Ex- pression von HER2 gegeben. Hier wurde eine Ansprechrate von 83 Pro- zent erzielt, wohingegen es im Ge- samtkollektiv der Herceptin-Behan- delten 36 Prozent waren. Das mediane progressionsfreie Überleben war mit 8,5 Monaten ebenfalls länger (zum Vergleich: sieben Monate im Gesamt- kollektiv der Herceptin-Behandelten).
Gatzemeier schlägt daher vor, die Therapie in weiteren Studien auf diese Gruppe zu beschränken, auf die jedoch weniger als fünf Prozent aller Pa- tienten mit fortgeschrittenem NSCLC entfallen. Rüdiger Meyer Akut
Gesundheitstelematik
Modellprojekt „eGesundheit.nrw“
Aufbau einer Kommunikationsinfrastruktur in der Region Bochum–Essen mit Partnern aus der Industrie
Michael Schmitz, Bernd Kuhlin, Birgit Fischer, Michael Dahlweid, Christoph Bellmer (von links) bei der Vertragsunterzeichnung für das Projekt „eGesundheit.nrw“
Foto:Gesundheitsministerium NRW