Verträglichkeit der Impfstoffe hat auf der anderen Seite ihre Wirksam- keit, das heißt ihre Schutzkraft, nicht herabgesetzt. Das Gegenteil ist der Fall: Die Vergrößerung der antige- nen Oberfläche bei Reduktion der Virusproteinmasse hat die Ausbil- dung erheblich höherer Konzentra- tionen an Antikörpern zur Folge, die - per definitionem und experimen- teller Erfahrung unter den aktuellen Bedingungen der Infektionsbela- stung - repräsentativ für den Schutzwert einer Vakzine sind.
..,.. Es kommt nun darauf an, einen möglichst großen Anteil unserer Be- völkerung - unter besonderer Be- rücksichtigung der ersten zwei Le- bensdezennien und der Personen über 50 Jahren- gegen Influenza zu impfen.
Das gut durchgearbeitete Instru- ment der Influenza-Schutzimpfung wird im Einzelfall und auf der Ebene der Population der Entwicklung der Influenza und ihrer seuchenhaften Verbreitung im kommenden Winter- halbjahr wirkungsvoll Einhalt gebie- ten, wenn die Antikörperträgerrate gegen die beiden zu erwartenden Epidemiestämme des Typs A auf mehr als 50 Prozent in unserer Po- pulation angehoben werden kann. ..,.. Es ist die Aufgabe aller an der Gesunderhaltung unserer Bevölke- rung interessierten Institutionen, die Akzeptierungsrate der Impfung ganz erheblich zu steigern.
Der häufig hauptsächlich von sach- inkompetenter Seite unter Außer- achtlassung ätiologischer und epi- demiologischer Gegebenheiten ge- äußerten Kritik ari der Influenza- Schutzimpfung könnte einmal mehr durch den Beweis des Wertes dieser Impfung unter pandemischer und epidemischer Belastung wissen- schaftlich- exakt und dementspre- chend wirkungsvoll begegnet werden.
Dowdle (1) hat für die pandemischen und interpandemischen Gegeben- heiten von 1957 bis 1972 Exzeß-To- desraten, die durch die Infektion mit dem Influenzavirus bedingt waren,
Influenza-Sch utzi m pfu ng
von 45 bis 400 Personen auf einen Bevölkerungsanteil von 1 Million nach den Daten des amerikanischen Meldesystems errechnet. Nach Eh- rengut u. a. (2) liegen die analogen Daten der Bundesrepublik für die Jahre 1956 bis 1975 zwischen 20 und 219 Todesfälle auf 1 Million Einwoh- ner. Die Morbidität ist- wiederum in Abhängigkeit von der pandemi- schen oder epidemischen Situation - auf etwa 30 Prozent über Normal für die Gesamtbevölkerung und 100 Prozent über Normal bei Kindern und Jugendlichen anzusetzen. Auf die Organschäden im Verlaufe einer Influenzaerkrankung (Myokard, Nie- re, Kreislauf, ZNS) soll hier nur hin- gewiesen werden, ohne daß exakte Zahlenangaben zur Verfügung ste- hen. Ein modernes Gesundheitswe- sen wird unter Berücksichtigung dieser Zahlen und der damit verbun- denen medizinischen und sozioöko- nomischen Problematik nicht umhin können, die Influenza-Schutzimp- fung für das kommende Jahr unter Modifikation der bisherigen lmpf7 empfehlungen zu intensivieren. Ob für die Impfungen im kommenden Winterhalbjahr bivalente A-Virus- lmpfstoffe ohne gleichzeitige B- Komponente zum Einsatz gelangen, istzurZeit noch nicht vorauszusehen. Aus unserer Sicht kommt den beiden A-Komponenten (H1 N1 und H3N2) zur Zeit eine unvergleichlich viel grö- ßere Bedeutung für die Bekämpfung der Influenza zu als dem Typ B.
Literatur bei den Verfassern
Anschrift der Verfasser:
Professor Dr. Ernst K. Kuwert Oberarzt Dr. Jürgen Werner Dr. Norbert Scheiermann Institut für Medizinische Virologie und Immunologie des Universitätsklinikums Essen - Gesamthochschule Hufelandstraße 55
4300 Essen 1
Zur Fortbildung Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
ZigareHenkonsum und Mortalitätsrate an koronarer
Herzerkrankung
Der enge Zusammenhang zwischen Zigarettenrauchen und koronarer Herzerkrankung ist unbestritten. Al- lerdings lagen bisher keine klaren epidemiologischen Aussagen über die Beziehung zwischen der Anzahl der gerauchten Zigaretten und der davon abhängigen Mortalitätsrate beziehungsweise Morbiditätsrate vor.
ln einer jetzt vorgelegten Arbeit konnte gezeigt werden, daß ein hö- herer Zigarettenkonsum eine linear höhere Mortalitätsrate nach sich zieht. Männer, die mehr als 40 Ziga- retten täglich rauchten, hatten eine vierfach höhere Sterblichkeit an ko- ronarer Herzerkrankung gegenüber Vergleichsgruppen, die nicht rauch- ten. Bei Rauchern, die täglich "nur"
20 Zigaretten rauchten, war die Mor- talitätsrate lediglich zweifach hö- her.
Bei aller Problematik der Raucher- entwöhnung (gibt es überhaupt den
"mündigen Raucher"?) zeigen diese Daten, die in den USA an weißen Männern nach durchgemachtem Herzinfarkt erhoben wurden, daß die Reduktion des Nikotinabusus meß- bare Erfolge bringt. Sicher ist, daß daraus ableitbare entsprechende ärztliche Empfehlungen, die Zigaret- tenanzahl zu drosseln realistischer sind und vom Patienten eher aufge- nommen werden.
Eine solche Argumentation scheint gerade auch beim jugendlichen Raucher erfolgreicher zu sein.
Bemerkenswert ist ferner, daß Ziga- retten mit geringem Teer- und Niko- tingehalt offenbar vom Trend her - nicht statistisch signifikant faßbar- die Mortalitätsrate der koronaren Herzerkrankung senken. Dem
Bain, C., Rosner, B., Hennekens, Ch., Speizer, F. E., Jesse, M. J.: Gigarette Consumption and Deaths From Coronary Heart-Disease. The lancet (1978) No 8072