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Archiv "Kann das Leben von Patienten mit koronarer Herzerkrankung verlängert werden?: Schlußwort" (19.11.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Lebensverlängerung bei koronarer Herzerkrankung?

Stellungnahme IV

Aus der Medizinischen Universi- tätsklinik München wird von Herrn Silber eine Übersicht über die the- rapeutischen Möglichkeiten bei der koronaren Herzerkrankung gegeben. Zur Reanimation wird pauschal vermerkt, daß der Ein- satz von Laien bei der kardiopul- monalen Reanimation „weitge- hend utopisch" sei. Diese Feststel- lung wird eingeschränkt mit dem Hinweis, daß Familienangehörige kardial gefährdeter Patienten in den Grundkenntnissen der Herz- massage und der künstlichen Be- atmung unterrichtet werden soll- ten.

Exakte wissenschaftliche Studien beweisen hingegen die Wirksam- keit der Reanimation (Herz-Lun- gen-Wiederbelebung) durch Laien (1, 2, 3). Es sollte herausgestellt werden, daß jährlich ca. 100 000 Menschen in der Bundesrepublik Deutschland an plötzlichem Herz- tod versterben; bei der Ausbil- dung der Laien in kardiopulmona- ler Reanimation, wie zum Beispiel in Seattle, könnten 50 000 Men- schen jährlich gerettet werden.

Bei Kenntnis der Tatsache, daß die Anzahl der Verkehrstoten etwa ein Fünftel dieser Zahl beträgt, wird die Aktualität deutlich, und es drängt sich die Notwendigkeit auf, von ärztlicher Seite Maßnahmen zu ergreifen, um dem Problem der 100 000 Todesfälle jährlich wirk- sam entgegentreten zu können.

Neben den wissenschaftlichen Un- tersuchungen ist aus Gründen der

Logistik keine andere Wahl mög- lich, als durch den Einsatz von Lai- en die Zahl der Todesfälle an aku- tem Herzstillstand (Kammerflat- tern, Kammerflimmern, Asystolie) zu reduzieren. Im Rahmen deut- scher wissenschaftlicher Gesell- schaften werden zur Zeit in Göttin- gen und Aschaffenburg Pilotstu- dien durchgeführt, die Laien in kardiopulmonaler Reanimation ausbilden. Bisher ist die Resonanz der Bevölkerung außerordentlich gut. Weitere Studien in Ulm und Berlin sollten genannt werden.

Nach unserer Meinung sollten alle Laien, die physisch und intellektu- ell in der Lage sind, sich die Lehr- inhalte zu eigen zu machen, in kar- diopulmonaler Reanimation ab dem 16. Lebensjahr ausgebildet werden. Ein im vergangenen Jahr erschienener Bericht über die kar- diopulmonale Reanimation, der im Journal of the American Medical Association publiziert wurde, schließt mit den Worten „ . .. jeder Angriff auf die kardiopulmonale Reanimation durch Laien, sie als gefährlich oder ineffektiv abzu- tun ... kann nur als verantwor- tungslos betrachtet werden. Die Bemühungen (der Reanimation durch Laien) bewirken keine Schäden, sondern retten eindeu- tig Leben (2).

Literatur

(1) Cobb, L. A., and A. P. Hallstrom: Communi- ty-based cardiopulmonary resusciatation:

What have we learned? Ann. NY. Acad. Sci.

382 (1982) 330-342 — (2) Cummins, R. 0., and M. S. Eisenberg: Prehospital Card iopulmonary Resuscitation. Is it Effective? JAMA 253 (1985) 2408-2412 (3) Juchems, R.: Laienreanimation rettet Leben. Notfallmedizin 1986 (im Druck).

Professor Dr. med.

Rudolf Juchems

Städtische Krankenanstalten Lamprechtstraße 2

8750 Aschaffenburg

Schlußwort

An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich für die zahlreichen eingegangenen Worte der Aner- kennung für meinen Beitrag be- danken. Ich bin nun überzeugt, daß mein Hauptanliegen, die tat- sächlichen Möglichkeiten und Grenzen der lebensverlängernden Maßnahmen bei Patienten mit ko- ronarer Herzerkrankung transpa- rent zu machen, vermittelt wurde.

Ich möchte noch einmal betonen, daß ich in diesem Artikel aus- schließlich die Problematik der Le- bensverlängerung dargestellt ha- be. Selbstverständlich sind auch andere Parameter, wie Verhinde- rung von (Re-)Infarkten, Häufig- keit des Auftretens einer instabilen Angina pectoris, Dauer der statio- nären Behandlung, Berufsunfä-

higkeit, Bypassverschlußraten usw. von großer Bedeutung, aber ein all dies berücksichtigender Beitrag würde den vorgesehenen Rahmen gesprengt haben.

Natürlich ist die Reduktion des Körpergewichtes (Leserbrief von Dr. J. Gottbrath), Grundlage der Führung von Patienten mit koro- narer Herzerkrankung mit Überge- wicht. Die Gewichtsreduktion ver- mindert den Sauerstoffbedarf des Herzens und kann somit, wie ge- schildert, die Symptomatik bes- sern. Es ist völlig richtig, wenn Herr Kollege Gottbrath behauptet, daß durch eine konsequente Ge- wichtsreduktion anti-ischämische Medikamente eingespart werden können. „Gesund machen" aller- dings kann man hierdurch die Pa- tienten leider auch nicht.

Herrn Kollegen Prof. Dr. Juchems stimme ich in seinem Leserbrief inhaltlich voll zu. Die Reanimation durch Laien wäre ein entscheiden- der Schritt vorwärts im Kampf ge- gen den plötzlichen Herztod. Mei- ne Formulierung „weitgehend utopisch" bezog sich, vielleicht mißverständlich, nicht auf die Ef- fektivität, sondern auf den zur Zeit

möglichen Einsatz von Laien. Gro- ße Entwicklungen, und die Laien- reanimation wäre eine solche, vollziehen sich meist in kleinen Schritten. Wenn man sofort alles will, erreicht man oft gar nichts.

Aus diesem Grunde wäre ich zu- nächst schon einmal sehr zufrie- den, wenn die Reanimation von Herzkranken, deren hochgradige Gefährdung schon bekannt ist, nach holländischem Vorbild durch Familienangehörige, die wohl die höchste Motivationsstufe aufwei- sen müßten, durchgeführt werden kann. „Hand aufs Herz", Herr Kol- lege, wie viele Familien Ihrer kar- dial gefährdeten Patienten haben Sie in den Grundlagen der Reani- mation ausgebildet?

Dr. med. Sigmund Silber Medizinische Klinik Innenstadt der Universität München Ziemssenstraße 1 8000 München 2 3300 (64) Heft 47 vom 19. November 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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