In den USA steht der er- ste monoklonale Antikörper zur Behandlung einer mali- gnen Erkrankung unmittel- bar vor der Zulassung, nach- dem ein Beraterkomitee der Food and Drug Administra- tion (FDA) Ende August den Einsatz von Rituximab zur Behandlung von Non-Hodg- kin-Lymphomen mit niedri- gem Malignitätsgrad befür- wortet hat. Wie auf einer Pressekonferenz am Rande des Europäischen Krebskon- gresses in Hamburg zu erfah- ren war, erwartet der Schwei- zer Konzern Hoffmann-La Roche, der das Medikament in Deutschland vermarktet, für Mitte nächsten Jahres ei- ne Zulassung.
In Deutschland leiden 30 000 bis 40 000 Menschen an Non-Hodgkin-Lympho- men. In etwa der Hälfte der Fälle handelt es sich um ein niedrigmalignes B-Zell-Lym- phom. Nur für diese Unter- gruppe kommt eine Behand- lung mit Rituximab in Frage.
Der Antikörper erzielt seine Wirkung (Zellyse, Apoptose) durch Bindung an den CD20- Rezeptoren, die ausschließ- lich auf B-Zellen vorhanden sind. Bei anderen Non-Hodg- kin- oder Hodgkin-Lympho- men ist das Medikament per se wirkungslos.
Gute
Verträglichkeit
Eine Besonderheit ist die gute Verträglichkeit von Ri- tuximab. Es unterscheidet sich in diesem Punkt von früheren Antikörpern, deren Einsatz immer wieder an den schweren Komplikationen scheiterte. Sie waren zum Teil Folge eines unspezifi- schen Angriffspunktes, zum Teil wurden sie durch heftige
Abwehrreaktionen des Im- munsystems gegen den kör- perfremden Antikörper aus- gelöst. Die Antikörper wur- den zumeist in Mäusen gene- riert. Immunologische Reak- tionen treten bei Rituximab, wenn überhaupt, dann in sehr abgeschwächter Form auf.
Anders als die Vorgänger ist Rituximab eine Chimäre aus menschlichen und murinen Anteilen des Antikörpermo- leküls. Mit gentechnischen Mitteln konnte der murine Anteil immer weiter redu- ziert werden. Dies wird den Preis steigern.
Späte Rezidive
Die Wirksamkeit wurde durch Studien an etwa 300 Patienten belegt. Für die Zu- lassung in den USA wurde ei- ne Phase-3-Studie durchge- führt. Darin kam es bei 76 von 151 auswertbaren Patien- ten zu einer partiellen oder kompletten Remission des Tumors. Die mittlere Dauer der Remission ist noch nicht bekannt. Die Mehrzahl der Patienten lebt mittlerweile über zwölf Monate ohne Re- zidiv. Allerdings ist das Medi- kament nicht völlig neben- wirkungsfrei. In den Studien kam es nach der ersten Infu- sion zu Fieber, Schüttelfrost, Hautausschlägen und selten zu einem Bronchospasmus sowie einem leichten Blut- druckabfall. Mit der Zahl der Infusionen soll sich die Ver- träglichkeit aber verbessern.
Da auch die nichtmalignen B- Zellen den CD20-Rezeptor exprimieren, kommt es zu ei- nem Abfall der B-Zellen. Ein das Immunsystem schwä- chender Abfall der Antikör- per soll jedoch noch nicht be- obachtet worden sein (siehe auch JAMA 1997; 278:
616–618). Rüdiger Meyer A-3016 (72) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 45, 7. November 1997
V A R I A AUS UNTERNEHMEN