Beitrag der
Myokardszintigraphie
Die Autoren führen ganz richtig an, dass die linksventrikuläre Ejektions- fraktion sowohl mittels Echokardio- graphie als auch Myokardszintigraphie (genauer: Myokardperfusionsszintigra- phie) nichtinvasiv bestimmt werden kann. Außerdem kann die Ejektions- fraktion auch mithilfe der Herzbin- nenraumszintigraphie bestimmt wer- den. Wichtig erscheint es uns aber zu ergänzen, dass sich der Beitrag der Myokardperfusionsszintigraphie zur nichtinvasiven Risikostratifizierung bei koronarer Herzerkrankung nicht in der Bestimmung der Ejektionsfraktion er- schöpft.
Das szintigraphisch dargestellte myo- kardiale Perfusionsmuster selbst wird zunehmend zur prognostischen Beur- teilung des Verlaufs einer bekannten koronaren Herzerkrankung herange- zogen. Belastungsinduzierte Perfusi- onsstörungen bedeuten ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
An großen Patientenzahlen konnte gezeigt werden, dass Patienten mit be- kannter oder angenommener korona- rer Herzerkrankung und pathologi- scher Myokardperfusionsszintigraphie ein durchschnittliches Risiko von 7,4 Prozent tragen, im Folgejahr einen
Myokardinfarkt oder Herztod zu erlei- den. Dabei sind sowohl das Ausmaß als auch die Anzahl der Perfusionsdefekte unabhängige Vorhersageparameter für kardiovaskuläre Komplikationen (1, 6). Noch bedeutender scheint uns zu sein, dass ein unauffälliges Myokard- perfusionsszintigramm unter Bela- stung mit einem sehr niedrigen kardio- vaskulären Krankheitsrisiko verbun- den ist.
Eine Reihe von Studien belegt über- einstimmend, dass die jährliche Kom- plikationsrate an Myokardinfarkten oder Herztodesfällen bei diesen Pati- enten unter einem Prozent liegt (2, 3), und zwar unabhängig vom Verhalten der ST-Strecke im Belastungs-EKG (4, 7). In einer mehr als 12 000 Patienten umfassenden Metaanalyse wurde eine jährliche Komplikationsrate von 0,6 Prozent gefunden (6). Auch Patienten mit nur geringgradig pathologischer Myokardperfusionsszintigraphie ha- ben eine gute Prognose unabhängig davon, ob sie medikamentös oder mit revaskularisierenden Maßnahmen be- handelt werden (5). Die Myokardper- fusionsszintigraphie ermöglicht daher auf nichtinvasivem Weg die Identifizie- rung einer Untergruppe von Patienten mit koronarer Herzerkrankung, die ein sehr geringes klinisches Erkrankungs- risiko besitzt.
Literatur bei den Verfassern
Priv.-Doz. Dr. (Universität Zagreb) Velimir Ivancevi ´c
Universität Zagreb
Priv.-Doz. Dr. med. Reiner Jahns Nuklearmedizinische Gemeinschaftspraxis im Allgemeinen Krankenhaus
Siemensplatz 4, 29223 Celle
Schlusswort
Wir bedanken uns für die Zusatzinfor- mation der Kollegen Ivancevi ´c und Jahns. Sie berichten zutreffend über ei- nen weit reichenden Informationsge- halt der Myokardperfusionsszintigra- phie. Aus den akquirierten Daten während der Untersuchung kann das myokardiale Perfusionsmuster darge- stellt werden. Die Autoren beschrie- ben, dass mit dieser Methode eine Untergruppe von Patienten mit koro-
narer Herzerkrankung identifiziert werden kann, die ein geringes klini- sches Erkrankungsrisiko besitzt. Hier- zu dürfen wir ergänzend eine neuere Untersuchung von Hoque und Mitar- beitern anführen (1): Hier wurde die Aussagekraft einer Stress-Echokardio- graphie und eines „single-photon emis- sion computed tomography“- (SPECT- )Stresstests bezüglich der Vorhersage von Gesamtmortalität und spezifischen kardialen Ereignissen verglichen. Sie konnten anhand der Daten von 206 Patienten dokumentieren, dass mithil- fe der Stress-Echokardiographie die Ischämie quantifiziert werden kann.
Dies ermöglichte, die Gesamtmor- talität, den kardialen Tod sowie den plötzlichen Herztod gezielter vorher- zusagen. Im Gegensatz dazu konnte durch die SPECT-Untersuchung das Ausmaß eines fixierten Defektes be- stimmt werden und damit wurde ein Myokardinfarkt sowie eine instabile Angina pectoris besser vorhergesagt.
Wir nehmen die aufgeführten Anre- gungen bezüglich der Aussagekraft der Myokardperfusionsszintigraphie gerne auf, nicht ohne zuvor nochmals zu unterstreichen, dass die nichtinvasive Risikostratifikation unter spezieller Berücksichtigung des Langzeit-EKG im Mittelpunkt unserer Arbeit stand.
Zentrales Anliegen war es, in dieser Übersicht die Vorhersagekraft unter- schiedlicher Methoden bezüglich des plötzlichen Herztodes kritisch zu ber- trachten.
Uns ist derzeit keine wissenschaftliche Arbeit bekannt, in der mittels szintigra- phischer Untersuchungstechniken eine Abschätzung über den plötzlichen Herz- tod bei Patienten mit koronarer Herzer- krankung getroffen werden kann.
Literatur
1. Hoque A, Maaieh M, Longaker RA, Stoddard MF:
Exercise echocardiography and thallium-201 single- photon emission computed tomography stress test for 5- and 10-year prognosis of mortality and specific cardiac events. J Am Soc Echocardiogr 2002; 11:
1326–1334.
Dr. med. Jörg O. Schwab Dr. med. Alexander Yang
Priv.-Doz. Dr. med. Thorsten Lewalter Prof. Dr. med. Dr. h.c. Berndt Lüderitz Medizinische Klinik und Poliklinik II Universitätsklinikum Bonn Sigmund-Freud-Straße 25 53105 Bonn
M E D I Z I N
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 234. Juni 2004 AA1685
zu dem Beitrag
Nichtinvasive
Risikostratifikation bei koronarer
Herzerkrankung
Stellenwert des Langzeit-EKG von
Dr. med. Jörg O. Schwab Dr. med. Alexander Yang Priv.-Doz. Dr. med.
Thorsten Lewalter Prof. Dr. med. Dr. h. c.
Berndt Lüderitz in Heft 44/2003
DISKUSSION
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